Spinnen,
die in der Morgensonne leuchten
In dem
Langgedicht »Poesie« verleiht Xaver Bayer den unscheinbaren Fragmenten der
Wirklichkeit poetische Würde. Von Lothar Struck
Text lesen
»Beim Zuklappen des
Buches beginnt die eigene Maschine zu laufen. Und man sucht schon mal seinen
Rucksack.«
Entscheidungen
Ulrich
Woelks Roman »Mittsommertage« zielt mitten in unsere Gegenwart. Von Sigrid
Lüdke-Haertel
Text lesen
»Woelk verknüpft diese
privaten Probleme sehr geschickt mit unserer politischen Entwicklung. Auch das
Personal ist geschickt, das heißt schlüssig und glaubhaft, ausgewählt. Er führt
keine Sprechpuppen über die Bühne, die seine Ansichten verkünden, sondern
Menschen, denen man ihre Schwierigkeiten und ihre Lösungen abnimmt.«
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Matthew
Beaumont
The Walker
Die Stadt, die Moderne und ihre Fußgänger
In fesselnden intellektuellen Streifzügen
zeichnet Matthew Beaumont Episoden aus der
Geschichte des Fußgängers seit der Mitte des 19.
Jahrhunderts nach. Von Dickens’ nächtlichen
Spaziergängen bis hin zu rastlosen Wanderungen
durch die gesichtslosen Monumente der heutigen
neoliberalen Stadt ist das Gehen Selbstfindung
und Selbstflucht, Verschwinden und heimliche
Umkehr.
Leseprobe & Infos
Edition Tiamat |
Die
Lücken, die das Alphabet lässt
In seinem neuen Buch
»Das
Alphabet bis S« vereint
Navid Kermani Erzählung, Reflektion und Meditation zu einer
bereichernden Lektüre.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Für die beiden oberen Bretter H benötige ich gar die Leiter;
Hedayat, Hemingway und Hebel hat der Auszug meines Mannes übel erwischt. Grass
ist ebenfalls nur noch Stuhlliteratur, das ist verkraftbar, Hauptsache, an
Goethe komme ich auf Zehenspitzen mit ausgestreckter Hand.«
 Festgelesen
Einblicke in zwei aktuelle Ausgaben sehr verschiedener Literaturzeitschriften.
von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Man ist bisweilen
überrascht, wie viele Literaturzeitschriften es im deutschsprachigen Raum gibt
und dann noch überraschter, wenn es jetzt sogar noch eine neue geben soll. Sie
nennt sich Delfi
und den Preis für das hässlichste Coverbild hat man schon mal sicher.«
Ein
Begriff der Geschichte mit Schlagseite zum Bürgerkrieg
Reinhart Kosellecks Aufsatzsammlung
»Vergangene Zukunft
-
Zur Semantik geschichtlicher Zeiten« wiedergelesen. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Die Texte entstanden aus
den damaligen Debatten und sind heute selbst historisch. Sie weisen eine
deutlich konservative Physiognomie und Hartleibigkeit auf, die bis ins Lager der
Holocaustleugner reicht.«
Vier Dystopien und ein Rückblick
Von Gregor Keuschnig
Schweigsam
und schlaflos
Laura
Freudenthalers dystopischer Roman »Arson«
beschreibt wie eine Generation an den Verheerungen unserer Umwelt seelischen
Schaden nimmt.
Text lesen
»Kein
Mensch kann all die Messungen überblicken, nicht mental, und auch physisch wären
sie nicht in ihrer Gesamtheit darstellbar«.
Keine
Rettung
Charles Ferdinand Ramuz' endzeitlicher Klassiker
»Sturz
in die Sonne« in
der Neuübersetzung von Steven Wyss.
Text lesen
»Alles Leben
wird enden. Es wird immer heißer werden. Die Hitze wird unerträglich sein für
alles Lebende.«
Tränen
lügen doch
Bov Bjergs
dystopischer
Slapstick
»Der Vorweiner«
Text lesen
»Einiges ist wirklich
lustig, etwa der Ruin der Schweiz, weil in den Tresoren die Goldfäule die
Reserven wertlos machte und Schloß Neuschwanstein als Notaufnahmelager für
Flüchtlinge.«
Teleportation,
Fluch oder Segen?
J.O. Morgans fortschrittskritischer Roman »Der Apparat«
Text lesen
»Die
müssen also neue Maschinen auf dem Mond bauen, damit sie neue Mineralien
runterschicken können, um hier unten neue Maschinen zu bauen, damit sie neue
Leute auf den Mond schicken können?«
»Zeige
nie, was du denkst...«
Roy Jacobsens Roman beschreibt das Heranwachsen
der »Unwürdigen« in Oslo während der deutschen Besatzung.
Text lesen
»Manchmal wünscht man
sich, dass Olav, Carl und Roar Helden von Knut Hamsun gewesen wären ...«
Wie
Geschichte entsteht
Stephan Lambys Reportagen »Ernstfall – Regieren in Zeiten des Krieges«. Von
Lothar Struck
Text lesen
»Im Gegensatz zu anderen
Filmemachern, die sich wuchtig inszenieren, ist Lamby ein Politikflüsterer; in
seiner zurückhaltenden, manchmal fast antichambrierenden, dabei jedoch nie
unterwürfigen Art gelingen bisweilen bemerkenswerte Einsichten.«
Teaching
Disaster
Guillaume Paolis erfrischend polemische Kritik
unserer Denkweisen in postnormalen Zeiten.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Merkmal dieser neuen
Realität ist die Tatsache, dass es keine Krisen im herkömmlichen Sinne in einem
an sich gesunden System mehr gibt. Denn was den Menschen gegenwärtig begleitet,
ist der permanente Schauder in
einer Welt des nicht endenden Desasters.«
Abgesang auf eine Epoche
Mit seinem Roman »Dämmerung«
schließt
Michael
Kleeberg
seine Karlmann-Trilogie. Eine
deutsche Mentalitätsgeschichte, ein
Sittenbild des Bürgertums der letzten fast 40 Jahre.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Kleebergs Dämmerung
ist ein Abgesang, freilich ohne Jammern oder gar Sentimentalität.«
Die
letzte Eskapade
In
Richard Fords Roman »Valentinstag« begleiten wir Frank Bascombe und seinen an
ALS erkrankten Sohn Paul auf ihrer letzten gemeinsamen Reise durch die
amerikanische Provinz.
Von
Gregor Keuschnig
Text lesen
»... und es beginnt ein
trotzig-spöttisches, ernst-albernes Kammerspiel zwischen dem körperlich stetig
verfallenden Sohn und dem im schlechten Gewissen eingelegten Vater.«
Einblicke
in innere Kyffhäuser
Dominik Graf und Anatol Regnier untersuchen Motive und Befindlichkeiten von
Schriftstellern, die während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland
geblieben waren. Von Lothar Struck
Text lesen
»... ein fesselnder,
beeindruckender, lehrreicher, auf eine fruchtbare Weise bisweilen verstörender
Film. Nach dem Abspann möchte man ihn sofort noch einmal sehen.«
Wissen
statt Glauben
Der
Aufklärer und freidenkende Atheist Bertrand Russell hat vor fast einhundert
Jahren den Text »Warum ich kein Christ bin«
geschrieben. Jetzt ist er als Taschenbuch erschienen. Unbedingt lesenswert –
meint Helmut Ortner.
