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Im Mahlwerk des Regimes Der iranische Autor Amir Hassan Cheheltan beschreibt in seinem im Iran nicht veröffentlichten Roman »Teheran. Revolutionsstraße« die Unterdrückung der einfachen Menschen durch das System und dessen selbstgerechte Repräsentanten.
Im Iran herrscht bereits
zum zweiten Mal in diesem Jahr der Ausnahmezustand. Nachdem die Opposition nach
den Präsidentenwahlen im Juni ihre Proteste für alle Beobachter überraschend
lange aufrecht erhalten konnte, ist es jetzt nach dem Tod des geistigen Führers
der iranischen Reformbewegung Großajatollah Hossein Ali Montaseri und dem kurz
darauf folgenden Aschura-Fest erneut zu Demonstrationen und gewaltsamen
Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und iranischen Oppositionellen
gekommen.
Wieder schaut alle Welt aufden Iran und die iranischen Intellektuellen.
Wie schon Mahmud
Doulatabadis Roman „Der Colonel“ wir der Roman nun durch das Prisma der
aktuellen Ereignisse gelesen. Und wie die Handlung von Doulatabadis
eindrucksvollem Totentanz spielt auch „Teheran. Revolutionsstraße“ nicht im
aktuellen Iran, sondern in der Zeit nach dem Sturz des Schahs, im Iran der
schwarzen Revolution und des ersten Golfkrieges zwischen den Nachbarländern Irak
und Iran. Ebenso wie Doulatabadis „Colonel“ wird in Cheheltans Roman auf
eindrucksvolle Weise deutlich, wie sinnlos das Leben in einer von Unterdrückung
und Gewalt geprägten Gesellschaft ist. Ein Grund, warum sein Werk das Schicksal
des Romans seines iranischen Schriftstellerkollegen teilt: Im Iran sind sie
beide verboten. An Schahrzads Schicksal vollzieht Cheheltan seine Kritik am machistischen iranischen Regime und dem unwürdigen Dasein im Iran, in dem nicht nur das Leben und die Selbstverwirklichung der Frauen mit Füßen getreten werden, sondern die Zukunft einer ganzen Generation. Und die junge Schahrzad spricht für die im Iran Revoltierenden, wenn sie am Ende fragt: „Und was war mit meiner Kindheit, meinen Träumen?“ Zugleich ist „Teheran. Revolutionsstraße“ ein zeithistorisches Dokument, in dem der iranische Autor die Atmosphäre des nachrevolutionären Irans spiegelt. Darin fängt er die existenzielle Not ebenso ein wie die Unmoral der iranischen Märtyrerpsychologie. „Zucker, Geflügel und Speisefett hatte man rationiert, sogar Reis und Käse. Brot und Menschenleben gab es jedoch zuhauf, die Bäcker backten und die Frauen gebaren rund um die Uhr. Die Bevölkerung stand da und dort in langen Schlangen und musste sich schreiend verständlich machen, weil sämtliche Lautsprecher der Stadt Marschmusik ausstrahlten.“ Diese Märtyrerhaltung hat bis heute ihre Gültigkeit bewahrt, denn die Opferbereitschaft der Protestierenden im Iran ist enorm.
Cheheltans Roman besitzt
allerdings nicht die Tiefe und Intensität von Doulatabadis Erzählung. Doulatabadis
Sätze sind schärfer und prägnanter, die innere
Struktur zieht nicht in den iranischen Abgrund, wie es die Erzählung seines
iranischen Schriftstellerkollegen vermag. Dennoch ist „Teheran.
Revolutionsstraße“ ein bemerkenswerter und lesenswerter Roman. Er hilft, die
Absurditäten und Funktionalitäten des iranischen Regimes und des Lebens im Iran
ein wenig mehr begreifbar zu machen. Nur wenig dringt aus dem Iran zu uns
westlichen Lesern – Cheheltans Roman trägt dazu bei, dass dieses Wenige
zumindest gehaltvoll ist. |
Amir Hassan
Cheheltan |
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