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Ausgrabungen
In seinen launigen Porträts macht Michael Helming die Leser mit vier
vergessenen Solitären der deutschen Literaturgeschichte bekannt: Hanns Heinz
Ewers, Kurt Münzer, Alexander Moritz Frey & Hermann Rauschning.
Vier Autoren, die zu Lebzeiten mehr berüchtigt als berühmt waren, und deren
Namen & Werke heute selbst Germanisten nichts mehr sagen, und deren einstiger
Ruhm unter literaturgeschichtlichem Geröll des 20. Jahrhunderts begraben liegt.
Michael Helming hat sich sich als Leser durch ihr Leben & Werk geschrieben und
liefert in dem Bändchen der Lichtwolf-Reihe »Lebende & Leichen« signifikante
Porträts von Hanns Heinz Ewers (1871-1943), Kurt Münzer (1879-1944), Alexander
Moritz Frey (1881-1957) und Hermann Rauschning (1887-1982). Sie machen Lust,
diese ehedem gefeierten Bestseller wiederzuentdecken:
Ein Dichter und kein Prophet
Der Dunkeldichter Hanns Heinz Ewers war sowohl den Nazis wie den Juden in
unglücklicher Liebe verbunden, die bei ihm ihren literarischen Niederschlag in
morbiden Erzählungen voller Eros und Thanatos fand. Seine phantastischen
Geschichten in der Tradition von Poe und Baudelaire bescherten Weimar manchen
Grusel, fanden gar in Hitler einen eifrigen Leser, nur um schließlich in den
Schutt des zerbombten Berlins einzugehen.
Der Hunter S. Thompson des Kaiserreichs
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lieferte sich der Skandaldichter Kurt Münzer
einen Gaunerwettstreit mit Erich Mühsam, um schließlich Ernst Jünger und Hunter
S. Thompson vorwegzunehmen: Münzers Werk feiert finstere Orgien von Rauschgift,
Sex und Krieg. Sein propagandistischer Eifer rettete Münzer nicht vor dem
Prädikat "entartet" - vor den Nazis in die Schweiz geflohen, geriet der
Sonderling in Vergessenheit.
Mit Hitler gedient
Alexander Moritz Frey war ein vielseitiger Schriftsteller und zog als solcher
schnell die Bewunderung eines österreichischen Gefreiten auf sich, mit dem er an
die Westfront des Ersten Weltkriegs geraten war. Dessen Blutmühle schilderte er
eindrücklicher als Remarque. Frey veröffentlichte fleißig expressionistische bis
realistische Prosa, verweigerte sich den Bemühungen der Nazis um ihn und ist
dennoch in heutigen Kriegszeiten kaum jemandem noch ein Begriff.
Vom Weltenlauf überrollt und mitgeschleift
Ein Westpreuße mit einer Schwäche für Volksliedgut provozierte Polen und
schaffte es bis auf den Posten des Danziger Staatspräsidenten. Doch Hermann
Rauschning stürzte bald über Händel innerhalb der NSDAP, der es nicht um bloßen
Nationalismus ging. Die fruchtlosen diplomatischen Reisen des Exilanten durch
das unbesetzte Europa führten ihn schließlich in die USA, wo sich Rauschning
Hitler-Interviews ausdachte und gänzlich einem desillusionierten Nihilismus
ergab. Franz Tunda
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Michael Helming
Leichen treppauf
Catware.net Verlag
Taschenbuch, 68 Seiten,
6,80 EUR
ISBN 978-3-941921-02-3
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