Text lesen
»Eine
Kontinuität des Grauens: die Kirche ein religiöses Schreckenshaus, in dem
grässliche Dinge geschahen und geschehen. Die
Russellʼsche Kritik gipfelt im Vorwurf, dass 'die christliche Religion in ihrer
kirchlich organisierten Form der Hauptfeind des moralischen Fortschritts in der
Welt war und bis heute ist'.«
Giulianos
Odyssee
»Fremde
Mächte«
zum vierten Band von
Andrea Giovenes
epochaler
Pentalogie »Die
Autobiographie des Giuliano di Sansevero«.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Mehr als einmal erscheint einem
Giuliano mit seinen bisweilen aristokratischen Attitüden als italienisches
Pendant zu Ernst Jünger.«
Hans-Jürgen
Krahl,
neuerliche Angaben zur Person
Beiträge
zu seinem antiautoritären Marxismus aus dem Mandelbaum Verlag. Von Peter Kern
Text lesen
»Die gegen ihn hetzenden
Kommentatoren nannte ihn
Robespierre aus Bockenheim.
Adorno sah in ihm seinen begabtesten Schüler. Mit gerade mal 27 Jahren kam
Hans-Jürgen Krahl bei einem Autounfall ums Leben. Er wäre dieses Jahr achtzig
geworden.«
Zwischen
Romantik und Modernität
Im
Rahmen eines Übersetzungs-Seminars der Goethe-Universität wurden die Erzählungen
und Feuilletons
des dänischen Autors
Henrik Pontoppidan
»Kaum ein Tag ohne
Spektakel« neu
übersetzt.
Von
Lothar Struck
Text lesen
»Diese Anthologie zeigt,
dass sich Henrik Pontoppidans Schaffen schwer in eine Schublade stecken lässt.
Mal triefen seine Texte vor Ironie, dann wieder dominiert insbesondere in den
Erzählungen ein bitter-besinnlicher Impressionismus.«
»Unser
Deutschlandmärchen«
Wahr geworden!
Erzählt von einem deutschen Autor namens Dinçer Güçyeter. Von Sigrid
Lüdke-Haertel
Text lesen
»Mit vielen
Stimmen erzählt Güçyeter seine, für uns zum Teil sehr fremde Familiengeschichte,
die sich über mehr als vier Generationen erstreckt.«
Romancier,
Gentleman und Kosmopolit
Zum
Leben und Werk des
britischen Schriftstellers
und Dramatikers William Somerset Maugham
(25.01.1874-16.12.1965).
Von
Jürgen Seul
Text lesen
»Von
Romantik unter dem Kreuz des Südens findet man in Maughams Büchern nichts –
dafür aber einen Ozean von Geschichten, auf denen die Wogen von Leidenschaft und
Gewalt hoch gehen.«
Mörderisches
Liebesabenteuer
Der kleine Roman »Oben in der Villa« des großen Erzählers William
Somerset Maugham wurde zum Glück wiederentdeckt. Von Sigrid
Lüdke-Haertel
Text lesen
»Ein
perfekter Erzähler, ein schräger Typ, ein echter, ein alter
Engländer. Neunzehntes Jahrhundert, aber voll up to date.«
Bewundernswerte
Liebesmüh'
Jan Philipp Reemtsmas Ahnen-& Enkeldienst für Christoph Martin
Wieland. Von Wolfram Schütte
Text lesen
»...
die ultimative, umfassend(st)e Beschäftigung mit dem Dichter
feingliedriger Versromane, Märchen & gräzistischer Romane &
Gedankenspiele. Ein brillantes Monument des sympathetischen
Gedenkens an einen irreparablen literarischen Verlust.«
Der »song and
dance man«
Teil 2:
Zur Rolle der Kontrafaktur in Bob Dylans Songwriting.
Ein Essay von Ulrich Breth
Text lesen
»Kontrakfakturen
sind Lieder mit einer überlieferten Melodie, denen ein neuer Text
unterlegt wird. Hierbei wird in der Regel ein geistliches Lied in
ein Lied mit weltlichem Gehalt überführt. Bei Dylans Songs verhält
es sich nicht selten umgekehrt.«
Der »song and
dance man«
Teil 1:
Bob Dylan und seine »Philosophie des modernen Songs«.
Ein Essay von Ulrich Breth
Text lesen
»Dylans
Philosophie des modernen Songs besteht nicht darin, die Entstehung, die
Funktionsweise und Bedeutung des modernen Songs zu beschreiben oder gar zu
erklären, sondern die Magie, die entsteht, wenn sich die Lyrics eines Songs mit
einer Melodie verbinden, mit seinen Reflexionen beständig zu
umkreisen.«
Leseprobe
& Playlist
Lektüre
mit Volten und Widerhaken
Albert Camus
monologische Erzählung »Der
Fall«
in der neuen Übersetzung
von Grete Osterwald.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Sie
wissen ja, was für schüchterne Kommunikanten unsere Bistro-Atheisten sind. Ein
Moment der Bestürzung folgte dem Ausspruch dieser Ungeheuerlichkeit, verdutzt
blickten sie einander an, dann brach der Tumult los…«
Metaphysik
nein Danke
In
seinem grundlegenden Essay diskutiert Hans-Ernst Schiller
»den
Zusammenhang von besonderer Existenz und allgemeiner Vernunft«.
Von Peter Kern
Text lesen
»Die
Welt kann nicht vernünftig eingerichtet sein, wenn das obere Fünftel der
menschlichen Gattung für seinen Lebensstil Ressourcen in einer das globale
Ökosystem ruinierenden Menge verbraucht, und das untere Fünftel der Menschheit
in einer Fluchtbewegungen veranlassenden Verelendung lebt.«
»Auf
verlorenem Posten«
Michel Houellebecqs denkwürdiger Bericht »Einige Monate in meinem Leben« Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Houellebecq zerstört mit
diesem Buch jegliche Distanz zwischen sich und dem Erzähl-Ich, zwischen den
tatsächlichen Ereignissen und den Schilderungen im Buch. Er schreibt eine
ultimative Nichtfiktion. Dass das Buch keine Genrebezeichnung trägt, ist nur
konsequent.«
Weberaufstand
2.0
Anmerkungen zu Gavin
Muellers radikaler Kritik am
gegenwärtigen linken Technik-Optimismus.
Von Peter Kern
Text lesen
»Es ist das Klischeebild
eines Widerstandes, mehr abgezogen aus der von Hollywood-Filmen gelieferten
Bebilderung, als aus der Geschichte dieser Bewegungen, deren Totenglocke
regelmäßig läutete, sobald sie ihr Heil in gewaltförmigen Aktionen suchten.«
Seichte
Kost
Bechtolsheims Versuch, die
Biografie
des Paares
Hannah Arendt und Heinrich Blücher zu schreiben
erweist sich
als handwerklich mangelhaft, inhaltlich oberflächlich & spekulativ.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Falls das
Buch durch ein Lektorat gelaufen ist, bleibt zu fragen, warum Sätze, die
überhaupt keinen Sinn ergeben, stehen geblieben sind. Ein Beispiel: 'Inwiefern
Blücher tatsächlich Ressentiments gegen Juden hatte, wissen wir nicht, aber
zumindest beweisen seine Ehe mit der Jüdin Natascha Jefroykin und die
Freundschaft mit Robert Gilbert das Gegenteil.'«
Furor
und Traurigkeit
Ludwig Fels posthum erschienener Gedichtband
»Mit mir hast du keine Chance«
Von
Lothar Struck
Text lesen
»Die Zukunft
wird kommen. / Auch die der Literatur. /
Sie wird wenig Heimat haben, / wenn sie kommt. / Aber Tag und Nacht und / die
Körper, die sie lieben.«
Ahnenforschung
Seinen
unterhaltsamen
Roman »Neulich
in Bärwalde«
präsentiert Jens Dittmar als
»Chronik
unseres Geschlechts.«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Er
scheut keine Abschweifung, wirbelt zwischen den Jahrhunderten und Erzählsträngen
hin und her und zeigt sogar Fotos, so dass man sich bei bisschen in der Familie
heimisch fühlt. All das ist keine Sekunde langweilig.«
Vom
Leben in zwei Welten
Tonio Schachingers zweiter Roman »Echtzeitalter«
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»... ein
zeitgenössischer Bildungsroman, allerdings ausgerichtet an einer
Gegenwart, die der herkömmlichen Bildung leichtfüßig entlaufen ist.«
»Vergiss
deinen Schmerz«
Ein lesenswertes Werk, das als
Wirtschaftsbuch daherkommt und doch eine Art deutsches Sittengemälde ist.«
Von Peter Kern
Text lesen
»Dieses Buch macht
verständlich, was einmal die Stärke der Deutschland AG war.
