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Literatur und Zeitkritik


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Abraham Melzers antizionistische Essays stellen »Israel vor Gericht«

Von Uve Schmidt

»Es gibt etwas, das mehr ist als das Recht: Die Gerechtigkeit.
Es gibt etwas, das höher steht als das allgemeine Wohl:
Die allgemeine Sittlichkeit. Und es gibt etwas, das schöner und
wertvoller ist als die Freiheit: die Tugenden der Menschen.«
(Ludwig Börne)

Falls es einer deutschen Altpartei (oder der AfD) einfiele, ihre Jugendorganisationen mit Poesiealben für Erstwähler zu munitionieren, würde sich Ludwig Börnes Goldenes Wort als Leitsatz nur bedingt empfehlen, denn er nimmt unsere sittlichen Maximen nicht nur beim Wort: Es wäre einfach zu viel verlangt, danach zu streben, zu leben und überleben zu wollen, solange Staatsraison und Menschenrechte unvereinbar bleiben. Es wäre auch nicht opportun, denn die Tagesgeschäfte der Politik sind bei Idealisten ungut aufgehoben, weil aus unbeirrt gutem Willen (dem heiligen Ernst) zwangsläufig kontraproduktive Entwicklungen und Ergebnisse entstehen, der frommen Einfalt geschuldet oder dem fanatischen Eifer.

Wer diese bruderkriegsartige Problematik im feindumgebenen Lager erlebt (die Juden in Israel), hat keineswegs qua Geburt & Geschichte als Palästinenser die besseren Karten, falls er als israelischer Staatsbürger oder Gefangener seinen Frieden mit den Friedwilligen machen wollte oder um des Friedens willen sich unterwürfe. Der Geburtsjude Abraham Melzer, Kind überlebender KZ- Juden, Verlegersohn und Ex- Verleger (»Ich schreibe nur noch selbst!«) ist weiterhin israelischer Staatsbürger und Bürger der Bundesrepublik Deutschland und nach seinem Selbstverständnis kein Feind des Staates Israel, aber ein unerbittlicher Staatskritiker, was genau genommen nicht den Judenstaat als solchen in Frage stellt, sondern die Innen- und Außenpolitik rechter Regierungen (immerhin ist Israel weder eine Theokratie, noch eine Militärdiktatur und für loyale Juden eine privilegierte Heimat), es sei denn, man grenzte sich quasi selber aus. Wie Melzer, der für eine gerechte Lösung der Palästinenserfrage nicht allein in der Kampfzone steht, denn Gesinnungsgenossen und Mitstreiter gibt es viele, aber viel zu wenige und die haben es immer schwerer, bis das Tote Meer de facto trocken liegt. Und wenn der arabische Exodus im Nahen Osten auch Palästinenser veranlassen sollte, ihr persönliches Heil oder ziviles Wohlergehen in Europa zu suchen, dann wäre das nicht die unblutige Endlösung der historischen Lebensraumfrage, denn je länger diese semitische Passion andauert, umso beharrlicher reagieren beide Seiten.

Wir wissen vom Wohnungsmarkt, wie sich Alteingesessene vertreiben oder rauskaufen lassen, aber Vaterländer sind eine andere Kategorie. Im Nahostkonflikt sind die Zionisten konstante Kriegspartei und Abraham Melzer ein ruheloser Aktivist der internationalen Vereinigung Jewish Voice for Peace. Wir wissen nicht, wie viele Juden und Israelis unter dem Davidstern inmitten Ölbaumzweigen mobilisiert sind zu Lande und zur See, doch weil sie sich der Gewaltanwendung verweigern, ist über sie in den internationalen Medien, primär in der Printpresse kaum etwas zu erfahren, und deshalb sind Melzer und seine Gleichgesinnten auf Blogs, Leserbriefe und Streitschriften angewiesen, was schon mal Sympathien weckt und Unterstützung erwarten lässt, bis unsereins sich seiner deutschen & christlichen Wurzeln »erinnert« und augenblicklich das Kainsmal der Tätervolkszugehörigkeit im Taschenspiegel erkennt und statt nur der souveräne Rezensent zu sein, wird man gewahr, dass der zionistische Hexenhammer außer bewaffneten Gegnern keine Kritiker der Regierungspolitik (d.h. der zionistischen Doktrin) gelten lässt, sondern sie als »krankhafte Selbsthasser« oder »kreidefressende Antisemiten« auf die Schwarze Liste setzt. Natürlich haben der Mossad und die speziellen Dienste des Innenministeriums (z.B. HASBARA) mehr zu tun, als weltweit Judenhasser zu jagen und den guten Ton in Mitteleuropa zu beaufsichtigen, doch darüber mehr by Melzer.

Das vorliegende Werk versammelt des Autors wichtigste Texte zum Thema; dass seine Sache eines Lektors würdig gewesen wäre, ändert nichts an der substantiellen Bedeutung des Buches, einer notwendigen, ärgererregenden, schmerzhaften und zutiefst einsamen Publikation. Es versteht sich, dass die derzeitigen Kämpfe in Syrien den Kampf um die künftige politische Macht im Nahen Osten weltpolitisch dimensioniert haben; für die Bürger- & Menschenrechte der Palästinenser, die ersten & zahlreichsten Opfer im Ringen ums Heilige Land, finden sich neuerlich keine gerechten Nothelfer, nur Waffenhändler weltweit. Shalom!?


Artikel online seit 10.10.15
 

Abraham Melzer
Israel vor Gericht
Essays eines antizionistischen Juden
Mit einem Vorwort von Moshe Zuckermann
Zambon Verlag
312 Seiten
ISBN: 978 3 88975 240 6


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