»1. In dem Schatze jener
Redewendungen, mit welchen
die aus Dummheit und Feigheit zusammengeschweißte Lebensart des deutschen
Bürgers sich alltäglich verrät, ist die von der bevorstehenden Katastrophe -
indem es ja »nicht mehr so weitergehen« könne - besonders denkwürdig.«
»Die
Literatur war schon immer die Rettung der Verdammten«
Das Buch als unsterbliches Medium.
Eine spannende und lehrreiche Lesereise durch fünf Jahrtausende Buchgeschichte.
Von Herbert Debes
Text lesen
Mit »Papyrus« hat
Irene Vallejo
jenes literarisches Genre wiederbelebt, das 2016 seinen Meister verloren hatte.
»Wir haben nicht nur die Wale, die Mönchsrobben und die Bären in den Abruzzen zu
retten, sondern auch die Bücher,« beschwor Umberto Eco in seiner »Kunst des
Bücherliebens«.
Bibliothek
der verlorenen Bücher
Alexander Pechmanns aufschlußreiche Nachforschungen über verlorengegangene und
nie geschriebene Texte der Literaturgeschichte.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Legendär
die Vernichtungswellen der Erben, wie etwa bei Lord Byron, aber auch Lawrence
Sterne. Beide Male befürchtete man, dass eine Veröffentlichung Skandale
hervorrufen würde.«
»
Mit diesem Buch
will ich die Welt erklären...«
In seinem imposanten Panorama
welthistorischer Herrschaftsdiskurse
analysiert Ulrich Menzel
»Die
Ordnung der Welt«. Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Das Ergebnis ist zweifellos beeindruckend. Nicht
nur, weil die einzelnen Kapitel, die auf so unterschiedliche Mächte und Zeiten
rekurrieren, aus einem Guss geschrieben sind; nicht nur, weil dieses Buch trotz
des zunächst abschreckenden Umfangs und seines wissenschaftlichen Anspruchs
wunderbar leicht zu lesen ist; und nicht nur, weil man viel über die
internationalen Verflechtungen in Handel, Gesellschaft und Militär in Erfahrung
bringt, sondern vor allem, weil Menzel seine Leser stets mitnimmt auf dieser
höchst
spannenden und
unterhaltsamen Reise durch die Weltgeschichte.«
Küche,
Kochen und Gesellschaft
Ute Cohens
essayistische
Geschichte der Kulinarik »Der
Geschmack der Freiheit«
Von Lars Hartmann
Text lesen
»Cohen
beschreibt solche Formen der Gastrokritik, die bis hin zur Gastrosophie reichen,
in dem Kapitel »Restaurantkritik und kulinarische Gesprächskultur«. Denn um
genau diesen Aspekt einer symbolischen wie auch leiblichen und damit physischen
Interaktion geht es dem Buch insgesamt: Kulinarik bedeutet Kommunikation, sei es
bei Tisch, aber auch darüber hinaus.«
Nur
mäßig bezaubernd
Heinz Strunks Roman
»Zauberberg
2«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Und
weil der Erzähler ausschließlich personal aus Heidbrinks Sicht erzählt zugleich
jedoch seine Hauptfigur nicht denunzieren möchte, erinnert der Roman eher eine
Traumschiff-Folge, und zwar dann, wenn das Schiff noch nicht abgelegt
hat.«
Kein
Augenblick soll verloren sein
Mit »Frankfurt–Paris–Frankfurt«
schließt Peter Kurzecks Romanzyklus »Das alte Jahrhundert«
Von Ulrich Breth
Text lesen
»Als ob du die Gegenwart, Stadt und Zeit, als ob
du dich in deine Gedanken hinein immerfort selbst träumst. Passanten. Oder ist
es die Stadt, die uns träumt? So gehst du und weißt nicht, als wer du hier gehst
und wie du je wieder heimfinden sollst.«
Obduktion
einer deutschen Familie
Monika Zeiners epischer Roman
»Villa
Sternbald oder Die Unschärfe der Jahre«
Von
Lothar Struck
Text lesen
»Monika
Zeiner legt mit Villa Sternbald oder Die Unschärfe der Jahre ein
großartiges Meisterstück vor. Insbesondere die aus der Phantasie von Nikolas
evozierten Rückschauen, erzeugen nicht zuletzt durch die Erzählung im Präsens
eine bisweilen beklemmende Dichte, die einem phasenweise zum Teilnehmer macht.
Dass dieses anspruchsvolle Epos zu Gunsten zeitgenössisch kompatiblem
Neorelaismus-Midcult wenig bis gar nicht auf den Lang- und Kurzlisten erfasst
und ausgezeichnet wurde, sagt einiges über den Zustand des aktuelles
Literaturbetriebs aus.«
Schimmel
im Mauerwerk
Die
Leipziger Autoritarismus Studie 2024 legt autoritäre Dynamiken und rechtsextreme
Einstellungen in unserer Gesellschaft offen.
Von Peter Kern
Text lesen
»Die Statistiker der Leipziger Autoritarismus-Studie sind zugleich Statiker der
demokratischen Verhältnisse. Was sie mit dem fachlichen Blick von Architekten
über den Gebäudezustand zu berichten haben, ist beunruhigend.«
Sicherheit,
die zivilisierte Formel
für Angst
Niklas Luhmanns frühe Vorlesungen sind ein Fest für
Freunde der Systemtheorie und eine Einladung an alle, die es doch noch einmal
versuchen wollen.
