Glanz&Elend Literatur und Kritik        Impressum & Datenschutz - Mediadaten      18.03.24

 

Romane, Erzählungen u.a.

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Valerie Fritsch
Zitronen

Wie lernt ein erwachsener Mensch, das Rätsel einer Kindheit zu lösen, in der Grausamkeit und Liebe untrennbar zusammengehören? Wie durchbricht er den Kreislauf von Lügen und Betrügen?
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Wie abgedunkelte Räume im Sommer
Katharina Pektor legt einen fast bibliophilen Band zu den Übersetzungen Peter Handkes von René Char vor. Von Lothar Struck
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»Fast spielerisch wird die zunächst hermetisch und »orakelhaft« scheinende Lyrik von René Char plötzlich offener.«


»Zwischen zwei Woanders
In ihrem neuen Roman »Bannmeilen« schreibt Anne Weber über Ihre Exkursionen durch den Pariser Banlieu-Bezirk Seine-Saint-Denis.
Von Lothar Struck
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»Unabdingbar ist eine gewisse Unvoreingenommenheit, um die kulturellen Verschiedenheiten nicht a priori unter einer ethnologischen Brille zu betrachten, in der die eigenen Erfahrungen und Lebensumstände nicht voreilig als alleiniges Richtmaß angesetzt (oder verworfen) werden. Über die Banlieus von Paris schwebt unwillkürlich die koloniale Vergangenheit Frankreichs.«

Ein wilder Ritt
Julia Jost erzählt uns »Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht«.
Von Gregor Keuschnig
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»Vielleicht ist der Roman eine Spur zu süffig geschrieben, aber immer wieder blitzen szenenweise großartige, poetische Momente auf.«



»Es ist, wie es ist.
Und es ist fürchterlich
«

Jonathan Glazers Film »Zone of Interest«
Von Wolfram Schütte
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»In der Bestürzung über diese »ganz normalen« Menschen am Rande des »Zivilisationsbruchs« Mitte des letzten Jahrhunderts schwingt unausgesprochen, wenn nicht gar unbewusst, die Ahnung mit, dass wir womöglich dabei auch mit unser aller anthropologischer Entwicklung konfrontiert werden.«

Die Überwältigung des Erzählers
Jon Fosses Erzählung
»Ein Leuchten« und
Christian Lehnerts fliegenden Blättern zur Apokalypse des Johannes »Das Haus und das Lamm«. Von Gregor Keuschnig
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»Beide Erzähler sind 'durchlässig' – nehmen eine Doppelposition als Erzähler wie auch Teilnehmer ein. Sie schreiben einen Schwellentext und bedienen sich dabei bekannter Begriffe und Mythen.«

Pot au Feu
Tran Anh Hungs Liebeserklärung an die französische Hohe Kunst des Kochens & Liebens.

Von Wolfram Schütte
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»Es gibt Filme (wie auch andere Kunstwerke), die einen so glücklich gemacht hatten, dass man wünschte, möglichst viele andere teilten das genossene Vergnügen mit einem. So einer ist 'Geliebte Köchin'.«

Dazwischen hat man gelebt
Jon Fosses schmaler großer Roman »Morgen und Abend« erzählt vom Werden und Vergehen.
Von Wolfgang Bock
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»Bei Fosse gibt es Fels und Wasser und Luft. Leben und Tod sind hier nur leicht gegeneinander verschoben. Im Leben gibt es schon den Tod im Nebel, in den grauen Inseln, im Saltstraumen und auch der Tod bei Fosse ähnelt noch dem Leben.«

Minimale Anerkennung für Adorno
Über Peter E. Gordons
»Prekäres Glück. Adorno und die Quellen der Normativität.« Frankfurter Adorno Vorlesungen 2019. Von Wolfgang Bock
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»Gordon gelingt etwas, woran fast alle anderen Versuche bislang gescheitert sind: ein kohärentes Bild der Vorstellung von Moral zu erzeugen, die Adorno immer nur fragmentarisch und skizzenhaft in seinem Werk entwickelt hat.«

Ausgeweidet
Daniel Kehlmanns anmaßendes Bio-Doku-Drama »Lichtspiel« über das Leben des G.W. Pabst.
Von Lothar Struck
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»Seine Pabst-Erzählung lässt Wichtiges aus und dichtet Anderes hinzu. Kehlmann verwandelt nicht, er erfindet. Er weidet ein Leben aus, um eine Person zu erschaffen, die er G.W. Pabst nennt, die aber mit der einst real existierenden Persönlichkeit wenig gemein hat.«

Marseille, Nadelöhr zur Freiheit
Uwe Wittstocks dokumentargesättigte Faktensammlung »Marseille 1940«.
Von Gregor Keuschnig
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»Marseille hatte in drei Monaten rund 500.000 Flüchtlinge aufgenommen. Die Lage in der Stadt war katastrophal. Schnell wurde deutlich: Mit der bloßen Administration wird man den Flüchtlingen nicht gerecht werden. Der Andrang auf das behelfsmäßig eingerichtete ERC-Büro ist enorm. Fry braucht Mitarbeiter. Es kommt auf seine Menschenkenntnis an; Spitzel kann er nicht gebrauchen.«

»Alles oxidiert.«
Alexander Pschera ist tief in Victor Hugos »Ozean« aus Notizbüchern, Skizzenheften und Manuskripten eingetaucht. Von Jürgen Nielsen-Sikora
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»Mit scharfem Blick hat Hugo sein Jahrhundert observiert und über sechs Jahrzehnte 'Dinge, die ich gesehen habe', in Notizen, Tagebuchaufzeichnungen, Abhandlungen, Aphorismen, festgehalten (...) Wie viel Arbeit Alexander Pschera in diesen wundervollen Band gesteckt hat, lässt sich kaum ermessen.«

Soziologische Phantasie
Zum Tode des Soziologen & Philosophen Oskar Negt.
Von Peter Kern
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»Wäre das Handeln der Individuen nur von Rationalität bestimmt, bräuchte es die von Negt herausgestellten psychologischen Kategorien nicht. Die Prozesse der Selbstaufklärung anstoßende Pädagogik kann solche Kategorien nicht entbehren, gehört es doch zur Erfahrung des 20. Jahrhunderts, dass Individuen keineswegs bloß ihren rationalen Interessen folgen. Den an der Humanisierung der Gesellschaft arbeitenden Kräften hat diese Einsicht die faschistische Erfahrung aufgeherrscht.«

»Mit diesem Buch will ich die Welt erklären...«
In seinem imposanten Panorama
welthistorischer Herrschaftsdiskurse analysiert Ulrich Menzel »Die Ordnung der Welt«. Von Jürgen Nielsen-Sikora
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»Das Ergebnis ist zweifellos beeindruckend. Nicht nur, weil die einzelnen Kapitel, die auf so unterschiedliche Mächte und Zeiten rekurrieren, aus einem Guss geschrieben sind; nicht nur, weil dieses Buch trotz des zunächst abschreckenden Umfangs und seines wissenschaftlichen Anspruchs wunderbar leicht zu lesen ist; und nicht nur, weil man viel über die internationalen Verflechtungen in Handel, Gesellschaft und Militär in Erfahrung bringt, sondern vor allem, weil Menzel seine Leser stets mitnimmt auf dieser höchst spannenden und unterhaltsamen Reise durch die Weltgeschichte.«

Wiederentdeckt
Magischer Expressionismus. Peter Flamms mitreißender Roman
»Ich?«
 aus dem Jahre 1926. Von Lothar Struck
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»Glauben Sie niemandem, der mit diesem Buch irgendwelche Analogien erstellt. Bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil. "Müssen wir immer mit Wertungen leben?" fragt Mosse. Ich fürchte ja; auch und vor allem, was dieses Buch angeht. Lesen Sie dieses großartige Meisterwerk, geben Sie sich ihm hin und reiben sich danach an Varatharajahs Analysen. Beides lohnt sich.«

Liebe und die letzten Dinge
Mit dem Roman »Baumgartner« hat Paul Auster ein Vermächtnis geschrieben. Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Es beginnt mit einem dieser Tage, an denen alles schief läuft. Seymour T. Baumgartner, siebzig Jahre alt, emeritierter Professor in Princeton, verbrennt sich erst seine Hand an einem vergessenen, völlig überhitzten Topf auf dem Herd, dann ruft die Tochter seiner Putzfrau an und erzählt ihm, dass sich ihr Vater zwei Finger abgeschnitten hat und anschließend stürzt er noch die marode Kellertreppe hinunter.«

Kärntner Lebensgeschichten
Maja Haderlap erzählt in ihrem neuen Roman »Nachtfrauen« aus dem Leben dreier Generationen von Frauen. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»... da ist er wieder, dieser Ton, der schon in Haderlaps Erstling die Geschichten grundierte und transzendierte
und dann spielt es keine Rolle, dass Mira in den Hintergrund tritt und der Leser auch nicht erfährt, ob die Werkstatt gebaut wird oder nicht. Man ist traurig, Anni verlassen zu müssen. Und froh, dies gelesen zu haben.«


Kant für Kenner
Marcus Willascheks schwungvolle Immanuel Kant-Biographie »Kant - Die Revolution des Denkens«
Von Peter Kern
Text lesen
»Um die Verfassung republikanischer Staaten zu verteidigen, reicht Kant immer noch aus, sollte man meinen. Ihre Gesetze sind aus der Willensbildung jedes Einzelnen hervorgegangen, sie unterwerfen ihn also keinem fremden Willen. Und den zu haltenden Gesetzen entsprechen die jedem zukommenden Rechte; das ist das Prinzip einer demokratisch verfassten Gesellschaft. Was qualifiziert aber dazu, ein Jeder zu sein?«


Nie wieder ist heute?
Zur Neuausgabe von Theodor W. Adornos Vortrag »Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute« von 1962. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Die Geheimnislosigkeit des Antisemitismus ist sein anhaltendes Karrieremodell.“ Adorno adressiert damit das gesellschaftliche Phänomen des Antisemitismus auf die unaufgeklärten Subjekte zurück. Hier hat die Frage nach der Freiheit ihre Berechtigung, die die Antisemiten und Rechtsradikalen im Munde führen.«

Der Mann mit dem Kassettenrekorder
»Austrian Psycho« ist ein Versuch, das intellektuelle Österreich von dem Frauenserienmörder Jack Unterweger zu exorzieren. Von Lothar Struck
Text lesen
»Indem sich Herwig zeitweise in einen 73jährigen Schickeria-Wiener verwandelt, stellt er seine eigenen Nachforschungen auf dem Prüfstand, kann aber auch dezidiert Stellung nehmen. Die Neutralität des Berichterstatters wird damit gebrochen.«

Gesellschaftspanorama

Die deutsche Ausgabe von Andrea Giovenes
epochaler Pentalogie
»
Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero« in der kongenialen Übersetzung von
Moshe Kahn hat mit »Der letzte Sansevero« ihre Vollendung gefunden. Von Lothar Struck







»Der Band endet mit dem letzten Eintrag Giulianos im September 1957, wenige Tage vor seinem Tod. In einem Anhang wird der Leser durch behördliche Briefe über einige offene Fragen aufgeklärt.« Text lesen

Unglücklich kommunizierende Röhren
Aporien einer revidierten Psychoanalyse. Zu Dagmar Herzogs
»Cold War Freud«. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Mit der Beschleunigung der ökonomischen Entwicklung können nämlich die Änderungen der menschlichen Reaktionsweisen, die unmittelbar durch die Wirtschaft bedingt sind, d. h. die unmittelbar aus dem wirtschaftlichen Leben sich ergebenden Gewohnheiten, Moden, moralischen und ästhetischen Vorstellungen so rasch wechseln, daß ihnen gar keine Zeit mehr bleibt, sich zu verfestigen und richtige Eigenschaften der Menschen zu werden.«

Quo vadis Europa
Josef Bramls ernüchternde Analyse der geopolitischen Lage und die für Europa daraus erwachsenden Gefahren und Möglichkeiten.

Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Die USA, so die Arbeitshypothese, seien zukünftig weder in der Lage noch willens den militärischen Schutz innerhalb der NATO zu schultern. Braml stellt sogar den Zweitschlag-Willen der USA infrage, europäische Verbündete im Verteidigungsfall mit nuklearen Mitteln zu verteidigen.«

Wer ist schuld an der Misere?
Wie schreibt man (k)eine Geschichte der Psychoanalyse in Deutschland bis 1945?
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
»Diese „Historiker der Psychoanalyse“ versuchen als selbsternannte Gatekeeper der Debatte über NS-Psychologie zu fungieren und andere Meinungen zu disqualifizieren oder aus dem Feld zu drängen.«

Eine sprachgewaltige Rebellin
Helena Adlers Debut-Roman »Die Infantin trägt den Scheitel links« rockt die Literaturszene nicht nur in Österreich. Von Lothar Struck
Artikel lesen
»
Fast jeder Satz von Helena Adler schneidet, beißt, trifft. Aber man täusche sich nicht: Wo andere mit Repetitionen arbeiten, wo die Zorn in blinde Wut gerinnt, ist hier alles unter Kontrolle. Und gleichzeitig in Aufruhr.«


Kein Wort bleibt auf dem anderen
Helena Adlers neuer Roman
»Fretten«
dreht noch mehr an der Schraube der Expressivität.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Helena Adler ist eine grandiose Sprachartistin, die epische Momente erschaffen kann, aber heuer zuweilen einen Salto zu viel schlägt auf dem Drahtseil. 'Fretten' sollte, nein: muss man trotzdem lesen. Denn hier pocht das Herz der Welt.«

»Die Literatur war schon immer die Rettung der Verdammten«
Das Buch als unsterbliches Medium. Eine spannende und lehrreiche Lesereise durch fünf Jahrtausende Buchgeschichte. Von Herbert Debes
Text lesen
Mit »Papyrus« hat Irene Vallejo jenes literarisches Genre wiederbelebt, das 2016 seinen Meister verloren hatte.
»Wir haben nicht nur die Wale, die Mönchsrobben und die Bären in den Abruzzen zu retten, sondern auch die Bücher,« beschwor Umberto Eco in seiner »Kunst des Bücherliebens«.

Die Kanonisierung des Pop
Leichte Lesbarkeit, routinierte Plots, aufgeladen mit bedeutsamen Zeichen, ohne wirkliches Neuland zu betreten, das kennzeichnet für Moritz Baßler den »populären Realismus«. Von Lothar Struck
Text lesen
»Salopp gesagt: Statt Diamanten sind im Midcult nur Glassteine verarbeitet – aber es glitzert so schön.«



Ein realistischer Blick auf die Welt
Carlo Masalas aktualisiertes Standardwerk »Weltunordnung« über die globalen Krisen und die Illusionen des Westens. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»... ein grandioser Wurf, zumal auch einige politische Dogmen angesprochen und sanft, aber bestimmt, entzaubert werden. Der Leser wird konsistent und schlüssig mit den aktuellen geopolitischen Herausforderungen vertraut gemacht.«

Letzte Ausfahrt 2023
Vier Empfehlungen zum Jahreskehraus von Lothar Struck









Journalistinnen der Nachkriegszeit
Rainer Hank stellt Journalistinnen vor, die nach 1945 unseren Blick auf die Welt verändert haben.
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Es gab sie, die Frauen, die schreibend Macht hatten und Einfluss ausübten, Frauen, die meinungsbildend waren, Frauen wie Hilde Spiel, Elisabeth Noelle-Neumann, oder die Gräfin Dönhoff und Maria Frisé.


»Ich rebelliere, also sind wir!«
Die Gegenwart der rassistischen Vergangenheit in der Psychiatrie. Andreas Heinz' überaus lesenswerte Rekonstruktion
»Das kolonialisierte Gehirn und die Wege der Revolte«
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»
Der Autor zeigt sich jedenfalls mit (fast) allen diskursiven Wassern gewaschen, er beherrscht sein ABC von der Anthropologie und der Ethnopsychoanalyse über den autoritären Charakter bis zum medikamentösen psychiatrischen Diskurs. (...) Geschickt schaltet er von einem Diskurs in den anderen um, vergleicht die Dinge miteinander und bleibt dennoch immer themenzentriert bei dem Zusammenhang von Krankheit und Revolte.«

Ein Panorama à la Koeppen
Christoph Peters vielstimmiger Gesellschaftsroman »Krähen im Park«. Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Wer sich darüber empörte, verletzt, geschmäht, beleidigt fühlte, saß einer derart dummen Verwechslung auf, dass man ihm eigentlich den Kauf von Literatur verbieten sollte.«



Politik & Geschichte für untern Baum
13 Leseempfehlungen mit Qualitätsgarantie

Zu den Büchern
Einblicke in die Weltunordnung, und kompetente Lageanalysen.


Lehrjahre eines Schriftstellers
Uwe Timm blickt zurück auf »Alle meine Geister«
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Timm erzählt nahezu schwärmerisch von einer Arbeitsatmosphäre, die Marx als 'gemütliches Knechtschaftsverhältnis' bezeichnet hatte. Es wird viel erzählt, vom Leben in all seinen Facetten, auch von Liebe, Eifersucht und Trauer.«


Ein Panoptikum von Histörchen
Rechtzeitig zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich erscheint Florian Illies' neuestes Werk »Zauber der Stille«. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»... der Autor kann es auch in diesem Buch nicht lassen,
die geschilderten Ereignisse mit anderen, inkompatiblen Vorfällen zu kombinieren. Als etwa 1931 der Münchner Glaspalast abbrennt – darunter auch Friedrich-Bilder – rattert die Möglichkeitsmaschine auf Hochtouren.
«

Gute Bücher
für untern Baum

15 Leseempfehlungen
mit Qualitätsgarantie
von Herbert Debes
Zu den Büchern


»Wer einmal tief und durstig hat getrunken, / den zieht zu sich hinab die Wunderquelle, / daß er melodisch mitzieht selbst als Welle, / auf der die Welt sich bricht in tausend Funken.« (Joseph von Eichendorf)


Schreiben und Trinken in Kopenhagen
Tom Kristensens Roman »Absturz« ist
eine wahnwitzige, rauschhafte, großartige Auflehnungserzählung. Von Lothar Struck
Text lesen
»Selbst aus der zeitlichen Entfernung von fast einem Jahrhundert wirkt der Roman frisch und in der Beschreibung eines auf Selbstreferentialität fixierten Kulturbetriebs wunderbar zeitgenössisch. Die Lektüre von Absturz ist sowohl Vergnügen wie auch Herausforderung. Eben große Literatur.«

Eine »Form absoluter Freiheit«
Natalja Kljutscharjowas bewegendes »Tagebuch vom Ende der Welt«. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Das ist wie abgeschnittene Blumen in einer Vase. Eine Zeitlang sehen sie noch aus wie lebendig. Aber in Wirklichkeit haben sie keine Wurzeln mehr, keinen Boden, keine Zukunft.«



Retroversion der Arbeiterklasse
Bernie Sanders lesenswerte Systemkritik
»Es ist okay, wütend auf den Kapitalismus zu sein« zeigt, wie schmal in den USA der Pfad ist zwischen einer sozial gerechteren Realpolitik und dem Absturz in einen
Autoritarismus Marke Trump. Von Peter Kern
Text lesen
»Ein Prozent der US-Bürger sind wirklich Besitzende; ihnen gehören 90 Prozent des gesellschaftlichen, sich in Fabriken, Fernsehsender, Forschungslabors, Supermärkten, Kliniken, Filmstudios, Airlines und Privatunis vergegenständlichten Reichtums. Die bestbezahlten 25 Hedgefonds-Manager der Wall Street sacken mehr Geld ein als die 350.000 Erzieherinnen in den Kindergärten des Landes.«

»Nehmen und Lesen«
Zum 120. Geburtstag publiziert der Suhrkamp-Verlag sorgfältig edierte, bisher unveröffentlichte Texte des Schweizer Dichters Ludwig Hohl.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Ludwig Hohls Werk (…) läßt sich, ohne Voraussetzung oder Übereinkunft, nehmen und lesen. Es ist so unerhört wie selbstverständlich. Es (…) steht frei zur Lektüre, wie eine in die Natur gehörende und diese erst beseelende Menschenschrift.«

Kulturindustrie
zur Aktualität eines kritischen Begriffs
Ein Essay von Peter Kern und Dieter Maier
Text lesen
»Künstlerische Kreativität ist mittlerweile fast rückstandslos in der Kulturindustrie aufgegangen. Die kulturelle Ware hat über das Kulturgut so gründlich gesiegt, dass autonomes künstlerisches Schaffen zu einem schwer verkäuflichen Restposten wurde.«

