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über eine ungewöhnliche Erregung seines
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von Johannes Willms.
Leben und Werk
Essays und Zeugnisse mit einem Repertorium der wichtigsten
Romanfiguren.
Hugo von
Hofmannsthal über Balzac
»... die größte, substantiellste schöpferische Phantasie, die seit
Shakespeare da war.«
Literatur in
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Literaturhistorische
Videodokumente von Henry Miller,
Jack Kerouac, Charles Bukowski, Dorothy Parker, Ray Bradbury & Alan
Rickman liest Shakespeares Sonett 130
Thomas Bernhard
Eine
kleine Materialsammlung
Man schaut und hört wie gebannt, und weiß doch nie, ob er einen
gerade auf den Arm nimmt, oder es ernst meint mit seinen grandiosen
Monologen über Gott und Welt. Ja, der Bernhard hatte schon einen
Humor, gelt?
Hörprobe
Die Fluchtbewegungen des Bob Dylan
»Oh
my name it is nothin'/ My age it means less/ The country I come from/
Is called the Midwest.«
Ulrich Breth über die
Metamorphosen des großen Rätselhaften
mit 7 Songs aus der Tube
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Menschlichen«
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Leisegang, Peter Brook, Uve Schmidt, Erich Mühsam u.a., gesammelt und mit den
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Große
Erwartungen
Carlos Ruiz Zafóns »Das Spiel des Engels«
Ein gelungener Genre-Mix mit kleinen Schwächen.
Sieben Jahre ist es her, da sorgte Carlos Ruiz Zafón mit seinem Roman »Der
Schatten des Windes« für internationales Aufsehen. Rund 6 Millionen Exemplare
wurden weltweit verkauft und einige Verlage damit glücklich gemacht. Seinen
deutschen Verlag hat er nun gewechselt, S. Fischer hatte echte
Überzeugungsarbeit geleistet. Die 3 Millionen EUR, die der Verlag Ruiz Zafón
gezahlt haben soll, hatten vielleicht auch ein wenig Einfluss auf die
Entscheidung.
Mit den Nachfolgern von Bestsellern ist das ja immer so eine Sache, oft genug
enttäuschen sie die großen Erwartungen an den Autor. Dies, soviel vorweg, ist
hier nicht der Fall.
»Das Spiel des Engels« ist der zweite von vier geplanten Romanen, die den
Friedhof der vergessenen Bücher als verbindendes Element haben und die
miteinander verknüpft sein sollen, aber jeweils ohne Kenntnis der anderen Teile
zu lesen sind. Wir begegnen einigen Figuren, die wir bereits kennen, auch die
Buchhandlung Sempere und Söhne ist wieder ein zentraler Ort des Romans. Zeitlich
ist der Band ungefähr 10 Jahre vor »Der Schatten des Windes« eingeordnet, die
Handlung spielt in Barcelona zwischen 1917 und ca. 1930.
David Martín ist Verfasser von erfolgreichen Schauerromanen, die er unter
Pseudonym und für wenig Geld am Fließband schreibt. Seine Kindheit war freudlos,
die Mutter verließ die Familie, der Vater verbot ihm, Bücher zu lesen. Ertappte
er seinen Sohn beim Lesen, war Prügel die Folge. Zuflucht bot einzig der
Buchhändler Sempere, Großvater von Daniel, der später den Spuren von Julian
Carax folgen wird. Als Achtjähriger wird David Zeuge der Ermordung seines
Vaters, Opfer einer Verwechslung, wie sich später herausstellen wird. Viel
Tragik schon in den ersten Lebensjahren und so verwundert es auch nicht, dass
ein Dickens-Roman, »Große Erwartungen«, David Martín sein Leben lang begleitet.
Dickens ist ja schließlich der Meister anrührend tragischer
Kindheitsbeschreibungen und Ruiz Zafóns Anleihen sind unverkennbar. Als junger
Mann findet David seine Mutter wieder und steckt ihr heimlich einen seiner
Romane, den einzig ernsthaften, zu. Sie entsorgt das Buch im Mülleimer.
Martín beginnt als Laufbursche bei einer unbedeutenden Zeitung und erhält eines
Tages vom stellvertretenden Chefredakteur, einem Mann, der die Theorie vertritt,
verschwenderisch gebrauchte Adjektive und Adverbien seien etwas für Perverse und
Leute mit Vitaminmangel, die Chance, einen Text für die Literaturseite zu
verfassen. Die Geschichte wird ein Erfolg, bald ist Martín Autor der
Groschenromanreihe »Die Stadt der Verdammten«. Das Dasein als Lohnschreiber ist
natürlich wenig befriedigend für einen talentierten Schriftsteller, dessen, es
lebe das Klischee, Lebensweise sowenig gesundheitsfördernd ist wie Eintracht
Braunschweig erstligatauglich. Und so nimmt der junge Autor das Angebot des
dubiosen Pariser Verlegers Andreas Corelli an, für sehr viel Geld ein Buch zu
schreiben. Nicht weniger als eine Religion soll es werden, eine Fabel, die
verdeutlicht, dass jeglicher Glaube eine Folge der Biologie ist, ein Rütteln an
den Grundfesten des Glaubens.