Von Hans-Jürgen Arlt
Text lesen
»Heutige
Zeitgenoss:innen, die von dem kakophonen Zusammenspiel zwischen gockelnder
Politik und dauerkrähendem Journalismus genug haben, könnten es mit dem
Nachlesen dieser Vorlesung versuchen, um zu Themen wie Demokratie, öffentliche
Meinung, Rechtsstaat, Opposition, Macht, Legitimität die nötige Distanz und ein
abgeklärt-aufgeklärtes Verständnis zu gewinnen.«
Verlusterfahrungen
Patricia
Hempels Roman »Verlassene Nester«
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Sie
vermag es, sehr genau, aber ohne Pathos, das Gefühl von Heimat zu vermitteln. So
etwas wie herbe Poesie liegt über dem gesamten Text. Eine Heimatlosigkeit, die
jeden erwischt, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist.«
Von
der Kapitalismus-
zur Zivilisationskritik
Philipp
Lenhard rekonstruiert mit »Café Marx« die Geschichte des
Instituts für Sozialforschung von
den Anfängen bis zur Frankfurter Schule.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Wie die Mythen
schon Aufklärung vollziehen, so verstrickt Aufklärung mit jedem ihrer Schritte
tiefer sich in Mythologie«, heißt es an einer Stelle des Buches in kritischer
Auseinandersetzung mit den bestehenden Verhältnissen, die als notwendige
dargestellt würden und die das Individuum »gegenüber den ökonomischen Mächten
vollends« annulliere.«
Wenn
das Leben ruft
In seinem neuen Roman
»Der
Ausbruch«
gelingt
Jörn Birkholz eine erfrischende Persiflage von Klischees und
Erzählplots. Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Ich hatte es nie geschafft,
diese Stadt zu verlassen.
Mein ganzes Leben war ich hier gewesen, und hier würde ich auch
sterben. Mir graute bei dem Gedanken. Nicht so sehr vor dem Sterben,
davor natürlich auch, sondern dort sterben zu müssen, wo man immer
gelebt hatte und nie weggekommen war, als hätte man im Grunde nie
wirklich gelebt.«
Batalski
Eine exklusive Kurzgeschichte von Jörn Birkholz.
Kurzgeschichte
lesen
»Neun,
sieben, acht, drei, sechs, fünf, acht, drei, sechs, vier, fünf,
eins. Enter. DIESEN ARTIKEL KAUFEN WIR NICHT. Hätte Batalski sich ja
denken können. Das Buch, irgendein preisgekrönter Schwedenkrimi,
bringt nichts ein - zu alt.«
»Die
Geburt der Gesammelten Schriften aus dem Geiste des
Barrikadenkampfes«
In seiner spannend zu lesenden Recherche
»Umkämpftes Nachleben«
rekonstruiert
Robert Pursche
die
konfliktreiche Editionsgeschichte
Walter Benjamins. Von Herbert Debes
Text lesen
»Nachdem Walter Benjamins Flucht vor den Nationalsozialisten 1940 mit seinem Tod
am 26. September im französisch spanischen Grenzort Portbou jenes tragische und
bis heute von Verschwörungstheorien umschwirrte Ende genommen hatte, war
keineswegs abzusehen, welche Bedeutung Walter Benjamins Werk & Persönlichkeit
für die Nachwelt einmal haben würde.«
Gehaltvolle
Philosophie
in dürftiger Zeit
Zum 100. Geburtstag von Karl Heinz Haag,
der die Metaphysik zu rehabilitieren suchte.
Von Peter Kern
Text lesen
»Das
abendländische Denken kann angeblich nur noch Geltung beanspruchen,
soweit es als nachmetaphysisches auftritt. Ein Antipode dieser
Dogmatik sei hier vorgestellt. Laut Haag lässt sich philosophisch
nur rational denken, wenn man die Gegenstandswelt metaphysisch
auffasst.«
»Sätze,
die in sich haben einen ganzen Roman.«
Jürgen Beckers Sätze und Gedichte
»Nachspielzeit«
Von Lothar Struck
Text lesen
»...
dieses Buch, (...) das Erinnerungen evoziert, ohne zu verklären, das berührt und
ergreift, ohne den Leser mit falscher Sentimentalität oder Selbstmitleid zu
ködern.«
Klassiker
aktuell:
»Das
Totenschiff«
wiedergelesen
B. Travens Allegorie auf den Weltenlauf ist Weltliteratur von
erschütternder Aktualität.
on Gregor Keuschnig
Text lesen
»Als
er nach einem Landgang in Antwerpen zurückkommt, ist sein Schiff
ohne ihn abgefahren. Unglücklicherweise blieben Seemannskarte und
Pass an Bord. Von nun an ist er ein Niemand.«
Anatomie
eines Scheiterns
Christian Schweppes
ernüchternde Reportage
»Zeiten
ohne Wende«.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Schweppe
liefert einen konzisen und zugleich ernüchternden Einblick in den politischen
Betrieb, der mit der Lösung fachlicher Probleme zu oft überfordert zu sein
scheint und stattdessen lieber Umfragestimmungen folgt. Hinzu kommt die
überbordende Bürokratie, die rasches Handeln nicht mehr ermöglicht.«
Die
ganze Welt eine Bühne
Richard Sennett über die
Macht nonverbaler
Kommunikation
in
Kunst, Leben, & Politik.