Das Geflecht
wechselseitiger Personal- und Kapitalverflechtung ist jedoch kontraproduktiv
geworden und deshalb aufgelöst worden. Versteht man Grund und Folgen, bereichert
man seinen Begriff der Gegenwart ungemein.«
Am
»letzten
Abend der Menschheit«
Raphaela
Edelbauers atmosphärisch dichter Roman
»Die
Inkommensurablen«
Von Gregor
Keuschnig
Text lesen
»...
die Wimmelbilder des kriegshysterischen Wien gelingen sehr gut, während die
Genreszenen in den Lokalen und vor allem die Charakterstudien der immer wieder
im Jargon der Gegenwart verfallenden Helden eher schwach bleiben.«
Der
Felsen von Sirilund
Gabriele Haefs gelungene Neuübersetzung von
»Benoni«
zeigt Knut Hamsuns literarische Qualitäten auch abseits seiner bekannten Werke.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Schachspieler
kennen Benoni als Bezeichnung für eine Eröffnungsvariante. Es ist allerdings
auch ein seltener Vorname, der aus dem Hebräischen kommt und 'Sohn des Leides'
bedeutet.«
Barocke
Welt der Moderne
Über Alexandra Schauers Dreifachdissertation
»Mensch
ohne Welt«.
Von
Wolfgang Bock
Text lesen
»Das
zentrale Motto, welches die Autorin zu Beginn verwendet, stammt von Siegfried
Kracauer: „Die Reportage fotografiert das Leben; ein solches Mosaik wäre sein
Bild.“ Aber es ist eben nur sein Bild und nicht das Leben selbst, würde Rainer
Maria Rilke sagen.«
 Wahrheit
& Existenz
Mit Cormac
McCarthy starb einer der
letzten
großen alten Männer der
Nordamerikanischen Gegenwartsliteratur.
Von Herbert Debes
Text lesen
Mit seinem Romanduo
»Der Passagier« und
»Stella Maris«
legte er uns
im
Herbst 2022 sein
opus magnum vor.
»Alltag
ist ein festliches Wort.«
Ralf Rothmanns heiter-melancholische Notizen
»Theorie
des Regens«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Selten
wird Rothmann kokett, etwa wenn er sich seines mühsam erworbenen Unwissens
vergewissert. Am Ende fast schon ein bisschen altersweise: "Man ist schneller
Anachronist, als die Zeit vergeht.«
»Alles
war mit einem Leid erkauft«
Ralf Rothmanns Roman »Die Nacht unterm Schnee« Von
Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Niemand sagt dir mal was
Nettes, es gibt kein Vergnügen, nur Sorgen und in all dem Dreck hast du das
Gefühl, langsam selbst zu Dreck zu werden.«
Erhellt
von mediterraner Sonne
»Das
Haus der Häuser«
zum dritten Band von
Andrea Giovenes
epochaler Pentalogie »Die
Autobiographie des Giuliano di Sansevero«.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Man
kann diese eigenartige Stimmung, die bei der Lektüre entsteht, lange
nicht vergessen, obwohl man natürlich früh ahnt, dass das alles
keinen Bestand haben wird.«
Das Walross und der Zimmermann
Oder: Wie
der Kapitalismus seine eigenen Grundlagen verschlingt. Über Nancy Frasers kapitalismuskritische Diagnose »Der Allesfresser«. Von
Wolfgang Bock
Text lesen
»Alles in allem bietet die Kannibalismus-Metapher mehrere
vielversprechende Ansätze für eine Analyse der kapitalistischen
Gesellschaft. Sie lädt uns dazu ein, diese Gesellschaft als eine
institutionalisierte Fressorgie zu betrachten, deren Hauptgericht
wir selbst sind.«
Ein
Meisterwerk
Abdulrazak Gurnahs mitreißender Roman »Die Abtrünnigen« beschreibt
die Kolonialgeschichte Sansibars als
Familien-, Orts- und Historienerzählung.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Das
sanfte und epische Erzählen Gurnahs, dieses zärtliche Auffächern der
unterschiedlichen Charaktere (...) machen diesen Roman zu einem
wunderbaren Erlebnis.«
Eros, Glut & Wut
Die erstaunliche Entdeckung von Michael Kosmelis
»Die zwei und vierzig jährige Äffin«
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»...verdanken
wir es dem Literaturwissenschaftler Dirk Sangmeister, dass der Name
Michael Kosmeli zusammen mit seinem 1800 erschienenen Debüt-Roman
»Die Zwei und vierzig jährige Aeffin« genau 250 Jahre nach der
Geburt dieses Oberschlesiers (1773/1844) wie ein überraschend
aufgetauchter Komet strahlend uns Liebhabern zum Kennen &
literarischen Genießen in der ansprechenden Gestalt vor Augen kommt,
mit welcher der Berliner Verlag seine Ausgrabungen, Fundstücke &
Entdeckungen ausstattet.«
Sanfte
Karikatur des Schreibbetriebs
Marlen Hobracks
Roman »Schrödingers Grrrl«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Insgesamt weist der Roman
die von Moritz Baßler postulierte "offene Zukunft" auf und erfüllt damit
zugleich literatur-ästhetische wie populär-unterhaltende Kriterien. Letztere prädestinieren
ihn zur Bearbeitung für den "Film-Mittwoch im Ersten" oder den
"Fernsehfilm der Woche" im ZDF. Die zweifellos vorhandenen literarischen
Qualitäten des Romans würden dabei vermutlich liquidiert. Der Genießer bleibt
beim Roman.«
Der
Blues der westlichen Demokratien
Zu Axel Honneths
normativer Theorie der Arbeit
»Der arbeitende Souverän«. Von Peter Kern
Text lesen
»Der in seinem Werkeltag zum Befehlsempfänger Degradierte,
verwandelt sich nicht am politischen Sonntag in den souveränen
Citoyen. Das Desinteresse an der politischen Sphäre, die
Ermüdungserscheinungen der parlamentarischen Demokratien, geht auf
die pathologischen Verhältnisse in der Arbeitssphäre zurück.«
Abtauchen
Ein Gedenkwort für
Carlo
Emilio
Gadda & seine »Grässliche Bescherung in der Via Merulana«. Wolfram
Schütte
Text lesen
»Es ist eine
veritable Sprachlust, in die Vielzahl der dschungelartig wuchernden
Erzählmäander der wunderbaren Bescherung abzutauchen, die Carlo
Emilio Gadda in & um die Via Merulana in Rom uns als
Klassiker-Vergnügen hinterlassen hat!«
»Ich
kann in den Tod gehen«
Amina
Handkes gelungene filmische Transformation eines überhaupt nicht gealterten
Theaterstücks.
