Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik


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Die menschliche Komödie
als work in progress


Zum 5-jährigen Bestehen von Glanz & Elend ist
ein großformatiger Broschurband
in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren
mit 176 Seiten erschienen, die es in sich haben.

 

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Glanz&Elend - Die Zeitschrift
Zum 5-jährigen Bestehen ist ein großformatiger Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren mit 176 Seiten, die es in sich haben:

Die menschliche Komödie als work in progress

»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des Menschlichen«
Zu diesem Thema haben wir Texte von Honoré de Balzac, Hannah Arendt, Fernando Pessoa, Nicolás Gómez Dávila, Stephane Mallarmé, Gert Neumann, Wassili Grossman, Dieter Leisegang, Peter Brook, Uve Schmidt, Erich Mühsam u.a., gesammelt und mit den besten Essays und Artikeln unserer Internet-Ausgabe ergänzt. Inhalt als PDF-Datei
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Herr Wu lacht
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Foto: Uwe Dettmar / SV
Schlagt den Brehm zu


Zwischen Zeugungswut und Todeswahn
Peter V. Brinkemper über Dietmar Daths Roman »Die Abschaffung der Arten«

Ein Nerd wie Dietmar Dath ist sicherlich kritikresistent und doch beratungssensibel. Denn er ist konsequenter Ingenieur im Sprachgebirge zwischen Netzsprache, Musikkritik und Buchliteratur, der jenseits des alten humanistisch-lyrischen Betroffenheits-Subjektivismus intensiv am journalistischen und erzählerischen Material der heutigen kulturellen, sozialen, ökonomischen und politischen Zuspitzung arbeitet. Und zwar als Fuchs, Maulwurf, Anarchist, Bombenleger und Gesetzgeber in einer Person. Kein Wunder, wenn er gerade konservativen Medien als Vorzeige-Anarchist, Dialektischer Materialist und Marxist gilt. Vielleicht könnte man die ausfabulierten Utopien und Dystopien, die modellhaft polyphonen Gewebe, die auch mit seinem neusten Werk »Die Abschaffung der Arten« (2008) vorliegen, als eine Art »Tubular Bells« im Geiste des monomanischen Mike Oldfield bezeichnen.

Mike Oldfield verschmolz Anfang der 1970er Jahre verschiedene Stile zwischen Rock, Ethno und Klassik zu einer sinfonischen Band von rund 20 Instrumenten, die er allesamt selber spielte und auf Tonspuren zu einem Klangerlebnis bündelte. Eine Art medial und architektonisch auskonstruierter Narzissmus, der in Wahrheit, wie die Tragik des Narziss selbst, die Liebe in das Andere seines Spiegelbildes ist, ein Exorzismus der Spektralität, der imaginären Befindlichkeit einer mikrostrukturell wiederholbar unendlich gemusterten Wohlfühltapete, mit und gegen sich selbst in eine musikalische Zeitreise zu geraten, die klanggesättigt in die kulturellen Sonnenuntergänge jener psychedelischen Auslauf-Zeit hinausführte. Kein Wunder, wenn es weiter hinten in letzten Aufzeichnungen von Daths Opus heißt, dass es um Musik gehen könnte, »mit der man durch die Zeit reisen oder durch den Raum springen kann« (Gruß an London), eine Art »defensives Waffensystem« (Gruß an Washington) oder auch »Liebesweihefestspiel« (Gruß an Bayreuth...). Dergleichen schnell nachvollziehbare und dabei im Kontext immer wieder neu verschweißte Kulturzitate reißen den Anspruch in gewaltige Höhen.