Bald wird die vermeintliche Realität zum Zerrbild, Gebäude, die gestern besucht
wurden, entpuppen sich heute als Ruinen. Menschen, die David Martín bei der
Arbeit am Auftragswerk behindern, erleiden wenig erfreuliche Schicksale und
David selbst wirkt gesünder und kraftvoller als jemals zuvor. Man ahnt es,
Andreas Corelli ist kein gewöhnlicher Verleger, der geschlossene Vertrag ist ein
Pakt mit Luzifer.
Zu den daraus resultierenden Problemen gesellt sich die unglückliche Liebe zu
Christina, die seinen besten (und wohlhabenden) Freund geheiratet hat, der
wiederum etwas mit dem Tod von Davids Vater zu tun hat. Eines Tages steht die
17-jährige Isabella vor Martíns Tür, die als seine Assistentin das Handwerk des
Schreibens erlernen möchte. Widerwillig lässt er Isabella einziehen und recht
schnell entwickelt sich eine anrührende Freundschaft, die geprägt ist von
ständigen verbalen Scharmützeln. Die Dialoge zwischen den beiden sind das
stilistische Glanzstück des Romans, überhaupt ragen die Dialogszenen heraus. Sie
sind komisch, raffiniert, gefährlich und gescheit.
Ruiz Zafón packt unglaublich viele Handlungselemente in die gut 700 Seiten.
Unterteilt in drei Akte mäandert der Roman zunächst gemächlich vor sich hin,
verschiedene Handlungsstränge werden eröffnet, das Gerüst errichtet. Man glaubt
sich bei der Lektüre noch in der Ouvertüre, um dann festzustellen, dass man
schon die Hälfte der Seiten hinter sich hat. Gelangweilt hat man sich bis dahin
nicht und den Überblick verloren auch nicht.
Dann aber verschärft Ruiz Zafón das Tempo, das letzte Drittel raubt einem fast
den Atem. David wird zum Hauptakteur eines Action-Thrillers, es gibt einen
Showdown, der es in sich hat.
Carlos Ruiz Zafón will in seinem Roman das große Ganze. »Das Spiel des Engels«
ist ein gewaltiges Konstrukt. Gekonnt bewegt sich Ruiz Zafón zwischen den
literarischen Genres Krimi, Thriller, Schundroman, Gothic Novel, hier ein
bisschen Religionskritik, da ein bisschen Romantheorie, Herz, Schmerz, Grusel,
Action, Tod.
Es ist ein Barcelona-Roman, der eine Stadt mit morbiden Flair beschreibt, die
dominierenden Farben sind Schwarz und Scharlachrot.
Und es ist ein Roman über das Schreiben von Büchern.
»Ein Schriftsteller vergisst nie, wann er zum ersten Mal für eine Geschichte ein
paar Münzen oder Lob empfangen hat. Er vergisst nie, wann er zum ersten mal das
süße Gift der Eitelkeit im Blut gespürt und geglaubt hat, wenn er nur seine
Talentlosigkeit vor den anderen geheim halten könne, werde ihm der Traum von der
Literatur ein Dach über dem Kopf, eine warme Mahlzeit am Ende des Tages und
schließlich das Heißersehnte verschaffen: seinen Namen auf ein paar kläglichen
Blättern gedruckt zu sehen, die ihn mit Gewissheit überleben werden.«
Vielleicht möchte Ruiz Zafón insgesamt zuviel und verliert sich dann in seiner
Handlung. Einiges ist doch reichlich absurd, im Epilog verhaut er es fast noch,
die letzten Seiten sind doch reichlich tief aus der Kiste mit abstrusen
Schlusspointen hervorgekramt. Wenn man die einzelnen Handlungsfäden aufdröselt,
dann ergeben sich Lücken, offene Fragen zuhauf. Nicht alles scheint bis ins
kleinste Detail durchdacht, einiges reichlich unmotiviert. Und dass sich David
Martín im Laufe der Zeit von einem blassen Bücherwurm zu einer Art John McClane
wandelt, der in bester Actionmanier mit seinen Gegnern abrechnet – man muss
vielleicht auch nicht alles hinterfragen. Besser ist es, den Roman nicht in
seine Bestandteile zu zerlegen. Dann ist »Das Spiel des Engels« nämlich
fulminante Unterhaltungsliteratur und die kleinen Schwächen des Buches seien ihm
verziehen. Die Freude während der Lektüre haben sie nicht ernsthaft stören
können.
Wie bereits »Der Schatten des Windes« wurde der Roman von Peter Schwaar gelungen
übersetzt. Stefan Möller |
Carlos Ruiz
Zafón
Das Spiel des Engels
Roman
Aus dem Spanischen von Peter Schwaar
S. Fischer
Verlag
720 Seiten, gebunden
24,95 €
ISBN 978-3-10-095400-8
Leseprobe
Hörprobe
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