 Ein
Engel, der das Leben
auf der Erde beobachtet.
Am
22. Februar 2021 starb der Buchhändler, Verleger und Poet Lawrence Ferlinghetti
im Alter von 101 Jahren in San Francisco.
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Text lesen
Er war eine der literarisch fruchtbarsten Urzellen in der Beat-Bewegung. Seine
»Notizen
aus Kreuz und Quer«
zeugen von einem erfüllten Leben als Weltbürger und Literaten.
Knut Hamsun på
Nørholm juli 1939. Foto: Anders Beer Wilse
Creative Commons
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Vagabund
der Literatur
Knut Hamsun, seine Wege und Abwege.
Eine Sichtung
von
Lothar Struck
zum 70.Todestag
Text lesen
»Hamsuns
Prophezeiung, man werde in hundert Jahren seine politischen
Verstrickungen vergessen haben und nur noch an die Literatur
denken, dürften sich nicht erfüllen.«
Abschied
vom Jetzt
Von Lars Hartmann
Artikel lesen
Der Literatur- und
Kulturkritiker Karl Heinz Bohrer ist in London im Alter von 88 Jahren gestorben.
»Karl Heinz Bohrer war nicht nur ein Literaturwissenschaftler,
dessen Texte mich begeisterten, weil man sich an ihnen abarbeiten
konnte, sondern ebenso sehr ein streitbarer Essayist und zuweilen
auch ein Polemiker, Polterer und scharf im Urteil. Solche Stimmen
fehlen.«
Ein
Typus wird entdeckt
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Heinrich Mann zum 150. Geburtstag
»Wie Moliere z.B. in
Tartuffe einen menschlichen Typus dingfest gemacht hat, der
wiederkehrt & überdauert, selbst wenn der ursprüngliche Schmierstoff
des Katholizismus heute im Schwinden ist, so stellte uns Heinrich
Mann den Untertan als Typus in seiner ersten deutschen Erscheinung
vor Augen. (...) Vielleicht tut man als Deutscher gut daran – um zu
wissen, wer man ist – in jedem Jahr einmal Lessings »Minna von
Barnhelm« & Heinrich Manns »Der Untertan« zu lesen.«
Postume
Danksagung
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Guy de Maupassant würdigt Gustave Flaubert
»Maupassants Essay, mit
dem er auch der eitlen Nachrede des falschen Flaubert-Freundes Du
Camp widersprechen wollte, ist aus verschiedenen Gründen für
Flaubert-Interessierte von größtem Wert ...«
Ein
seltsamer Abschied von der Literatur
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
Durs Grünbeins
Oxford Lectures
»Jenseits
der Literatur«
»Wir bemühen uns um eine Photosynthese der Worte und der Bilder. Die
Worte arbeiten an der Überlieferung, die Bilder erreichen uns immer
aus einer kleinen Zukunft, die schnell Vergangenheit wird. […] Jeden
Tag treibt uns Geschichte, diese brutale Übersetzung der Zeit in
eine kollektive Erzählung, aus uns selbst heraus und verwirrt unsere
Imagination. Der Dichter ist nur einer von vielen, sein Problem ist
es, die Prätentionen des Dichtertums abzulegen.«
Realismus,
Antirealismus & überhaupt
Von Gregor Keuschnig
Text lesen
Dietmar Daths
»Stehsatz«
ist die erweiterte
und überarbeitete Version eines Klärungsversuchs in persönlicher und
allgemein literarischer Sache, den der Autor im Januar 2020 in
Göttingen als Lichtenberg-Poetikvorlesung unternommen hat.
»Du
darfst bei der literarischen Arbeit von Moral ausgehen, aber nicht
auf sie hinauswollen.«
»Ich
ist ein anderer, der ein anderer ist«
Von Lothar Struck
Text lesen
Leopold Federmair widmet sich hingebungs- und verdienstvoll dem Werk
des argentinischen Schriftstellers Ricardo Piglia.
»Erzählen
ist wie Pokern: Das Geheimnis besteht darin, als Lügner zu
erscheinen, wenn man die Wahrheit sagt«,
so zitiert Federmair Piglia. Man muss diesen Aphorismus zweimal
lesen, um seine Bedeutung zu verstehen. In Zeiten, in denen
Authentizität wie auch Identität als höchste literarische Qualitäten
gelten, mutet er fast unverschämt an. Piglias Intention liegt darin,
Fiktionalität und Realität ununterscheidbar zu machen und die
unselige Frage, was real und was Erfindung ist, nicht nur
aufzuheben, sondern ad absurdum zu führen.«
»…und
las vieles neu.«
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Thorsten Carstensen sammelt Aufsätze über Peter Handke als Leser
Der »Handke-Kanon« zeigt eine große ästhetische Bandbreite. Wie kann
jemand, der Gerhard Meier schätzt, gleichzeitig Wolfgang Welt
goutieren? Warum hört man von Handke eher Zurückhaltendes von der
Literatur Knausgårds,
der doch ähnlich wie Welt ein chronologisches und praktisch
ungeschütztes Erzählen praktiziert? Welche Kriterien legt ein
Vielleser wie Peter Handke bei der Lektüre und »Förderung« von
Autoren an?
Leseprobe
Akademische
Festreden
Von Wolfgang Bock
Artikel lesen
Umberto Ecos Redensammlung
»Der
ewige Faschismus«
als notwendige intellektuelle Impfung.
So
handlich wie es ist, so sind seine Aussagen doch keineswegs banal
und zu unterschätzen. Sie haben, eingedenk der möglichen
Vergeblichkeit der Aufklärung, ihre Gültigkeit bis heute leider
nicht verloren.
Leseprobe
Abschied
vom Jetzt
Von Lars Hartmann
Artikel lesen
Der Literatur- und
Kulturkritiker Karl Heinz Bohrer ist in London im Alter von 88 Jahren gestorben.
»Karl Heinz Bohrer war nicht nur ein Literaturwissenschaftler,
dessen Texte mich begeisterten, weil man sich an ihnen abarbeiten
konnte, sondern ebenso sehr ein streitbarer Essayist und zuweilen
auch ein Polemiker, Polterer und scharf im Urteil. Solche Stimmen
fehlen.«
Zum
50. Todestag von Bernward Vesper
»Zum Glück ist es mir rechtzeitig eingefallen,
mich zu spalten.«
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
In dem autobiografisch
angelegten Buch inklusive den unzähligen Ich und Welt spiegelnden
Halluzinationen offenbare sich, so die Presse damals, das kollektive
Scheitern einer ganzen Generation. »Der lange, täglich
fortgesetzte Brief eines Ertrinkenden, Abgleitenden, aus der Zeit
Gefallenen, gerichtet an alle und niemanden.«
Himmelstürzende,
verdrehte Dichtung
Eine Würdigung von Lars Hartmann
Artikel lesen
Am
9. April 1821 wurde
der Dichter
Charles-Pierre Baudelaire in Paris geboren.
