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Von Menschen und Schafen

Stefan Möller über Gerbrand Bakkers Roman
»Oben ist es still«

Helmer van Wonderen krempelt sein Leben um. Sein bettlägeriger Vater, der mit seinem Despotismus die ganze Familie kontrolliert hat, muss ins Dachgeschoss umsiedeln, die Räume im Untergeschoss werden renoviert und neu eingerichtet. Helmer, über 50, nimmt sein Leben in die Hand. Er hatte es schon einmal versucht, damals, als sein um ein paar Sekunden jüngerer Zwillingsbruder Henk den väterlichen Bauernhof übernahm, weil es der tyrannische Vater so bestimmte. Damals ging Helmer nach Amsterdam und begann ein Studium der Sprach- und Literaturwissenschaft. Bis zu dem Tag, an dem Henk starb. Am Steuer des Unfallautos saß Riet, Henks Freundin, die gerade ihren Führerschein gemacht hatte. Helmer und Henk hatten die für Zwillinge typische enge Verbindung, die sich erst lockerte, als Henk Riet kennen lernte.
Nach Henks Beerdigung wirft der Vater Riet aus dem Haus und teilt Helmer kurz und knapp mit: Und du bist fertig da unten in Amsterdam. Auch der Knecht, Helmers zweite Bezugsperson, wird entlassen.
Helmer kümmert sich fortan um den Bauernhof, um die Milchkühe und die Schafe, ohne dass er jemals gefragt wurde, ob er dies wolle. Er fügt sich und das Leben plätschert so dahin. Sein Vater diktiert, seine Mutter ordnet sich unter, irgendwann stirbt auch sie. Nur zwei Esel hat Helmer ohne Zustimmung des Vaters angeschafft. Die Nachbarin und ihre zwei Söhne, der Viehhändler und der Milchfahrer sind die einzigen Menschen, mit denen der ohnehin wortkarge Bauer regelmäßig Kontakt hat.

Eines Tages erhält er einen Brief von Riet, die um ein Treffen bittet. Helmer reagiert zuerst nicht, Erinnerungen werden wieder wach, einige Briefe und Anrufe später treffen sich die beiden aber doch. Riet bittet Helmer, ihren Sohn Henk, aus zweiter Ehe, bei sich auf dem Hof aufzunehmen, damit er aus seiner spätpubertären Lethargie herausfindet.
Zwischen Henk und Helmer entwickelt sich eine vorsichtige Beziehung, die irgendwo zwischen Freundschaft und Vater-Sohn-Beziehung in der Schwebe bleibt. Aber auch Henk vermag es nicht, Helmer aus seiner Unzufriedenheit zu befreien, er verlässt den Hof wieder. Erst als der Vater stirbt und der alte Knecht wieder auftaucht, mit dem Helmer nach Dänemark, dem Land seiner Träume fährt, gelingt es ihm, zu sich selbst zu finden. „Aber ich bleibe ruhig sitzen. Ich bin allein.“

„Oben ist es still“ ist ein leiser Roman, melancholisch wie die Landschaft, in die der Bauernhof eingebettet ist. Der Text ist spröde, die zurückgenommene Sprache nimmt den Leser gefangen. Präzise Naturschilderungen wechseln sich mit Charakterbildern ab. Gerbrand Bakker zeichnet ein stimmiges Bild der Menschen und der Landschaft, immer wieder klingt ein feiner Humor durch, viele Figuren sind liebenswert skurril. Es ist eine Hommage an die Landschaft, ohne Verklärung und doch voller Gefühl. Ein Roman, der ohne dramatische Höhen auskommt, die Erzählung bewegt sich gemächlich, wie die Ruderer auf dem Kanal, der an Helmers Hof vorbeiführt. Und gerade darin liegt die Faszination von „Oben ist es still“. Ein unaufgeregtes Buch und ein großes Lesevergnügen. Stefan Möller

"Oben ist es still" ist Bakkers zweiter Roman, der sich in den Niederlanden 65.000mal verkaufte. Gerbrand Bakker studierte niederländische Sprach- und Literaturwissenschaft in Amsterdam. Er ist Autor eines etymologischen Wörterbuchs der niederländischen Sprache und des Jugendromans Birnbäume blühen weiß (Patmos 2004).
 

Gerbrand Bakker
Oben ist es still

Roman
Aus dem Niederländischen von Andreas Ecke
315 Seiten, Gebunden
Euro 19,80  
ISBN 978-3-518-42013-3


 

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