Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik


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Die menschliche Komödie
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Thomas Bernhard

Eine kleine Materialsammlung
Man schaut und hört wie gebannt, und weiß doch nie, ob er einen gerade auf den Arm nimmt, oder es ernst meint mit seinen grandiosen Monologen über Gott und Welt.
Ja, der Bernhard hatte schon einen Humor, gelt?


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Die Fluchtbewegungen des Bob Dylan

»Oh my name it is nothin'/ My age it means less/ The country I come from/ Is called the Midwest.«
Ulrich Breth über die Metamorphosen des großen Rätselhaften mit 7 Songs aus der Tube

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Zum 5-jährigen Bestehen ist ein großformatiger Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren mit 176 Seiten, die es in sich haben:


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Martin Brandes

Herr Wu lacht
Chinesische Geschichten
und der Unsinn des Reisens

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Die Preisträger
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Außer Rand und Band

Sigrid Lüdke-Haertel über Stephan Thomes fulminantes Debüt »Grenzgang«

»Bergenstadt«, der Ort des Romans, heißt in Wirklichkeit Biedenkopf. Ein nordhessischer Heimatroman also, aber einer, der es in sich hat. Geschrieben von einem Sinologen, der seit Jahren in Taiwan, China, lebt. Der Mann kann erzählen und er hat auch was zu erzählen. Denn alle sieben Jahre ist in seinem Kaff der Teufel los. »Grenzgang« nennt sich diese Mischung aus kölnischem Karneval und ländlicher Ekstase. Das Fest geht auf einen mittelalterlichen Brauch zurück. Die ganze Gemeinde schritt, gemeinsam mit den Nachbarn, die Grenzen der Gemarkung ab. Streitigkeiten wurden an Ort und Stelle geschlichtet, und anschließend ausgiebig, unter hemmungsloser Zuhilfenahme von alkoholischen Getränken, gefeiert.
Der Zweck ist weg. Die Rituale sind geblieben. 2005 war der letzte, 2012 kommt der nächste Grenzgang. (Und nicht wenige Leser dieses Romans werden, wetten!, dann dabei sein.)

Wenigstens ihr »Garten ist ein Traum«. Das Leben von Kerstin Werner, 44, ist nämlich alles andere als wunderbar. Ihre kranke, schon ziemlich verblödete Mutter lebt bei ihr im Haus und trottet ganztags hinter ihr her. Der sechzehnjährige Sohn muckt ebenfalls mächtig auf.
Ihr Ex, ein gutverdienender Provinz-Anwalt, der sie wegen einer Jüngeren verließ, will plötzlich weniger Unterhalt zahlen. Ihre langjährige, im Grunde einzige Freundin, die aus Bergenstadt stammt, schwirrt nur noch in der Weltgeschichte herum und genießt ihr Leben. Dabei war es Anita, die sie einst aus Köln in das kleine Kaff gelockt hatte. Anita kam da her, Kerstin blieb dort hängen, bei ihrem ersten Grenzgang. Einem Spektakel, bei dem drei Tage und Nächte lang Kind und Kegel auf den Beinen sind und Mann und Maus sich dabei einiges hinter die Binde gießen. Bei diesem Fest hatte sich Kerstin in den kraftvollen, leicht biederen, doch hoch angesehenen Jürgen verknallt. Sie hatte ihn geheiratet, einige Jahre später ihren Sohn geboren und sich in ihr Schicksal geschickt. Einundzwanzig Jahre, das heißt drei Grenzgänge später, erwartet sie nicht mehr viel vom Leben, außer einer »schleichenden Abwärtsbewegung«. Sie hatte die Männer nicht eigentlich satt, konnte aber das männliche Gehabe nicht mehr verknusen.
Dieser Provinzroman ist äußerst raffiniert konstruiert. Die Grundstruktur ist durch den immer wiederkehrenden Grenzgang vorgegeben. Ein Haufen Personal tritt dabei auf. Doch drei Figuren rücken mehr und mehr ins Zentrum.
Thomas Weidmann war einst vor der Naturidylle nach Berlin entflohen. Seine Uni-Karriere scheiterte aber und so kehrt er, enttäuscht und desillusioniert, als Lehrer am Gymnasium nach Bergenstadt zurück. Er wußte: »Er würde ein Leben beginnen, das er nie gewollt hatte.« Seine Lebensform ruhte auf einem »Fundament aus Pessimismus«, dem »besten Schutz gegen Enttäuschung«. Dritte Hauptfigur: die zweiundvierzigjährige Karin Preiss. Sie ist in dem Ort aufgewachsen, nie wirklich rausgekommen und von dem Gefühl durchdrungen, das Leben versäumt zu haben.
Wie sich die drei, unter vielen anderen, aufeinander zu bewegen, jeweils in der Hoffnung, im anderen einen Rettungsanker zu finden, das breitet Thome in kunstvoll verschlungenen Erzählsträngen und miteinander verschachtelten Rückblenden eindrucksvoll aus. In kurzen, grandios beschriebenen Szenen wird die Entwicklung seiner Figuren sichtbar. Sie alle wollen ihrer Einsamkeit entfliehen. Nur wohin? Aus Neugier und Verzweiflung landen die beiden Frauen in einem Swinger-Club. Ein echtes Kabinettstückchen. Männer, die ihre Goldkettchen über der freien Brust baumeln lassen. Spröde Frauen, die sich lasziv geben. Yucca-Palmen umrahmen die öde Tristesse. Als sich bald nach ihrer Ankunft aus Kerstins Kehle ein spitzer Schrei löst, ahnt man die Ursache.
Erstaunlich, wie der junge Autor sich in seine älteren weiblichen Figuren hineindenken, ihre Stärken und Schwächen, ihre Hoffnungen und Sehnsüchte, vor allem aber ihre Enttäuschungen beschreiben kann. Das Buch, ein wahrlich großer Wurf, ist ebenso kraftvoll wie resignativ. Doch am Ende fügt sich (fast) alles, zu einem wenigstens bescheidenen Glück. Sigrid Lüdke-Haertel


 

Stephan Thome
Grenzgang
Roman.
Suhrkamp Verlag
Frankfurt am Main, 2009,
454 Seiten
22,80 €

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