Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik




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Zum 5-jährigen Bestehen ist ein großformatiger Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren mit 176 Seiten, die es in sich haben:

Die menschliche Komödie als work in progress

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Große Erwartungen

Carlos Ruiz Zafóns »Das Spiel des Engels«
Ein gelungener Genre-Mix mit kleinen Schwächen.

Sieben Jahre ist es her, da sorgte Carlos Ruiz Zafón mit seinem Roman »Der Schatten des Windes« für internationales Aufsehen. Rund 6 Millionen Exemplare wurden weltweit verkauft und einige Verlage damit glücklich gemacht. Seinen deutschen Verlag hat er nun gewechselt, S. Fischer hatte echte Überzeugungsarbeit geleistet. Die 3 Millionen EUR, die der Verlag Ruiz Zafón gezahlt haben soll, hatten vielleicht auch ein wenig Einfluss auf die Entscheidung.
Mit den Nachfolgern von Bestsellern ist das ja immer so eine Sache, oft genug enttäuschen sie die großen Erwartungen an den Autor. Dies, soviel vorweg, ist hier nicht der Fall.
 
»Das Spiel des Engels« ist der zweite von vier geplanten Romanen, die den Friedhof der vergessenen Bücher als verbindendes Element haben und die miteinander verknüpft sein sollen, aber jeweils ohne Kenntnis der anderen Teile zu lesen sind. Wir begegnen einigen Figuren, die wir bereits kennen, auch die Buchhandlung Sempere und Söhne ist wieder ein zentraler Ort des Romans. Zeitlich ist der Band ungefähr 10 Jahre vor »Der Schatten des Windes« eingeordnet, die Handlung spielt in Barcelona zwischen 1917 und ca. 1930.
David Martín ist Verfasser von erfolgreichen Schauerromanen, die er unter Pseudonym und für wenig Geld am Fließband schreibt. Seine Kindheit war freudlos, die Mutter verließ die Familie, der Vater verbot ihm, Bücher zu lesen. Ertappte er seinen Sohn beim Lesen, war Prügel die Folge. Zuflucht bot einzig der Buchhändler Sempere, Großvater von Daniel, der später den Spuren von Julian Carax folgen wird. Als Achtjähriger wird David Zeuge der Ermordung seines Vaters, Opfer einer Verwechslung, wie sich später herausstellen wird. Viel Tragik schon in den ersten Lebensjahren und so verwundert es auch nicht, dass ein Dickens-Roman, »Große Erwartungen«, David Martín sein Leben lang begleitet. Dickens ist ja schließlich der Meister anrührend tragischer Kindheitsbeschreibungen und Ruiz Zafóns Anleihen sind unverkennbar. Als junger Mann findet David seine Mutter wieder und steckt ihr heimlich einen seiner Romane, den einzig ernsthaften, zu. Sie entsorgt das Buch im Mülleimer.
Martín beginnt als Laufbursche bei einer unbedeutenden Zeitung und erhält eines Tages vom stellvertretenden Chefredakteur, einem Mann, der die Theorie vertritt, verschwenderisch gebrauchte Adjektive und Adverbien seien etwas für Perverse und Leute mit Vitaminmangel, die Chance, einen Text für die Literaturseite zu verfassen. Die Geschichte wird ein Erfolg, bald ist Martín Autor der Groschenromanreihe »Die Stadt der Verdammten«. Das Dasein als Lohnschreiber ist natürlich wenig befriedigend für einen talentierten Schriftsteller, dessen, es lebe das Klischee, Lebensweise sowenig gesundheitsfördernd ist wie Eintracht Braunschweig erstligatauglich. Und so nimmt der junge Autor das Angebot des dubiosen Pariser Verlegers Andreas Corelli an, für sehr viel Geld ein Buch zu schreiben. Nicht weniger als eine Religion soll es werden, eine Fabel, die verdeutlicht, dass jeglicher Glaube eine Folge der Biologie ist, ein Rütteln an den Grundfesten des Glaubens.
Bald wird die vermeintliche Realität zum Zerrbild, Gebäude, die gestern besucht wurden, entpuppen sich heute als Ruinen. Menschen, die David Martín bei der Arbeit am Auftragswerk behindern, erleiden wenig erfreuliche Schicksale und David selbst wirkt gesünder und kraftvoller als jemals zuvor. Man ahnt es, Andreas Corelli ist kein gewöhnlicher Verleger, der geschlossene Vertrag ist ein Pakt mit Luzifer.
Zu den daraus resultierenden Problemen gesellt sich die unglückliche Liebe zu Christina, die seinen besten (und wohlhabenden) Freund geheiratet hat, der wiederum etwas mit dem Tod von Davids Vater zu tun hat. Eines Tages steht die 17-jährige Isabella vor Martíns Tür, die als seine Assistentin das Handwerk des Schreibens erlernen möchte. Widerwillig lässt er Isabella einziehen und recht schnell entwickelt sich eine anrührende Freundschaft, die geprägt ist von ständigen verbalen Scharmützeln. Die Dialoge zwischen den beiden sind das stilistische Glanzstück des Romans, überhaupt ragen die Dialogszenen heraus. Sie sind komisch, raffiniert, gefährlich und gescheit.