Von Peter Kern
Text lesen
»Sennetts Buch hilft
immens, das Resultat der US-Wahl zu verstehen. Die Show von Trump
war die bessere. Die Psychologisierung der Politik hat der Demagogie
ihren Triumph leicht gemacht. Dem Demagogen ist es gelungen, eine
Gesellschaft frei von Institutionen zu malen, in der zwischen
Charakteren zu wählen sei.«
Begegnungen
in einer anderen Zeit
Philipp Theisohns Essay
»Denken
nach Botho Strauß«.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Schließlich
hat Theisohn ein fast privates Buch über seine Leseexkursionen aus dem
Botho-Strauß-Kosmos vorgelegt. Ein Buch ohne Vollständigkeitswahn, ohne
Germanisten-Gehabe, suchend, tastend. Man holt seine Strauß-Bücher wieder
hervor, ordert andere, die man bisher nicht gelesen hatte.«
Aggression
aus dem Osten seit der Römerzeit?
James Hawes spröde Einschätzung eines Landes im Herzen Europas. Von
Wolfgang Bock
Text lesen
»Hawes
gelingt es, die deutsche Geschichte auf wichtige Ereignisse und
Strukturen zu kondensieren. Dafür nimmt er notwendige Verschiebungen
der Überlieferungen vor, wie man sie zumindest im deutschen
Schulunterricht kaum lernt. Durch seinen angelsächsischen Standpunkt
entsteht eine heilsame Entfremdung.«
Zwischen
Aufruhr und Resignation
In diesem Spannungsfeld bewegen sich die Figuren & Gedanken auch in Botho
Strauß' neuestem Buch.
Ein Essay von Lothar Struck
Text lesen
»Besonders
deutlich gelingt es Botho Strauß in
'Das
Schattengetuschel',
die Wirklichkeit zu zerlegen, aber auch zu verzaubern und augenblicksweise zu
überwinden.«

Ein
Engel, der das Leben
auf der Erde beobachtet.
Am
22. Februar 2021 starb der Buchhändler, Verleger und Poet Lawrence Ferlinghetti
im Alter von 101 Jahren in San Francisco.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
Er war eine der literarisch fruchtbarsten Urzellen in der Beat-Bewegung. Seine
»Notizen
aus Kreuz und Quer«
zeugen von einem erfüllten Leben als Weltbürger und Literaten.
Zeugenschaft
& Ratlosigkeit
Navid Kermani ist nach Ostafrika gereist & denkt über sich als weißen Europäer
nach.
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Kermanis Motiv, nach
Ost-Afrika zu reisen, war ursprünglich die Nachricht, dass die UN die erste
durch den Klimawandel erzeugte Hungersnot im Süden Madagaskars lokalisierte &
niemand in Europa sich dafür interessierte – übrigens auch nicht später für die
Serie von Artikeln, die der Afrika-Reisende in der »Zeit« über seine
Ortsbesichtigungen, Gespräche, Diskussionen in ganz unterschiedlichen Regionen
des Kontinents ausbreitete & die er nun hier versammelt hat.«
Die
Umtriebigen
Willi Winklers Doppelporträt
»Kissinger
& Unseld«
ist zugleich ein furioses Zeitmosaik.
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Das
Coming of age der beiden Protagonisten & ihrer Zeit ist so spannend – freilich
vor allem für Zeitgenossen – wie ein Thriller. Beängstigend, nebenbei (wo nicht
gar vom Autor bewusst provoziert), wie oft man in dieser Erzählung sich gedrängt
glaubt, gegenwärtigste ideologische Verlautbarungen präludiert zu sehen.«
»Ein
Echo aus Bildern und Erinnerungen und Wiedererlebtem«
Clemens Meyer setzt mit seinem monumentalen Roman
»Die
Projektoren«
literarische Maßstäbe.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Meyers
Buch ist bei aller ostentativen Expressivität und Wildheit präzise gebaut; wie
auch die Bilder von Grosz, die niemals im Überschwang entstanden sind. Nichts
ist hier dem Zufall überlassen. Der magische Realismus lebt, aber es ist eine
andere Magie, die Magie einer einsichtsvollen Trostlosigkeit.«
Zorn,
Trotz & Melancholie
Ein paar Abschiedsworte zum Tod von Kiev Stingl,
der uns ein launiges Poesiealbum hinterlassen hat. Von Herbert Debes
Text lesen
»Er war ein
manchmal schillernder, oft düster glimmender Solitär im deutschen
Kulturbetrieb, und zu seinen besten Zeiten hatte er Flacker in der
Pfote.«
Die Zeit, als sich noch alles um Literatur drehte

Zum
100. Geburtstag von
Siegfried Unseld, dessen verlegerisches Lebenswerk die deutsche Literatur- &
Geistesgeschichte über 40 Jahre prägte. Von Lothar Struck
Text lesen
»Uns interessiert nicht nur das einzelne Manuskript, sondern der Autor selber,
seine geistige und politische Physiognomie.«
Siegfried
Unseld an Siegfried Kracauer, 3. Dezember 1962
Der
Rätselhafte
Rüdiger Görners Bruckner-Buch
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Obwohl Görner zahlreiche