»...
oder wie wir schon bei Hölderlin, Büchner und Celan sahen: Wer auf
dem Kopf geht, hat den Himmel unter sich als Abgrund:
»Race de Caïn, au ciel monte,
Et sur la terre jette Dieu!««
Der
Schaum der Jahre
Von Lars
Hartmann
Artikel lesen
»Il
n'y a plus d'après ...«
Zum 101. Geburtstag von Boris Vian
»Raymond
Queneau, Albert Camus, Jacques Prévert, Picasso, Michel Leiris,
Jacques Lacan, George Bataille und natürlich Simone de Beauvoir
waren. In diesem Reich regierte Boris Vian mit seiner Trompete als
ausgefallener Prinz von Saint-Germain-des-Prés. Es wurde in jenen
glücklichen Kellernächten Musik gehört, Gedichte vorgetragen, man
rezitierte, deklamierte, tanzte, trank, rauchte, es wurde unendlich
diskutiert, manches Mal auch dick aufgetragen um der Frauen willen,
wie das so ist, in jenen schönen wunderbaren jungen Jahren.«
Der
Dichter als
»Diener des Sichtbaren«
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Der Autor, Übersetzer & Essayist Philippe Jaccottet wird 95 Jahre alt.
»Das
Geheimnis ist…, dass Worte gefunden werden, zuweilen, welche die
Welt nicht verstecken, sondern sie offenbaren. Fast alles, was die
Menschen sagen und ebenso was sie tun, versteckt die Welt. Ich
möchte nichts anderes sein als der Mensch, der seinen Garten gießt
und, auf diese einfachen Arbeiten bedacht, diese Welt in sich
eindringen lässt, die er nicht lange bewohnen wird. Das Brot der
Luft«.
Es
geht um
Alles
Das
ambitionierteste literarische Debut seit Jahren.
Artikel lesen
Thomas Hummitzsch sprach mit Phillip Weiss über dessen fünfbändigen
Romanzyklus »Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen«.
»Jeder
Schöpfungsprozess impliziert auch Zerstörung. Den Versuch einer
solchen schöpferischen Zerstörung unternimmt mein Roman sicherlich«.
Leseprobe
Differenz
des Idioms
Von Lars Hartmann
Artikel lesen
Zum 90. Geburtstag von Jacques Derrida
»Feder
und Spritze stehen in einem Verhältnis, sie stellen das Innerstes
eines Lebens nach außen zur Schau. Insofern ist die Annahme, die von
mancher und manchem gehegt wird, ein Text sei körperlos, eine den
Charakter der Schrift verkennende Illusion. Auch eines dieser
Phantasmen. Der Text hingegen löst sich im Prozeß unwiederbringlich
vom Körper ab und wird unbeherrschbar. Niemandes Eigentum. Eine
Gabe.«
»Die
Ursache bin ich«
Von Lars
Hartmann
Artikel lesen
Thomas Bernhard zum 90. Geburtstag
»Es gibt Literatur,
die hat ihre Zeit und wirkt punktgenau in dieser bestimmten Phase und sie tut es
vielleicht Jahrzehnte später wieder. Und ich denke, daß die Zeit Bernhards lange
noch nicht vorüber ist.«
Vom
Schreiben besessen
von Thomas
Hummitzsch
Artikel lesen
An dem
Schriftsteller Alban Nikolai Herbst scheiden sich die Geister.
Seine gesammelten Erzählungen sprechen jedoch für sich und
gäben Anlass für eine literarische Rehabilitation.
»Lettre
international«
Von Wolfram Schütte
Text lesen
Die europäische Plattform für intellektuelle Selbstverständigung.
Zum Tod des enthusiastischen Journal-Erfinders Antonin Liehm.
Zweimal
folgenreich
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Zum Tod von Rolf Hochhuth
»Wer je mit ihm beruflich
zu tun hatte – in der Presse etwa -, wird nicht umhingekommen sein,
über die
"Penetranz dieser
Nervensäge" (Anonymus) zu lästern.
Wenn man ihm einen kleinen Finger gegeben hatte, nahm er gleich die
ganze Hand & wollte sie nicht mehr hergeben. Er konnte deshalb
schnell & nachhaltig lästig werden, weil er unerbittlich nur an
seine jeweilige Empörung dachte & unerbittlich meinte, man sei
verpflichtet, es ihm gleich zu tun. Dabei hatte er in den meisten
Fällen moralisch & politisch durchaus Recht.«
Zur
Selbstqual und -zerstörung der »Poearnographie«
Von Peter Kock
Artikel lesen
50 Jahre
Arno Schmidt: »Zettel’s Traum«
Vor einem halben
Jahrhundert, um ganz genau zu sein: am 4. April 1970, kam Arno
Schmidts riesiges Werk »Zettel’s Traum« auf den Markt. Ein Überbuch
mit 1334 Seiten im DIN A3-Format, das entspricht etwa 4000 normal
gesetzten Seiten, dessen Text über drei Spalten hin- und
hermäandert, ja der auch die einzelnen Worte und ihre Silben
systematisch aufspaltet; hinzu kommen zahlreiche Überschreibungen,
Skizzen, eingeklebte Fotos – eine Text-Bild-Montage, die damals nur
in Form eines Typoskripts vervielfältigt werden konnte und nach
jahrzehntelanger Detailarbeit erst 2010 in gesetzter Form auf den
Markt kam.
Ziemlich
große Literatur
Von Lothar Struck
Text lesen
Bemerkungen über den modernen Vagantendichter Dietmar Sous
»Das
Timbre des Sous'schen Erzählens ist mit Lakonik nur unzureichend
charakterisiert. Es changiert zwischen Boulevard, Situationskomik
und Ernsthaftigkeit. Leben als dauernder Aufbruch. Sous' Figuren
sind Chaoten, Möchtegernanarchisten, Eigenbrötler oder von allem
etwas, aber ohne die poliert-verkopfte Kauzigkeit, die einem
beispielsweise bei Clemens J. Setz entgegenschlägt oder in den
wohltemperiert gestrickten Erinnerungsmützchen eines Andreas Maier.«
»Man
kann auch in die Höhe fallen
so wie in die Tiefe«
Von Lars Hartmann
Artikel lesen
Friedrich
Hölderlin zum 250. Geburtstag
»Aber wohnt nicht jedem Dichter ein wenig Wahnsinn inne, so dachte
das Lyrik aufsaugende Bürgertum, das den Wahnsinn gerne (und
durchaus begründet) draußen hält? Ästhetische Simulation ist allemal
gesünder und klüger als schlechte Unmittelbarkeit des Anheimfallens.
