In unserer Zeit rasanter technischer,
gesellschaftlicher und ökologischer Veränderungen erlebt die Philosophie eine
überraschende Renaissance. Immer häufiger tauchen philosophische Themen in
den Medien auf, Podcasts und Talkshows mit Philosoph:innen jeglicher Qualität
erfreuen sich großer Beliebtheit, und Begriffe wie »Ethik«, »Sinn« oder
»Gerechtigkeit« prägen die Debatten. Wir erleben eine nahezu alles
umfassende
Krise klassischer Sicherheiten. Werte und Normen, die lange Zeit als
selbstverständlich galten, verlieren rasant an Verbindlichkeit. Politische
Systeme geraten ins Wanken, die soziale Ungleichheit wächst scheinbar
unaufhaltsam, und die Zukunft verspricht nichts Gutes. In Zeiten des Umbruchs
entsteht das Bedürfnis, die Grundlagen unseres Zusammenlebens neu zu denken. Die
Philosophie fragt nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Verantwortung – nach dem, was
bleibt, wenn Gewissheiten brüchig werden.
Dazu stellt sie im besten Falle Werkzeuge bereit, um in dieser komplexen und
unsicheren Welt Orientierung und Haltung zu finden. Sie hilft, kritisch zu
denken, Werte zu prüfen und das eigene Leben bewusster zu gestalten. In diesem
Sinne ist sie nicht Luxus des Denkens, sondern eine gesellschaftliche
Notwendigkeit. In einer pluralistischen, säkularisierten Gesellschaft, in der
traditionelle Deutungsrahmen an Einfluss verlieren, fehlt es Vielen an
Orientierung. Philosophie kann hier eine Art geistige Heimat bieten, freilich
nicht durch wohlfeile Antworten, sondern durch die Fähigkeit, die richtigen
Fragen zu stellen und selbst zu denken.
Einen verständlichen Einstieg in die Welt der Philosoph:innen, die unser Denken
und Handeln seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Europa maßgeblich beeinflußt
haben, bietet uns
Wolfram Eilenberger an. Der langjährige Chefredakteur des »Philosophie Magazins«
und der wohl zurzeit auffälligste Vermittler von Geistesgeschichte im
deutschsprachigen Raum, erweckt in seinem Band 1 der Trilogie »Die
Explosion des Denkens« die Philosophie der Zwanziger Jahre und mit ihr ein
ganzes Jahrzehnt zwischen Lebenslust und Wirtschaftskrise, Nachkrieg und
aufkommendem Nationalsozialismus zum Leben:
»Zeit
der Zauberer«
Der kometenhafte Aufstieg Martin Heideggers und dessen Liebe zu Hannah Arendt.
Der taumelnde Walter Benjamin, dessen amour fou auf Capri mit der lettischen
Anarchistin Asja Lacis ihn selber zum Revolutionär macht. Der Genius und
Milliardärssohn Wittgenstein der, während er in Cambridge als Gott der
Philosophie verehrt wird, in der oberösterreichischen Provinz vollkommen verarmt
Grundschüler unterrichtet. Und schließlich Ernst Cassirer, der Jahre vor seiner
Emigration in den bürgerlichen Vierteln Hamburgs am eigenen Leib den
aufsteigenden Antisemitismus erfährt. In den Lebenswegen und dem revolutionären
Denken dieser vier Ausnahmephilosophen findet Wolfram Eilenberger den Ursprung
unserer heutigen Welt begründet.
»Feuer
der Freiheit«
Die Jahre 1933 bis
1943 markieren das schwärzeste Kapitel der europäischen Moderne. Es ist ein
Jahrzehnt der politischen Extreme. Die Weltwirtschaftskrise setzt die
Demokratien des Westens unter Druck. Aus der Angst und Verarmung der Massen
erwächst die Sehnsucht nach starken Führungsgestalten. In Deutschland ergreift
Hitler die Macht und führt die Welt in einen weiteren Weltkrieg. Der Sog des
Totalitarismus bestimmt das Alltagsleben. Kein Individuum kann sich dem
entziehen. Unterdrückung und Flucht sind die Folge. Zuerst stirbt die Freiheit,
dann die Menschen. In dieser Zeit legten vier Philosophinnen, auf je eigene
Weise, das gedankliche Fundament für eine wahrhaft freie, emanzipierte
Gesellschaft. Bis heute steht ihr Wirken beispielhaft für die erneuernde Kraft
des Denkens in finsterer Zeit: Simone de Beauvoir, Simone Weil, Ayn Rand und
Hannah Arendt, ihre visionären Ideen: zum Verhältnis von Individuum und
Gesellschaft, von Mann und Frau, von Sex und Gender, von Freiheit und
Totalitarismus, von Gott und Mensch. Ihr abenteuerlicher Weg führt sie von
Stalins Leningrad bis nach Hollywood, von Hitlers Berlin und dem besetzten Paris
bis nach New York; vor allem aber zu revolutionären Gedanken, ohne die unsere
Gegenwart nicht dieselbe wäre. Ihre Existenzen als Geflüchtete, Aktivistinnen
und Widerstandskämpferinnen erweisen sich dabei als gelebte Philosophie und
legen eindrucksvoll Zeugnis von der befreienden Kraft des Denkens ab.
Ein mitreißendes Buch über vier globale Ikonen, die am Abgrund des 20.
Jahrhunderts beispielhaft und mit bis heute weltweiter Wirkung verkörperten, was
es heißt, ein wahrhaft freies Leben zu führen.
»Geister der
Gegenwart«
Welche Philosophie kann uns heute noch leiten? Auf den Spuren von Theodor W.
Adorno, Susan Sontag, Michel Foucault und Paul K. Feyerabend entwirft »Geister
der Gegenwart» ein großes Ideenpanorama der westlichen Nachkriegszeit. Wolfram
Eilenberger führt uns vom Aufbruch der Nachkriegszeit in eine neue, kritische
Aufklärung, direkt zu den Bruchlinien unserer Zeit. Im Winter 1949 kehrt Theodor
W. Adorno aus den USA ins zerstörte Frankfurt zurück, Paul K. Feyerabend
kriegsversehrt nach Wien. Wunderkind Susan Sontag besucht Thomas Mann in Los
Angeles. Der junge Michel Foucault begeht in Paris einen weiteren
Selbstmordversuch. Als Folge der Weltkriegskatastrophe suchen diese vier
Selbstdenker ihren Weg in ein neues Philosophieren. Über die kommenden
Jahrzehnte revolutionieren sie die Art und Weise, wie wir über unsere
Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft nachdenken.
Für Wolfram Eilenberger ist Philosophie
keine realitätsferne Disziplin, sondern ein
Medium der
Selbstverständigung einer Epoche. »Vermittels Philosophie« -durch das
Denken selbst wird das Zeitalter sichtbar – Philosophie als Spiegel und Motor
kultureller Transformation.
Mit seinem erzählerischen Ansatz
macht er Philosophie einem breiten Publikum zugänglich ohne sie zu
trivialisieren.
Artikel online seit 02.11.25
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Wolfram
Eilenberger
Die Explosion des Denkens Philosophie im 20. Jahrhundert
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