'unvorteilhafte' Anekdoten & Ondits über den einsamen, immer subalternen
Provinzler in der zu weiten Kleidung zitiert, liegt ihm daran, dass sein Held,
der seinen Arbeitsethos in den Dienst seines musikalisches Genies stellte &
dieses als verpflichtendes 'Gottesgeschenk' betrachtete, als ein sympathischer
Eigenbrötler erscheint.«
Epitaphe
kritischer Theorie
Zu Jörg Späters Erzählung
»Adornos
Erben«
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Es
geht auch bei Später um aufgelöste Ehen, eifersüchtige Ehemänner und
verstorbene Kinder – noch mehr aber um Grabreden. Es entsteht dabei
eine Sittengeschichte der Frankfurter Theorie nach 1949.«
Wider
die Empörung
Tim Henning fragt nach der Vereinbarkeit von zwei scheinbar konträren
Gegenstandsbereichen: Der Freiheit und Autonomie der Wissenschaft und der
Legitimation moralischer Kritik.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
Sein
Fazit: »Die Wissenschaftsfreiheit … schützt nicht jedwede Meinung, nur weil sie
irgendjemand hat. Vielmehr beruht sie auf der Überzeugung, dass die Äußerungen
einiger Menschen von besonderem Interesse sind, weil sie in einer Weise
qualifiziert sind, die diesen Äußerungen einen besonders hohen epistemischen
Wert verleiht.«
Gute
Bücher ohne Verfallsdatum:
Wie Verzweiflung die
Revolte gebiert
Von
Gregor Keuschnig
Text lesen
Ludwig Fels' großartiger Roman »Die Hottentottenwerft« erinnert an
Georg Büchners Credo, zu
versuchen,
gegen
die Widerwärtigkeiten
der Herrschenden,
ein guter Mensch zu sein.
»Es sind Figuren, die unrettbar in ihren Kausalitäten verstrickt sind. Mohr ist
am Ende die einzig moralisch integre Person. Zuweilen erinnert er an Büchners
Woyzeck – beides Schlaflose, beide gefangen in einer hoffnungslosen Liebe und
beide Spielfiguren im Weltenlauf.«
Eine
Menschheitsgeschichte
Über Abdulrazak Gurnahs Roman
»Nachleben«.
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Klappt man das Buch zu,
ist man nicht nur völlig durchschienen von der afrikanischen Sonne, sondern wie
in einer Schneekugel schießt das eigene Leben in Europa mit dem der
Protagonisten in Afrika zusammen.«
Gestörtes
Ost-West-Verhältnis
In »Ungleich
vereint«
erklärt
Steffen Mau uns,
warum
der Osten anders bleibt.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Mau
möchte 'küchenpsychologische Erklärungen vermeiden' und stellt klar: 'Wer in der
Ost-West-Debatte mit Schuldbegriffen operiert, ist schon auf dem Holzweg.'«
Gefangene
ihres Schicksals
In Abdulrazak Gurnahs Roman
»Das
versteinerte Herz«
geht es um Verrat, Migration und die Suche nach dem Platz
im Leben.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Früh
wird klar, dass hier nicht nur die Geschichte einer Familie erzählt wird,
sondern Gurnah wie so häufig die politischen und historischen Ereignisse des vom
Kolonialismus freien Sansibar und Tansania und ihre Auswirkungen auf die
Menschen gespiegelt werden.«
Blut
im Schuh und Fell über die Ohren
Über Peter Kerns rabenschwarze deutsche Weltchronik
im einzelnen Fall
»Dorfansicht
mit Nazis«.
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Kern
ist meisterlich darin, die große Geschichte und ihre Verhältnisse auf die
familiären und persönlichen Beziehungen herunterzubrechen. Der Roman und die
Chronik greifen auf diese Weise nach dem Leser und packen ihn dort am
Schlafittchen, wo er es – im Lehnsessel zurückgelehnt – am wenigsten erwartet...«
Unser
Klassiker-Tipp:
Abend,
mehrfach
Virginia Woolfs Gesellschaftsroman »Mrs. Dalloway«
neu übersetzt.
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»...
ein vielstimmiges, fluides Panorama der imperialen Metropole: räumlich – indem
sie Mrs.Dalloway zu Einkäufen quer durch die City & deren bekannteste Orte
schickt; & zeitlich, indem Big Ben das Fortschreiten des Tages markiert. Tod,
Alter, Sterblichkeit wetterleuchten hinter dem Geschehen, dessen Fluten zwischen
Gegenwart & Vergangenheit, Reflexion & Erinnerung ständig wechselt.«
Leseprobe
»Geschichtenerfinden
ist Gift«
Florian L. Arnolds Roman »Das
flüchtige Licht«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Ein kraftvolles, wunderbar
phantastisch-melancholisches Romangebilde. Die Hauptfiguren sind
Sehnsuchtssucher; Getriebene und Betrogene zugleich, die von und mit ihren
ephemeren Glücksmomenten, die großartig erzählt werden, weiterleben.«
Science-Fiction
als Erkenntnisquelle?