Solange es einen selbst nicht trifft und man sich an Lyrik ergötzt,
istʼs ganz in Ordnung, ...«
Selbstlosigkeit & Nibelungentreue
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Zum Tod Raimund Fellingers
»Raimund Fellinger
hatte neben allen anderen berufsbedingten qualitativen Fähigkeiten
die hervorragendste Eigenschaft eines großen, erfolg- &
einflußreichen Lektors: uneitle Selbstlosigkeit! Wenn Unseld von
sich behauptete, er sei ins Gelingen verliebt, so traf für Fellinger
zu, dass er primär ins Gelingen seiner Autoren »verliebt« war
& alles hilfreich dazu tat, was ihm nur möglich war.«
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Mut
& Leidenschaft zur Dissidenz
Von
Wolfram Schütte
Artikel lesen
Ein Nachruf auf Juan Goytisolo
»Juan Goytisolos
leidenschaftlicher humanistischer Existenzialismus, der ineins mit seinem
individuelle Mut & seiner furchtlosen Suche nach der Wahrheit zu denken ist,
war unbestechlich & gegen jeden politischen Opportunismus gerichtet.«
Schriftsteller,
Fotograf & Kosmopolit:
Wer ist Teju Cole?
Von
Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Die
Essaysammlung
»Vertraute Dinge, fremde Dinge«
»Die versammelten Texte sind mal nachdenklich, mal kritisch,
nicht selten äußerst witzig, fast immer überraschend, kenntnisreich und von
höchstem sprachlichen Niveau.«
Leseprobe
 A
big hug
Erinnerungen an John Berger
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Bei ihm war »der
Mensch« wie der »Autor«. Diese ebenso seltene wie erstaunliche Identität war
sein offenes Geheimnis, und dessen Grundlage: Offenheit, Neugier, Demut,
Enthusiasmus & Takt. Wie mit Grazie in Würde zu leben sei, wäre von ihm zu
lernen gewesen: in dem, was er geschrieben hat ebenso, wie an seinem Umgang
mit Menschen und Kunstwerken.
Der
Schatten des Körpers des Schriftstellers
Auf der Suche nach Christian Linder.
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Ein literarisches Puzzle von Jürgen Nielsen-Sikora zum
71. Geburtstag
»Welches Geheimnis hütet der Schriftsteller Linder in
seinen Büchern? Das möchte ich wissen, und vor allem deshalb bin
ich auf der Suche nach ihm. Aus diesem Grunde bin ich in die Eifel
gefahren, um mir ein Bild zu machen von dem, der wissen will, was in
den Büchern verheimlicht wird.«
Am
19. Juni starb Wolfgang Welt. Wir sind traurig.
So wie er wahrhaftig ein Verlorener war, geht mit ihm eine
wahrhaftige Stimme verloren.
Der Heimatdichter
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Eine Begegnung mit dem Erzähler Wolfgang Welt.
»Er kommt zwanzig Minuten zu
früh. Wie es ihm geht, frage ich. Es sei ein eingeklemmter Nerv in
der rechten Hand, sagt er und bestellt eine große Apfelschorle...«
Weltausstellung in Düsseldorf:
Der
wunderbare Universaldilettant
In
Düsseldorf gibt es eine Ausstellung über den vor zwei Jahren verstorbenen
Wolfgang Welt.
Von Lothar Struck
»...
eine
Ausstellung über dieses »Wildpferd«, wie ihn einmal ein Zeitzeuge nannte,
den Unermüdlichen und auch Unerbittlichen, der in
den sich in den 1980ern etablierenden Musik- und Stadtmagazinen seine zum
Teil wilden, mitunter auch bösen Kritiken schrieb während er als
Schallplattenverkäufer und später Nachtwächter arbeitete?«
Artikel lesen
Die
Welt-Literatur auf einen Blick
Von Herbert Debes
Artikel lesen
Wie Wolfgang Welt mit seiner
autobiographischen Trilogie des Scheiterns nach über zwanzig Jahren
doch noch als Autor bei Suhrkamp gelandet ist, und warum die zu
seinem 60. Geburtstag bei Klartext herausgegebene Textsammlung »Ich
schrieb mich verrückt« so lesenswert ist.
Die
Ewigkeit der Phantasie
Ein Essay von Jürgen
Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Navid Kermani
und der Frieden in Europa.
Am 18. Oktober
wird der Schriftsteller Navid Kermani in Frankfurt mit dem Friedenspreis des
Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Eine Würdigung mit Blick auf die
Probleme der europäischen Gegenwart.
Essay als pdf
Warum wir in der Provinz schreiben
Von
Stephan Porombka
Artikel lesen
Arno
Schmidts Bargfeld
»Wenn Arno
Schmidt nach Bargfeld zieht, dann ist das sein Traum und
Alptraum zugleich. Dass er auf den Trümmern der Zivilisation
steht, dass er sich in den Bücherbunker zurückzieht und den
Rücken frei hat, dass er die Landschaft überblicken und sich
optimal verschanzen kann. Was Arno Schmidt seit 1958 spielt,
ist die Rolle, die er sich seit Beginn seiner selbst
gewählten Schriftstellerexistenz zwölf Jahre
zuvor auf den Leib geschneidert hat: die Rolle des letzten
Menschen.«
Die
Entzauberung des Überbuchs
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Anlässlich der Wiedervorlage von Arno Schmidts »Zettel(')s
Traum«
Das literarische Meisterwerk des Jahrhunderts ist es wohl
doch nicht, um es höflich zu sagen. Aber ein Faszinosum des
spökenkiekerischen Lettrismus, die High Fantasy des
elaborierten Selbstgesprächs, das ein in sich versunkener
literarischer Eremit mit sich in seinem Bargfelder Gehäuse
führt: - das wird Arno Schmidts »Zettel´s Traum« bleiben -
wie kein zweites Buch der deutschen Literatur.