Von Lothar Struck
Text lesen
»... eine gelungene und
sehr anregende Transformation des mehr 50 Jahre alten Stückes
Kaspar.
Amina Handke und Libgart Schwarz schaffen es subtil Schneisen für Reflexionen
auf Gegenwartsbezüge zu schlagen.«
Die
Untröstlichkeit der Verwaisung
Esther Kinskys Last Picture Show »Weiter sehen«
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»...
überwiegend sinnliche Passagen atmosphärisch dichter, gestochen
scharf fixierter literarischer Vergegenwärtigungen der Landschaft,
der Natur, der Jahreszeiten – diesmal des »Mangellands, eine Gegend
der Abwesenheiten« – wie sie die endlose Weite des ungarischen
Flachlands nennt.«
Alle
kamen nach Nürnberg
Uwe Neumahrs aufschlußreiche Studie »Das Schloss der Schriftsteller«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Zeitweise
waren 250 Pressevertreter in der Stadt, 100 davon aus den USA. Die
Unterbringung war kompliziert, die hygienischen Zustände grenzwertig.
Bis zu zehn Personen teilten sich ein Zimmer.«
Bücher
in Flammen
Zum 90. Jahrestag der Nazi-Bücherverbrennung erscheint im Wallstein
Verlag Jürgen Serkes
epochales Werk »Die verbrannten Dichter«.
Von Helmut Ortner
Text lesen
»Serkes
Reportagen und Porträts haben nichts an Tiefe
und Wirkung verloren, sie sind gegenwärtig. Wir sollten sie lesen,
entdecken und wiederentdecken.«
  Hoffen,
Erinnern, Sehen
Über 3 Bücher von Esther Kinsky und Ihre Art zu Sehen und Schreiben
Von Lothar Struck
Text lesen
»Aber
die 'Weite ist mehr als Ferne, sie ist das, was man an Möglichem zulässt. Das
gilt für das Sehen von Landschaft, Gelände, von Menschen, von Kunst.'«
Eine
toxische Liebe
Michel Bergmanns späte Abrechnung mit seiner »Mame« Von Sigrid
Lüdke-Haertel
Text lesen
»Michel
Bergmann hat erbarmungslos, dabei immer wieder faszinierend zu
lesen, mit seiner Mutter abgerechnet. Am Ende packt ihn das
schlechte Gewissen.«
Komplett
verrechnet
Bingener und Wehner
legen die vielsträngigen Verflechtungen der »Moskau
Connection«
und deren politische
Fehleinschätzung offen.
Von Lothar Struck
Text lesen
»In
der akribischen Erfassung dessen, was sich seit 1998 in Bezug auf
Energiepolitik und Russland ereignet hat, werden die Abgründe
deutlich sichtbar.«
Leseprobe & Infos
Kaufhauskunstdruck
ohne Rahmen
Benjamin v. Stuckrad-Barres Roman
»Noch
wach?«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Das
Portrait einer hoffnungslos degenerierten und abgehobenen
Medienbranche. Außerhalb dieser Blase interessieren die
Anspielungen und Indiskretionen niemanden. Die Thematik
selber, der Machtmissbrauch
von (fast ausschließlich)
Männern in Unternehmen, die sexuellen Übergriffigkeiten,
wird zur Kulisse degradiert,
um die eigene Läuterung nebst
Lauterkeit herauszustellen.«
Augenblicke
des Findens
Eine virtuelle Ausstellung
von Hermann Littmann
zu den Bildern
»Warum
ein Foto gemalt wird bleibt ein Geheimnis, es geht um ein
besonderes Licht oder Erscheinung. Die Kategorien des Realismus
interessieren mich nicht.«
Ein
kurzes Stillstehen der Zeit
Maria Lassnigs Notizen
»Am
Fenster klebt noch eine Feder«
Von Lothar Struck
Text lesen
»Große
Zustimmung des Lesers, ja Begeisterung. Aber dann doch eine Kritik, aber
ausschließlich daran, dass es nicht genug ist, dass man mehr lesen möchte. Darf
man hoffen auf eine vollständige oder mindestens ausführlichere Ausgabe?«
Drehbuch-Spekulation
Überlegungen zu Ilker Cataks
vieldeutigem Film »Lehrerzimmer«. Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Ilker Cataks »Lehrerzimmer« zielt als
dramatisches Modell mitten in das prekäre Zentrum unserer liberalen
Demokratie & stellt die Frage, wie die liberale Demokratie mit
ihren, sie ausnutzenden Feinden umgehen soll, bzw. muss, um sich
selbst gegen den praktizierten Nihilismus des anything goes zu
behaupten.«
Felix
Austria
Mit dem Aufsatzband
»Alle
Neue«
lässt der Grazer Germanist Klaus Kastberger seine Forschungen der letzten Jahre
Revue passieren.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Kastberger
bringt der jeweiligen Figur, dem jeweiligen Gegenstand seiner Forschung,
Sympathie, bisweilen sogar Empathie entgegen, was aber die ein oder andere
ironische Spitze nicht ausschließt. Manchmal überrascht er mit kühnen Volten und
fast immer ist man klüger als zuvor.«
Antiautoritäre
Revolte verkehrt
Richard
Rortys
Spätphilosophie und seine politische Botschaft
»Pragmatismus als Antiautoritarismus«.
Von Peter Kern
Text lesen
»Wenn Rorty die Metaphysik attackiert - und
diese Attacke ist gleichsam der Halteapparat dieses Buchs- wird man das Gefühl
nicht los, er trete einen toten Löwen.«
Menschliche
Bestialität
Hans Joachim Schädlichs letzte Kurzprosa-Sammlung
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Den ästhetischen
Reichtum seiner literarischen Minimal Art beim Eindampfen oder
Skelettieren der ursprünglichen Vorlagen oder Fakten stellt uns der
Autor mit sardonischem Pokerface vor Augen.«
»Der perfekte Schuss«
Mathias Enards aufwühlende Novelle über einen jungen Scharfschützen in einem
namenlosen Krieg
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Die längst zur Floskel verkommene
Kafka-Bemerkung, das Literatur die Axt unserem gefrorenen Meer sein soll, trifft
hier endlich einmal zu. Die Hiebe dieser Axt wird man für lange Zeit nicht
vergessen und die Eisschollen lassen den Leser taumelnd zurück.«
Verloren
im Weltinnenraum
Clemens J. Setzʼ Roman
»Monde
vor der Landung«
Von Lars Hartmann
Text lesen
»Auch
in
diesem Werk geht es um eine Welt, die sich nicht mit dem deckt, was
die Naturwissenschaften und was der normale Menschenverstand über
sie sagen (...) Der Protagonist scheint ein Sonderling zu sein, er
vertritt die These, dass die Welt eine Hohlkugel ist:...«
Gert
Ledig und das Vergessen
In der Jubiläumsausgabe des
»Schreibheft«
erinnert Frank Witzel an 100
»vergessene,
verkannte und verschollene«
Autoren & Autorinnen. Einer davon ist Gert Ledig.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Witzels
Belesenheit und Begeisterungsfähigkeit sind einerseits so groß, dass
er bequem auch 300 Autoren hätte vorstellen können und gegen Ende
einfach noch einmal 30 oder 40 Autoren mit ihren Büchern aufzählt,
einfach nur, um sie zu erwähnen. Andererseits strahlt der Essay
weniger Entdeckerfreude als Melancholie, am Ende sogar Wehmut aus.«
Selbstporträt
aus dem Materiallager
Wilhelm Genazinos Aufzeichnungen 1972-2018
»Traum
des Beobachters«
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Jan Bürger & Friedhelm
Marx haben ans Ende ihres »Selbstporträts Wilhelm Genazinos, aus seinen 38
Zettelkästen gezogen» – um es jeanpaulinisch zu sagen – einen lyrischen Abschied
gesetzt, der ein gedankenreiches, teilweise tieftrauriges, manchmal aber auch
sehr komisches Buch mit einem zarten poetischen Bild beschließt: »Engelartig
herabsegelnde Blätter«.
