Glanz@Elend |
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Happy Birthday Sam |
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„Je
weiter er geht, desto besser geht es mir. Ich will keine philosophischen
Erkenntnisse, keine Traktate, Dogmen, Glaubenssätze, Auswege,
Wahrheiten, Antworten, nichts aus dem Sonderangebotskasten. Er ist der
mutigste und unbarmherzigste Schriftsteller, den es zur Zeit gibt, und
je mehr er meine Nase im Dreck wetzt, um so dankbarer bin ich ihm. Er
spielt nicht mit mir herum, er führt mich nicht durch irgendeinen Park,
er zwinkert mich nicht zu und will mir kein Mittelchen, keinen Weg,
keine Offenbarung, keine Schüssel voll Brotkrummen andrehen, er will mir
überhaupt nichts verkaufen, was ich nicht haben will, er gibt keinen
Pfifferling darum, ob ich etwas kaufe oder nicht, er legt nicht die Hand
aufs Herz. Na ja, aber ich will seine Sachen kaufen, mit allem Drum und
Dran, weil er keinen Stein verrückt, und keinen Wurm unbeachtet läßt. Er
bringt etwas Schönes hervor. Sein Werk ist schön.“
In diesem Jahr, am
13. April, jährt sich der 100. Geburtstag von Samuel Beckett.
Die Tage, an denen
die Welt die ehrende Entscheidung erfuhr, war Samuel Beckett
unauffindbar. Der dreiundsechzigjährige fuhr nicht nach Stockholm zur
Preisverleihung. Nicht aus gesundheitlichen Gründen wie Harold Pinter,
sondern eher die Überzeugung, daß nicht der Schriftsteller und
Dramatiker im Mittelpunkt zu stehen habe, sondern sein Werk. Was für
Beckett zählte war einzig sein Werk, in dem finde sich alles, was er zu
sagen habe.
Beckett hat sicht
von dem Rauschen, das seine Arbeiten begleitete, nicht beeindrucken
lassen. Seine Prosa und Theaterstücke sind Wegstücke, die er zu den
Endpunkten der Sprache begeht. Die Sprache wird unter Becketts Regie zu
eine zeitlosen Bewegung, die Stille fordert, um sich in einem klaren
Bewußtsein auszudrücken. Derjenige Leser, der sich in die Welt des Samuel Beckett aufmachen will, sei die Prosasammlung „Dante und der Hummer“ empfohlen. In diesen Arbeiten deutet sich an, was Beckett ein Leben lang als Schriftsteller zu erwirken sucht: mit Worten einkreisen, reduzieren, klingen lassen, um abermals in die Realitäten aufzubrechen. In dem gerade im Suhrkamp Verlag erschienen Sammelband finden sich auch drei deutsche Erstveröffentlichungen: „Das Bild“, „weder noch“ und „Wie soll man sagen“.
Die drei Romane „Molloy“,
„Malone stirbt“ und „Der Namenlose“, erstmals erschienen zwischen 1951
und 1953, liegen in einem Band vor. In dieser Trilogie deutet sich schon
an, was in „Warten auf Godot“ ausbricht, die eigene Zeit des Wartens in
der Welt.
Beckett lebte in
Paris, als er dies niederschrieb, sein Brot verdiente er sich mit
Übersetzungen. Nicht nur in seinen Arbeiten war Beckett ein Meister der
Abwesenheit und Reduktion. Auch in seinem Alltag verlieren sich nicht
selten seine Spuren. Im Laufe der Zeit sind mehr und mehr aufgezeichnete
Erinnerungen an Beckett erschienen. Das Standardwerk über Beckett ist
umfangreiche Biographie von James Knowlson „Samuel Beckett – Ein
Biographie, die 2001 in Deutschland erschienen ist. Zum 100. Geburtstag
ist nun „Beckett Erinnerung“ ebenfalls von James Knowlson erschienen.
Ein Materialband mit Originaltönen, Interviewausschnitten, Aussagen von
Freunden und Zeitzeugen. Ein Band für Entdecker, die sich selbst ein
Bild von dem Iren machen wollen, der seine Werke in Französisch schrieb
und eine enge Zusammenarbeit mit seinen treuen deutschen Übersetzern
Elmar und Erika Tophoven pflegte. Weitaus persönlicher sind die Aufzeichnungen, die amerikanische Dichterin Anne Atik in ihrem Band „Wie es war, Erinnerungen an Samuel Beckett“ liefert. Das Faszinierende an diesem Buch sind die Porträtzeichnungen von Avigdor Arikha, einem engen Freund von Samuel Beckett und der Ehemann der Autorin. Hier wird an Beckett erinnert, der ganz in der Kunst lebte. Es liebte es mit Freunden über Musik, Malerei und Literatur zu sprechen und zu schweigen. Eine Überraschung und ein naher Text ist im Berenberg Verlag erschienen. „Becketts Freundschaft“ von André Bernold, mit Fotografien von John Minihan, ist ein Dokument enger Zusammenarbeit und rücksichtsvoller Verbundenheit. Feinfühlig und in einem beeindruckenden Stil versteht es Bernhold die Erinnerungen an seinen Freund Samuel Beckett darzustellen. In Nachwort schreibt Bernhold: „Jeder, der die Erfahrung gemacht hat, weiß, wie schwierig es ist, einen Gegenstand bündig zu behandeln, mit dem man sich den größten Teil seines Lebens beschäftigt hat. Vielleicht liegt hier eine der Gemeinsamkeiten zwischen denen, die schreiben, und denen, die es nicht tun. Und auch zwischen denen, die schreiben, und denen, die zwar nicht schreiben, schließlich aber doch ein – oder zweimal zum Schreiben kommen. Gedanken zu Lebenswichtigem zusammenzufassen fällt schwer. Hier geht es um einen Schriftsteller, den ich schon als sehr junger Mann gelesen und, mit Schrecken, bewundert habe und der mir dann auch schon als sehr jungem Mann ein unverbrüchlicher Freund wurde, unter genau genommen unerklärlichen Umständen; dazu eine Erregung, die wiederum schwer zu beherrschen war, schon zu jener Zeit und auch noch viel später. Ganz besonders weil jener Schriftsteller mir als der größte erschien und immer noch erscheint. Schauen Sie zurück, schauen sich um, betrachten Sie die Frage von allen Seiten: Beckett ist von allen der reinste. Unbestechlich.“
„So ist`s gut. Samuel Beckett in „Was Wo“ Am 22. Dezember 1989 stirbt Samuel Beckett in Paris im Alter von 83 Jahren.
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