»Ziemlich okaye Popsongs«?
Musik zwischen Markt und Moral
Ein Essay von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Ich gehe bei diesem Versuch davon aus, dass die meisten Popsongs »ziemlich okay« sind, dass dennoch rote Linien existieren, die in den allermeisten Fällen weniger ein Problem der Musik selbst – oder wie Diedrich Diederichsen so schön sagen würde: der »Thermodynamik des Sound« – als vielmehr eines des Vokabulars, mitunter auch der Bildsprache (Musikclips) sind; eines Vokabulars nämlich, dass entweder verletzend ist oder dort, wo es provokativ sein und Grenzen austesten möchte, das Sprachspiel ambivalenter Bedeutungen und Offenheit zugunsten eindeutiger Positionierungen verlässt«. Farin Urlaub: Der ziemlich okaye Popsong

Zurück in die Vergangenheit ...
... zur phantasmagorischen Veränderung der Zukunft. Reinhart Kosellecks »Kritik und Krise« von 1954 neu gelesen. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Der heutige Leser reibt sich beide Augen – das eine, das auf das 18. Jahrhundert gerichtet ist und das andere, das auf die 1950er Jahre schaut ...«



Das ontologische Gerippe des Realen
Mit seinem opulenten Werk
»Die Formen des Sichtbaren« entwickelt der Anthropologe Philippe Descola eine
Art Menschheitsgeschichte des Bildes. Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Was ist ein Bild, und wie ändert sich das Bild, das wir uns von der Welt machen? Was wird überhaupt sichtbar, und welche Formen nimmt die Sichtbarkeit an? Welches Bild hat der Mensch letztlich von sich selbst.«

»... im Kopf erwischt«
Louis-Ferdinand Célines wiedergefundener Roman
»Krieg« liest sich wie ein einziger langezogener Schrei. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
Sollte es jemals einen Glauben an die Menschheit gegeben haben, so wird dieser hier zerstört, denn es wird ihm klar, wie »namenlos niederträchtig die Menschen sind.«


»...auf dem Weg durchs Nichts«
Louis-Ferdinand Célines desillusionierender Parforceritt »Reise ans Ende der Nacht«
Von Herbert Debes
Text lesen
»Man ist von sich selber angewidert ... es reicht jetzt, ein bisschen was zu fressen, es sich ein bisschen warm zu machen und so viel zu schlafen, wies nur geht auf dem Weg durchs Nichts. (...) Man ist nichts mehr als eine alte Laterne voll Erinnerungen, an einer Straßenecke, wo schon fast niemand mehr vorbeikommt.«

Sichtung einer vergangenen Welt
Florjan Lipuš' Erzählung
»Die Verweigerung der Wehmut«. Von Lothar Struck
Text lesen
»Man dankt dem Suhrkamp-Verlag für diese Neuauflage des 1985 erstmals publizierten Romans, weil ein markanter und wichtiger Titel einem langsamen Vergessen in Antiquariaten entrissen und nach vielen Jahren wieder bibliophil präsentabel wurde.«


Deutscher Buchpreis 2023:


Vom Leben in zwei Welten
Tonio Schachingers Roman »Echtzeitalter«
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»... ein zeitgenössischer Bildungsroman, allerdings ausgerichtet an einer Gegenwart, die der herkömmlichen Bildung leichtfüßig entlaufen ist.«
 

»Travail attractif«
Auf der Suche nach einer »guten Arbeit« versammelt diese 7-bändige »Matrix der Arbeit« umfangreiche Materialien zur Geschichte und Zukunft der Arbeit. Von Peter Kern
Text lesen
»Solche Arbeit ist abwechslungsreich, hat Einfluss auf die ihr zugrunde liegenden Organisation, ist ordentlich entlohnt und kommt der Entwicklung weiterer Fähigkeiten entgegen; sie vergegenständlicht sich in einem nützlichen Gut, bietet Beschäftigungssicherheit und ist in einem mäßigen Zeitaufwand zu erledigen.«

Zuviel des Guten
Thomas von Steinaeckers ambitionierter Roman
»Die Privilegierten« scheitert an seinen Ansprüchen.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Der Versuch, einen packenden Plot zu erzählen, versandet in einer schwadronierenden und aufgrund ihrer Berechenbarkeit am Ende uninteressanten Hauptfigur. Die einzige Rettung bestünde darin, dass es sich um eine Satire handelt...«

Vom Pferd gefallen
Thanatologie, Trauma und Solipsismus. Über Reinhart Kosellecks Texte zu politischem Totenkult und Erinnerung »Geronnene Lava«. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Er träumt in seinen Notizen von Russen als Läusen und Walter Ulbricht, der ihn aus dem Flugzeug stoßen will und liefert so Material ein, dass einer erlösenden Interpretation harrt und keiner sekundären Verehrung durch seine Schüler.«

Versuche der Selbstvervollkommnung
Anna Baars Streifzüge und Randnotizen »He, holde Kunst« Von Lothar Struck
Text lesen
»Immer geht es auch um die persönlichen Erlebnisse und ästhetischen Prägungen der Autorin, die vorübergehenden und bleibenden Lieben, Illusionen und Desillusionen, Mut und Verzagtheit.«

Der Leser wird zum Entdecker
Judith Schalanskys wunderbarer »Taschenatlas der abgelegenen Inseln«. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»... ein Buch, dass zu jeder Jahreszeit und an allen Orten vergnüglich und lehrreich zugleich zu lesen ist. In seinem blauen Leinencover erweckt es den Eindruck eines geheimnisvollen Almanachs.«

Spinnen, die in der Morgensonne leuchten
In dem Langgedicht »Poesie« verleiht Xaver Bayer den unscheinbaren Fragmenten der Wirklichkeit poetische Würde. Von Lothar Struck
Text lesen
»Beim Zuklappen des Buches beginnt die eigene Maschine zu laufen. Und man sucht schon mal seinen Rucksack.«


Entscheidungen
Ulrich Woelks Roman »Mittsommertage« zielt mitten in unsere Gegenwart. Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Woelk verknüpft diese privaten Probleme sehr geschickt mit unserer politischen Entwicklung. Auch das Personal ist geschickt, das heißt schlüssig und glaubhaft, ausgewählt. Er führt keine Sprechpuppen über die Bühne, die seine Ansichten verkünden, sondern Menschen, denen man ihre Schwierigkeiten und ihre Lösungen abnimmt.«

Die Lücken, die das Alphabet lässt
In seinem neuen Buch
»Das Alphabet bis S« vereint Navid Kermani Erzählung, Reflektion und Meditation zu einer bereichernden Lektüre.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Für die beiden oberen Bretter H benötige ich gar die Leiter; Hedayat, Hemingway und Hebel hat der Auszug meines Mannes übel erwischt. Grass ist ebenfalls nur noch Stuhlliteratur, das ist verkraftbar, Hauptsache, an Goethe komme ich auf Zehenspitzen mit ausgestreckter Hand.«


Festgelesen
Einblicke in zwei aktuelle Ausgaben sehr verschiedener Literaturzeitschriften.
von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Man ist bisweilen überrascht, wie viele Literaturzeitschriften es im deutschsprachigen Raum gibt und dann noch überraschter, wenn es jetzt sogar noch eine neue geben soll. Sie nennt sich Delfi und den Preis für das hässlichste Coverbild hat man schon mal sicher.«

Ein Begriff der Geschichte mit Schlagseite zum Bürgerkrieg
Reinhart Kosellecks Aufsatzsammlung »Vergangene Zukunft - Zur Semantik geschichtlicher Zeiten« wiedergelesen. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Die Texte entstanden aus den damaligen Debatten und sind heute selbst historisch. Sie weisen eine deutlich konservative Physiognomie und Hartleibigkeit auf, die bis ins Lager der Holocaustleugner reicht.«

Vier Dystopien und ein Rückblick

Von Gregor Keuschnig

Schweigsam und schlaflos
Laura Freudenthalers dystopischer Roman »Arson«
beschreibt wie eine Generation an den Verheerungen unserer Umwelt seelischen Schaden nimmt.
Text lesen
»Kein Mensch kann all die Messungen überblicken, nicht mental, und auch physisch wären sie nicht in ihrer Gesamtheit darstellbar«.

Keine Rettung
Charles Ferdinand Ramuz' endzeitlicher Klassiker
»Sturz in die Sonne« in der Neuübersetzung von Steven Wyss. Text lesen
»Alles Leben wird enden. Es wird immer heißer werden. Die Hitze wird unerträglich sein für alles Lebende.«

 

Tränen lügen doch
Bov Bjergs dystopischer
Slapstick »Der Vorweiner«
Text lesen
»Einiges ist wirklich lustig, etwa der Ruin der Schweiz, weil in den Tresoren die Goldfäule die Reserven wertlos machte und Schloß Neuschwanstein als Notaufnahmelager für Flüchtlinge.«


Teleportation, Fluch oder Segen?
J.O. Morgans fortschrittskritischer Roman »Der Apparat«
Text lesen
»Die müssen also neue Maschinen auf dem Mond bauen, damit sie neue Mineralien runterschicken können, um hier unten neue Maschinen zu bauen, damit sie neue Leute auf den Mond schicken können?«


»Zeige nie, was du denkst...«
Roy Jacobsens Roman beschreibt das Heranwachsen
der »Unwürdigen« in Oslo während der deutschen Besatzung.