Leseprobe
Aufruf
zur letzten Lektüre!
Vor 25 Jahren starb Jörg
Fauser.
Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Über das Phänomen
Fauser und
dessen
gesammelte
journalistischen Arbeiten 1959-1987,
»Strand der Städte«, die im Alexander Verlag erschienen
sind.
Sein Thema hat Fauser schon
früh gefunden. Es ist das »Pflaster und der Strand, der
Strand der Städte, auch ihr Strandgut, die Besessenen und
die Berauschten, die Gäste im Café Nirwana und die
Pensionisten im Desasterhotel, die ewigen Stromer und die
verstrolchten Träumer, die Dämonen der Nacht und die Dichter
in der Dämmerung mit und ohne Damen, sie sind Landschaft und
Bewohner meiner Phantasien und meiner Erfahrungen … Zwischen
Bild und Realität fällt machtvoll der Schatten, und der
Schatten ist für manchen gewiss manches, er ist für mich
Literatur.«
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Intellektuellen-Odyssee
Nachruf auf Roger Willemsen
Von Peter V. Brinkemper
Artikel lesen
Als
telegene Figur tauchtest Du, Jahrgang 1955, auf in einer Welt vor
dem Internet und des noch für mancherlei offenen Privatfernsehens,
Premiere, in dem der fragliche Glanz der 1980er Jahre überging in
den Hype der scheinbar möglichen Experimente Anfang der 1990er, mit
denen dann irgendwann Schluss war.
Ilma
Rakusa in Ljubljana
Von Dragan Aleksić
Artikel lesen
»In
der
Abenddämmerung sitzt Ilma Rakusa auf einer Bank in der Čop Straße. Die neben
ihr ausgestreckten Handflächen berühren die warmen Bretter. Eine große
Ledertasche liegt rechts von ihr. Sie betrachtet die Tromostovje, Pešeren's
Denkmal und die rote Fassade der Franziskanerkirche.«
Am
2. November 1975
wurde Pasolini in der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen ermordet:
Die
Passionen des PPP
Ein
Essay von
Wolfram Schütte
Artikel lesen
Erinnerung an den italienischen »Freibeuter«
»Vergesst
unverzüglich die großen Siege und fahrt fort, unerschütterlich, hartnäckig,
ewig in Opposition, zu fordern: fahrt fort, Euch mit dem Andersartigen zu
identifizieren, Skandal zu machen, zu lästern!«
© Ekko von
Schwichow
Erinnerungen
aus dem »Totenhaus«
des sowjetischen Imperiums
Von
Wolfram Schütte
Artikel lesen
Der
Literaturnobelpreis für die Weißrussin Swetlana Alexijewitsch ehrt eine
einzigartige literarische Zeitzeugin.
»Swetlana
Alexijewitsch ist eine großartige Epikerin, die uns mit allen ihren
Büchern ein grandioses Panorama auf das katastrophale Schlachtfeld eröffnet
hat, das als ruinöse Trauer-Landschaft von dem »real existierenden
Sozialismus« der UdSSR nun übrig geblieben ist. Sie erspart uns aber nicht,
uns selbst ein Urteil über alle diese Menschen & ihre deprimierenden
Lebensgeschichten zu bilden.«
Das
Glück am tätigen Sein
Hilmar Hoffmann zum 90.Geburtstag
Eine Hommage von Wolfram Schütte
Artikel lesen
»Wir alle, seine Zeitgenossen und Wegbegleiter, betrachten mit Freude & auch
etwas Wehmut (weil wir seinesgleichen weit & breit in der politischen
Landschaft derzeit nicht sehen) das geglückte öffentlich tätige Leben Hilmar
Hoffmanns.«
Ein Olympier
unerschütterlicher Vielseitigkeit
Hilmar Hoffmann zum 90. Geburtstag
Von
Peter V. Brinkemper
Artikel lesen
»Episch bewegte
sich Hoffmann zwischen der Tradition, der mittlerweile klassisch
kanonisierter Avantgarde und sozialem Engagement.«'
Rolf
Dieter Brinkmann
»Wer
hat gesagt, daß sowas Leben ist?
Ich gehe in ein anderes Blau«
Von Herbert Debes
Text lesen
Rolf Dieter Brinkmann
zum 75. Geburtstag:
Sein gnadenloser Blick auf die Alltagswelten und die Mechanismen ihrer
Zernutzung, festgehalten in lyrischen Tiraden, Liedern, Photos, ist
zornig, traurig, zärtlich und immer schmerzend genau.
»Le
pauvre Holterling«
Gedanken zum 245. Geburtstag Friedrich Hölderlins
Von Dieter Kaltwasser
Text lesen
Peter Weiss
notierte zu seinem »Hölderlin«-Stück: »Hölderlins psychologische Reaktionen
sprechen von den gleichen Gefahren, die auch uns bedrohen. Er gibt ein
extremes Beispiel dafür, wie der Druck der Außenwelt einen solchen Grad von
Unerträglichkeit annehmen kann, dass nur noch die Flucht in die innere
Verborgenheit übrig bleibt.«
Lustvoll und streitbar:
Fritz J. Raddatz
1931-2015
»Gestreichelt
worden bin ich in meinem Leben nicht«
Von
Lothar Struck
Artikel
lesen
Die Autobiographie und die Tagebücher 2002-2012 von Fritz J. Raddatz zeigen
nicht
nur eine längst versunkene Welt der bundesdeutschen
Nachkriegs-Literaturbohème.
Wer genau
liest, entdeckt einen aufrechten
und empfindsamen Intellektuellen – und einen großartigen Schriftsteller.
Leseprobe
Ein
Leben
mit Goldrand
Von Herbert Debes
Artikel
lesen
Fritz J. Raddatz -
Die Tagebücher 1982-2001
Sie
amüsieren wegen den darin genüsslich protokollierten Eitelkeiten des
deutschen Literaturbetriebs und erschüttern wegen der alles
grundierenden existentiellen Ödnis.
Leseprobe
Zum
84. Geburtstag von Thomas Bernhard
Alles
ist grauslich
Ein Dramolett von Bernd Weber
Text lesen
oder
Thomas Bernhard stirbt an Herzversagen & Claus Peymann inszeniert in
einem Wiener Krüppelheim einen Nekrolog unter Mitwirkung eines
All-Star-Teams aus der Waldheimat.