Ruiz Zafón packt unglaublich viele Handlungselemente in die gut 700 Seiten. Unterteilt in drei Akte mäandert der Roman zunächst gemächlich vor sich hin, verschiedene Handlungsstränge werden eröffnet, das Gerüst errichtet. Man glaubt sich bei der Lektüre noch in der Ouvertüre, um dann festzustellen, dass man schon die Hälfte der Seiten hinter sich hat. Gelangweilt hat man sich bis dahin nicht und den Überblick verloren auch nicht.
Dann aber verschärft Ruiz Zafón das Tempo, das letzte Drittel raubt einem fast den Atem. David wird zum Hauptakteur eines Action-Thrillers, es gibt einen Showdown, der es in sich hat.
Carlos Ruiz Zafón will in seinem Roman das große Ganze. »Das Spiel des Engels« ist ein gewaltiges Konstrukt. Gekonnt bewegt sich Ruiz Zafón zwischen den literarischen Genres Krimi, Thriller, Schundroman, Gothic Novel, hier ein bisschen Religionskritik, da ein bisschen Romantheorie, Herz, Schmerz, Grusel, Action, Tod.
Es ist ein Barcelona-Roman, der eine Stadt mit morbiden Flair beschreibt, die dominierenden Farben sind Schwarz und Scharlachrot.
Und es ist ein Roman über das Schreiben von Büchern.

»Ein Schriftsteller vergisst nie, wann er zum ersten Mal für eine Geschichte ein paar Münzen oder Lob empfangen hat. Er vergisst nie, wann er zum ersten mal das süße Gift der Eitelkeit im Blut gespürt und geglaubt hat, wenn er nur seine Talentlosigkeit vor den anderen geheim halten könne, werde ihm der Traum von der Literatur ein Dach über dem Kopf, eine warme Mahlzeit am Ende des Tages und schließlich das Heißersehnte verschaffen: seinen Namen auf ein paar kläglichen Blättern gedruckt zu sehen, die ihn mit Gewissheit überleben werden.«

Vielleicht möchte Ruiz Zafón insgesamt zuviel und verliert sich dann in seiner Handlung. Einiges ist doch reichlich absurd, im Epilog verhaut er es fast noch, die letzten Seiten sind doch reichlich tief aus der Kiste mit abstrusen Schlusspointen hervorgekramt. Wenn man die einzelnen Handlungsfäden aufdröselt, dann ergeben sich Lücken, offene Fragen zuhauf. Nicht alles scheint bis ins kleinste Detail durchdacht, einiges reichlich unmotiviert. Und dass sich David Martín im Laufe der Zeit von einem blassen Bücherwurm zu einer Art John McClane wandelt, der in bester Actionmanier mit seinen Gegnern abrechnet – man muss vielleicht auch nicht alles hinterfragen. Besser ist es, den Roman nicht in seine Bestandteile zu zerlegen. Dann ist »Das Spiel des Engels« nämlich fulminante Unterhaltungsliteratur und die kleinen Schwächen des Buches seien ihm verziehen. Die Freude während der Lektüre haben sie nicht ernsthaft stören können.
Wie bereits »Der Schatten des Windes« wurde der Roman von Peter Schwaar gelungen übersetzt. Stefan Möller

Carlos Ruiz Zafón
Das Spiel des Engels
Roman
Aus dem Spanischen von Peter Schwaar
S. Fischer Verlag
720 Seiten, gebunden
24,95 €
ISBN 978-3-10-095400-8


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