In
memoriam
Dieter Leisegang:
»Diese
mühselige Arbeit
an
den Zügen des Menschlichen«
Von Herbert Debes
Nachruf Lesen
Vor 50 Jahren, am 21. März 1973, erschoß sich in
Offenbach am Main der Philosoph und Poet Dieter Leisegang,
der zu Lebzeiten eine
solitäre Randfigur im deutschen
Literaturbetrieb blieb, und die
Sehnsucht
der Literaturkritik
nach dem »rettungslosen Ich«.
Putins
Weg ...
(Ende Offen)
Giuliano da Empoli
bringt uns in dem
Schlüsselroman
»Der
Magier im Kreml«
mitreißend und glaubhaft Putins Denkungsart und Selbstverständnis
nahe und
schenkt uns
eine Begegnung mit
Jewgeni Samjatins prophetischer Dystopie »Wir« aus dem Jahre 1920.
Von
Gregor Keuschnig
Text lesen
»Manches
verstört, etwa die Aussage Baranows an einen russischen Söldner im
Donbass, dass es bei kriegerischen Auseinandersetzungen nicht um den
vollständigen Erfolg, den Sieg, gehe. Die Eroberung dürfe nicht
endgültig sei, sondern es sei "nur" ein bestimmtes Chaos-Level
anzustreben. Dies lässt in Verbindung mit dem aktuellen
Ukraine-Krieg nichts Gutes erwarten. Zuweilen vergisst man, dass
dieser Mann im Kreml real ist und nicht nur eine Romanfigur.«
Lob
der Demokratie oder:
Vom »Ich« zum »Wir«!
Demokratie braucht Gemeinschaft. Sie lebt von Teilhabe und Teilnahme. Doch diese
Grundanforderung der Demokratie scheint zunehmend gefährdet.
Von Helmut Ortner
Text lesen
»Sophie
Schönberger ist eine kluge Gegenwartsdiagnostik gelungen, die uns ins Gewissen
redet. Ein wichtiges Buch zur rechten Zeit.«
Kritische Theorie theologisch
Yael
Kupferbergs Studien zum Judentum im späten Werk Max Horkheimers.
Von Peter Kern
Text lesen
»Man könnte
die Sache abtun und eine nachmetaphysische Stellung des Gedankens
zur Welt einnehmen, ein das Flair des Progressiven umwehender
Denkhabitus. Die Sache hat aber einen Haken...«
Auf
der Suche nach Gleichgewicht
Der neue Roman von Elisabeth Plessen »Die Frau in den Bäumen«. Von
Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Das Nest, das
ich mir baue, sind bloß Wörter und Sätze, Hochseilakte, Luftgebäude,
die mich nicht tragen, niemanden tragen, gerade noch sich selbst,
wenn es hoch kommt.«
Zu den
Ufern des Bug
Andrzej Stasiuks
mitreißende »Grenzfahrt«
Von Lothar Struck
Text lesen
»Die
Phantasien, die sich nie erfüllen würden, doch außerhalb der Zeit
existierten wie feuerbeständige Materie in einer Flamme. Ich wusste,
dass es all das nicht mehr gab, und doch schimmerte es durch meine
Tage hindurch…«
Beobachtungen
mit Tiefenschärfe
Rachel Cusks neuer Band essayhafter Geschichten aus dem Alltag
»Coventry«.
Von Sigrid Lüdke-Haertel
Text lesen
»Ihre
Geschichten sind höchst pointierte Beschreibungen von alltäglichen
Begebenheiten, die oft das Zeug zur Tragödie haben, aber meistens
vom Alltag wieder eingefangen werden.«
Rückkehr
zu den toten Seelen
Boris Luries Aufzeichnungen
»In
Riga«.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»In
Riga«
ist jedoch nur am Rande ein Reisebericht, denn der Text mit seinen
zahlreichen Versatzstücken ist vielmehr ein Erinnerungsbuch an das
von den Deutschen besetzte Lettland der 1940er Jahre...«
Plädoyer
für eine wehrhafte Demokratie
Eine Geschichte der Bundesrepublik als Skandalchronik. Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Kraushaars
unerbittlicher Stil wirbelt die Fakten aus ihrer scheinbaren völkischen Tiefe,
aus der sie stammen an die politische
Oberfläche, an der allein sie gelöst werden können. Es gibt kein höheres Wesen,
das uns retten könnte.«
Trash
for cash
Mit den
echten
falschen »Hitler-Tagebüchern« hat
der März Verlag einen
verlegerischen Coup gelandet. Die kritischen
Dokumentation eines revisionistischen Rehabilitierungsversuchs.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Das
Versprechen des Stern, dass Teile der deutschen Geschichte neu
geschrieben werden müssen, war nicht nur für alte und neue Nazis von Interesse.
Es hätte die seinerzeit noch lebende Partei- und Wehrmachtgeneration praktisch
freigesprochen. Die weitere Aufarbeitung der Geschichte hätte man sich dann
sparen können.«
 Das Regime Putin
Sechs lesenswerte Bücher, die sich differenziert und hintergründig mit Putins
langem Weg
an die Macht und seinen Visionen vom großrussischen Reich auseinandersetzen.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
Versehrte
Natur, überschwängliche Philosophie
»Der wirbelnde Strom des Werdens« Wolfdietrich Schmied-Kowarzik über
Schellings Naturphilosophie und Schellings materialistische
Nachfolger.
Von Peter Kern
Text lesen
»Er formuliert
eine positive Metaphysik. Diese ist ein Zwitterwesen, halb physisch,
halb metaphysisch. So verweist die erste, expandierende Kraft auf
den von der Astrophysik postulierten Urknall. Oder es werden die
Gravitation, die bipolare Elektrizität und die chemischen
Verbindungen als Beweismittel für die Wirkkraft der Potenzen
angeführt. Der Autor baut sich eine Brücke zwischen zwei Welten,
aber diese erweist sich als überaus wankend.«
Sex,
Blood & Crime
Bret
Easton Ellis' neuer Roman »The
Shards«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Literarisch ist The Shards über weite
Strecken ein Totalausfall und taugt mit seinen aus True-Crime-Elementen
zusammengeschriebenen Splatter-Elementen nicht einmal als Genre-Literatur. Was
bleibt, ist ein bisweilen hübsch erzähltes Sittenbild der 1980er Jahre.«
Mixtum
Compositum
Carole Angiers eigenwillige Beschäftigung
mit W.G. Sebald.
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Er
schrieb aus einem Trauma heraus und überlebte, indem er dieses
Trauma mit seinen Lesern teilte. Wenn wir es teilen, überleben wir,
indem wir es mit ihm teilen; wenn wir es nicht tun oder es uns nicht
eingestehen wollen, nennen wir sein Werk Betrug«. What ever that
means!
»Das
Schöne kann man nicht malen«
Gerd-Peter Eigner: ein Leben, ein letzter Roman, ein Werdegang. Von
Lars Hartmann
Text lesen
»...