Zum
Geburtstag von Jean Améry
Von
Wolfgang Schnier
Artikel lesen
Jean Améry hat
Geburtstag: Am 31.10.1912 wurde er in Wien geboren. In seinen für den
Süddeutschen Rundfunk entstandenen Betrachtungen Jenseits von Schuld und
Sühne reflektiert Jean Améry die Rolle des Intellektuellen im
nationalsozialistischen Konzentrationslager. Die Essaysammlung gilt heute
als einer der zentralen Texte der Holocaustliteratur.
»Nicht
beobachten. Schauen.«
Eine Begegnung mit Peter Handke.
Artikel lesen
Von Lothar Struck
Den Nobelpreis hat Peter Handke
wieder nicht gekriegt, die Qualitäten des diesjährigen Preisträgers Patrick
Modiano indes schon vor Jahrzehnten erkannt und zwei Bücher des Franzosen
übersetzt. Lothar Struck, der sich seit Jahren intensiv mit Peter Handke
auseinandersetzt, hat den Autor in seinem Haus in Chaville besucht.
Vor
20 Jahren starb Charles Bukowski.
Der letzte Mohikaner
der literarischen Boheme
Von René Steininger
Artikel lesen
Zum
Nachlass Charles Bukowskis.
»Damals
war das Terrain noch nicht so überlaufen. Nicht so viele Autoren und
Möchtegernschreiber wie heute, nicht so viele Zeitschriften, Kritiker, Verleger,
nicht so ein Riesenbetrieb, so eine Industrie. Wenn du heute den Klempner kommen
lässt, erscheint er mit seiner Rohrzange in der einen Hand und dem Gummistampfer
in der anderen, und in der Gesäßtasche hat er ein Bändchen mit seinen
ausgewählten Madrigalen.«
»Nachruhm
bedeutet für den Betroffenen das Gute, daß er davon unbehelligt bleibt. Der
Ärger mit den Zeitgenossen hat genügt.«
Ernst
Jünger (1895-1998):
Mehr über
seine Bücher, sein Leben und Rezeptionsgeschichte finden Sie auf unserer
Spezialseite,
»Eine
gefährliche Begegnung«,
die sich
mit seiner »Arbeit am Abgrund des Selbst« auseinandersetzt.
Ernst Jünger Spezial
Claude
Simon zum Hundertsten:
(10.10.1913 - 06.07.2005)
 Le Grand Seigneur
Von
Martin Warny
Artikel lesen
»Geübte Simon-Leser sind gewohnheitsmäßige
Wiederholungstäter zwanghafter Natur;
sie können sich der rauschhaften Wirkung des Opiats nicht
entziehen.«
Matthes &
Seitz Berlin ehrt dieses Jubiläum mit einem besondere Band:
»Archipel Nord«. Die
darin erstmals in deutscher Übersetzung von
Eva Moldenhauer vereinten Prosastücke und Fotografien Simons legen eine Spur,
der zu folgen intensive und verstörende Leseerfahrungen garantiert. Sie führt
direkt in das Werk eines der wesentlichsten Literaten nicht nur französischer
Feder des 20. Jahrhunderts.
Gut,
dass der Geist keine Substanz hat
Von Jürgen Nielsen-Sikora
Artikel lesen
Die »Echte falsche Pracht« des Erhard Schütz.
Seine großartigen kleinen Schriften zur Literatur sind beim ehrenwerten
Verbrecher Verlag erschienen.
»Schütz zeigt sich als wilder Leser, dessen Kritiken kleine Kunstwerke sind.«
Leseprobe
»Und
er gedachte der Wegwarten ...«
Gregor
Keuschnig
Artikel lesen
Der trotzige Stoiker - Hermann Lenz zum
Hundertsten.
Wer rasche
und schnell eingängige Lektüre bevorzugt, sollte es lassen. Aber irgendwann wird
der Leser reich beschenkt und mag nicht mehr aufhören zu lesen.
Leseprobe
In Memoriam Wolfgang Jeske
Der Stellvertreter Brechts auf Erden
Von Stefan
Geyer
Artikel lesen
»Morgens
konnte man ihn oft vor dem Eingang treffen, neben sich den karrierten
Einkaufs-trolly mit dem er seine Arbeitsunterlagen transportierte. In der Hand
die unvermeidliche Zigarette, die noch zu Ende geraucht werden musste, bevor er
den Verlag betrat. Freundlich schenkte er jedem zur morgendlichen Begrüßung sein
verschmitztes Lächeln. Am 11. Februar 2012 ist Wolfgang Jeske unerwartet in
einem Berliner Krankenhaus gestorben. Er wurde sechzig Jahre alt.«
»Bleiben
will ich, wo ich nie gewesen bin«
Von Thomas Hummitzsch
Artikel lesen
Kaum ein Schriftsteller von seinem Kaliber ist so schnell in Vergessenheit
geraten, wie Thomas Brasch. Zwei Bücher und ein Kinofilm nähern sich dem 2001
verstorbenen Dichter.
Artikel im
pdf-Format
Foto:
Dinkley
Das
geglückte Leben
Von
Wolfram Schütte
Artikel lesen
Jorge Semprún zum Abschied.
»Albert
Camus' sprichwörtlichem Resümee des absurden Helden Sisyphos folgend,
müsste man sich Jorge Semprún, der eben 87jährig in Paris gestorben ist, als
einen glücklichen Menschen vorstellen.«
Dieter
Leisegang
Diese mühselige Arbeit an den Zügen des Menschlichen
Von
Herbert Debes
Artikel Lesen
»Keine weiteren Reden. Papa und der liebe Gott erwarten mich zum
Kaffee«.
Über den Philosophen und Poeten Dieter Leisegang, der zu Lebzeiten eine solitäre
Randfigur im deutschen Literaturbetrieb blieb, und die
romantische
Sehnsucht nach dem »rettungslosen Ich«.
Das
Schluchzen, das dem Benannten vorangeht
Von Gunther Neumann
Artikel
lesen
Einst war der Schriftsteller Adonis ein Neuerer arabischer Poesie. Über
Jahre wurde er als Nobelpreiskandidat gehandelt.
Als Kritiker des syrischen Aufstandes steht er heute wieder im Rampenlicht.
»Der Wald der Liebe in uns« ist unpolitische Liebeslyrik des
84jährigen Intellektuellen und wohl renommiertesten arabischen Dichters der
Gegenwart.
Zum
75. Geburtstag von
Florjan Lipuš
am 04. Mai 2012
»Ins Helle, in den Tag…«
Von Lothar Struck
Artikel lesen
Über den großartigen Dichter Florjan Lipuš und sein funkelndes
Sprachkunstwerk »Boštjans Flug«.