Text lesen
»Manchmal wünscht man sich, dass Olav, Carl und Roar Helden von Knut Hamsun gewesen wären ...«

Wie Geschichte entsteht
Stephan Lambys Reportagen »Ernstfall – Regieren in Zeiten des Krieges«. Von Lothar Struck
Text lesen
»Im Gegensatz zu anderen Filmemachern, die sich wuchtig inszenieren, ist Lamby ein Politikflüsterer; in seiner zurückhaltenden, manchmal fast antichambrierenden, dabei jedoch nie unterwürfigen Art gelingen bisweilen bemerkenswerte Einsichten.«

Teaching Disaster
Guillaume Paolis erfrischend polemische Kritik
unserer Denkweisen in postnormalen Zeiten.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Merkmal dieser neuen Realität ist die Tatsache, dass es keine Krisen im herkömmlichen Sinne in einem an sich gesunden System mehr gibt. Denn was den Menschen gegenwärtig begleitet, ist der permanente Schauder in
einer Welt des nicht endenden Desasters.«

Abgesang auf eine Epoche
Mit seinem Roman »
Dämmerung« schließt Michael Kleeberg seine Karlmann-Trilogie. Eine deutsche Mentalitätsgeschichte, ein Sittenbild des Bürgertums der letzten fast 40 Jahre. Von Lothar Struck
Text lesen
»Kleebergs Dämmerung ist ein Abgesang, freilich ohne Jammern oder gar Sentimentalität.«



Die letzte Eskapade
In Richard Fords Roman »Valentinstag« begleiten wir Frank Bascombe und seinen an ALS erkrankten Sohn Paul auf ihrer letzten gemeinsamen Reise durch die amerikanische Provinz. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»... und es beginnt ein trotzig-spöttisches, ernst-albernes Kammerspiel zwischen dem körperlich stetig verfallenden Sohn und dem im schlechten Gewissen eingelegten Vater.«

Einblicke in innere Kyffhäuser
Dominik Graf und Anatol Regnier untersuchen Motive und Befindlichkeiten von Schriftstellern, die während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland geblieben waren. Von Lothar Struck
Text lesen
»... ein fesselnder, beeindruckender, lehrreicher, auf eine fruchtbare Weise bisweilen verstörender Film. Nach dem Abspann möchte man ihn sofort noch einmal sehen.«


Wissen statt Glauben
Der Aufklärer und freidenkende Atheist Bertrand Russell hat vor fast einhundert Jahren den Text »Warum ich kein Christ bin« geschrieben. Jetzt ist er als Taschenbuch erschienen. Unbedingt lesenswert – meint Helmut Ortner.
Text lesen
»Eine Kontinuität des Grauens: die Kirche ein religiöses Schreckenshaus, in dem grässliche Dinge geschahen und geschehen. Die Russellʼsche Kritik gipfelt im Vorwurf, dass 'die christliche Religion in ihrer kirchlich organisierten Form der Hauptfeind des moralischen Fortschritts in der Welt war und bis heute ist'.«  

Giulianos Odyssee
»Fremde Mächte« zum vierten Band von Andrea Giovenes epochaler Pentalogie »Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero«.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Mehr als einmal erscheint einem Giuliano mit seinen bisweilen aristokratischen Attitüden als italienisches Pendant zu Ernst Jünger.«

 

Hans-Jürgen Krahl,
neuerliche Angaben zur Person

Beiträge zu seinem antiautoritären Marxismus aus dem Mandelbaum Verlag. Von Peter Kern
Text lesen
»Die gegen ihn hetzenden Kommentatoren nannte ihn Robespierre aus Bockenheim. Adorno sah in ihm seinen begabtesten Schüler. Mit gerade mal 27 Jahren kam Hans-Jürgen Krahl bei einem Autounfall ums Leben. Er wäre dieses Jahr achtzig geworden.«

Zwischen Romantik und Modernität
I
m Rahmen eines Übersetzungs-Seminars der Goethe-Universität wurden die Erzählungen und Feuilletons des dänischen Autors Henrik Pontoppidan »Kaum ein Tag ohne Spektakel« neu übersetzt.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Diese Anthologie zeigt, dass sich Henrik Pontoppidans Schaffen schwer in eine Schublade stecken lässt. Mal triefen seine Texte vor Ironie, dann wieder dominiert insbesondere in den Erzählungen ein bitter-besinnlicher Impressionismus.«

»Unser Deutschlandmärchen«
Wahr geworden!

Erzählt von einem deutschen Autor namens Dinçer Güçyeter. Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Mit vielen Stimmen erzählt Güçyeter seine, für uns zum Teil sehr fremde Familiengeschichte, die sich über mehr als vier Generationen erstreckt.«


Romancier, Gentleman und Kosmopolit
Zum Leben und Werk des britischen Schriftstellers
und Dramatikers William Somerset Maugham
(25.01.1874-16.12.1965).
Von Jürgen Seul
Text lesen
»Von Romantik unter dem Kreuz des Südens findet man in Maughams Büchern nichts – dafür aber einen Ozean von Geschichten, auf denen die Wogen von Leidenschaft und Gewalt hoch gehen.«

Mörderisches Liebesabenteuer
Der kleine Roman »Oben in der Villa« des großen Erzählers William Somerset Maugham wurde zum Glück wiederentdeckt. Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Ein perfekter Erzähler, ein schräger Typ, ein echter, ein alter Engländer. Neunzehntes Jahrhundert, aber voll up to date.«



Der »song and dance man«
Teil 2: Zur Rolle der Kontrafaktur in Bob Dylans Songwriting. Ein Essay von Ulrich Breth
Text lesen
»Kontrakfakturen sind Lieder mit einer überlieferten Melodie, denen ein neuer Text unterlegt wird. Hierbei wird in der Regel ein geistliches Lied in ein Lied mit weltlichem Gehalt überführt. Bei Dylans Songs verhält es sich nicht selten umgekehrt.«

Der »song and dance man«
Teil 1: Bob Dylan und seine »Philosophie des modernen Songs«. Ein Essay von Ulrich Breth
Text lesen
»Dylans Philosophie des modernen Songs besteht nicht darin, die Entstehung, die Funktionsweise und Bedeutung des modernen Songs zu beschreiben oder gar zu erklären, sondern die Magie, die entsteht, wenn sich die Lyrics eines Songs mit einer Melodie verbinden, mit seinen Reflexionen beständig zu umkreisen.« Leseprobe & Playlist

Lektüre mit Volten und Widerhaken
Albert Camus monologische Erzählung »Der Fall«
in der neuen  Übersetzung
von Grete Osterwald.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Sie wissen ja, was für schüchterne Kommunikanten unsere Bistro-Atheisten sind. Ein Moment der Bestürzung folgte dem Ausspruch dieser Ungeheuerlichkeit, verdutzt blickten sie einander an, dann brach der Tumult los…«


Metaphysik nein Danke
In seinem grundlegenden Essay diskutiert Hans-Ernst Schiller »den Zusammenhang von besonderer Existenz und allgemeiner Vernunft«.
Von Peter Kern
Text lesen
»Die Welt kann nicht vernünftig eingerichtet sein, wenn das obere Fünftel der menschlichen Gattung für seinen Lebensstil Ressourcen in einer das globale Ökosystem ruinierenden Menge verbraucht, und das untere Fünftel der Menschheit in einer Fluchtbewegungen veranlassenden Verelendung lebt.«

»Auf verlorenem Posten«
Michel Houellebecqs denkwürdiger Bericht »Einige Monate in meinem Leben« Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Houellebecq zerstört mit diesem Buch jegliche Distanz zwischen sich und dem Erzähl-Ich, zwischen den tatsächlichen Ereignissen und den Schilderungen im Buch. Er schreibt eine ultimative Nichtfiktion. Dass das Buch keine Genrebezeichnung trägt, ist nur konsequent.«

Weberaufstand 2.0
Anmerkungen zu Gavin Muellers radikaler Kritik am
gegenwärtigen linken Technik-Optimismus.

Von Peter Kern
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»Es ist das Klischeebild eines Widerstandes, mehr abgezogen aus der von Hollywood-Filmen gelieferten Bebilderung, als aus der Geschichte dieser Bewegungen, deren Totenglocke regelmäßig läutete, sobald sie ihr Heil in gewaltförmigen Aktionen suchten.«

Furor und Traurigkeit
Ludwig Fels posthum erschienener Gedichtband
»Mit mir hast du keine Chance«
Von Lothar Struck
Text lesen
»
Die Zukunft wird kommen. / Auch die der Literatur. /
Sie wird wenig Heimat haben, / wenn sie kommt. / Aber Tag und Nacht und / die Körper, die sie lieben.«

Ahnenforschung
Seinen
unterhaltsamen Roman »Neulich in Bärwalde« präsentiert Jens Dittmar als
»Chronik unseres Geschlechts Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Er scheut keine Abschweifung, wirbelt zwischen den Jahrhunderten und Erzählsträngen hin und her und zeigt sogar Fotos, so dass man sich bei bisschen in der Familie heimisch fühlt. All das ist keine Sekunde langweilig.«


»Vergiss deinen Schmerz«
Ein lesenswertes Werk, das
als Wirtschaftsbuch daherkommt und doch eine Art deutsches Sittengemälde ist.
« Von Peter Kern
Text lesen
»Dieses Buch macht verständlich, was einmal die Stärke der Deutschland AG war. Das Geflecht wechselseitiger Personal- und Kapitalverflechtung ist jedoch kontraproduktiv geworden und deshalb aufgelöst worden. Versteht man Grund und Folgen, bereichert man seinen Begriff der Gegenwart ungemein.«

Am »letzten Abend der Menschheit«
Raphaela Edelbauers atmosphärisch dichter Roman
»
Die Inkommensurablen«
Von Gregor Keuschnig
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»... die Wimmelbilder des kriegshysterischen Wien gelingen sehr gut, während die Genreszenen in den Lokalen und vor allem die Charakterstudien der immer wieder im Jargon der Gegenwart verfallenden Helden eher schwach bleiben.«


Der Felsen von Sirilund
Gabriele Haefs gelungene Neuübersetzung von »Benoni« zeigt Knut Hamsuns literarische Qualitäten auch abseits seiner bekannten Werke.
Von Lothar Struck
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»Schachspieler kennen Benoni als Bezeichnung für eine Eröffnungsvariante. Es ist allerdings auch ein seltener Vorname, der aus dem Hebräischen kommt und 'Sohn des Leides' bedeutet.«

Barocke Welt der Moderne
Über Alexandra Schauers Dreifachdissertation
»Mensch ohne Welt«. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Das zentrale Motto, welches die Autorin zu Beginn verwendet, stammt von Siegfried Kracauer: „Die Reportage fotografiert das Leben; ein solches Mosaik wäre sein Bild.“ Aber es ist eben nur sein Bild und nicht das Leben selbst, würde Rainer Maria Rilke sagen.«


Wahrheit & Existenz
Mit Cormac McCarthy starb einer der letzten großen alten Männer der Nordamerikanischen Gegenwartsliteratur.
Von Herbert Debes
Text lesen
Mit seinem Romanduo »Der Passagier« und »Stella Maris« legte er uns im Herbst 2022 sein opus magnum vor.


