Home

Termine     Autoren     Literatur     Krimi     Quellen     Politik     Geschichte     Philosophie     Zeitkritik     Sachbuch     Bilderbuch     Filme





Glanz&Elend
Literatur und Zeitkritik


Anzeige

Glanz&Elend
Ein großformatiger Broschurband
in einer limitierten Auflage von 1.000 Ex.
mit 176 Seiten, die es in sich haben.

Ohne Versandkosten bestellen!
 


Vor Dr. Schiwago kam die Poesie

Christine Fischer entführt den Leser in dem ersten Band der Werkausgabe
»Meine Schwester – das Leben« mit Gedichten, Briefen und Erzählungen
in die frühste und frühe Schaffenszeit des russischen Schriftstellers Boris Pasternak.

Von Katharina Stuch

 

Obwohl er erst durch seine Figur Dr. Jurji Schiwago Weltruhm erlangte, sollte Boris Pasternak den Literaturnobelpreis im Jahr 1958 auch für seine Lyrik erhalten. Zwar konnte er ihn auf Druck des damaligen sowjetischen Regimes nicht annehmen, der Anerkennung und Bekanntheit für seinen ersten und einzigen Roman Dr. Schiwago tat dies jedoch keinen Abbruch. Wohl auch durch die politische Situation blieb der Autor und sein restliches (umfangreiches) Werk stets im Hintergrund. Christine Fischer brachte nun im Herbst 2014 den ersten Band einer dreiteiligen Reihe heraus, die diesen ganz besonderen russischen Autor in den Fokus stellt.

»Meine Schwester – das Leben« zeichnet mit Gedichten, Erzählungen und Briefen das Bild eines jungen Boris Pasternak in seiner frühesten Schaffensphase. Von 1911 bis 1917 lassen sich Entwicklung und Leben nachvollziehen und einfangen. Die Zyklen Anfangszeit und Über den Barrieren sind mit einzelnen Gedichten ebenso vertreten wie die Sammlung Meine Schwester – das Leben, welche Christine Fischer als den »Höhepunkt« dieser Periode betitelt. Um das Bild zu vervollständigen, sind neben zwei Briefen an enge Freunde auch vier Erzählungen aus dem benannten Zeitraum abgedruckt.

Unbestrittener Fokus der Werkausgabe liegt jedoch auf der Lyrik Pasternaks. Christine Fischer hatte bei der Auswahl der Gedichte ein gutes Gespür, sie spiegeln die Wandlung des Autors vom Musiker über den Philosophen zum Dichter ausführlich wider. Auch die Suche nach einer Richtung zeigt sich in den vielen Elementen, die in Pasternaks Gedichten zu finden sind. So mutet Winternacht aus dem Zyklus Anfangszeit sehr romantisch an, mit den Bildern von Sternen, Schatten und der schwarzen Nacht, während Inschrift im Buch von Petrarca an Werke früher Expressionisten erinnert.

Faszinierend auch die Idee zwei Übersetzungen zu einem Gedicht nebeneinander zu stellen, denn neben Christine Fischer selbst übersetzte auch Elke Erb einen Teil der Gedichte. Hier zeigt sich die Interpretationsbreite bei Übersetzungen ganz deutlich und lässt aus einem Gedicht zwei erwachsen, die sich zwar ähneln, aber auch in andere Richtungen entwickeln. So findet sich neben der Poesie Pasternaks ein Hinweis auf die Vielfältigkeit, aber auch die Gefahren der Übersetzungsarbeit.

Christine Fischer hat ihre Hommage an den russischen Schriftsteller ohne Frage sehr gut durchdacht; ihr im Nachwort gestellter Anspruch, ein Bild des frühen Boris Pasternaks zu entwerfen, ist ihr durchaus gelungen. Jedoch – bei allem Lob angesichts der durchaus lesenswerten Lyrik und Prosa sollte gesagt sein, dass Pasternak kein Autor für den Nachttisch ist. Seine Bilder sind anspruchsvoll, ebenso seine Sprache, die vielleicht auch durch die Übersetzung zeitweise schwer zu fassen ist. Freunde der Komparatistik und der anspruchsvollen Lyrik werden sich mit diesem (und wohl auch den folgenden Werken) einige intellektuell fordernde Stunden bereiten können und definitiv eine Bereicherung für ihre Bibliothek finden.

Artikel online seit 12.05.15
 

Boris Pasternak
Herausgeber: Christine Fischer
Meine Schwester - das Leben
Werkausgabe Band 1. Gedichte, Erzählungen, Briefe (Fischer Klassik)
Sammelband
Hardcover
24,99
978-3-596-95018-8

Leseprobe

 


Glanz & Elend
- Magazin für Literatur und Zeitkritik
Home   Termine   Literatur   Blutige Ernte   Sachbuch   Politik   Geschichte   Philosophie   Zeitkritik    Filme   Impressum - Mediadaten