Alexander Schnell über
»Realität
im Spiegel der Zeit«.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Anhand
der netflix-Serie
»Black
Mirror«,
die sich den
gesellschaftlichen und persönlichen Umwälzungen der digitalen
Zukunft widmet, arbeitet
Schnell heraus, wie verschiedenste philosophische Thesen in
Geschichte und Gegenwart aufgegriffen und in Szene gesetzt werden.«
Trauer
und Wehmut
Diese drei Erzählungen aus dem Nachlaß der im Januar verstorbenen Helena Adler
sind eine Liebeserklärung an das Leben.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Die Aufgabe des Lesers ist, diese Erzählung so lange wie möglich für sich
stehen zu lassen, jegliche Ablenkung nicht zuzulassen, einzutauchen in diese
Mischung aus Spiel und Kampf vom Leben und Sterben. Der literarische
Referenzrahmen, er sich auffächert, ist enorm.«
Hauptkampfplätze
der Völkerkunde
Karl-Heinz Kohl über das Erbe der Indigenen und die Wurzeln der Moderne. Von
Wolfgang Bock
Text lesen
»Die
sogenannten primitiven Kulturen leben nicht in der Steinzeit, sondern ebenfalls
in der Moderne und sie profitieren auf ihre Weise von dem Kontakt mit den
Kolonisatoren.«
Das
Dummbartz-Syndrom
Ingo Elbes kritische Studie zu
Antisemitismus und postkolonialer Theorie und den »progressiven« Angriff auf
Israel, Judentum und Holocausterinnerung.
Von Peter Kern
Text lesen
»Die postkolonialen
Theoretiker analysieren scheinbar sehr radikal, aber was dabei herauskommt
gefällt den Rechten und den Konservativen, denn es ist der Ausweis der
Normalität der deutschen Geschichte.«
»Ein
Teil von etwas viel Größerem«
Javier Cáceres
geniale
Bild- und Textsammlung »Tore wie gemalt«. Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Der Weg zu einem Tor ist eine Form der Erkenntnis;
eine Art, uns selbst und die anderen anzuschauen.«
(Osvaldo Soriano)
Der
Weg ist das Ziel
Stefan Geyers
lesenswerte Schilderungen seiner Spaziergänge durch Frankfurt am
Main
»Der
Stadtwanderer«.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Man
stutzt zunächst, aber das Bekenntnis, er sei "zu arm, um billige
Schuhe zu kaufen", überzeugt. Und ja, Frankfurt könnte überall sein.«
Mehr
Licht!
Melanie Möllers lesenswerte Streitschrift
»Der*
ent_mündigte Lese:r«
Von Lothar Struck
Text lesen
»...
ein Leuchtturm inmitten eines akademisch bestallten Friedhofs, auf dem die
geächtete Weltliteratur nur noch mit funzeligen Grablichtern beleuchtet werden
soll. Mehr Licht!«

Gute
Geschichte
Wie uns der englische Historiker Dan Jones auf eine spannende
Bildungszeitreise ins Mittelalter entführt. Von Herbert Debes
Text lesen
»Mit
seinen quellenreichen wie schwungvollen Erzählungen durch die
Jahrhunderte entstaubt Jones durch seine mitreißende Erzählweise die
Geschichtsbuchschreibung.«
Neues
und Altes aus der Gegenwart
Rainald Goetz beendet seine
»Schlucht«-Reihe
mit der Textsammlung
»wrong«
und hebt an zur letzten Show.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Goetz
verehrt die Schnittmenge zwischen Journalismus und Literatur: das Feuilleton.
Ausführlich wird die Frage erörtert, nach welchen Kriterien die kostbaren Texte
sortiert werden sollen. Es geht darum, 'der inneren Ordnung der Rezeptivität mit
viel Mühe auch eine äußere Ordnung der Ordner zur Seite zu stellen.'«
Et
resurrexit
Salman Rushdie schreibt sich ein Requiem & triumphiert literarisch über seinen
Attentäter.
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Man kann nicht
einfach nur rumliegen und sich davon erholen, dass man fast gestorben wäre. Man
muss das Leben finden«.
Die
Lügen hinter sich lassen
Über Deborah Feldmans Buch
»Judenfetisch«
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Feldman
macht aus der Not ihrer Außenseiterposition im Leben die Tugend
einer literarischen Waffe. Sie spricht aus, was sonst kaum jemand
sich zu sagen getraut.
(...) 'Ich redete von Geburtenraten, weil die Säkularen es nicht
einmal schaffen, sich in einer Generation zu ersetzen, während die
Ultra-Orthodoxen sich alle zwanzig Jahre mindestens verzehnfachen.'
Das betreffe auch die säkularen Juden: 'Niemand ist eine größere
Hilfe der Fundamentalisten als der aufgeklärte, emanzipierte,
gebildete Westler, der ihnen den roten Teppich auslegt, um aus
lauter Romantik seine zukünftigen Unterdrücker zu bejubeln.'«
»Spielformen
der Erzählkunst«
Christoph Ransmayrs Erzählungen
»Als
ich noch unsterblich war«.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Wer
weiß, am Ende ist die Geschichte über das Schabrackentapir nur eine weitere,
listige Allegorie des Autors. Und in Wirklichkeit handelt sich um einen Ableger
des Goldenen Kalbs.«
Bücher
ohne Verfallsdatum:
Eine neue Geschichte des Existenzialismus
Sarah
Bakewells mitreißende Kollektivbiographie »Das Café der Existenzialisten«.
