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Hin zu einer
neuen Sprache |
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»Chlebnikovs
Ruhm als Dichter ist unermeßlich viel geringer als seine Bedeutung. Von den
hundert, die ihn gelesen haben, nannten ihn fünfzig einfach einen Graphomanen,
vierzig haben ihn als Unterhaltung gelesen, und sich gewundert, weshalb sie von
alldem keine Unterhaltung hatten, und nur zehn (die Futuristen-Dichter, die
Philologen des »Opojaz«) kannten und liebten diesen Kolumbus neuer poetischer
Kontinente, die jetzt von uns besiedelt und urbar gemacht werden.«
»Zum Korrekturlesen, war
er unmöglich zuzulassen - er strich immer alles durch, alles, und schrieb dann
einen neuen Text. Wenn Chlebnikov eine Sache für den Druck anbrachte, sagte er
meistens: 'Wenn was nicht so ist - ändert es.' Wenn er las, brach er manchmal
mitten im Wort ab und gab den Hinweis: 'Na, und so weiter.'
In seinem Manifest »Eine Ohrfeige dem öffentlichen Geschmack« forderte Velimir
Chlebnikov 1912, »die alten Großen« – Puschkin, Dostojewski, Tolstoi usw. »vom
Dampfer der Gegenwart zu stoßen«. Der Generationengenosse von Franz Kafka und
James Joyce, von Kurt Schwitters und Raoul Hausmann, träumte von einer radikalen
poetischen Erneuerung der Sprache.
Chlebnikov wollte die
Sprache vom »Ballast der Bedeutung« befreien, das »Wort als solches«, seinen
Klang, seine Wirkung analysieren und die Wörter auf ihre Wurzeln zurückführen.
Er
gilt heute als Begründer des russischen Futurismus, Wegbereiter der konkreten
Poesie und des Surrealismus. In seinen Gedichten kombiniert er die sich an
mathematischen und kosmischen Gesetzen ausrichtende »Sternensprache« mit der Alltagssprache, den »Zaum«
(eine Sprache der Laute und der Zufallsschöpfungen) mit der »Zahlenrede«.
Ja, er verfaßte sogar ein
»Alphabets der Sterne«, mit dem Ziel, eine allgemein verständliche Weltsprache
zu kreieren. |
Velimir Chlebnikov |
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