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Glanz&Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik

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Glanz&Elend - Die Zeitschrift
176 Seiten, die es in sich haben:
»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des Menschlichen«
Der
großformatige Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren.
Mit Texten von Hannah Ahrendt,
Wassili Grossman, Nicolàs Gomez Davila, Gert Neumann, Dieter Leisegang, Fernando Pessoa, u.a.

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Seitwert


Von Sumpfschnorchlern und Cricket-Regeln

Holger Ehlings höchst amüsante
»
Annäherung an eigenwillige Verwandte«

Von Stefan Möller


Klar, über England, respektive die Engländer, wissen wir eigentlich alles. Sie trinken warmes Bier in Massen, sind nie ohne Regenschirm unterwegs und im Fußball haben die Three Lions nur einen einzigen Erfolg mit tatkräftiger Unterstützung eines sowjetischen Linienrichters errungen; aber Humor, den können sie.  
Holger Ehling, langjähriger England-Korrespondent für verschiedene Zeitungen und Fernsehsender, hat mit „England, glorious England“ ein vergnügliches Kompendium geschrieben, das den Untertitel „Annäherung an eigenwillige Verwandte“ trägt, schließlich gab es ja – neben der Tatsache, dass die Angeln und die Sachsen germanischen Ursprungs sind - eine Reihe hannoveraner Georgs, die England regierten, und das Haus Windsor hieß bis 1917 Sachsen-Coburg-Gotha.
Er kratzt an der Oberfläche der Klischees und der Stereotypen, umreißt dabei auch die wechselseitigen Beziehungen zwischen England und seinem „old enemy“, also uns, die wir uns immerhin rühmen können, von den Engländern überhaupt zur Kenntnis genommen zu werden, ein Privileg, das große Teile der Welt nicht besitzen.

Ehling will nicht in Konkurrenz treten zu tiefschürfenden akademischen Werken, im Plauderton handelt der Autor die englische Geschichte ab, stellt englische Helden und Architekturwunder vor, beschäftigt sich mit dem Privatleben, den Marotten und seltsamen Freizeitbeschäftigungen. Ganz wichtig natürlich der englische Humor, Blackadder, Georges Mikes – von dem der Satz stammt, „Die Kontinentaleuropäer haben ein Sexleben, die Engländer haben Wärmflaschen“ - und Sir Humphrey, die Figur aus „Yes, Minister“, sind Ehlings Haushelden und begegnen dem Leser auf Schritt und Tritt. Humorvoll ist auch der Grundton des Buches, der Versuch, deutschen Lesern die Cricket-Regeln darzulegen, kann auch nur mit Humor in Angriff genommen werden, ein Humor, der sich an dieser Stelle des unausweichlichen Scheiterns bewusst ist. Jeder Kontinentaleuropäer, der einmal versucht hat, diese Regeln zu verstehen, kann nur zu dem Schluss kommen, dass alle Engländer (und die meisten anderen Angehörigen des Commonwealth) ein bestimmtes Gen teilen, das Cricket-Gen, das dem Rest der Welt einfach fehlt.

Das Kapitel über den englischen Humor räumt ein wenig mit der Vorstellung auf, dass der Engländer sich ausschließlich über Monty Python oder Rowan Atkinson amüsiert, also die Kronjuwelen dessen, was unter englischem Humor verstanden wird. Er ruft auch die „Benny Hill Show“ ins Gedächtnis, unterschlägt ganz gentlemanlike den Brachialhumor der „Carry on“-Reihe“ oder den kürzlich verstorbenen Norman Wisdom, dessen Slapstick subtil zu nennen auch niemand auf die Idee käme. Und auch die sich großer Beliebtheit erfreuenden „Knock knock who’s there“-Witze rufen bei nicht Eingeweihten eher ein Kopfschütteln hervor, gepaart mit der Vermutung, dass diese nur nach dem Genuss mehrerer (und mehrere heißt hier viele) Biere halbwegs komisch sind. Auf das englische Bier, genauso genommen auf das englische Ale, lässt der Autor allerdings nichts kommen. Und das vollkommen zu Recht, denn wer je ein frisch gezapftes Ale getrunken hat, weiß, wie bar jeder Grundlage das gepflegte Vorurteil ist. Damit die englische Küche zu ihrem Recht kommt, hat Holger Ehling dem entsprechenden Kapitel noch ein paar Rezepte beigefügt.

An einigen Stellen wünscht man sich, dass „England, glorious England“ etwas weniger ausgetretene Pfade beschreitet. So hat man die Geschichte von Bert Trautmann dann doch bereits unzählige Male an anderer Stelle gelesen, da hätte man doch lieber erfahren, warum das englische Finanzamt den Gregorianischen Kalender bis zum heutigen Tag nicht eingeführt hat. Aber auch so bleibt genug Unbekanntes, Skurriles und Merkwürdiges, um die Lektüre zu einem lehrreichen Vergnügen zu machen.

Nachdem der Leser erfahren hat, was es mit dem Sumpfschnorcheln auf sich hat, wächst die Erkenntnis: Also ein ganz normales Volk, die Engländer. Nur anders.

Und sind wir ehrlich: Es gibt nichts schöneres, als England während einer Fußballwelt- oder -europameisterschaft zu begegnen (begegnen heißt hier schlagen). Wenn sich das Team von der Insel denn dafür qualifiziert.
 

Holger Ehling
England, glorious England
Ch. Links Verlag
Klappenbroschur
224 Seiten
ISBN 978-3-86153-547-8
16,90 EUR (13,90 EUR als e-Buch)


 


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