Von Klaus Bittermann
Text lesen
»Sarah Bakewells Geschichte über den Existenzialismus ist eines der
sehr seltenen Bücher, die niemals enden sollten, weil die Autorin
nicht einen Aspekt abarbeitet, sondern verschwenderisch und auf
hinreißende Weise das Wissen der Welt ausbreitet.«
Das
zweite Tübinger Trio
Gerd Ueding erinnert an Ernst Bloch, Walter Jens & Hans Mayer. Von Wolfram
Schütte
Text lesen
»Gert Ueding hat den
gesprächshaften Austausch der virulenten Themen & Idiosynkrasien der drei Herren
& der sanft deren mannigfachen geistigen Ausschweifungen animierenden &
lenkenden Gastgeberin ebenso liebevoll wie ironisch, so kundig wie kritisch
ausgemalt,...«
Raffiniertes
Spiel
mit Gegensätzen
Mathias Enards neuer Roman
»Tanz
des Verrats«
balanciert virtuos zwischen Kriegsgräuel und mathematischer Schönheit.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Man
wird die Bilder, die von Ferne an Szenen aus Filmen des großen Theo Angelopoulos
erinnern, so schnell nicht mehr los.«
Karl
Kraus: (28. April 1874 - 12.Juni 1936)
»Ich war selten verliebt, immer verhaßt.«
Von Herbert Debes
Text lesen
Sein kulturpessimistisches und
medienkritisches Werk
wird aktuell
bleiben,
solange die tatsächliche Dimension des Geschehens
in den
Floskeln der Ereignissprachen der Medienmacher
verschwindet.
Die
Irrfahrten des
Konrad Widuch
Szczepan Twardochs überbordender Roman
»Kälte«
ist eine
groß angelegte allegorische Erzählung auf den Terror als Instrument der
Herrschaft im Allgemeinen und Russland im Besonderen?
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Das
Personalschachbrett wird mit Dauer der Reise immer lichter, es häufen sich die
Opfer und Menschenopfer und am Ende bleiben nur noch eine Handvoll.«
RWF
als Wünschelrute & Wundertüte
Ian Penmans Auskristallisation der
»Fassbinder«-Zeit.
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»...ein
phantastisch aufwühlender, weit in Zeit-& Kulturgeschichte der Siebziger- &
Achtziger Jahre ausgreifender, das Swinging London auf dem Weg zum
anarchistischen Punk höchst intim beschreibender Innerer Monolog des mit
allen Wassern gewaschenen Erzählers, dem man in nostalgischem Rausch des
assoziativen Wiedererinnerns folgt – als wäre man unmittelbar Zeuge, wie er hier
sein außergewöhnliches Buch zu einem bunten Fleckerlteppich verwebt, den der
vielfach ausgezeichnete Robin Detje übersetzt hat.
«
Ausgeweidet
Daniel Kehlmanns
anmaßendes Bio-Doku-Drama
»Lichtspiel«
über das Leben des
G.W. Pabst.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Seine
Pabst-Erzählung lässt Wichtiges aus und dichtet Anderes hinzu. Kehlmann
verwandelt nicht, er erfindet. Er weidet ein Leben aus, um eine Person zu
erschaffen, die er G.W. Pabst nennt, die aber mit der einst real existierenden
Persönlichkeit wenig gemein hat.«
Marseille,
Nadelöhr zur Freiheit
Uwe Wittstocks
dokumentargesättigte Faktensammlung
»Marseille
1940«.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Marseille
hatte in drei Monaten rund 500.000 Flüchtlinge aufgenommen. Die Lage in der
Stadt war katastrophal. Schnell wurde deutlich: Mit der bloßen Administration
wird man den Flüchtlingen nicht gerecht werden. Der Andrang auf das behelfsmäßig
eingerichtete ERC-Büro ist enorm. Fry braucht Mitarbeiter. Es kommt auf seine
Menschenkenntnis an; Spitzel kann er nicht gebrauchen.«
»Alles
oxidiert.«
Alexander Pschera ist tief in
Victor Hugos
»Ozean«
aus Notizbüchern, Skizzenheften und Manuskripten
eingetaucht. Von Jürgen
Nielsen-Sikora
Text lesen
»Mit
scharfem Blick hat Hugo sein Jahrhundert observiert und über sechs Jahrzehnte
'Dinge, die ich gesehen habe', in Notizen, Tagebuchaufzeichnungen, Abhandlungen,
Aphorismen, festgehalten (...)
Wie viel Arbeit
Alexander Pschera in diesen wundervollen Band gesteckt hat, lässt sich kaum
ermessen.«

Soziologische
Phantasie
Zum Tode des Soziologen & Philosophen Oskar Negt.
Von Peter Kern
Text lesen
»Wäre
das Handeln der Individuen nur von Rationalität bestimmt, bräuchte es die von
Negt herausgestellten psychologischen Kategorien nicht. Die Prozesse der
Selbstaufklärung anstoßende Pädagogik kann solche Kategorien nicht entbehren,
gehört es doch zur Erfahrung des 20. Jahrhunderts, dass Individuen keineswegs
bloß ihren rationalen Interessen folgen. Den an der Humanisierung der
Gesellschaft arbeitenden Kräften hat diese Einsicht die faschistische Erfahrung
aufgeherrscht.«
Gesellschaftspanorama
Die deutsche Ausgabe von Andrea Giovenes
epochaler Pentalogie
»Die
Autobiographie des Giuliano di Sansevero«
in
der kongenialen Übersetzung von
Moshe Kahn hat mit
»Der
letzte Sansevero«
ihre Vollendung gefunden.