»Alltag ist ein festliches Wort.«
Ralf Rothmanns heiter-melancholische Notizen »Theorie des Regens« Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Selten wird Rothmann kokett, etwa wenn er sich seines mühsam erworbenen Unwissens vergewissert. Am Ende fast schon ein bisschen altersweise: "Man ist schneller Anachronist, als die Zeit vergeht.«


»Alles war mit einem Leid erkauft«
Ralf Rothmanns Roman »Die Nacht unterm Schnee« Von
Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Niemand sagt dir mal was Nettes, es gibt kein Vergnügen, nur Sorgen und in all dem Dreck hast du das Gefühl, langsam selbst zu Dreck zu werden.«




Erhellt von mediterraner Sonne
»Das Haus der Häuser« zum dritten Band von Andrea Giovenes epochaler Pentalogie »Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero«.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Man kann diese eigenartige Stimmung, die bei der Lektüre entsteht, lange nicht vergessen, obwohl man natürlich früh ahnt, dass das alles keinen Bestand haben wird.«



Das Walross und der Zimmermann
Oder: Wie der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt. Über Nancy Frasers kapitalismuskritische Diagnose »Der Allesfresser«. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Alles in allem bietet die Kannibalismus-Metapher mehrere vielversprechende Ansätze für eine Analyse der kapitalistischen Gesellschaft. Sie lädt uns dazu ein, diese Gesellschaft als eine institutionalisierte Fressorgie zu betrachten, deren Hauptgericht wir selbst sind.«


Ein Meisterwerk
Abdulrazak Gurnahs mitreißender Roman »Die Abtrünnigen« beschreibt die Kolonialgeschichte Sansibars als
Familien-, Orts- und Historienerzählung. Von Lothar Struck
Text lesen
»Das sanfte und epische Erzählen Gurnahs, dieses zärtliche Auffächern der unterschiedlichen Charaktere (...) machen diesen Roman zu einem wunderbaren Erlebnis.«


Eros, Glut & Wut
Die erstaunliche Entdeckung von Michael Kosmelis
»Die zwei und vierzig jährige Äffin«
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»...verdanken wir es dem Literaturwissenschaftler Dirk Sangmeister, dass der Name Michael Kosmeli zusammen mit seinem 1800 erschienenen Debüt-Roman »Die Zwei und vierzig jährige Aeffin« genau 250 Jahre nach der Geburt dieses Oberschlesiers (1773/1844) wie ein überraschend aufgetauchter Komet strahlend uns Liebhabern zum Kennen & literarischen Genießen in der ansprechenden Gestalt vor Augen kommt, mit welcher der Berliner Verlag seine Ausgrabungen, Fundstücke & Entdeckungen ausstattet.«

Sanfte Karikatur des Schreibbetriebs
Marlen Hobracks Roman »Schrödingers Grrrl«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Insgesamt weist der Roman die von Moritz Baßler postulierte "offene Zukunft" auf und erfüllt damit zugleich literatur-ästhetische wie populär-unterhaltende Kriterien. Letztere prädestinieren ihn zur Bearbeitung für den "Film-Mittwoch im Ersten" oder den "Fernsehfilm der Woche" im ZDF. Die zweifellos vorhandenen literarischen Qualitäten des Romans würden dabei vermutlich liquidiert. Der Genießer bleibt beim Roman.«

Der Blues der westlichen Demokratien
Zu Axel Honneths
normativer Theorie der Arbeit
»Der arbeitende Souverän«. Von Peter Kern
Text lesen
»Der in seinem Werkeltag zum Befehlsempfänger Degradierte, verwandelt sich nicht am politischen Sonntag in den souveränen Citoyen. Das Desinteresse an der politischen Sphäre, die Ermüdungserscheinungen der parlamentarischen Demokratien, geht auf die pathologischen Verhältnisse in der Arbeitssphäre zurück.«


Abtauchen
Ein Gedenkwort für Carlo Emilio Gadda & seine »Grässliche Bescherung in der Via Merulana«. Wolfram Schütte
Text lesen
»Es ist eine veritable Sprachlust, in die Vielzahl der dschungelartig wuchernden Erzählmäander der wunderbaren Bescherung abzutauchen, die Carlo Emilio Gadda in & um die Via Merulana in Rom uns als Klassiker-Vergnügen hinterlassen hat!«

»Ich kann in den Tod gehen«
Amina Handkes gelungene filmische Transformation eines überhaupt nicht gealterten Theaterstücks.
Von Lothar Struck
Text lesen
»... eine gelungene und sehr anregende Transformation des mehr 50 Jahre alten Stückes Kaspar. Amina Handke und Libgart Schwarz schaffen es subtil Schneisen für Reflexionen auf Gegenwartsbezüge zu schlagen.«

Die Untröstlichkeit der Verwaisung
Esther Kinskys Last Picture Show »Weiter sehen«
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»... überwiegend sinnliche Passagen atmosphärisch dichter, gestochen scharf fixierter literarischer Vergegenwärtigungen  der Landschaft, der Natur, der Jahreszeiten – diesmal des »Mangellands, eine Gegend der Abwesenheiten« – wie sie die endlose Weite des ungarischen Flachlands nennt.«

Alle kamen nach Nürnberg
Uwe Neumahrs aufschlußreiche Studie »Das Schloss der Schriftsteller«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Zeitweise waren 250 Pressevertreter in der Stadt, 100 davon aus den USA. Die Unterbringung war kompliziert, die hygienischen Zustände grenzwertig. Bis zu zehn Personen teilten sich ein Zimmer.«


Bücher in Flammen
Zum 90. Jahrestag der Nazi-Bücherverbrennung erscheint im Wallstein Verlag Jürgen Serkes
epochales Werk »Die verbrannten Dichter«.
Von Helmut Ortner
Text lesen
»Serkes Reportagen und Porträts haben nichts an Tiefe
und Wirkung verloren, sie sind gegenwärtig. Wir sollten sie lesen, entdecken und wiederentdecken.«


Hoffen, Erinnern, Sehen
Über 3 Bücher von Esther Kinsky und Ihre Art zu Sehen und Schreiben
Von Lothar Struck
Text lesen
»Aber die 'Weite ist mehr als Ferne, sie ist das, was man an Möglichem zulässt. Das gilt für das Sehen von Landschaft, Gelände, von Menschen, von Kunst.'«

Eine toxische Liebe
Michel Bergmanns späte Abrechnung mit seiner »Mame« Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Michel Bergmann hat erbarmungslos, dabei immer wieder faszinierend zu lesen, mit seiner Mutter abgerechnet. Am Ende packt ihn das schlechte Gewissen.«



Komplett verrechnet
Bingener und Wehner legen die vielsträngigen Verflechtungen der »Moskau Connection« und deren politische Fehleinschätzung offen.
Von Lothar Struck
Text lesen
»In der akribischen Erfassung dessen, was sich seit 1998 in Bezug auf Energiepolitik und Russland ereignet hat, werden die Abgründe deutlich sichtbar.« Leseprobe & Infos


Kaufhauskunstdruck ohne Rahmen
Benjamin v. Stuckrad-Barres Roman »Noch wach?«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Das Portrait einer hoffnungslos degenerierten und abgehobenen Medienbranche. Außerhalb dieser Blase interessieren die Anspielungen und Indiskretionen niemanden. Die Thematik selber, der Machtmissbrauch
von (fast ausschließlich) Männern in Unternehmen, die sexuellen Übergriffigkeiten, wird zur Kulisse degradiert,
 um die eigene Läuterung nebst Lauterkeit herauszustellen.
«

Augenblicke
des Findens

Eine virtuelle Ausstellung

von Hermann Littmann
zu den Bildern
»Warum ein Foto gemalt wird bleibt ein Geheimnis, es geht um ein besonderes Licht oder Erscheinung. Die Kategorien des Realismus
interessieren mich nicht.
«


Ein kurzes Stillstehen der Zeit
Maria Lassnigs Notizen »Am Fenster klebt noch eine Feder«
Von Lothar Struck
Text lesen
»Große Zustimmung des Lesers, ja Begeisterung. Aber dann doch eine Kritik, aber ausschließlich daran, dass es nicht genug ist, dass man mehr lesen möchte. Darf man hoffen auf eine vollständige oder mindestens ausführlichere Ausgabe?«


Drehbuch-Spekulation
Überlegungen zu Ilker Cataks vieldeutigem Film »Lehrerzimmer«. Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Ilker Cataks »Lehrerzimmer« zielt als dramatisches Modell mitten in das prekäre Zentrum unserer liberalen Demokratie & stellt die Frage, wie die liberale Demokratie mit ihren, sie ausnutzenden Feinden umgehen soll, bzw. muss, um sich selbst gegen den praktizierten Nihilismus des anything goes zu behaupten.«

Felix Austria
Mit dem Aufsatzband »Alle Neue« lässt der Grazer Germanist Klaus Kastberger seine Forschungen der letzten Jahre Revue passieren. Von Lothar Struck
Text lesen
»Kastberger bringt der jeweiligen Figur, dem jeweiligen Gegenstand seiner Forschung, Sympathie, bisweilen sogar Empathie entgegen, was aber die ein oder andere ironische Spitze nicht ausschließt. Manchmal überrascht er mit kühnen Volten und fast immer ist man klüger als zuvor.«

Antiautoritäre Revolte verkehrt
Richard Rortys Spätphilosophie und seine politische Botschaft »Pragmatismus als Antiautoritarismus«. Von Peter Kern
Text lesen
»Wenn Rorty die Metaphysik attackiert - und diese Attacke ist gleichsam der Halteapparat dieses Buchs- wird man das Gefühl nicht los, er trete einen toten Löwen.«



Menschliche Bestialität
Hans Joachim Schädlichs letzte Kurzprosa-Sammlung
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Den ästhetischen Reichtum seiner literarischen Minimal Art beim Eindampfen oder Skelettieren der ursprünglichen Vorlagen oder Fakten stellt uns der Autor mit sardonischem Pokerface vor Augen.«



»Der perfekte Schuss«
Mathias Enards aufwühlende Novelle über einen jungen Scharfschützen in einem namenlosen Krieg
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Die längst zur Floskel verkommene Kafka-Bemerkung, das Literatur die Axt unserem gefrorenen Meer sein soll, trifft hier endlich einmal zu. Die Hiebe dieser Axt wird man für lange Zeit nicht vergessen und die Eisschollen lassen den Leser taumelnd zurück.«

Verloren im Weltinnenraum
Clemens J. Setz
ʼ Roman »Monde vor der Landung«
Von Lars Hartmann
Text lesen
»Auch in diesem Werk geht es um eine Welt, die sich nicht mit dem deckt, was die Naturwissenschaften und was der normale Menschenverstand über sie sagen (...) Der Protagonist scheint ein Sonderling zu sein, er vertritt die These, dass die Welt eine Hohlkugel ist:...«


Gert Ledig und das Vergessen
In der Jubiläumsausgabe des
»Schreibheft« erinnert Frank Witzel an 100 »vergessene, verkannte und verschollene« Autoren & Autorinnen. Einer davon ist Gert Ledig. Von Lothar Struck
Text lesen
»Witzels Belesenheit und Begeisterungsfähigkeit sind einerseits so groß, dass er bequem auch 300 Autoren hätte vorstellen können und gegen Ende einfach noch einmal 30 oder 40 Autoren mit ihren Büchern aufzählt, einfach nur, um sie zu erwähnen. Andererseits strahlt der Essay weniger Entdeckerfreude als Melancholie, am Ende sogar Wehmut aus.«

Selbstporträt aus dem Materiallager
Wilhelm Genazinos Aufzeichnungen 1972-2018 »Traum des Beobachters« Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Jan Bürger & Friedhelm Marx haben ans Ende ihres »Selbstporträts Wilhelm Genazinos, aus seinen 38 Zettelkästen gezogen» – um es jeanpaulinisch zu sagen – einen lyrischen Abschied gesetzt, der ein gedankenreiches, teilweise tieftrauriges, manchmal aber auch sehr komisches Buch mit einem zarten poetischen Bild beschließt: »Engelartig herabsegelnde Blätter«.

