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Alle paar Seiten lacht jemand Folgen einer späten Klassiker-Lektüre: Dostojewskis »Idiot« als Humoristikon?
Von Wolfram Schütte Jetzt erst, nachdem ich kürzlich dazugekommen bin, nach seinen anderen großen Romanen auch noch Dostojewskis »Der Idiot« in der ebenso vielgelobten wie doch an manchen Stellen allerdings miserablen Übersetzung Svetlana Geyers zu lesen, habe ich begriffen, warum Eckhard Henscheid mir immer in den vergangenen Jahren von dem »Humoristen« Dostojewski gesprochen hat & warum er seine eigene »Trilogie des Schwachsinns« ganz in dessen literarischer Nähe lokalisierte. »Der Idiot« (über den gleich Dostojewski an Epilepsie leidenden Fürsten Myschkin & dessen Verwirrung stiftende Anwesenheit in der Petersburger Gesellschaft), so hörte ich früher, sei ein »Christus-Roman«. Das ist er aber mitnichten & Myschkin kein Wiedergänger des Heilands, sondern nur ein umständlich erzählter dicker Roman über einen ebenso gesundheitlich wie gesellschaftlich prekären Charakter, der durch seine menschliche Aufrichtigkeit & Güte vor dem Hintergrund einer mehrfach so benannten »nihilistischen« Gesellschaft der »besseren Kreise« für einige Turbulenzen & Kräche sorgt. Vor allem aber, weil er sich als Liebender & Heiratskandidat zwischen einer als »Traviata« zu Unrecht schlecht beleumundeten & einer bürgerlich unanstößigen Generalstochter nicht entscheiden kann.
Jedoch in keinem Roman habe ich so oft gelesen, dass jemand lache
- aber nie über einen Witz, eine Person oder eine Verhaltensweise, sondern
offenbar aus Verlegenheit - oder aufgrund einer peinlichen Situation, in die
während der drei großen Personen-Treffen, aus denen das Buch im wesentlichen
besteht, immer wieder diese & jene Person (meist im Hintergrund der
Gesellschaft) gerät.
Warum aber »Der
Idiot«
literarisch auf der gleichen ästhetischen Stufe wie
»Verbrechen
und Strafe«,
»Die
Besessenen«
& »Die
Brüder Karamasow«
stehen soll, ist mir nach dieser späten Lektüre des Klassikers allerdings
rätselhaft.
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