Von
Lothar Struck



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»Der Band endet mit dem letzten Eintrag Giulianos im
September 1957, wenige Tage vor seinem Tod. In einem Anhang wird der
Leser durch behördliche Briefe über einige offene Fragen aufgeklärt.«
Text lesen
Unglücklich
kommunizierende Röhren
Aporien einer revidierten Psychoanalyse. Zu Dagmar Herzogs
»Cold
War Freud«.
Von Wolfgang Bock
Text lesen
Wer
ist schuld an der Misere?
Wie schreibt man (k)eine Geschichte der Psychoanalyse in Deutschland bis 1945?
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Die
Kanonisierung des Pop
Leichte Lesbarkeit, routinierte Plots, aufgeladen mit
bedeutsamen Zeichen, ohne wirkliches Neuland zu betreten, das
kennzeichnet für Moritz Baßler den »populären Realismus«. Von Lothar
Struck
Text lesen
»Salopp gesagt: Statt Diamanten sind im Midcult nur Glassteine
verarbeitet – aber es glitzert so schön.«
»Ich
rebelliere, also sind wir!«
Die Gegenwart der rassistischen Vergangenheit in der Psychiatrie. Andreas Heinz'
überaus lesenswerte Rekonstruktion
»Das
kolonialisierte Gehirn und die Wege der Revolte«
Von Wolfgang
Bock
Text lesen
»Der Autor zeigt sich
jedenfalls mit (fast) allen diskursiven Wassern gewaschen, er beherrscht sein
ABC von der Anthropologie und der Ethnopsychoanalyse über den autoritären
Charakter bis zum medikamentösen psychiatrischen Diskurs. (...)
Geschickt
schaltet er von einem Diskurs in den anderen um, vergleicht die Dinge
miteinander und bleibt dennoch immer themenzentriert bei dem Zusammenhang von
Krankheit und Revolte.«
Lehrjahre
eines Schriftstellers
Uwe Timm blickt zurück auf »Alle meine Geister«
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Timm erzählt
nahezu schwärmerisch von einer Arbeitsatmosphäre, die Marx als
'gemütliches Knechtschaftsverhältnis' bezeichnet hatte. Es wird viel
erzählt, vom Leben in all seinen Facetten, auch von Liebe,
Eifersucht und Trauer.«
Ein
Panoptikum von Histörchen
Rechtzeitig zum 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich erscheint
Florian Illies'
neuestes Werk »Zauber
der Stille«.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»...
der Autor kann
es auch in diesem Buch nicht lassen,
die geschilderten Ereignisse mit anderen, inkompatiblen Vorfällen zu
kombinieren. Als etwa 1931 der Münchner Glaspalast abbrennt – darunter auch
Friedrich-Bilder – rattert die Möglichkeitsmaschine auf Hochtouren.«
Kulturindustrie
zur Aktualität eines kritischen Begriffs
Ein Essay von
Peter Kern und Dieter Maier
Text lesen
»Künstlerische
Kreativität ist mittlerweile fast rückstandslos in der Kulturindustrie
aufgegangen. Die kulturelle Ware hat über das Kulturgut so gründlich gesiegt,
dass autonomes künstlerisches Schaffen zu einem schwer verkäuflichen Restposten
wurde.«
»Ziemlich
okaye Popsongs«?
Musik zwischen Markt und Moral
Ein Essay von Jürgen Nielsen-Sikora
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»Ich
gehe bei diesem Versuch davon aus, dass die meisten Popsongs »ziemlich okay«
sind, dass dennoch rote Linien existieren, die in den allermeisten Fällen
weniger ein Problem der Musik selbst – oder wie Diedrich Diederichsen so schön
sagen würde: der »Thermodynamik des Sound« – als vielmehr eines des Vokabulars,
mitunter auch der Bildsprache (Musikclips) sind; eines Vokabulars nämlich, dass
entweder verletzend ist oder dort, wo es provokativ sein und Grenzen austesten
möchte, das Sprachspiel ambivalenter Bedeutungen und Offenheit zugunsten
eindeutiger Positionierungen verlässt«.
Farin
Urlaub: Der ziemlich okaye Popsong
Romancier,
Gentleman und Kosmopolit
Zum
Leben und Werk des
britischen Schriftstellers
und Dramatikers William Somerset Maugham
(25.01.1874-16.12.1965).
Von
Jürgen Seul
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»Von
Romantik unter dem Kreuz des Südens findet man in Maughams Büchern nichts –
dafür aber einen Ozean von Geschichten, auf denen die Wogen von Leidenschaft und
Gewalt hoch gehen.«
Mörderisches
Liebesabenteuer
Der kleine Roman »Oben in der Villa« des großen Erzählers William
Somerset Maugham wurde zum Glück wiederentdeckt. Von Sigrid
Lüdke-Haertel
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»Ein
perfekter Erzähler, ein schräger Typ, ein echter, ein alter
Engländer. Neunzehntes Jahrhundert, aber voll up to date.«
Der »song and
dance man«
Teil 2:
Zur Rolle der Kontrafaktur in Bob Dylans Songwriting.