In memoriam Dieter Leisegang:
»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des Menschlichen«
Von Herbert Debes
Nachruf Lesen
Vor 50 Jahren, am 21. März 1973, erschoß sich in Offenbach am Main der Philosoph und Poet Dieter Leisegang, der zu Lebzeiten eine solitäre Randfigur im deutschen Literaturbetrieb blieb, und die Sehnsucht der Literaturkritik nach dem »rettungslosen Ich«.


Putins Weg ... (Ende Offen)
Giuliano da Empoli
bringt uns in dem Schlüsselroman »Der Magier im Kreml« mitreißend und glaubhaft Putins Denkungsart und Selbstverständnis nahe und schenkt uns eine Begegnung mit Jewgeni Samjatins prophetischer Dystopie »Wir« aus dem Jahre 1920. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Manches verstört, etwa die Aussage Baranows an einen russischen Söldner im Donbass, dass es bei kriegerischen Auseinandersetzungen nicht um den vollständigen Erfolg, den Sieg, gehe. Die Eroberung dürfe nicht endgültig sei, sondern es sei "nur" ein bestimmtes Chaos-Level anzustreben. Dies lässt in Verbindung mit dem aktuellen Ukraine-Krieg nichts Gutes erwarten. Zuweilen vergisst man, dass dieser Mann im Kreml real ist und nicht nur eine Romanfigur.«

Lob der Demokratie oder: 
Vom »Ich« zum »Wir«!

Demokratie braucht Gemeinschaft. Sie lebt von Teilhabe und Teilnahme. Doch diese Grundanforderung der Demokratie scheint zunehmend gefährdet. Von Helmut Ortner
Text lesen
»Sophie Schönberger ist eine kluge Gegenwartsdiagnostik gelungen, die uns ins Gewissen redet. Ein wichtiges Buch zur rechten Zeit.«

Kritische Theorie theologisch
Yael Kupferbergs Studien zum Judentum im späten Werk Max Horkheimers. Von Peter Kern
Text lesen
»Man könnte die Sache abtun und eine nachmetaphysische Stellung des Gedankens zur Welt einnehmen, ein das Flair des Progressiven umwehender Denkhabitus. Die Sache hat aber einen Haken...«


Auf der Suche nach Gleichgewicht
Der neue Roman von Elisabeth Plessen »Die Frau in den Bäumen«. Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Das Nest, das ich mir baue, sind bloß Wörter und Sätze, Hochseilakte, Luftgebäude, die mich nicht tragen, niemanden tragen, gerade noch sich selbst, wenn es hoch kommt.«



Zu den Ufern des Bug
Andrzej Stasiuks mitreißende »Grenzfahrt«
Von Lothar Struck
Text lesen
»Die Phantasien, die sich nie erfüllen würden, doch außerhalb der Zeit existierten wie feuerbeständige Materie in einer Flamme. Ich wusste, dass es all das nicht mehr gab, und doch schimmerte es durch meine Tage hindurch…«


Beobachtungen mit Tiefenschärfe
Rachel Cusks neuer Band essayhafter Geschichten aus dem Alltag »Coventry«.
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Ihre Geschichten sind höchst pointierte Beschreibungen von alltäglichen Begebenheiten, die oft das Zeug zur Tragödie haben, aber meistens vom Alltag wieder eingefangen werden.«


Rückkehr zu den toten Seelen
Boris Luries Aufzeichnungen
»In Riga«.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»In Riga« ist jedoch nur am Rande ein Reisebericht, denn der Text mit seinen zahlreichen Versatzstücken ist vielmehr ein Erinnerungsbuch an das von den Deutschen besetzte Lettland der 1940er Jahre...«


Plädoyer für eine wehrhafte Demokratie
Eine Geschichte der Bundesrepublik als Skandalchronik. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Kraushaars unerbittlicher Stil wirbelt die Fakten aus ihrer scheinbaren völkischen Tiefe, aus der sie stammen an die politische Oberfläche, an der allein sie gelöst werden können. Es gibt kein höheres Wesen, das uns retten könnte.«

Trash for cash
Mit den
echten falschen »Hitler-Tagebüchern« hat
der März Verlag einen
verlegerischen Coup gelandet. Die kritischen Dokumentation eines revisionistischen Rehabilitierungsversuchs. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Das Versprechen des Stern, dass Teile der deutschen Geschichte neu geschrieben werden müssen, war nicht nur für alte und neue Nazis von Interesse. Es hätte die seinerzeit noch lebende Partei- und Wehrmachtgeneration praktisch freigesprochen. Die weitere Aufarbeitung der Geschichte hätte man sich dann sparen können.«

Das Regime Putin
Sechs lesenswerte Bücher, die sich differenziert und hintergründig mit Putins langem Weg an die Macht und seinen Visionen vom großrussischen Reich auseinandersetzen.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen


Versehrte Natur, überschwängliche Philosophie
»Der wirbelnde Strom des Werdens« Wolfdietrich Schmied-Kowarzik über Schellings Naturphilosophie und Schellings materialistische Nachfolger.
Von Peter Kern
Text lesen
»Er formuliert eine positive Metaphysik. Diese ist ein Zwitterwesen, halb physisch, halb metaphysisch. So verweist die erste, expandierende Kraft auf den von der Astrophysik postulierten Urknall. Oder es werden die Gravitation, die bipolare Elektrizität und die chemischen Verbindungen als Beweismittel für die Wirkkraft der Potenzen angeführt. Der Autor baut sich eine Brücke zwischen zwei Welten, aber diese erweist sich als überaus wankend.«

Sex, Blood & Crime
Bret Easton Ellis' neuer Roman »The Shards«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Literarisch ist The Shards über weite Strecken ein Totalausfall und taugt mit seinen aus True-Crime-Elementen zusammengeschriebenen Splatter-Elementen nicht einmal als Genre-Literatur. Was bleibt, ist ein bisweilen hübsch erzähltes Sittenbild der 1980er Jahre.«


»Das Schöne kann man nicht malen«
Gerd-Peter Eigner: ein Leben, ein letzter Roman, ein Werdegang. Von Lars Hartmann

Text lesen
»... Das Schöne bewegt sich, verändert sich jeden Augenblick. Es schillert. Und fließt. Es flutet. Und dann ist alles immer auch noch eine Frage des Lichteinfalls und der Haltung.«



Vergangenheit nicht »bewältigen«,
sondern vergegenwärtigen
Götz Alys neues Buch »Unser Nationalsozialismus« versammelt seine wichtigsten Reden, Aufsätze und Vorträge der vergangenen Jahre. Von Helmut Ortner
Text lesen
»Er weitet unseren Blick auf das Ganze, auf das gesamte Panorama nationalen Größenwahns und Barbarei.
Eine lesenswerte Lektüre: aufklärend, klug und ­ aktuell.«

Bücher mit Ensembles
Wolfgang Martynkewicz'
»Das Café der trunkenen Philosophen«. Wie Hannah Arendt, Adorno & Co. das Denken revolutionierten, oder »Die Netflixisierung der Frankfurter Schule«. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»So werden Klassiker gemacht, die bereits schon solche sind und nun endlich auch in andere Medien gehoben werden können. Der Verlag wirbt schon mal auf dem Umschlag wie für einen Film mit vielen Stars: 'Mit Hannah Arendt, Theodor W. Adorno, Paul und Hannah Tillich, Gisèle Freund, Max Horkheimer u.v.a'.«

Hungrig in Kristiania
Knut Hamsuns großartiges Buch
»Hunger«
neu übersetzt von Ulrich Sonnenberg nach der Erstfassung von 1890. Von Lothar Struck
Text lesen
»Die Liste der Autoren, die dieses Buch vorbildhaft für sich und ihr Schreiben nannten, ist Legion. Den inneren Monolog praktizierte Hamsun hier weit vor Schriftstellern wie z. B. Arthur Schnitzler oder James Joyce und auch als (Groß-)Stadtroman war Hunger ein Pionierbuch, bevor Dublin, New York oder Berlin in episch breiteren Topographien erzählt wurden.«

Biographic Novel
Eine ungewöhnliche Graphic Novel über das Leben
des antillesischen Psychiaters Frantz Fanon.
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Wer glaubte, Sartre und de Beauvoir schon angesichts der postmodernen französischen Philosophen ad acta gelegt zu haben, der findet sich anhand dieser Graphic Novell über das Leben Fanons eines Besseren belehrt.«

Eine befreiende Lektüre
Christoph Menkes »Theorie der Befreiung« bürstet althergebrachte Denktraditionen gegen den Strich und bricht mit sämtlichen Traditionen des Freiheitsbegriffes. Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»
Die Befreiung kämpft immer einen doppelten Kampf: Sie kämpft gegen die Herrschaft und zugleich kämpft sie mit und gegen sich selbst. In der Theorie der Befreiung geht es um den Kampf, den die Befreiung gegen sich selbst führen muss, wenn sie die Herrschaft bekämpfen will.«

Klassiker:
Ein zeitlos gültiges Zeugnis

Eckermanns »Gespräche mit Goethe« in den letzten Jahren seines Lebens.
Von Herbert Debes
Text lesen
»Eckermanns »unmittelbaren Skizzen« haben ihre Originalität und Gültigkeit auch für heutige Leser behalten. Viele Textstellen können als Leitsätze und Lebensweisheiten auch ohne den weiteren Textzusammenhang, für sich genommen, stehen, und nicht wenige dürfen als treffende Kommentare oder kritische Anmerkungen zu Phänomenen unserer Gegenwart gelesen werden und stehenbleiben.«

Moderne Klassiker:
Glanz und Elend der künstlichen Paradiese
Selten hat ein Schriftsteller mit solcher Nüchternheit, leidenschaftslos und souverän über den Rausch geschrieben wie Ernst Jünger zwischen 1968 und 1970 in seinem Buch »Annäherungen«.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Der Rausch« heißt es dort, »bleibt eine der Stationen auf dem Weg zum Nullpunkt, eine flüchtige Herberge, ein buntes Zelt, das für eine einzige Nacht aufgeschlagen wird. (…) Der Nullpunkt ist auch Gefrierpunkt, und obwohl die Atome ihr Gewicht behalten, ändert sich ihre Anordnung.«

Eine Maus als Elefant?
Überlegungen zu Andreas Isenschmids Proust-Lektüre. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Die These dieses Buches ist es, dass Proust sowohl bei seinem politischen Aktivismus als Dreyfusard wie beim Schreiben von starken jüdischen Gefühlen geleitet wurde, dass er sie aber meist nur indirekt zum Ausdruck brachte und zu ihnen eine durchgängig ambivalente Beziehung unterhielt.«

»... aber immer elegantes Deutsch.«
Martin Mosebachs neuer Roman »Taube und Wildente«. Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Alles strebte aus einer Phase der Verwirrung neuer, vielleicht etwas resignativ unterlegter Harmonie zu … War das nicht Lebenskunst, die Dinge ohne lange Absprachen laufen zu lassen, wie sie wollten?«.
 