Und hierin liegt auch der Widerspruch: Daths recht spekulativer Roman hat im Feintakt der erzählerischen und dialogischen Einzelabschnitte eine perkussive Wucht, die in der schnellen poetischen Kombination von Bedeutungen, der synthetischen Collagierung zahlloser Codes und Umchiffrierung von Namen und Klassifikationen liegt und seinem zitierten musikalischen Ideal Jannis Xenakis nachkommt. Pop-Literatur ist hier ein formalistisch auskonstruiertes Oberflächenphänomen, hart an der Grenze der Lesbarkeit, als digitaler-Eso-Pop. Eine Esoterik freilich im Sinne der rastlosen permanenten Kompilations-Verarbeitung, nicht immer der glaubhaften kontinuierlichen Komposition einer empfundenen epischen Weite. Und so bleibt der Leser, fürs erste, verwirrt, durch Einfalls-Overkill, Sprach-Flirren und Handlungs-Action, wenigstens, was den Gesamtsinn wie die Einzelbedeutungszusammenhänge betrifft. Das miniaturistische Feuerwerk untergräbt die angedeutete große viersätzige Form. Das Sonaten- und Sinfonie-Schema bleibt ein Klischee. Eher stochastische Mannheimer Raketen als Wiener Klassik.

Es ergibt sich das Panorama einer posthumen und posthumanen Epoche, um den Aufstand und Bürger-Krieg der animalischen Lebewesen untereinander, jener »Gente«, die sich jenseits der alten Behäbigkeit von Genreszenen im Sinne der LaFontaineschen Fabeln und im Ausbruch aus Michael Crichtons elektrisch eingezäumtem »Jurassic Park« zu einem globalen Parcours ansetzen, intelligent angetrieben und verbunden über das Geruchs-Nachrichtennetz des Pherinfosystems. Unterlegt mit philosophischem und einzelwissenschaftlichem Internet-Hypothesen-Patchwork werden die Tiere in ihren individuellen und gattungstypischen Ausprägungen zu Verkörperungen von kollektiven Schwarm-Prozessen, die im kreativen Wettbewerb den Prozess des evolutionären Wandels behindern oder anfeuern und die alten Klischees von Mensch und Tier, Weibchen und Männchen, Kultur und Natur, Intelligenz und Dummheit postdarwinistisch auf den Kopf oder die Füße stellen.
Dath scheint dabei den Rückfall in eine naturalistische Abbildungs-Erzählung entschieden vermeiden zu wollen. Und seine Tiere, seine Kreaturen (wunderbar grafisch signifiziert von Daniela Burger) wollen es auch, mehr oder weniger, durch ihre impliziten oder expliziten philosophischen Äußerungen und Diskurse. Der Titel
»Die Abschaffung der Arten« zielt ja programmatisch gegen die Wiederauferstehung des Reichs der Natur als unberührter, aber geordneter vorhumaner Epoche, als Paradies der ontisch und ontologisch sauber gestalteten und abgestuften Kreaturen und Gattungen. Dath stellt den Aufstand und die Verwirrung der Arten im genetischen Dschungel einer ex- und implodierenden Evolution dar. DNA-Ketten werden zu Achterbahnen mit phantastischen Loops ausgebaut. Aber er begibt sich in seiner ebenso dichten wie lakonischen Sprache, dem journalistisch-poetischen Pop-Idiom, in eine Darstellungsfalle. Denn dieses Idiom gibt sich bei aller Poetizität und Spekulativität doch trivial-narrativ. Die Selbstreflexivität dieses posthumanistischen Bestiariums ergibt sich ein wenig nach dem Prinzip eines Naturkundemuseums mit einem wahnsinnig gewordenen Audioguide: Lauter schlau (aus-)gestopfte Gänse, Füchse, Luchse, Dachse und Rennschweine sowie aztekische Kachelechsen... Und nun in brachialer Ice-Age-Ab-durch-die-Hecke-Animation. Libellenumschwirrt.
