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Bücher & Themen Artikel online seit 03.05.14 |
Magischer
Realismus aus Frankfurt |
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Es ist ihr erster Roman: ein fulminantes Debüt. Die Autorin arbeitete viele Jahre als Filmkritikerin, unter anderem für die Frankfurter Rundschau und für Strandgut. Jetzt ist sie selbständig, Autorin und zertifizierte »Wunderheilerin«. Letzteres läßt an Hexerei und Magie denken. Gute Voraussetzungen für diesen Roman. Denn ohne Magie geht hier nichts ab, aber handfest realistisch erzählen, das kann sie auch. Die Geschichte mag vom Paradies her kommen. Doch sie spielt zwischen Hauptfriedhof und Zoo, mitten in Frankfurt.
Schon der Anfang ist
ungewöhnlich. Schlangenbiss und Kindsgeburt im gleichen Moment. Hartmut Alles,
Tierpfleger im Exotarium des Frankfurter Zoo, wird just in dem Moment von einer
hochgiftigen Grubenotter in den Finger gebissen, als Milla, seine Frau, ein
zartes Mädchen zur Welt bringt. Dass es ein Junge, nämlich ein Anton werden
würde, war für Hartmut selbstverständlich. Ihm floss ohnehin, davon waren seine
Kollegen überzeugt, »Gift in den Adern«.
Anders bei der
neugeborenen Toni. Ein glühend heißer Backstein, der als Bettwärmer dient,
versengt das edle Teil, das sich daraufhin selbständig macht und dem Mädchen
fortan wie ein guter Geist dient, als »Spezialist fürs Wohlbefinden«. Es spielt
mit dem älter werdenden Kind, tröstet es, und, wenn nötig, stärkt es das
Mädchen. Am liebsten geht Toni mit ihrer Oma Elsbeth auf den Friedhof. Dort
erscheinen ihre Urahnen, die viel erzählen von den Schlangentöchtern. Eingebettet in diese grandios geschriebene Geschichte von Schlangentöchtern, Scheintoten, Wiedergängern und kugeligen Schutzengeln ist die Familiengeschichte der »Alles«-Sippe. Ihre schrecklichen Kriegserfahrungen und unverarbeitete Traumata, die sie bis in die sechziger und siebziger Jahre verfolgen. Die Männer sind unsympathisch und Schwächlinge. Stark sind nur die Frauen.
Toni ist inzwischen
achtzehn Jahre alt geworden. Am Heiligen Abend spürt sie ein Ziehen und Zucken
am Steißbein. Ein untrügliches Vor-Zeichen. Die Gans schmort in der Röhre. Der
Vater ist verschwunden. Toni fährt in den Zoo, klettert über die Mauer, rennt
zum Exotarium, tritt die Tür ein. Und was sie dann erlebt, ist ein Showdown der
ganz besonderen Art. Ein grandioses Ende für ein buchstäblich fabelhaftes Debut. |
Heike Kühn |
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