Thomas
Pynchon'75
Am 08. Mai 2012 wurde der große
Unbekannte der zeitgenössischen Weltliteratur, Thomas Pynchon, 75 Jahre alt.
Vor 20 Jahren fand an der kalifornischen Westküste ein denkwürdiges
Treffen statt:
Eureka -
A Secret
Visit in Vineland
Ein klandestines Gespräch mit dem Meister
geführt von Goedart Palm und Herbert Debes.
Artikel lesen
»Unsere
schöne neue Telekommunikation demokratisiert das Geschwätz, aber liquidiert die
Dichtung.«
Das
große Lied vom Ende der Hippies
Warum
der neue Roman des Meisters aller Klassen mehr als eine Detektiv-Geschichte ist.
Artikel lesen
»Natürliche Mängel« ist das psychedelisch oszillierende Sittenbild der
ausgehenden Love & Peace-Generation.
Die
Milchstraße vor der Haustür
René Steininger erinnert an Richard Brautigan
Artikel lesen
»Wenn seine Bücher uns heute noch etwas zu
sagen haben, dann, weil sie zu lesen einer Atempause gleichkommt. Der jüngeren
Generation bieten sie überdies Gelegenheit, einen Schriftstellertypus kennen zu
lernen, der in der gegenwärtigen Bestellerkultur so nicht mehr vorkommt. Die
Kindeskinder der Beatniks sind patente Konkurrenten im Wettstreit um Absatz und
Quote und keine melancholischen Helden der Leere mehr. Geistige Erben Stacharows,
nicht Stawrogins.«
Streitbarer
Philosoph und öffentlicher Intellektueller
Von Dieter Kaltwasser
Artikel lesen
Zum 85. Geburtstag von Jürgen Habermas erscheint die bislang umfassendste
Biographie des Philosophen.
»Die Wahrheit gibt
es nicht im Singular, wenn wir Glück haben, finden wir einige Erkenntnisse,
deren wir einigermaßen sicher sein können.«
Leseprobe
Zum 93. Todestag von Jack London am 22. 11.2009
Der
wildeste Dichter Amerikas
Von Jürgen Seul
Artikel lesen
»Es waren die Extreme, die Jack Londons kurzes Leben prägten, die ihn dazu
befähigten, den Stoff, den sein wildes und ungezügeltes Vagabunden- und
Abenteuerleben bot, in prägnante literarische Werke zu verwandeln und ihn 1913
zum bestbezahlten Schriftsteller der Welt werden ließen.«
Th. W. Adorno zum 40. Todestag
am 06.08.2009
Foto: Suhrkamp Verlag
»Leben,
das Sinn hätte, fragte nicht danach.«
Von
Franz Siepe
Artikel lesen
»Ich nahm das damals alles sehr ernst, und Adornos »Reflexionen aus dem
beschädigten Leben« beschädigten das meine. Oder vielleicht doch nicht? Lag
nicht vielleicht sogar großes Glück darin, einem Geist zu begegnen, der half,
dem herrschenden Ungeist Paroli zu bieten? Ich weiß es nicht, wie ich ja auch
überhaupt nicht weiß, wieviel Adorno selbst noch in den Empfindungen, Gedanken
und Wendungen steckt, die ich gegen ihn wende.«
Wirklichkeitsrequiem
Von Goedart Palm
Artikel lesen
Die alten Leiden der neuen Theorie.
Am 20. Juli 2009 wäre Jean Baudrillard achtzig Jahre alt geworden.
»Warum
ist nicht alles schon verschwunden«
heißt im Klartext, dass die Kategorien in ihrer Bedeutung verblassen, aber der
Denker keine Erklärung für die Wirklichkeit
mehr besitzt und das Unternehmen einstellt. Dieser letzte Text Baudrillards
fasst seine Theorie noch einmal zusammen und ist vorzüglich geeignet, die
Grundmotive seines Denkens im Holzschnitt kennen zu lernen.
©
Wolfram Huke
Happy
Birthday, Jürgen Habermas!
von Peter V. Brinkemper
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Jürgen Habermas feiert den 80. Geburtstag jung wie nie.
»Die Verdichtung und Ausdehnung der elektronisch flexibilisierten Öffentlichkeit
hat ein Ausmaß erreicht, bei dem neue Zusammenhänge und Übersichten geschaffen
werden ...«
Charles
Bukowski:
Schreie
vom Balkon
»Auf
euch sitzen vielleicht Schmeißfliegen aber auf mir hocken die Geier«
Text lesen
Es gibt nur wenige
Autoren, die Leser und Literaturkritik weltweit so polarisiert haben wie Charles
Bukowski: Für den
Boston
Globe waren seine Texte nichts weiter als »Rüder onanistischer Neon-Schmutz«,
für die
Los Angeles Times
hingegen war er der »Bedeutendste Dichter seiner Generation«.
Truman Capote, 1959
Zum
25. Todestag von Truman S. Capote
Der
Haltlose
Von Thomas Hummitzsch
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«Er kannte die Welt ganz oben und die ganz unten, ging im New Yorker
UN-Plaza-Hotel ebenso ein und aus, wie zwischenzeitlich in den Todestrakten der
amerikanischen Gefängnisse. Capote lebte von dem, was ihn umgab, indem er es,
was immer es war, zur Kunstform erhob.«
Foto: Matthes & Seitz
»Der
Mensch jedoch lebt«
Von Thomas Hummitzsch
Warlam Schalamows
Berichte aus dem Gulag
Artikel lesen
Wie ist ein Leben nach dem Gulag möglich, wo Humanität und Kultur im Erleben der
Barbarei ihre Relevanz verlieren, ohne den ständigen Zweifel an der menschlichen
Zivilisation? Dies ist die große Frage, die Schalamows Erzählungen zugrunde
liegt.
W.