Was daran faszinierend ist: Nach dem Verfall und Niedergang der Menschheit gibt es kein reines Zurück zur Natur. Natur erweist sich vermittelt und verstümmelt durch die im Raubbau fehlgeleitete Marxsche menschliche Arbeit, als eine durch die menschliche Wissenswelt und industriell akkumulierte Technologie hindurchgegangene und insofern in ihrer eigenen operativen Entfremdung und Ideologie angestachelte Transformierbarkeit und Verfälschung von Rohstoffen und Lebensverhältnissen. Natur, die in manchen Fusionsvorstellungen nicht nur mit der alten philosophisch-politischen Fabeltradition sondern der zeitgenössischen und nachfolgenden Kunst konvergiert: im Geiste der Karikaturen Grandvilles, der surrealistischen Montagen Max Ernsts, der auf ägyptische Totemvorstellungen rekurrierenden gegenwärtigen apokalyptischen Comics eines Enki Bilal. Aber während die angesprochenen und andere Muster der Mensch-Tier-Darstellung durch die behutsame Anlehnung an Mögliches und Reales ein gesellschaftliches Notwendigkeits-Modell behutsam ausmalen und entwickeln, verschwindet Daths  Darstellung im Solipsismus der eigenen furiosen Konstruktion. Und der animalische Aufstand ist zugleich als Katastrophenszenario einer intentionslosen Rache der Tiere an einer vormals massiv grausamen Menschheit zu verstehen, als eine Art leichtfüßiger Vergeltung, weniger  im Geiste des aktuellen bioethischen Speciesismus als eines Nietzscheanisch freigesetzten amoralischen Utilitarismus eines Peter Singer. Daths neozoologistische Tierwesen folgen aus eigenem Antrieb einer gewissen trans-biologischen und para-logischen Restmenschlichkeit, sie diskutieren ihren eigenen Wissenschaftlichkeits- und Realitätsstatus, verbal oder non-verbal, entweder als exemplarische Individuen, als Konglomerat aus Kleinlebewesen oder Partner im systemischen Verband. Das Erzählen wird so als Prinzip eines Überangebotes von Alternativen an die Figuren delegiert. Sie gestalten ihr Aussehen und ihre Funktionalität wahlweise sogar nach der Mode anthropomorpher Pseudo-Mamalität oder vorteilhaft kombinierbarer Chimären inclusive humanoider Skelettierung und Gliedmaßen. Als Transformer-Superbestien tragen sie ungehemmt biopolitische Auseinandersetzungen aus, indem sie die alte patriarchalisch-royalistische Ordnung um den König der Tiere stürzen, das System der moralisch (miss)verstehbaren Charaktere und der höheren Gerechtigkeit zerstören und das Rewildering einleiten, das ungezähmte Dasein der nüchtern-egoistischen Arten und Gene in einer wuchernden Vermehrung freisetzen oder gar die Konstruktion kalter technoider Gattungen unter brutalem Einsatz von Menschenmaterial (wie
»Katahomenduende« und seinesgleichen) forcieren: Es gehe da um die unerbittliche »Art und Weise, in der man, sagen wir, aus Tieren Menschen macht und aus Menschen wieder Tiere«. »Hunde hockten ihnen auf und fickten sie, flink und verbissen, auch geifernd, lachend und bellend. Andere Überwundene lagen auf dem Rücken; die wurden von Affen mit verklebtem Fell gereizt und schlecht behandelt. Es waren auch Nager mit den nackten Menschen beschäftigt, auf Tischen. Ein Mädchen lang in Schlangen wie in Fesseln.« Ein Hirsch besteigt, »gar nicht kunstlos«, eine Frau. Und die mit wichtigen  diplomatischen und strategischen Aufträgen befasste Dachsin Georgescu nimmt dergleichen ‚unzüchtige’ »Kollateralschäden« eher mit Widerwillen und doch fasziniert wahr. Dmitri Stepanowitsch, der weit reisende einsame dämonische Kurier und Attentäter Wolf, jenseits von Schüttwällen aus Menschenknochen und Erinnerungslumpen der Zivilisation, beißt einem verrückt gewordenen letzten Überlebenden, dem »armen Idioten“ Mensch, die Glieder ab und zuletzt die Kehle durch, bevor dieser mit seiner Schusswaffe als kümmerlichem Ego-Ersatz weiter Unheil anrichten kann. »Der Mensch brüllte, als lachte er, fuchtelte mit den sprudelnden Stümpfen, dann stillten Stoffe, die in Dmitris Speichel lebten, sowohl die Blutung wie der Schmerz. Der Wolf saß auf dem Brustkorb des Mannes, um ihm Gelegenheit zu geben, in Dmitris Augen die höhere Vernunft zu erkennen, die Leute wie er immer noch nicht wahrhaben wollten.«