Das Schöne bewegt sich, verändert sich jeden Augenblick. Es
schillert. Und fließt. Es flutet. Und dann ist alles immer auch noch
eine Frage des Lichteinfalls und der Haltung.«
Vergangenheit
nicht »bewältigen«,
sondern vergegenwärtigen
Götz Alys neues Buch
»Unser
Nationalsozialismus«
versammelt seine wichtigsten Reden, Aufsätze und Vorträge der
vergangenen Jahre. Von Helmut Ortner
Text lesen
»Er
weitet unseren Blick auf das Ganze, auf das gesamte Panorama
nationalen Größenwahns und Barbarei.
Eine lesenswerte Lektüre: aufklärend, klug und aktuell.«
Bücher
mit Ensembles
Wolfgang Martynkewicz'
»Das
Café der trunkenen Philosophen«.
Wie Hannah Arendt, Adorno & Co. das Denken revolutionierten, oder
»Die
Netflixisierung der Frankfurter Schule«.
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»So
werden Klassiker gemacht, die bereits schon solche sind und nun
endlich auch in andere Medien gehoben werden können. Der Verlag
wirbt schon mal auf dem Umschlag wie für einen Film mit
vielen Stars: 'Mit Hannah Arendt, Theodor W. Adorno, Paul und Hannah
Tillich, Gisèle Freund, Max Horkheimer u.v.a'.«
Hungrig
in Kristiania
Knut Hamsuns großartiges Buch »Hunger«
neu
übersetzt
von Ulrich
Sonnenberg
nach der Erstfassung
von 1890.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Die
Liste der Autoren, die dieses Buch vorbildhaft für sich und ihr
Schreiben nannten, ist Legion. Den inneren Monolog praktizierte
Hamsun hier weit vor Schriftstellern wie z. B. Arthur Schnitzler
oder James Joyce und auch als (Groß-)Stadtroman war Hunger
ein Pionierbuch, bevor Dublin, New York oder Berlin in episch
breiteren Topographien erzählt wurden.«
Biographic
Novel
Eine ungewöhnliche Graphic Novel über das Leben
des antillesischen Psychiaters Frantz Fanon.
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Wer
glaubte, Sartre und de Beauvoir schon angesichts der postmodernen
französischen Philosophen ad acta gelegt zu haben, der findet sich
anhand dieser Graphic Novell über das Leben Fanons eines Besseren
belehrt.«
Eine
befreiende Lektüre
Christoph Menkes »Theorie
der Befreiung«
bürstet althergebrachte Denktraditionen gegen den Strich und bricht
mit sämtlichen Traditionen des Freiheitsbegriffes.
Von
Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Die
Befreiung kämpft immer einen doppelten Kampf: Sie kämpft gegen die
Herrschaft und zugleich kämpft sie mit und gegen sich selbst. In der
Theorie der Befreiung geht es um den Kampf, den die Befreiung gegen
sich selbst führen muss, wenn sie die Herrschaft bekämpfen will.«
Klassiker:
Ein
zeitlos
gültiges Zeugnis
Eckermanns »Gespräche mit Goethe«
in den
letzten Jahren seines Lebens.
Von Herbert Debes
Text lesen
»Eckermanns »unmittelbaren
Skizzen«
haben ihre Originalität und Gültigkeit auch
für heutige Leser behalten. Viele
Textstellen können als Leitsätze und Lebensweisheiten auch ohne den
weiteren Textzusammenhang, für sich genommen, stehen, und nicht wenige dürfen
als treffende Kommentare oder kritische Anmerkungen zu Phänomenen unserer
Gegenwart gelesen werden und stehenbleiben.«
Moderne
Klassiker:
Glanz und Elend der künstlichen Paradiese
Selten
hat ein Schriftsteller mit solcher Nüchternheit, leidenschaftslos und souverän
über den Rausch geschrieben wie Ernst Jünger zwischen 1968 und 1970 in seinem
Buch »Annäherungen«.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Der Rausch« heißt es dort, »bleibt eine der Stationen
auf dem Weg zum Nullpunkt, eine flüchtige Herberge, ein buntes Zelt, das für
eine einzige Nacht aufgeschlagen wird. (…) Der Nullpunkt ist auch Gefrierpunkt,
und obwohl die Atome ihr Gewicht behalten, ändert sich ihre Anordnung.«
Eine
Maus als Elefant?
Überlegungen zu Andreas Isenschmids Proust-Lektüre. Von Wolfgang
Bock
Text lesen
»Die
These dieses Buches ist es, dass Proust sowohl bei seinem
politischen Aktivismus als Dreyfusard wie beim Schreiben von starken
jüdischen Gefühlen geleitet wurde, dass er sie aber meist nur
indirekt zum Ausdruck brachte und zu ihnen eine durchgängig
ambivalente Beziehung unterhielt.«
»...
aber immer elegantes Deutsch.«
Martin Mosebachs neuer Roman »Taube und Wildente«. Sigrid
Lüdke-Haertel
Text lesen
»Alles
strebte aus einer Phase der Verwirrung neuer, vielleicht etwas
resignativ unterlegter Harmonie zu … War das nicht Lebenskunst, die
Dinge ohne lange Absprachen laufen zu lassen, wie sie wollten?«.
Familientableau
»Annie Ernaux – Die Super-8 Jahre« von Annie
Ernaux und David Ernaux-Briot. Von Claus Wecker
Text lesen
»Eine besondere
Qualität gewinnt die jetzige Zusammenstellung durch die Kommentierung der
Literatin. Einfühlsam und in einer klaren Sprache schildert sie die Jahre, die
ihrem literarischen Durchbruch vorausgehen.«
Psychoanalyse
und Revolution
Helmut Dahmers spannendes Essay über Leo Trotzki, die
»Psychoanalyse
und die kannibalistischen Regime.«
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Dualisten
teilen die Welt in zwei Substanzen: Materie und Bewusstsein. Ist dem
aber so, was machen wir dann mit dem Unbewussten?«
Coverversion
Christoph Peters'
Roman »Der Sandkasten« hält nicht, was seine
Bezüge auf Wolfgang Koeppens Klassiker »Treibhaus«
versprechen. Von Gregor
Keuschnig
Text lesen
»Am besten wäre es, die Ambition
von Christoph Peters schlichtweg zu ignorieren. Aber der Geist ist aus der
Flasche.«
Literatur
als Überlebensmittel
Das Selbstbild des Rafael
Chirbes durch die Formung seiner Tagebücher.
Von Wolfram Schütte
Text lesen
»Wer nur am »Plot« Interesse hat,
dürfte sich nach von Berenbergs intellektuellen Handreichungen fragen, ob er
sich die Lektüre en détail »ersparen« könnte. Nein, kann er nicht! Er hätte sich
nämlich um ein erstaunliches, abwechslungsreiches Leseabenteuer gebracht...«
»Der
Dritte Kontinent«
Mohamed Mbougar Sarrs labyrinthischer Roman
»Die
geheimste Erinnerung der Menschen«
ist reich an Textsorten und reanimiert den Glauben an die Literatur.
Von Lothar Struck
Text lesen
»...Literatur
jenseits der dominierenden zeitgenössischen Betroffenheitsfilibuster
mit ihren in Moralismus getauchten weltvergessenen Phrasenroutinen.
Schließlich beginnt man, über den Titel nachzudenken. Und für einen
Augenblick ist alles klar. Ein schöner, ein seltener Moment.«
What
else is new?
Ein kleines Buch sucht einen philosophischen Königsweg zu den
letzten Werten und verpasst seinen Anspruch einer Neudefinition der
Aufklärung.
