Wer
ist Claire Gravesend?
Das fragt sich auch Privatdetektiv Lee Crowe, der Protagonist in
James Kestrels neuem Thriller »Bis in alle Endlichkeit«, als er sie tot an einem
frühen Sommermorgen 2019, in einem feinen Cocktailkleid,
auf dem Dach eines Rolls-Royce, im gefährlichsten Viertel von San
Francisco, auffindet. Laut der Polizei und Gerichtsmedizin war es Selbstmord,
doch Claires Mutter, die schwerreiche und einflussreiche Olivia Gravesend, willl das nicht glauben und beauftragt Crowe mit der
Aufklärung des Falls. Der entdeckt bereits bei der Autopsie seltsame
kreisförmige Narben an Claires Wirbelsäule, entgeht dann nur knapp
einem Mordanschlag und findet die schlafende Claire schließlich in
einem ihrer Zimmer, lebend. Crowe ist wieder ganz am Anfang.
James Kestrel -
Bis in alle
Endlichkeit
-
suhrkamp taschenbuch 5435 - Aus dem amerikanischen Englisch von
Stefan Lux - Herausgegeben von Thomas Wörtche - 430 Seiten - 20,00 €
-
978-3-518-47435-8
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Leben
& Sterben
in
Neapel 1943
Den Krieg gegen die Alliierten haben die Italiener
verloren; nun kämpfen sie mit den Amerikanern gegen die Deutschen. Der
Protagonist namens Malaparte, begibt sich als Verbindungsoffizier bei den Besatzern auf eine Odyssee durch
ein zerstörtes Land, dessen Bewohner in Elend und Chaos leben. Unter
den Trümmern liegen Tote begraben, Frauen wie Männer verkaufen ihre Körper
an die GIs und die spendablen GIs an ihre Landsleute.
Im Kampf um das nackte Überleben geht auch die Menschenwürde vor die
Hunde;
der Erzähler stemmt sich mit allen Mitteln des Denkens und der
Sprache dagegen, zynisch, anklagend, philosophisch, poetisch,
zutiefst menschlich. Und dann bricht in der mythischen Landschaft Kampaniens
auch noch der Vesuv aus …
Fäulnis und Zerstörung malt dieser epochale Roman in Bildern voll
unvergesslicher Schönheit. Ein moderner Klassiker, der in unserer
kriegerischenTagen so aktuell ist wie bei seinem Erscheinen 1949.
Curzio Malaparte
-
Die Haut
-
Neu
übersetzt von
Frank Heibert - Rowohlt - 528 Seiten - 34,00 € -
978-3-498-00163-6 -
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Literatur
als Zeugenschaft
»Ich habe immer gedacht, dass es das Ende ist, wenn der Himmel auf
die Erde fällt. Am 3. August 2014 ist der Himmel nicht auf die Erde
gefallen, aber trotzdem war es das Ende.«
Nach ihrem Debüt Die Sommer legt Ronya Othmann den zweiten
Roman vor. Sie findet darin eine Form für das Unaussprechliche, einen
Genozid, den vierundsiebzigsten, verübt 2014 in Shingal von den Kämpfern
des IS. Vierundsiebzig ist eine Reise zu den Ursprüngen, zu
den Tatorten: in die Camps und an die Frontlinien, in die Wohnzimmer
der Verwandten und von deutschen Gerichtssälen weiter in ein
êzîdisches Dorf in der Türkei, in dem heute niemand mehr lebt.
Ronya Othmann -
Vierundsiebzig
-
Roman - Rowohlt - 512 Seiten - 26,00 €
- 978-3-498-00361-6
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Schönheit
aus großem Schmerz
Ihre großartigen Blumenbilder machten sie weltberühmt -
Georgia O'Keeffe Amelia Martin blickt zurück auf das Leben der
Malerin: Auf die
schillernden Jahre in New York, wo sie umgeben von Künstlern und
Fotografen wilde Jahre verbringt; ihr politisches Engagement bei der
National Woman's Party, nicht zuletzt auf ihre große Liebe zu Alfred
Stieglitz, dessen Aktfotografien von Georgia ihr Gesicht weit über
die Grenzen der USA bekannt gemacht macht. Als sie in ihren
Fünfzigern, in der Ruhe ihrer Ranch in New Mexico, endlich die
Erdung findet, die sie ihr ganzes Leben gesucht hat, wird klar, dass
sie ihrem Ehemann und Förderer Stieglitz längst entwachsen ist:
Unbeirrt geht sie ihren steinigen Weg zu einer Kunst, die dem Leben
in all seiner morbiden Vollkommenheit huldigt, und wird damit
unsterblich.