Daths harter biopolitischer Anarchismus und sein antihumanistischer illusionslos-satirischer Ton ziehen stellenweise aus der aktuellen Cross-Over-Debatte von Genforschung und Darwinismus den derzeit plausiblen und in allen feinen und groben ‚Nuancen’ ausgekosteten Schluss, dass sich das vernünftige Ethos der Narration in actiongeladene Neozoologie, und diese sich in Netz-Poesie auflöst. Die oberflächlich geordnet erscheinende Taxonomie der Arten aufgrund bestimmter Formmerkmale stellt ein falsifizierbares Design in lauter wimmelnden Foren dar; gleiches gilt von der phylogenetischen Zuordnung aufgrund der in geschlechtlicher Fortpflanzung rekombinierten Genome. Die Realität wird dargestellt als furchtbar fruchtbar, zeugungswütig und tötungsbereit in einem; aber auch als beliebig zerlegbar und neu zusammensetzbar. Die rhythmische Härte der Comic-Erzählung entsteht durch sorgfältige und sinnfällige Komposition gleichzeitig zuschlagender Faktoren. Die fast täglich auftauchenden Paniknachrichten von unbekannten Arten und Subspecies im Regenwald und in den Tiefen der verschmutzten Ozeane plädieren gleichfalls darauf, dass die alte Linnésche Ordnung im feinbeschilderten Garten der Natur durch den Filter des umweltfeindlichen Verhaltens der Raubtiergattung Mensch sich konstituiert hat. Nach dem abrupt eingetretenen Ende dieser brutalen anti-ökologischen ‚Nachhaltigkeit’ ist also überall ein karnevalesker Ausbruch von zahllosen weiteren und durchaus widersprüchlichen Lebensformen und ihrer wilden Vermengung, Vertilgung und Veränderung auf diesem Planeten zu erwarten. Die Natur ist ihr eigenes Labor, ein Hexenkessel der unterschiedlichsten, immer wieder neu durchmischbaren oder auch voneinander trennbaren Sorten, ein Sommernachtsalbtraum und ein heidnischer Sodomismus zwischen Mensch und Tier, der die patriarchalische Ordnung des übersichtlich angepflanzten Samens des »Menschenmännchen“ in einer klassischen botanischen Plantage in den Wildwuchs eines im Artenraum umherirrenden Befruchtungswüstenstaubes mit phylogenetisch absurdesten Verästelungen und Verwirrungen in der Entartungsdüne verwandelt. Solche Überlegungen sind nur das Vorspiel zu noch weiteren pro-dionysischen Ausführungen, (»Zagreus« lässt grüßen), in denen sich der erzählerische und argumentative Diskurs Daths über das Vexierspiel der Arten und Exemplare zwischen äußerster Künstlichkeit und kreatürlicher Vitalität, gattungsbezogener Repräsentativität und indifferenter Selbstbezüglichkeit, deterministischer Intellektualität und intentionsloser Zufälligkeit, eindeutigerer Adaption und multifunktionaler Ambiguität in immer neuen poetisch-spekulativen Spiralen entfaltet. Dath lässt die Gene und ihre Ingredienzien kleine abrupte Melodien von der auch biopolitisch umstrittenen Zukunft pfeifen. Eine produktive Zumutung, die ehrlich nur als Langzeit-Leseerlebnis denkerisch und ästhetisch vollends aufgeknackt werden kann. Schlagt den Brehm zu. Mit der Gemütlichkeit der Tiere ist es bei Dath vorbei. Der Leser erhält so ein zyklopisches Insektenauge, mit dessen Facetten er seine Umwelt und das mögliche Morgen misstrauisch und kaum mehr artgerecht durchmustern wird. Peter V. Brinkemper
 

Dietmar Dath
Die Abschaffung der Arten
Suhrkamp-Verlag
552 Seiten
24,80 €.
ISBN 3518420216

Dietmar Dath
Maschinenwinter
Wissen, Technik, Sozialismus
Eine Streitschrift
edition unseld 8
130 Seiten
10,00 €.
ISBN 3518260081

Interview mit Dietmar Dath

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