Von
Oliver Kozlarek
Text lesen
»Die
Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften können in diesem Prozess
tatsächlich eine zentrale Rolle spielen. Aber nicht als Instrumente
der Offenbarung apodiktisch vertretener Werte oder als
Rechtfertigung einer autoritären Bevormundungspolitik, sondern um
Räume des freien Denkens und der Reflexion zu eröffnen und so
kritisches Denken zu fördern, das sich der Probleme unserer Zeit aus
der Vielfalt von Positionen, Strategien, Meinungen und Werten
stellt.«
Ein
afrikanischer »Nachsommer«
Abdulrazak Gurnahs epischer Roman
»Nachleben«
über das Leben zur Zeit der Kolonisierung Ostafrikas und danach.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Die
Schilderungen der Brutalität der Aufstandsbekämpfung und deutschen
Kriegsführung werden, wie schon in den anderen Büchern von Gurnah, weder
effekthascherisch noch anklagend erzählt, sondern nüchtern, bisweilen fast
ironisch und gerade deshalb eindringlich.«
»Ich, der Unsterbliche«
Neue Bücher von, mit und über Peter Handke zum
80. Geburtstag des Dichters.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Statt also die
jetzt vermutlich quälenden Geburtstagstexte aus den platonischen Höhlen des
Kulturjournalismus über sich ergehen zu lassen, sollte man seine Zeit besser
nutzen und wenn es schon Sekundärliteratur sein soll, dann zu Federmairs Buch
greifen. Es klärt nicht nur hier und dort auf, sondern könnte Lust
bereiten, das ein oder andere Buch (wieder) zu lesen.«
  Bücher für untern Baum
13
Leseempfehlungen mit Qualitätsgarantie ausgewählt
von Herbert Debes
zu den Büchern
 Ein
literarischer Schatz
aus Italien
Andrea Giovenes
epochale Pentalogie »Die
Autobiographie des Giuliano di Sansevero«.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Es
ist gerade diese flirrende Ambivalenz, das leichte Unbehagen, das
Changieren zwischen dem "Stoizismus der Einsamkeit" Giulianos und
dessen bisweilen harsch-egoistische Handlungen und Umgangsformen,
welche die Neugier des Lesers auf die Fortsetzungen stetig wachsen
lässt und man auch nach mehreren Stunden Lektüre die antiseptische
Gegenwartsprosa der Daueremphatiker keine Sekunde vermisst.«
Mehr
als »ein Dreckskerl«!?
Zum Briefwechsel von Günther Anders
Briefwechsel mit Theodor W. Adorno, Ernst Bloch, Max Horkheimer,
Herbert Marcuse und Helmuth
Plessner.
Von
Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»Der bislang unveröffentlichte
Briefwechsel mit namhaften Philosophen des 20. Jahrhunderts bringt
Dr. Jekyll und
Mr. Hyde, bringt beide Seiten von Günther Anders zusammen.«
Die
dunklen Ressourcen
der deutschen Gesellschaft
Über die Leipziger Autoritarismus Studie 2022 zu
»Autoritären
Dynamiken in unsicheren Zeiten«.
von Peter Kern
Text lesen
»Die über die vielen
Jahre fortgeschriebene Untersuchung des Autoritarismus stößt auf
vehemente Ablehnung, weil sie die Übereinkunft zwischen der
publizierten Öffentlichkeit und der angesagten Soziologie stört. Man
hat sich auf die flotte Gesellschaft der Singularitäten
geeinigt, und diesen Konformismus scheuchen die Leipziger mit ihrem
Anknüpfen an den Geist, ja gar an die Terminologie, der Kritischen
Theorie auf.«
Nicht
versöhnt
Jean-Marie Straub ist gestorben.
Eine Erinnerung von Wolfram Schütte
Text lesen
»Bekannt wurden
Straub-Huillet unter Cinéasten, wirklich geschätzt von nur wenigen
(allerdings auf der ganzen Welt), jedoch bewundert von manchen, vor
allem aber wegen der ästhetisch-politischen Radikalität ihres
solitären Kampfes gegen die Welt-wie-sie-ist, aber nicht sein
sollte.«
»Die
Antigone des Sophokles nach der Hölderlinschen Übertragung für die
Bühne bearbeitet von Brecht«
(1991)
Scott
Walker
Porträt des Künstlers als verhinderter Stern
Von Ulrich Breth
Text lesen
Am 3. Dezember 2012, vor zehn Jahren also, ist Bish Bosch,
das letzte Studioalbum des im März 2019 verstorbenen Scott Walker
erschienen. Das kleine Jubiläum bietet die Gelegenheit, an das Werk
eines Musikers zu erinnern, den sein Weg von der legendären Popband
The Walker Brothers in die musikalische Avantgarde geführt
hat.
 Das
Gewissen Österreichs?
In dem Dokumentarfilm
»Elfriede
Jelinek«
will die Regisseurin Claudia Müller
»Die
Sprache von der Leine lassen«
und Rowohlt verspricht mit dem Buch »Angabe der Person« eine
»Lebensbilanz« der Nobelpreisträgerin.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Wir
können immerhin sagen, wir haben sie gelesen, wir können behaupten,
wir hätten sie verstanden, wir benutzen sie als Ablass, wir stellen
die Werke ins Regal oder speichern sie auf der Festplatte. Da werden
sie zu Perlchen am Rosenkranz des Gewissens und die Lektüre, die man
sich von Fall zu Fall auferlegen muss, zur Buße. Recht so.«
  Die
Mischung machts
10
Lesetipps ausgewählt
von Herbert Debes
zu den Büchern
Slavoj Žižek - Unordnung im Himmel
/
Ali
Al-Kurdi
-
Der Schamaya-Palast
/
Heinz Helle -
Wellen
/ Alexandra Stahl -
Wenn, dann trifft es uns beide
/
Solomonica de Winter -
Das
Gesetz der Natur /
Miqui Otero -
Simón
/ Leonardo
Padura - Wie Staub im Wind / Guy de Maupassant - Auf See /
Sylvia Plath -
Das Herz
steht nicht still
Amerikanist
& Flaneur
Die Bücher des Chronisten jüdischen Lebens und Literaturkritikers
Alfred Kazin sind in deutscher Sprache nur noch antiquarisch
lieferbar.
Das muß sich ändern.
Ein Plädoyer von Stefan Geyer
Text lesen
»My idea of heaven is to settle down in a jet with a book, a
notebook and a martini.«
»Bitterer
Realismus«
Gabriele Riedles etwas
anderer
Abenteuerroman
»In
Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg.«
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Je
mehr man liest, um so deutlicher wird in diesen auftürmenden,
repetitiven Hypotaxengebilden das Verlangen, die Welt (die einstige
Welt) aus der Rückschau noch einmal und zwar anders als bisher zu
"erzählen, berichten, rhapsodieren, delirieren, tremolieren", weil
der zeitliche Abstand andere Sichtweisen hervorbringt bzw.
hervorbringen soll.«
Die
Kanonisierung des Pop
Leichte Lesbarkeit, routinierte Plots, aufgeladen mit
bedeutsamen Zeichen, ohne wirkliches Neuland zu betreten, das
kennzeichnet für Moritz Baßler den »populären Realismus«. Von Lothar
Struck
Text lesen
»Salopp gesagt: Statt Diamanten sind im Midcult nur Glassteine
verarbeitet – aber es glitzert so schön.«
Zeitzeuge einer Rezeption
Wolfgang Kraushaar zeichnet die Umrisslinien eines politischen
Bildes Walter Benjamins.
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Gegenüber
einer Auffassung, der Benjamins
Passagenwerk
als „kulturhistorisch interessant“ erscheint, gilt es den bislang verborgen
gebliebenen revolutionstheoretischen Sinn seines Hauptwerks und die Wirksamkeit
des darin entwickelten Begriffsinstrumentariums unter Beweis zu stellen.