Amelia Martin -
Die Farben der
Wüste
-Ullstein
Taschenbuch - 480 Seiten - 14,99 € - 9783548068886
Wie viele andere hat auch Wassili
Semionowitsch Grossman (1905-1964) die Lebenswirklichkeit des
stalistischen Terrorreghimes an Lein und Seele erfahren. Er war zunächst einer der anerkanntesten linientreuen Schriftsteller der Sowjetunion. Die
Erfahrungen während des Krieges, die Katastrophe der europäischen
Juden, die auch ihn unmittelbar traf, sowie die vielen Schicksale,
denen er als Korrespondent der Armeezeitung Roter Stern begegnete,
veränderten sein Leben jedoch von Grund auf und er wurde zu einem
der unbeugsamsten Chronisten seiner Zeit.
Sein großes Stalingrad-Epos, dessen zweiter Band
»Leben und
Schicksal« 1961 beschlagnahmt wurde, erschien erst 16 Jahre
nach seinem Tod in einem russischen Exilverlag in der Schweiz und
wurde von dort aus in 20 Sprachen übersetzt.
Es ist das Jahr 1961, Wassili Grossman rattert im Zug nach Jerewan,
eine der ältesten Städte der Welt. Tief getroffen von der
Beschlagnahmung seines Romans
reist er durch Armenien. Auf der Suche nach neuem Atem in der Ferne
findet er unter den Trümmern der Geschichte des 20. Jahrhunderts
Menschlichkeit, Wärme und alles verändernde Eindrücke, und er beginnt zu
schreiben.
Die »Armenische Reise« zeichnet ein Bild der Person Grossman
hinter dem Verfasser der großen Erinnerungsromane über die Schlacht
von Stalingrad, die Shoah und die Hungersnot in der Ukraine. In
seinen feinsinnigen Reisenotizen zeigt sich er als ein hartnäckiger, kraftvoller Denker mit Sinn für Witz
und wohltuender Bescheidenheit.
In seinen Streifzügen wechseln
Bekenntnisse, Essays und Anekdoten einander spielerisch ab. Jede
Begegnung bringt eine Geschichte mit sich und so setzt sich die
Historie dieses Landes, die Repressionen der 1930er Jahre, der
Stalinkult, der Zweite Weltkrieg, die Massaker an den Armeniern in
der Türkei, die nationalsozialistischen Verbrechen, wie ein
Spiegelbild der Erinnerung zusammen. Die
»Armenische Reise«
ist nicht nur eine sehr persönliche Begegnung mit dem Schriftsteller
Grossman, es ist das Zeugnis eines brillanten Beobachters –
voller Rätsel und Hingabe an ein geschundenes Land.
Wassili Grossman -
Armenische Reise
-
Aus
dem Russischen von Christiane Körner - Claassen - 208 Seiten - 24,00
€ - 9783546100939
Artikel
online seit 25.09.24
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Ein
Weckruf
Timothy
Snyder ist «der führende Interpret unserer düsteren Zeiten» genannt
worden. Nur wenige Intellektuelle haben wie er mehr als eine halbe
Million Follower bei X und schreiben Bücher, die gleichzeitig in
zwei Dutzend Sprachen erscheinen. Sein Weltbestseller «Über
Tyrannei» hat Millionen Menschen in Washington, Kiew und Hongkong
ermutigt, sich für die Freiheit einzusetzen und notfalls auch
Widerstand zu leisten. Nun legt der unermüdlich gegen Putin wie
gegen Trump kämpfende Historiker ein brillantes Buch vor, das
erklärt, was Freiheit bedeutet, wie sie oft missverstanden wird und
warum sie unsere einzige Chance ist zu überleben.
Sadopopulistische Demagogen vom Schlage eines Donald Trump und
digitale Oligarchen im Silicon Valley, ukrainische Soldaten an der
Front und Schwerverbrecher in einem Hochsicherheitsgefängnis in
Connecticut – sie alle treten auf in diesem faszinierenden Buch. So
wie Simone Weil, Edith Stein, Vaclav Havel und die Freiheitsglocke,
die er als Kind geläutet hat. In einer leidenschaftlichen Tour de
force handelt «Über Freiheit» vom alltäglichen Rassismus in den USA
und der Social Media-Überflutung unseres Denkens, von der
aggressiven sozialen Ungleichheit und der gigantischen
Fehlentwicklung eines vergeudeten halben Jahrhunderts. Sein
aufwühlendes Buch ist ein Weckruf, die Zukunft endlich in die Hand
zu nehmen und uns gegen die Welle der Unfreiheit zu wehren, die über
uns hereingebrochen ist.
Timothy Snyder -
Über Freiheit
-
Aus
dem Englischen von Andreas Wirthensohn - C.H. Beck - 410 Seiten -
29,90 € - 978-3-406-82140-0
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Fundiertes
Standartwerk
Die
arabische Welt ist mehr als die Summe der Länder, in denen
überwiegend Arabisch gesprochen wird. Seit der Expansion des Islams
bildet sie einen religiösen und kulturellen Resonanzraum mit immer
wieder neuen Ansätzen zur politischen Einheit. in dieser neuen
Geschichte der arabischen Welt beschreiben international renommierte
Experten, wie sich diese «Welt» seit der Spätantike formiert hat,
wie die arabische Kultur weit über diesen Raum hinaus – bis nach
Europa und Amerika – verbreitet wurde und welche Besonderheiten die
einzelnen Regionen bis heute prägen. So ist das Buch zugleich ein
fasinierender Beitrag zur Globalgeschichte der letzten zweitausend
Jahre aus arabischer Sicht.