Familientableau
»Annie Ernaux – Die Super-8 Jahre« von Annie
Ernaux und David Ernaux-Briot. Von Claus Wecker
Text lesen
»Eine besondere Qualität gewinnt die jetzige Zusammenstellung durch die Kommentierung der Literatin. Einfühlsam und in einer klaren Sprache schildert sie die Jahre, die ihrem literarischen Durchbruch vorausgehen.«

Psychoanalyse und Revolution
Helmut Dahmers spannendes Essay über Leo Trotzki, die »Psychoanalyse und die kannibalistischen Regime.« Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Dualisten teilen die Welt in zwei Substanzen: Materie und Bewusstsein. Ist dem aber so, was machen wir dann mit dem Unbewussten?«

Coverversion
Christoph Peters' Roman »Der Sandkasten« hält nicht, was seine Bezüge auf Wolfgang Koeppens Klassiker »Treibhaus« versprechen. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Am besten wäre es, die Ambition von Christoph Peters schlichtweg zu ignorieren. Aber der Geist ist aus der Flasche.«


»Der Dritte Kontinent«
Mohamed Mbougar Sarrs labyrinthischer Roman

»
Die geheimste Erinnerung der Menschen« ist reich an Textsorten und reanimiert den Glauben an die Literatur.
Von Lothar Struck
Text lesen
»...Literatur jenseits der dominierenden zeitgenössischen Betroffenheitsfilibuster mit ihren in Moralismus getauchten weltvergessenen Phrasenroutinen. Schließlich beginnt man, über den Titel nachzudenken. Und für einen Augenblick ist alles klar. Ein schöner, ein seltener Moment.«

What else is new?
Ein kleines Buch sucht einen philosophischen Königsweg zu den letzten Werten und verpasst seinen Anspruch einer Neudefinition der Aufklärung.

Von
Oliver Kozlarek
Text lesen
»Die Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften können in diesem Prozess tatsächlich eine zentrale Rolle spielen. Aber nicht als Instrumente der Offenbarung apodiktisch vertretener Werte oder als Rechtfertigung einer autoritären Bevormundungspolitik, sondern um Räume des freien Denkens und der Reflexion zu eröffnen und so kritisches Denken zu fördern, das sich der Probleme unserer Zeit aus der Vielfalt von Positionen, Strategien, Meinungen und Werten stellt.«

Ein afrikanischer »Nachsommer«
Abdulrazak Gurnahs epischer Roman »Nachleben« über das Leben zur Zeit der Kolonisierung Ostafrikas und danach. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Die Schilderungen der Brutalität der Aufstandsbekämpfung und deutschen Kriegsführung  werden, wie schon in den anderen Büchern von Gurnah, weder effekthascherisch noch anklagend erzählt, sondern nüchtern, bisweilen fast ironisch und gerade deshalb eindringlich.«

»Ich, der Unsterbliche«
Neue Bücher von, mit und über Peter Handke zum
80. Geburtstag des Dichters.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Statt also die jetzt vermutlich quälenden Geburtstagstexte aus den platonischen Höhlen des Kulturjournalismus über sich ergehen zu lassen, sollte man seine Zeit besser nutzen und wenn es schon Sekundärliteratur sein soll, dann zu Federmairs Buch greifen. Es klärt nicht nur hier und dort auf, sondern könnte Lust bereiten, das ein oder andere Buch (wieder) zu lesen.«

Bücher für untern Baum
13 Leseempfehlungen mit Qualitätsgarantie ausgewählt
von Herbert Debes
zu den Büchern



Ein literarischer Schatz
aus Italien

Andrea Giovenes
epochale Pentalogie »Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero«.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Es ist gerade diese flirrende Ambivalenz, das leichte Unbehagen, das Changieren zwischen dem "Stoizismus der Einsamkeit" Giulianos und dessen bisweilen harsch-egoistische Handlungen und Umgangsformen, welche die Neugier des Lesers auf die Fortsetzungen stetig wachsen lässt und man auch nach mehreren Stunden Lektüre die antiseptische Gegenwartsprosa der Daueremphatiker keine Sekunde vermisst.«

Mehr als »ein Dreckskerl«!?
Zum Briefwechsel von Günther Anders
Briefwechsel mit Theodor W. Adorno, Ernst Bloch, Max Horkheimer, Herbert Marcuse und Helmuth Plessner.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Der bislang unveröffentlichte Briefwechsel mit namhaften Philosophen des 20. Jahrhunderts bringt Dr. Jekyll und
Mr. Hyde, bringt beide Seiten von Günther Anders zusammen.«


Die dunklen Ressourcen
der deutschen Gesellschaft

Über die Leipziger Autoritarismus Studie 2022 zu »Autoritären Dynamiken in unsicheren Zeiten«.
von Peter Kern
Text lesen
»Die über die vielen Jahre fortgeschriebene Untersuchung des Autoritarismus stößt auf vehemente Ablehnung, weil sie die Übereinkunft zwischen der publizierten Öffentlichkeit und der angesagten Soziologie stört. Man hat sich auf die flotte Gesellschaft der Singularitäten geeinigt, und diesen Konformismus scheuchen die Leipziger mit ihrem Anknüpfen an den Geist, ja gar an die Terminologie, der Kritischen Theorie auf.«

Nicht versöhnt
Jean-Marie Straub ist gestorben.
Eine Erinnerung von Wolfram Schütte
Text lesen
»Bekannt wurden Straub-Huillet unter Cinéasten, wirklich geschätzt von nur wenigen (allerdings auf der ganzen Welt), jedoch bewundert von manchen, vor allem aber wegen der ästhetisch-politischen Radikalität ihres solitären Kampfes gegen die Welt-wie-sie-ist, aber nicht sein sollte.« »Die Antigone des Sophokles nach der Hölderlinschen Übertragung für die Bühne bearbeitet von Brecht« (1991)

Scott Walker
Porträt des Künstlers als verhinderter Stern
Von Ulrich Breth
Text lesen
Am 3. Dezember 2012, vor zehn Jahren also, ist Bish Bosch, das letzte Studioalbum des im März 2019 verstorbenen Scott Walker erschienen. Das kleine Jubiläum bietet die Gelegenheit, an das Werk eines Musikers zu erinnern, den sein Weg von der legendären Popband The Walker Brothers in die musikalische Avantgarde geführt hat.

Das Gewissen Österreichs?
In dem Dokumentarfilm
»Elfriede Jelinek« will die Regisseurin Claudia Müller »Die Sprache von der Leine lassen« und Rowohlt verspricht mit dem Buch »Angabe der Person« eine »Lebensbilanz« der Nobelpreisträgerin. Von Lothar Struck
Text lesen
»Wir können immerhin sagen, wir haben sie gelesen, wir können behaupten, wir hätten sie verstanden, wir benutzen sie als Ablass, wir stellen die Werke ins Regal oder speichern sie auf der Festplatte. Da werden sie zu Perlchen am Rosenkranz des Gewissens und die Lektüre, die man sich von Fall zu Fall auferlegen muss, zur Buße. Recht so.«

Die Mischung machts
10 Lesetipps ausgewählt
von Herbert Debes
zu den Büchern
Slavoj Žižek - Unordnung im Himmel / Ali Al-Kurdi - Der Schamaya-Palast / Heinz Helle - Wellen / Alexandra Stahl - Wenn, dann trifft es uns beide / Solomonica de Winter - Das Gesetz der Natur / Miqui Otero  - Simón / Leonardo Padura - Wie Staub im Wind / Guy de Maupassant - Auf See / Sylvia Plath - Das Herz steht nicht still

Amerikanist & Flaneur
Die Bücher des Chronisten jüdischen Lebens und Literaturkritikers Alfred Kazin sind in deutscher Sprache nur noch antiquarisch lieferbar.
Das muß sich ändern.
Ein Plädoyer von Stefan Geyer
Text lesen
»My idea of heaven is to settle down in a jet with a book, a notebook and a martini.«


»Bitterer Realismus«
Gabriele Riedles etwas
anderer Abenteuerroman
»
In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg.«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Je mehr man liest, um so deutlicher wird in diesen auftürmenden, repetitiven Hypotaxengebilden das Verlangen, die Welt (die einstige Welt) aus der Rückschau noch einmal und zwar anders als bisher zu "erzählen, berichten, rhapsodieren, delirieren, tremolieren", weil der zeitliche Abstand andere Sichtweisen hervorbringt bzw. hervorbringen soll.«

Zeitzeuge einer Rezeption
Wolfgang Kraushaar zeichnet die Umrisslinien eines politischen Bildes Walter Benjamins.
Von Wolfgang Bock

Text lesen
»Gegenüber einer Auffassung, der Benjamins Passagenwerk als „kulturhistorisch interessant“ erscheint, gilt es den bislang verborgen gebliebenen revolutionstheoretischen Sinn seines Hauptwerks und die Wirksamkeit des darin entwickelten Begriffsinstrumentariums unter Beweis zu stellen. Vielleicht werden sich dann die Feuilletonisten, die bei der Nennung seines Namens glänzende Augen bekommen, dieselbigen endlich zu reiben beginnen.«