G. Sebald
Enzyklopädie
der Melancholie
Ein Essay von René Steininger
Text lesen
»Man wird in der deutschen Literatur nach 1945 nicht leicht ein
Werk finden, das so hartnäckig um die Themen der Zerstörung und Trauer kreist,
wie jenes des 1944 in Wertach im Allgäu geborenen und 2001 bei einem Autounfall
in seiner englischen Wahlheimat Norwich ums Leben gekommenen
Literaturwissenschaftlers und Schriftstellers W. G. Sebald.«
Gert Neumann
Die
poetische Würde des Menschen
Gert
Neumann und
die Odyssee seines Buches »Elf Uhr«
Übungen jenseits der Möglichkeit
»Das Schwierige am Sprechen ist die Liebe, und es ist wertvoller, durch
die geschlossenen Finger der vor die Augen gehaltenen Hand zu sehen, als den
Deutungen, die in den Erscheinungen leben, zu verfallen: damit sich so der Kreis
der Verachtung in der Tötung des Subjekts, auf das die Dinge und die Menschen
hoffen, nicht schließen kann.«
Der gesamte Text als pdf
Virginia Woolf

»Eine verwegenere &
großzügigere Sicht der Dinge tut not.«
Sie war die scharfzüngige Protokollantin des
untergehenden
»British Empire« und Galionsfigur des
internationalen Feminismus.
Ein biographischer Abriß
Zu ihrem 125. Geburtstag am 25. Januar 2007 ist eine
Auswahl ihrer Briefe in zwei Bänden und Band 4 der Tagebücher 1931-1935
erschienen.
Über diese wunderbaren
Tagebücher und Briefe nahezu unmittelbar am Leben &
Schreiben, an den Höhenflügen & Höllenfahrten der Schriftstellerin & Frau
Virginia Woolf teilhaben zu können, ist eine beglückende Leseerfahrung von
seltener Intensität & literarischer Güte.
Lesetips zum Einsteigen
Goldstaub
von Herbert Debes
Nicolás
Gómez Dávila
-
Was Denken? Was Tun? Woran
Glauben?
Artikel lesen
Das
einzigartige Werk des 1994 verstorbenen Philosophen & Aphoristikers
umfasst einige tausend Seiten, doch ist er bei uns bislang kaum bekannt. In der
Anderen Bibliothek ist nun eine »Auswahl
seiner
Sprengsätze« mit
dem Titel
»Das Leben ist die Guillotine der Wahrheiten«
erschienen.
Herausgeber Martin Mosebach hat den Eremiten Don Nicolás über die Jahre
in Santafé de Bogotá (Kolumbien)
wiederholt besucht und seine
Lebensumstände in dem Essay
Einsiedler am Rand der bewohnten
Erde
eindrucksreich illustriert.
Happy Birthday Sam
Beckett
or not to be
von Goedart Palm
»... bei Beckett verwandelt sich die Wut über das
vergebliche Sein in die Katastrophe des Subjekts, das sich selbst verliert.«
»HAMM: Die Unendlichkeit der Leere wird dich umgeben, alle
auferstandenen Toten aller Zeiten werden sie nicht ausfüllen, du wirst darin wie
ein kleiner Kiesel mitten in der Wüste sein. Pause. Ja, eines Tages wirst du
wissen, wie es ist, wirst du wie ich sein, nur dass du niemanden haben wirst,
weil du niemand bemitleidet hast und weil es dann niemand mehr zu bemitleiden
gibt.«
Sprachmacht
Karl
Kraus:
»Ich war selten verliebt, immer verhaßt.«
Sein kulturpessimistisches und medienkritisches Werk
hat die Zeit überstanden, und wird aktuell bleiben, solange die tatsächliche
Dimension des Geschehens in den Floskeln der Ereignissprachen der Medienmacher
verschwindet. Doch wer von den heute Unter-40-Jährigen kennt noch Karl Kraus?
Leben & Wirkung
»Das Geheimnis des Agitators ist, sich so dumm zu
machen, wie seine Zuhörer sind, damit sie glauben, sie seien so gescheit wie
er.« Seit 1. Januar 2007 sind seine Texte frei von Rechten.
Ausgesuchte Aphorismen:
Sprüche und Widersprüche /
Pro domo et mundo /
Nachts
Last update: 07.02.19
|
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Lothar
Struck
»Der mit seinem Yugoslawien«
Peter Handke im Spannungsfeld zwischen
Literatur, Medien und Politik
»Als Jugoslawien anfing, mir etwas zu bedeuten,
war Tito schon am Verwesen.« (Peter Handke)
Strucks Analyse stellt die bequemen Urteile über
Handkes Äußerungen zu Jugoslawien infrage und
öffnet so den Weg zu einer Neubewertung. Dabei
wird gezeigt, wie Biographie, Sprachkritik und
Politik einen Dreiklang bilden, in den Handke
seine Stellungnahmen für ein Jugoslawien bettet,
das für ihn zu einem Ideal eines möglichen
Europa wurde, eines Europa, »wie es sich gehört
hätte oder wie es hätte werden können«. |
Verlag Ille & Riemer |
Wir sind traurig
Am frühen Morgen des 20. Mai 2021 ging
unser
Freund & Autor Uve Schmidt
in ein anderes Blau.
Uves letztes Kalenderblatt:
Lebenszeichen
Sterbensmüde bin
ich,
gehe bald zur Ruh, doch
wer hört dann meiner ruhe-
losen Seele zu, die, das hör ich
kommen, keiner Friedhofsordnung
je wird frommen, sondern suchen
wird nach jenen Wesen, an denen
alsbald möge unsre Welt genesen,
denn allein auf solchen Wegen
wird geboren uns der gottgewollte Held
mit aller Erdengeister naturalem Segen,
zu dem als seine Paten stünden
alle schuldenfreien Sünden und
niemand könnt‘ darob verkünden,
wie im All die Aktien stünden.
Himmelsvater, Mutter Erde, paart Euch,
daß und bis es Frieden werde!
»Ich
weiß nicht,
was in mir das andere belügt.«
Karl
Georg Büchner
(*17. Okt. 1813 in Goddelau, Hessen; †19. Feb. 1837 in
Zürich)
»Die Unterschiede
sind so groß nicht, wir alle sind Schurken und Engel,
Dummköpfe und Genies, und zwar das alles in einem: die vier
Dinge finden Platz genug in dem nämlichen Körper, sie sind
nicht so breit, als man sich einbildet. Schlafen, Verdauen,
Kinder machen - das treiben alle; die übrigen Dinge sind nur
Variationen aus verschiedenen Tonarten über das nämliche
Thema. Da braucht man sich auf die Zehen zu stellen und
Gesichter zu schneiden, da braucht man sich voreinander zu
genieren! Wir haben uns alle am nämlichen Tische krank
gegessen und haben Leibgrimmen; was haltet ihr euch die
Servietten vor das Gesicht?« (Dantons Tod)
Der Hessische Landbote,
Dantons Tod.
Karl
May lebt!
Von Jürgen Seul
Artikel lesen
Neues aus der Traumfabrik des Karl-May-Verlages zum 100.