Ein Essay von Ulrich Breth
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»Kontrakfakturen
sind Lieder mit einer überlieferten Melodie, denen ein neuer Text
unterlegt wird. Hierbei wird in der Regel ein geistliches Lied in
ein Lied mit weltlichem Gehalt überführt. Bei Dylans Songs verhält
es sich nicht selten umgekehrt.«
Der »song and
dance man«
Teil 1:
Bob Dylan und seine »Philosophie des modernen Songs«.
Ein Essay von Ulrich Breth
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»Dylans
Philosophie des modernen Songs besteht nicht darin, die Entstehung, die
Funktionsweise und Bedeutung des modernen Songs zu beschreiben oder gar zu
erklären, sondern die Magie, die entsteht, wenn sich die Lyrics eines Songs mit
einer Melodie verbinden, mit seinen Reflexionen beständig zu
umkreisen.«
Leseprobe
& Playlist
Lektüre
mit Volten und Widerhaken
Albert Camus
monologische Erzählung »Der
Fall«
in der neuen Übersetzung
von Grete Osterwald.
Von Lothar Struck
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»Sie
wissen ja, was für schüchterne Kommunikanten unsere Bistro-Atheisten sind. Ein
Moment der Bestürzung folgte dem Ausspruch dieser Ungeheuerlichkeit, verdutzt
blickten sie einander an, dann brach der Tumult los…«
»Auf
verlorenem Posten«
Michel Houellebecqs denkwürdiger Bericht »Einige Monate in meinem Leben« Von Gregor Keuschnig
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»Houellebecq zerstört mit
diesem Buch jegliche Distanz zwischen sich und dem Erzähl-Ich, zwischen den
tatsächlichen Ereignissen und den Schilderungen im Buch. Er schreibt eine
ultimative Nichtfiktion. Dass das Buch keine Genrebezeichnung trägt, ist nur
konsequent.«
Furor
und Traurigkeit
Ludwig Fels posthum erschienener Gedichtband
»Mit mir hast du keine Chance«
Von
Lothar Struck
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»Die Zukunft
wird kommen. / Auch die der Literatur. /
Sie wird wenig Heimat haben, / wenn sie kommt. / Aber Tag und Nacht und / die
Körper, die sie lieben.«
»Ich
kann in den Tod gehen«
Amina
Handkes gelungene filmische Transformation eines überhaupt nicht gealterten
Theaterstücks.
Von Lothar Struck
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»... eine gelungene und
sehr anregende Transformation des mehr 50 Jahre alten Stückes
Kaspar.
Amina Handke und Libgart Schwarz schaffen es subtil Schneisen für Reflexionen
auf Gegenwartsbezüge zu schlagen.«
»Der perfekte Schuss«
Mathias Enards aufwühlende Novelle über einen jungen Scharfschützen in einem
namenlosen Krieg
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Die längst zur Floskel verkommene
Kafka-Bemerkung, das Literatur die Axt unserem gefrorenen Meer sein soll, trifft
hier endlich einmal zu. Die Hiebe dieser Axt wird man für lange Zeit nicht
vergessen und die Eisschollen lassen den Leser taumelnd zurück.«
In
memoriam Dieter Leisegang:
»Diese
mühselige Arbeit
an
den Zügen des Menschlichen«
Von Herbert Debes
Nachruf Lesen
Vor 50 Jahren, am 21. März 1973, erschoß sich in
Offenbach am Main der Philosoph und Poet Dieter Leisegang,
der zu Lebzeiten eine
solitäre Randfigur im deutschen
Literaturbetrieb blieb, und die
Sehnsucht
der Literaturkritik
nach dem »rettungslosen Ich«.
Putins
Weg ...
(Ende Offen)
Giuliano da Empoli
bringt uns in dem
Schlüsselroman
»Der
Magier im Kreml«
mitreißend und glaubhaft Putins Denkungsart und Selbstverständnis
nahe und
schenkt uns
eine Begegnung mit
Jewgeni Samjatins prophetischer Dystopie »Wir« aus dem Jahre 1920.
Von
Gregor Keuschnig
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»Manches
verstört, etwa die Aussage Baranows an einen russischen Söldner im
Donbass, dass es bei kriegerischen Auseinandersetzungen nicht um den
vollständigen Erfolg, den Sieg, gehe. Die Eroberung dürfe nicht
endgültig sei, sondern es sei "nur" ein bestimmtes Chaos-Level
anzustreben. Dies lässt in Verbindung mit dem aktuellen
Ukraine-Krieg nichts Gutes erwarten. Zuweilen vergisst man, dass
dieser Mann im Kreml real ist und nicht nur eine Romanfigur.«
Eine
befreiende Lektüre
Christoph Menkes »Theorie
der Befreiung«
bürstet althergebrachte Denktraditionen gegen den Strich und bricht
mit sämtlichen Traditionen des Freiheitsbegriffes.
Von
Jürgen Nielsen-Sikora
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»Die
Befreiung kämpft immer einen doppelten Kampf: Sie kämpft gegen die
Herrschaft und zugleich kämpft sie mit und gegen sich selbst. In der
Theorie der Befreiung geht es um den Kampf, den die Befreiung gegen
sich selbst führen muss, wenn sie die Herrschaft bekämpfen will.«