Andere über uns
|
Impressum |
Mediadaten
|
Anzeige |
|||
Home Termine Literatur Blutige Ernte Sachbuch Politik Geschichte Philosophie Zeitkritik Bilderbuch Comics Filme Preisrätsel Das Beste | ||||
Bücher & Themen Links Bücher-Charts l Verlage A-Z Medien- & Literatur l Museen im Internet Weitere Sachgebiete Quellen Biographien, Briefe & Tagebücher Ideen Philosophie & Religion Kunst Ausstellungen, Bild- & Fotobände Tonträger Hörbücher & O-Töne SF & Fantasy Elfen, Orcs & fremde Welten Autoren Porträts, Jahrestage & Nachrufe Verlage Nachrichten, Geschichten & Klatsch Klassiker-Archiv Übersicht Shakespeare Heute, Shakespeare Stücke, Goethes Werther, Goethes Faust I, Eckermann, Schiller, Schopenhauer, Kant, von Knigge, Büchner, Marx, Nietzsche, Kafka, Schnitzler, Kraus, Mühsam, Simmel, Tucholsky, Samuel Beckett Honoré de Balzac Berserker und Verschwender Balzacs Vorrede zur Menschlichen Komödie Die Neuausgabe seiner »schönsten Romane und Erzählungen«, über eine ungewöhnliche Erregung seines Verlegers Daniel Keel und die grandiose Balzac-Biographie von Johannes Willms. Leben und Werk Essays und Zeugnisse mit einem Repertorium der wichtigsten Romanfiguren. Hugo von Hofmannsthal über Balzac »... die größte, substantiellste schöpferische Phantasie, die seit Shakespeare da war.« Anzeige Edition Glanz & Elend Martin Brandes Herr Wu lacht Chinesische Geschichten und der Unsinn des Reisens Leseprobe Andere Seiten Quality Report Magazin für Produktkultur Elfriede Jelinek Elfriede Jelinek Joe Bauers Flaneursalon Gregor Keuschnig Begleitschreiben Armin Abmeiers Tolle Hefte Curt Linzers Zeitgenössische Malerei Goedart Palms Virtuelle Texbaustelle Reiner Stachs Franz Kafka counterpunch »We've got all the right enemies.« |
Der längere Atem der Geschichte
Pavel Kohout spürt in seinem
neuen Roman »Die Schlinge« der Etablierung totalitärer Strukturen nach
Sie ist
sich erstaunlich sicher, die kommunistische Staatspartei der ČSR, als sie im
Herbst 1948 den Schauprozess gegen den namhaften Sozialdemokraten Felix Fischer
im Rundfunk übertragen lässt. Fast live, nur fünfzehn Minuten zeitversetzt.
Sollte doch einer der Zeugen ausscheren, würden sie ihn in dieser kurzen Spanne
schon wieder auf Linie bringen. Und da ist er, Jan Soukup, Dichter und Liebling
der Partei, ihr sorgfältig instruierter Kronzeuge – der sich erstaunlich sicher
ist, der Welt sein "Nein!" entgegenzuschreien und damit die Anklage wegen
Landesverrats gegen Fischer platzen zu lassen.
"Die
Schlinge" ist trotz der konkreten zeitlichen Verankerung kein historischer Roman
im engeren Sinne, und zwar nicht nur, weil dieser Ausschnitt der jüngsten
Geschichte der Gegenwart zu nah ist. Nein, der reale Hintergrund, der
Februarputsch, mit dem Gottwald Beneš
ausschaltet, steht gar
nicht im Zentrum des Geschehens, sondern wird nur in groben Umrissen skizziert;
die diesen Ereignissen zugrunde liegenden Machtstrukturen haben sich darüber
hinaus zu lange gehalten, als dass sie spezifisch für die unmittelbare
Nachkriegszeit wären. Worauf Kohout sein Augenmerk vielmehr richtet, ist der
Mensch in der Geschichte. Welche Kompromisse geht er ein? Was motiviert ihn zum
Handeln? Wo verläuft die Grenze zwischen Integrität und Korrumpierbarkeit? Damit
zieht der Roman seine eigentliche Spannung wie bei einem Kammerspiel allein aus
der Interaktion der Figuren.
Alle
drei wirken aufrichtig. Jan mag naiv sein, aber bis zum Prozess ahnt er
tatsächlich nicht, dass er vom Geheimdienst als Köder eingesetzt wird, selbst
als er erste Zeugnisse der umfassenden Überwachung auch seiner Person erhält:
Der Geheimdienst kennt sich bestens in seiner Vergangenheit aus, präsentiert ihm
heimlich geschossene Fotos. Dennoch entgeht Jan fast bis zum Schluss, wie sich
die Schlinge um ihrer aller Hälse enger zusammenzieht. Felix hält ihm einmal
vor: "Und gerade Idealisten enden immer als Erste an der Wand, wenn sie naiv
darauf beharren, dass ihr Ideal nur von Mördern verwirklicht wird." |
Pavel Kohout |
||
|
||||