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Russland auf der Couch
In wohl gesetzten und
zugleich scharfen Worten setzt sich der russische Autor Viktor Jerofejew mit
seiner Heimat auseinander und bringt dem Leser Russland so greifbar nah, wie
selten jemand zuvor.
Russland war einst das
Traumziel der europäischen, künstlerischen Avantgarde. Moskau und Sankt
Petersburg waren einstmals Zentren europäischer Intelligenz und kritischen
Denkens. Inzwischen hat die allgemeine Beklemmung Russland fest im Griff, auch
wenn die politische Atmosphäre unter Präsident Dimitri Medwedew nicht mehr ganz
so angespannt scheint, wie unter der harten Hand Wladimir Putins.
Hat man anfangs noch das
Gefühl, der russische Autor schreibt ausschließlich über die mentale Lage seiner
Heimat, beschleicht den Leser zunehmend das Gefühl, dass es der globale
Zeitgeist ist, um den Jerofejews Essays aus verschiedenen Richtungen kreisen.
Wie viele tausend Seiten
wurden in den vergangenen Jahren über den Rückfall der russischen Verhältnisse
in Autokratie und Diktatur geschrieben. Jerofejews Texte werfen die Frage nach
deren Sinngehalt und Wert auf. In einem Land, in dem jede Gewaltanwendung als
„Phänomen metaphysischer Ordnung“ erlebt wird, ist es fraglich, ob es jemals
eine innere Befreiung davon gegeben hat. |
Viktor
Jerofejew |
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