Andreas Kaplony -
Geschichte der arabischen Welt
-
C.H. Beck - 904 S., mit 5 Karten - 68,00 € - 978-3-406-82244-5
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Ungleichheitsforschung
Wie
hat sich das Nachdenken über Ungleichheit im Lauf der Jahrhunderte
entwickelt und welche ökonomischen Lehren haben dabei jeweils den
Ton angegeben? In seinem neuen Buch widmet sich Branko Milanović in
funkelnden Porträts einigen der einflussreichsten Ökonomen der
Geschichte. Im Kontext von Leben und Werk zeichnet er die
Entwicklung ihres Denkens über Ungleichheit nach und zeigt, wie sehr
sich ihre Ansichten unterschieden haben. Tatsächlich, so Milanović,
kann man nicht von »Ungleichheit« als einem überzeitlichen Konzept
sprechen: Jede Analyse ist untrennbar mit einer bestimmten Zeit und
einem bestimmten Ort verbunden.
Milanović führt uns von François Quesnay und den Physiokraten, für
die soziale Klassen gesetzlich vorgegeben waren, zu Adam Smith,
David Ricardo und Karl Marx, die Klasse als eine rein ökonomische
Kategorie betrachteten. Er schildert, wie Vilfredo Pareto Klasse als
Unterscheidung zwischen einer Elite und dem Rest der Bevölkerung
rekonstruierte, während Simon Kuznets das Stadt-Land-Gefälle als
Ursache der Ungleichheit ausmachte. Und er erklärt, weshalb die
Ungleichheitsforschung während des Kalten Krieges ins Hintertreffen
geriet und warum sie heute wieder ein zentrales Thema der
Wirtschaftswissenschaften ist. Eine brillante neue Geschichte des
Nachdenkens über Ungleichheit.
Branko Milanović -
Visionen der
Ungleichheit
-
Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - Aus dem
Amerikanischen von Stephan Gebauer - Suhrkamp - 443 Seiten - 34,00 €
-
978-3-518-58817-8
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Geist
& Macht
Im
Sommer 1955 treffen auf dem Campus der Harvard University zwei
Überlebende aufeinander: Henry Kissinger, der 1938 vor der
Judenverfolgung noch rechtzeitig nach Amerika entkam, und Siegfried
Unseld, der als Soldat Adolf Hitlers in den Krieg gegen die
Sowjetunion gezogen war und sich in Sewastopol nur retten konnte,
indem er aufs offene Meer hinausschwamm. Im International Seminar in
Harvard, das der aufstrebende Professor Kissinger für kommende
Größen aus aller Welt veranstaltet, beginnen beide, ihre Netzwerke
zu knüpfen, die ihnen den weiteren Aufstieg ermöglichen werden –
Kissinger zum Berater Nixons und zu einem Weltpolitiker, Unseld zu
einem der bedeutendsten Verleger der Bundesrepublik. Durch
ihre Herkunft hätten sich beide nicht ferner sein können – doch
bleiben sie über die Literatur miteinander verbunden. In seinem packenden Doppelporträt, das auf bisher unbekanntem
Archivmaterial basiert, erzählt Willi Winkler die ebenso
überraschende wie faszinierende Geschichte einer ungewöhnlichen
Freundschaft – und führt zugleich vor Augen, wie sich Geist und
Macht, Literatur und Politik, Deutschland und Amerika im 20.
Jahrhundert verbinden. Ein aufregender Gang durch einen schillernden
Kosmos der Nachkriegszeit.
Willi Winkler -
Kissinger &
Unseld
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Die
Freundschaft zweier Überlebender - Rowohlt - 304 Seiten - 24,00 €
978-3-7371-0219-3
Kraftquelle
Die Vergangenheit vergeht nicht. Sie ist immer präsent. Wie ist es
möglich, eine fruchtbare Beziehung zu den eigenen Erinnerungen
aufzubauen? Die Neurowissenschaften bestätigen heute, was die
Philosophie schon lange weiß: Das Gedächtnis ist dynamisch und
beweglich. Unsere Erinnerungen sind nicht starr, sie ähneln einer
Partitur, die es zu interpretieren gilt.
Der Philosoph Charles Pépin bringt antike Weisheiten, kognitive
Wissenschaften, neue Therapieformen und Klassiker der Philosophie
zusammen. Das individuelle Glück hängt mit der Fähigkeit zusammen,
gut mit der eigenen Vergangenheit zu leben. Sie kann zu einer
Kraftquelle für die Zukunft werden – das beweist dieses vor
Optimismus sprühende Buch.
Charles Pépin -
Mit der eigenen
Vergangenheit leben
- Eine Philosophie für den Aufbruch - Übersetzt aus dem
Französischen von Caroline Gutberlet - Hanser - 256 Seiten -
24,00 € - 978-3-446-28011-3
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