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Bücher & Themen Artikel online seit 20.04.13 |
Alter
Adel auf Abwegen Von Sigrid Lüdke-Haertel
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Über die Mitford-Sisters gibt es bergeweise Literatur. Sechs Mädchen aus einer der ältesten aristokratischen Familien Englands, die in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts von sich reden machten. Zwei von ihnen wurden berühmte Nazis. Unity, tatsächlich mit Hitler befreundet, versuchte sich zu erschießen, als Deutschland England den Krieg erklärte. Diana war erst mit dem Brauerei-Erben Guinness, dann mit dem Faschistenführer Mosley verheiratet. Nancy wurde eine berühmte Schriftstellerin (ihre Bücher auf deutsch im Verlag Graf erschienen) und Jessica, mit einem Neffen Churchills verheiratet, eine Kommunistin. Es war immer was los in dieser Familie.
Sieben Geschwister, sechs
Mädchen, ein Junge, wachsen in einem riesigen Haus auf dem Land, in der Nähe von
Oxford, auf. Sie gehören zum besten Landadel, und man versucht, sie zu
»Keuschheit, Sparsamkeit, Tierliebe, Rücksicht auf Dienstboten und gesundem
Menschenverstand« zu erziehen. Bei drei Mädchen, darunter auch Jessica, geht das
gründlich schief. In ihrer Autobiographie der Kinder- und Jugendjahre beschreibt
sie sarkastisch, boshaft, aber voller Selbstironie, wie sie in ziemlicher
Freiheit aufwachsen und das »Erwachsenenschockieren« anfangs aus reiner
Langeweile betreiben.
Die Menschen in der Park
Avenue sind »teilweise sehr radikal, engstirnig und rassistisch«. Mit klaren
Ansichten: »Neger – potentielle Verbrecher. Arme Weiße , Italiener – schlimmer
als Neger. Juden – reines Gift, die Demokratische Partei – Abschaum, Präsident
Roosevelt – ein krimineller Verrückter, der anderswo keine Stelle bekommen hat.«
Einmal gibt es zwischen beiden einen heftigen Streit. Jessica sieht mit
Entsetzen, wie ein Hund grausam behandelt wird. »Wenn du einen solchen Zirkus
wegen eines Hundes aufführst, dann hättest du lieber in England bleiben sollen,
wo man Hunde füttert und die Menschen in den Slums verhungern lässt.« Das junge
Paar streunt durch Amerika, ständig auf der Suche nach Jobs. In Miami legen die
Menschen »eine Art schmieriger Jovialität an den Tag, die an die zuckrige
deutsche Gemütlichkeit erinnerte – eine Fassade, hinter der ein stinkender
Rassismus hockte.« |
Jessica
Mitford |
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