Auf Zehenspitzen durch die Hölle
Zur historisch-kritischen Ausgabe von Ernst Jüngers »Strahlungen«. Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»...ein Grund, warum in der Rezeption von Jüngers Werk und seiner Tagebücher immer wieder Spekulationen über seine Person gestreut würden, sei darin zu sehen, dass der Diarist Jünger in seinen Texten viele Dinge benenne und sie ästhetisch auflade, andere aber bewusst verschweige. Die Edition wolle diesbezüglich zur Klarheit beitragen. Ein Ziel sei es, einen »Ausgleich zwischen präziser Textwiedergabe, Lesbarkeit und Transparenz sowohl für akademische als auch für nichtwissenschaftliche Leser« herzustellen und Einblicke in die Schreibwerkstatt des Autors zu ermöglichen.«

Schwache Schutzgeister
Auf den Spuren von Isidor. Geschichte und Geschichten aus einem jüdischen Leben.
Von Wolfgang Bock
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»Es sind Erzählungen vom Durchkommen, vom Überleben, von der List, wie sie jede Familie sich so konstruiert wie der Chronist der Nation, wie Sigmund Freud es einmal treffend ausgedrückt hat. Der Gestus dieser Überlebenden ist zusammengefasst in einem Witz, den der Schneider Kurt Goldfarb Isidors großen Bruder David erzählt, der sich auf den Weg nach Amerika macht: ...«

Verdichtete Miniaturen

Die unzeitgemäßen »Notas« des kolumbianischen Philosophen Nicolás
Gómez Dávila. Von Herbert Debes
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»Dieses Taschenbuch gehört in jeden Survival-Rucksack, denn es konzentriert sich in vulkanischen Splittern auf die Sinnlichkeit des Menschen und die ewigen drei großen Fragen: Was Denken? Was Tun? Was Glauben?«

Ein reformistisches Manifest
Thomas Piketty will mit seiner »kurzen Geschichte
der Gleichheit« neue demokratische Räume öffnen.
Von Peter Kern
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»Es bräuchte eine an der Idee der Gerechtigkeit orientierte Moral, damit die in Nord und Süd gespaltene Welt einen wirklichen Fortschritt verzeichnen könnte.« Leseprobe


Hin zu einer neuen Sprache
Zur Neuausgabe der »Werke« des russischen Revolutionärs und Erneueres der Sprache Velimir Chlebnikov. Von Herbert Debes
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»Chlebnikovs Ruhm als Dichter ist unermeßlich viel geringer als seine Bedeutung. Von den hundert, die ihn gelesen haben, nannten ihn fünfzig einfach einen Graphomanen, vierzig haben ihn als Unterhaltung gelesen, und sich gewundert, weshalb sie von alldem keine Unterhaltung hatten, und nur zehn (die Futuristen-Dichter, die Philologen des »Opojaz«) kannten und liebten diesen Kolumbus neuer poetischer Kontinente, die jetzt von uns besiedelt und urbar gemacht werden.« (Vladimir Majakovskij, 1922)

Zeitlose Chroniken
Johannes V. Jensens
tragikomische »Himmerlandsgeschichten« in der lebendigen Übersetzung von Ulrich Sonnenberg
erschienen im Guggolz Verlag. Von Lothar Struck
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»
Die Melancholie, der Verlust der mythischen Heimat zu Gunsten einer pluralistischen und für viele durchaus bedrohlichen Moderne, führte bei Jensen nicht zur falschen Idealisierung des Vergangenen. Hierfür wusste er zu viel.«

Gänge durchs Unwirkliche
Karl Ove Knausgårds
beklemmender Start in seine Magic-Mystery-Tour
. Von Gregor Keuschnig
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»Leider hat diese Plot-Süffigkeit ein Opfer: Es ist die literarische Qualität. "Der Morgenstern" gleitet rasch in einen Unterhaltungsmodus ab, dem man sich allerdings gerne aussetzt.«


Eindrücke aus der »Werkstatt«
Peter Handkes
»Innere Dialoge an den Rändern
2016-2021
«.
Von Lothar Struck
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Viele der an sich selber gerichteten Aufforderungen und Sprachsuchen sind in Dialog- bzw. Frageform verfasst, was dem Journal den Titel gegeben hat. Handke betreibt ein Spiel der Dialektik, ein Sich-ins-Wort-fallen, oft durchaus mit Humor und Selbstironie und manchmal in einen Aphorismus mündend.


»Der Frieden nach dem
Kalten Krieg ist vorbei«

Erstmals 2021 publiziert und jetzt in deutscher Übersetzung vorliegend, bekommt das Buch »Future War« durch die russische Invasion in die Ukraine zusätzliche Relevanz. Von Gregor Keuschnig
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»Die Lektüre ist beunruhigend, ernüchternd und anstrengend, aber auch lohnend.«


Vagabundierend
durch Räume und Themen

Zu Band 14 der Kritischen Gesamtausgabe Walter Benjamins »Texte über Städte, Berichte, Feuilletons«
Von Jürgen Nielsen-Sikora
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»Benjamin erweist sich in diesen Arbeiten einmal mehr als sehr genauer und kritischer Beobachter seiner Zeit, ...
«


Am Nullpunkt der Existenz
Von Jürgen Nielsen-Sikora
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David Roussets Dokument »Das KZ-Universum«
Rousset ist ein großer Schriftsteller, dessen schockierendes Dokument endlich in deutscher Fassung vorliegt und von einem profunden Nachwort Jeremy Adlers flankiert wird. Selbst am »Nullpunkt der Existenz« werde, so Adler mit Verweis auf Rousset, »unter den schlimmsten Verhältnissen gelebt, gesehen und gedacht.«
 

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Dan Jones hat mit den Essex Dogs zehn starke Charaktere geschaffen, die uns den Hundertjährigen Krieg hautnah miterleben lassen – von ganz unten, wo Schlamm, Blut, Hunger, Angst und unstillbare Sehnsucht herrschen, wo die Mächtigen als skrupellose, lächerliche Gestalten erscheinen und an jeder Ecke Gefahr lauert.
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C.H. Beck


Alia Trabucco Zerán
Mein Name ist Estela


Das Mädchen ist tot, die Haushälterin wird vernommen. Zum ersten Mal hören alle Estela zu.
Auf engstem Raum ringen vier Menschen ums Überleben und rasen doch unausweichlich auf eine Katastrophe zu.  Leseprobe & Infos

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Andere über uns:



Zum Jahresbeginn starteten die beiden Journalisten Manfred Etten und Achim Forst ihr Projekt »Gespenster der Freiheit«, ein Web-Magazin das »Geschichten aus der Kultur« online aufbereitet und die Vernetzung von redaktionellen Resourcen vorantreiben will. Wir sind bei diesem spannenden Projekt dabei:

Archiv der flüchtigen Gebilde
»Seit 20 Jahren produziert die Literatur-Webseite Glanz & Elend unverdrossen Qualität: unabhängig, stilvoll und herrlich unzeitgemäß.« Text lesen

Literaturarchiv:



Rezensionen & Lesetipps zu über
500 Romanen, Novellen & Erzählungen

Petits riens (54)
Von Wolfram Schütte

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Zahlen-Erweckung, Unehrenhaft, Hoppla,
Jetzt reichts: mea res agitur,
Oma-Wünsche, Spekulation


Walter Benjamin:
Nomade auf Sammlerschaft
von Herbert Debes
Zu den Texten
Ein literarischer Parcours für Nachgeborene mit Zitaten und Texten aus seinem Werk.


Ernst Jünger:
Eine gefährliche Begegnung

»Nachruhm bedeutet für den Betroffenen das Gute, daß er davon unbehelligt bleibt. Der Ärger mit den Zeitgenossen hat genügt.« 
Zu den Texten

Peter Handke:
Der Handke-Komplex
Anstatt Mutmaßungen über Handke anzustellen, sollten wir ihn endlich (wieder) lesen.  
Zum Archiv
In unserem Archiv finden Sie  die Liksammlung zu 371 Pressestimmen, über 25 Rezensionen zu Leben und Werk, Kommentare, Glossen & Polemiken zur »Causa Handke«.

Marcel Proust:
Der ewige Proust
Perspektiven einer zeitgenössischen Proustlektüre
»Die Proust'sche Zeit hat eine Elastizität und Relativität, an der alles äußerliche Messen scheitert.« (Ernst Robert Curtius)
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Essays, Porträts, Originaltexte


Philosophie:
Über 100 Rezensionen & Kommentare



»Nicht der Zweifel, die Gewissheit ist das, was wahnsinnig macht…«
                            (Friedrich Nietzsche)

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Augenblicke des Findens
Eine virtuelle Ausstellung

von Hermann Littmann.
Die Bilder sind z.Zt. im Café Ypsilon, Bergerstraße 18 in Frankfurt/Main zu sehen.
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»Warum ein Foto gemalt wird bleibt ein Geheimnis, es geht um ein besonderes Licht oder Erscheinung. Die Kategorien des Realismus interessieren mich nicht.«




Life is good
Eine virtuelle Ausstellung
von Matti Nielsen

»
Fühle mich hier jeden Tag, als wäre ich im Himmel (yo)
Ich bin krass gut in Shape, Mannomann
Guap und 'nen Pape in der Hand
Life is a bitch, yo
Life is a bitch, doch sie ist
Ooh, yeah, ooh, und ich
Denk' jeden Tag, mein Life is so damn good
« (Cro, FKNGRT)




In der Gegend meiner selbst
Eine virtuelle Ausstellung
von Jürgen Nielsen-Sikora
Bilder & Texte
»Leben heißt aufnehmen. Was man Inspiration nennt, sind nur jene besonderen Momente, in denen die menschliche Wachswalze die passende Nadel trifft.« (Georges Perros)
»Bilder aus der Vergangenheit,
die im Kopf abstürzen wie Flugzeuge aus heiterem Himmel.
«

(Peter Handke, Das Gewicht der Welt)


Autoren & Essays:

Der letzte Mohikaner der literarischen Boheme
Ein Essay von René Steininger 
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»Damals war das Terrain noch nicht so überlaufen. Nicht so viele Autoren und Möchtegernschreiber wie heute, nicht so viele Zeitschriften, Kritiker, Verleger, nicht so ein Riesenbetrieb, so eine Industrie. Wenn du heute den Klempner kommen lässt, erscheint er mit seiner Rohrzange in der einen Hand und dem Gummistampfer in der anderen, und in der Gesäßtasche hat er ein Bändchen mit seinen ausgewählten Madrigalen.«


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