Vielleicht werden sich dann die Feuilletonisten, die bei der Nennung seines
Namens glänzende Augen bekommen, dieselbigen endlich zu reiben beginnen.«
Auf Zehenspitzen durch die Hölle
Zur historisch-kritischen Ausgabe von Ernst Jüngers »Strahlungen«.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
»...ein
Grund, warum in der Rezeption von Jüngers Werk und seiner Tagebücher
immer wieder Spekulationen über seine Person gestreut würden, sei
darin zu sehen, dass der Diarist Jünger in seinen Texten viele Dinge
benenne und sie ästhetisch auflade, andere aber bewusst verschweige.
Die Edition wolle diesbezüglich zur Klarheit beitragen. Ein Ziel sei
es, einen »Ausgleich zwischen präziser Textwiedergabe, Lesbarkeit
und Transparenz sowohl für akademische als auch für
nichtwissenschaftliche Leser« herzustellen und Einblicke in die
Schreibwerkstatt des Autors zu ermöglichen.«
Schwache
Schutzgeister
Auf den Spuren von Isidor. Geschichte und Geschichten aus einem
jüdischen Leben.
Von Wolfgang Bock
Text lesen
»Es
sind Erzählungen vom Durchkommen, vom Überleben, von der List, wie
sie jede Familie sich so konstruiert wie der Chronist der Nation,
wie Sigmund Freud es einmal treffend ausgedrückt hat. Der Gestus
dieser Überlebenden ist zusammengefasst in einem Witz, den der
Schneider Kurt Goldfarb Isidors großen Bruder David erzählt, der
sich auf den Weg nach Amerika macht: ...«
Ein
realistischer Blick auf die Welt
Carlo Masalas aktualisiertes Standardwerk
»Weltunordnung«
über die
globalen
Krisen und die Illusionen des Westens.
Von Gregor
Keuschnig
Text lesen
»...
ein grandioser Wurf, zumal auch einige politische Dogmen angesprochen und
sanft, aber bestimmt, entzaubert werden. Der Leser wird konsistent und schlüssig
mit den aktuellen geopolitischen Herausforderungen vertraut gemacht.«
 Verdichtete
Miniaturen
Die unzeitgemäßen »Notas« des kolumbianischen Philosophen Nicolás
Gómez Dávila. Von Herbert Debes
Text lesen
»Dieses Taschenbuch gehört in jeden Survival-Rucksack, denn es
konzentriert sich in vulkanischen Splittern auf die Sinnlichkeit des
Menschen und die ewigen drei großen Fragen: Was Denken? Was Tun? Was
Glauben?«
Ein
reformistisches Manifest
Thomas Piketty will mit seiner »kurzen Geschichte
der Gleichheit« neue demokratische Räume öffnen.
Von Peter Kern
Text lesen
»Es bräuchte eine an der Idee der Gerechtigkeit orientierte Moral,
damit die in Nord und Süd gespaltene Welt einen wirklichen
Fortschritt verzeichnen könnte.«
Leseprobe
 Hin
zu einer neuen Sprache
Zur Neuausgabe der »Werke« des russischen Revolutionärs
und Erneueres der Sprache Velimir Chlebnikov.
Von Herbert Debes
Text lesen
»Chlebnikovs
Ruhm als Dichter ist unermeßlich viel geringer als seine Bedeutung. Von den
hundert, die ihn gelesen haben, nannten ihn fünfzig einfach einen Graphomanen,
vierzig haben ihn als Unterhaltung gelesen, und sich gewundert, weshalb sie von
alldem keine Unterhaltung hatten, und nur zehn (die Futuristen-Dichter, die
Philologen des »Opojaz«) kannten und liebten diesen Kolumbus neuer poetischer
Kontinente, die jetzt von uns besiedelt und urbar gemacht werden.«
(Vladimir Majakovskij, 1922)
Quo
vadis Europa
Josef Bramls ernüchternde Analyse der geopolitischen Lage und die
für Europa daraus erwachsenden Gefahren und Möglichkeiten.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Die
USA, so die Arbeitshypothese, seien zukünftig weder in der Lage noch
willens den militärischen Schutz innerhalb der NATO zu schultern.
Braml stellt sogar den Zweitschlag-Willen der USA infrage,
europäische Verbündete im Verteidigungsfall mit nuklearen Mitteln zu
verteidigen.«
Zeitlose
Chroniken
Johannes V. Jensens
tragikomische »Himmerlandsgeschichten«
in der lebendigen Übersetzung von Ulrich Sonnenberg
erschienen im Guggolz Verlag.
Von Lothar Struck
Text lesen
»Die
Melancholie, der Verlust der mythischen Heimat zu Gunsten einer pluralistischen
und für viele durchaus bedrohlichen Moderne, führte bei Jensen nicht zur
falschen Idealisierung des Vergangenen. Hierfür wusste er zu viel.«
»Die
Literatur war schon immer die Rettung der Verdammten«(John
Cheever)
Das Buch als unsterbliches Medium.
Eine spannende und lehrreiche Lesereise durch fünf Jahrtausende Buchgeschichte.
Von Herbert Debes
Text lesen
Mit »Papyrus« hat
Irene Vallejo
jenes literarisches Genre wiederbelebt, das 2016 seinen Meister verloren hatte.
»Wir haben nicht nur die Wale, die Mönchsrobben und die Bären in den Abruzzen zu
retten, sondern auch die Bücher,« beschwor Umberto Eco in seiner »Kunst des
Bücherliebens«.
Gänge durchs Unwirkliche
Karl Ove Knausgårds
beklemmender Start in seine
Magic-Mystery-Tour.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Leider
hat diese Plot-Süffigkeit ein Opfer: Es ist die literarische
Qualität. "Der Morgenstern" gleitet rasch in einen
Unterhaltungsmodus ab, dem man sich allerdings gerne aussetzt.«
Eindrücke
aus der »Werkstatt«
Peter Handkes
»Innere
Dialoge an den Rändern
2016-2021«.
Von Lothar Struck
Text lesen
Viele der an sich selber gerichteten Aufforderungen und Sprachsuchen
sind in Dialog- bzw. Frageform verfasst, was dem Journal den Titel
gegeben hat. Handke betreibt ein Spiel der Dialektik, ein
Sich-ins-Wort-fallen, oft durchaus mit Humor und Selbstironie und
manchmal in einen Aphorismus mündend.
»Der
Frieden nach dem
Kalten Krieg ist vorbei«
Erstmals
2021 publiziert und jetzt in deutscher Übersetzung vorliegend,
bekommt das Buch
»Future
War«
durch die russische Invasion in die Ukraine zusätzliche Relevanz.
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
»Die
Lektüre ist beunruhigend, ernüchternd und anstrengend, aber auch
lohnend.«
Vagabundierend
durch Räume und Themen
Zu Band 14
der
Kritischen Gesamtausgabe Walter Benjamins
»Texte über
Städte, Berichte, Feuilletons«
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
»Benjamin
erweist sich in diesen Arbeiten einmal mehr als sehr genauer und
kritischer Beobachter seiner Zeit, ...«
Am
Nullpunkt der Existenz
Von Jürgen
Nielsen-Sikora
Artikel lesen
David Roussets Dokument
»Das
KZ-Universum«
Rousset ist ein großer Schriftsteller, dessen schockierendes
Dokument endlich in deutscher Fassung vorliegt und von einem
profunden Nachwort Jeremy Adlers flankiert wird. Selbst am
»Nullpunkt der Existenz« werde, so Adler mit Verweis auf Rousset,
»unter den schlimmsten Verhältnissen gelebt, gesehen und gedacht.«
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