Todesjahr des Schriftstellers.
Zwischen
Dichtung & Wahrheit
Von
Jürgen Seul
Artikel lesen
Zum 100. Todesjahr des Vielgelesenen 2012 ist eine neue
Karl-May-Biografie von Helmut Schmiedt,
»Karl
May oder Die Macht der Phantasie«,
erschienen.
Leseprobe
Karl Mays Inferno
Das denkwürdige
Interview von Egon Erwin Kisch mit Karl May am 9. Mai 1910,
in der Villa Shatterhand zu Radebeul bei Dresden.
Artikel lesen
Phantastische Reisen statt Code Napoléon
Jules
Verne:
Zum Todestag am 24. März 2011
Von Jürgen Seul
Artikel lesen
»Keinem vor ihm und nur wenigen nach ihm ist die
Verschmelzung von Technikfaszination und Abenteuerreise
derart erfolgreich gelungen, dass sie das Lesebedürfnis
ganzer Generationen ansprechen konnte. Der Schriftsteller
selber nannte seine Erzählungen 'wissenschaftlich belehrende
Romane'.«
Romancier, Gentleman und Kosmopolit
45.
Todestag am 16.12.2010
Das Leben des W.
Somerset Maugham.
Von
Jürgen Seul
Artikel lesen
»Als William Somerset Maugham
am 25. Januar 1874 als Kind englischer Eltern in der
britischen Botschaft in Paris zur Welt kam, lagen die
Kaiserkrönung Wilhelm I. im Versailler Spiegelsaal und die
Gründung des Deutschen Reiches drei Jahre zurück. Und als er
am 16. Dezember 1965 bei Nizza starb, standen vier seiner
Landsmänner – die Beatles – auf dem Gipfel ihres Erfolgs.«
Charles John Huffam Dickens
(07. 02.1812 – 09.06.1870)
Die
Durchkapitalisierung der Literatur & der Person
Von Wolfram Schütte
Artikel lesen
Ein paar Überlegungen zu Charles Dickens - ohne Ansehung
seiner Romane.
Schaltwerk der Gedanken
Zur
Erinnerung an Egon Friedell
Artikel lesen
»Die Arbeit ist ein Fluch, der über den Menschen verhängt
wurde, als er vertrieben ward aus dem Paradies des
Nichtstuns.«
Arthur
Schopenhauer
(*22.02.1788,
† 21.09.1860)
»Eine Liebeserklärung an die
Philosophie«
Von Herbert Debes
Artikel lesen
»Nicht
was die Dinge objektiv und wirklich sind, sondern was sie
für uns, in unserer Auffassung, sind, macht uns glücklich
oder unglücklich.«
Eine Zitatensammlung zum 150. Todesstag des
Philosophen
»Mir
nach, Leser!«
Von Christiane Pöhlmann
Zum 70. Todestag
des Schriftstellers Michail Bulgakow
Artikel lesen
»Was für ein atemloses Leben! Dabei hat er sich so nach
innerer Ruhe gesehnt.«
Der
Fall Oscar Wilde
von Jürgen Seul
Artikel lesen
110.
Todestag am 30.11.
»Wir
liegen alle in der Gosse, aber einige von uns betrachten die
Sterne.«
Spaßmacher
& Streithansel
Zum
100. Todestag von
Samuel Langhorne Clemens, genannt
Mark
Twain.
Artikel lesen
Auch
er war unser.
Von Uve
Schmidt
Artikel lesen
»Am Vierten dieses Monats starb in Frankfurt am Main der 1946 zu Chemnitz
geborene Paul-Gerhardt Hübsch als Hadayatullah Hübsch. Er
war unser – doch als wer oder was?«
Christoph
Schlingensief,1960-2010
© by Siebbi
Von
Peter V. Brinkemper
Nachruf lesen
»Kritische
und destruktive Unbequemlichkeit war in seiner extremen
Risiko-Bereitschaft immer ein Thema, in der Authentizität
des personifizierten Ausnahmezustandes, eines auf
zahlreichen Flippern parallel spielenden Sisyphos, der an
vielen Steigungen fingerschnipsend mit allem möglichen
Geröll zugleich arbeitete, es in erstaunliche Bewegung
brachte
...«
Wege zum Paradies
Malte Rauch
zum Tod von André Gorz
Der Kritiker als Künstler
Ursula Homann erinnert an
den umstrittenen
Theaterkritiker Alfred Kerr
aus Anlass seines 140. Geburtstags
»Froh,
selber noch am Leben zu sein.«
Lothar Struck über Josef
Winklers Literatur
Zwischen Todessehnsucht und
Lebenslust
Der Stallgeruch fehlte
Gregor
Keuschnig
zum Tode von Walter Kempowski
Ein Funken Hoffnung
»Diese Verzweiflung an sich selbst, dieses
wilde Assoziieren und niemals mehr wegkommen vom Gewesenen,
den Sog der Vergeblichkeit – das konnte Tišma meisterhaft
erzählen.«
Zum 5. Todestag von
Aleksandar Tišma
erinnert Lothar Struck an
den serbischen Autor von
»Kapo«, »Die
Schule der Gottlosigkeit«, »Das Buch Blam« und »Reise in
mein vergessenes Ich«
Zwischenlandungen
»Der heiße Kern des Denkens
glüht nicht in dem, was bereits gedacht wurde, sondern in
der unendlich viel dichteren Masse dessen, was bisher noch
nicht gedacht wurde. Dies ist die Masse, in die GD
hineinsticht. Manchmal.«
Eine Handvoll Kommerntare zu Nicolás
Gómez Dávila
von Felix Hofmann
Fritz
J. Raddatz
Der
Ungeliebte
Die Erinnerungen vom »Unruhestifter«
Der alte Fritz hatte ausgeteilt, und darf bis heute
einsammeln, was seine langjährigen Kritiker, Widersacher und
Neider ihm schon immer stecken wollten.
Hermann-Lenz-Preis 2008
Diskretes Erzählen
Gregor Keuschnig über Xaver Bayers Romane
»Heute könnte ein glücklicher Tag sein«
und »Die Alaskastraße«
»Ich werde dasselbe tun wie immer. Ich werde aufstehen, den
Nachmittag verdämmern, ein Buch lesen, Musik auflegen und am
Abend durch die Stadt gehen, die lachenden Stimmen der
Menschen hören und mir dabei vielleicht wünschen, dass ich
unsichtbar bin. So ist das.«
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