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Romancier, Gentleman
und Kosmopolit

Das Leben des W. Somerset Maugham. Zum 45. Todestag am 16. Dezember 2010

Von Jürgen Seul

Als William Somerset Maugham am 25. Januar 1874 als Kind englischer Eltern in der britischen Botschaft in Paris zur Welt kam, lagen die Kaiserkrönung Wilhelm I. im Versailler Spiegelsaal und die Gründung des Deutschen Reiches drei Jahre zurück. Und als er am 16. Dezember 1965 bei Nizza starb, standen vier seiner Landsmänner – die Beatles – auf dem Gipfel ihres Erfolgs. Damit teilte Maugham sowohl das Geburts- als auch das Todesjahr mit seinem Freund Winston Churchill.

Maugham war einer der populärsten und produktivsten englischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Es sind 78 Bücher – Romane, Erzählungen, Reiseberichte und Essays, die seinen Ruf begründeten. Anthony Burgess und George Orwell huldigten dem Autor von Klassikern wie »Der Menschen Hörigkeit« (1915) und »Auf Messers Schneide« (1943). Maugham beschreibt die Welt des verblassenden britischen Empires; die Schauplätze sind überall in der Welt da draußen, im Dschungel und auf Kreuzfahrtschiffen, im Sumpf, am Meer und auf kleinen Inseln, im Gefangenenlager und auf prächtigen Empfängen. Maugham beschreibt mit Vorliebe Menschen in einem perfekt austarierten, persönlichen Gleichgewichtssystem, die ihre Lebenssicherheit bewahren und sie eines Tages, durch eine kleine Veränderung in ihrer Welt, verlieren. Und jeder Mensch – so Maughams literarisches Credo – kann jederzeit die Macht über sich selbst verlieren, wenn ein neuer Mensch in sein Leben tritt und mit ihm die Liebe, der Hass oder die Angst.

Heimat ist nirgendwo
Die privilegierten und behüteten Anfänge der Kinderzeit waren bald vorbei. Der junge William war gerade zehn Jahre alt, als die Eltern starben. Der Vollwaise wurde mit seinem Kindermädchen nach England zu seinem schlecht gelaunten Onkel Harry geschickt – einem  sauertöpfischen und engstirnigen Landpfarrer, der sich künftig um die Erziehung des Neffen kümmerte. Das Kindermädchen entließ der Landpfarrer sofort.
»Nachdem meine Mutter und mein Vater gestorben waren, war mein Kindermädchen der einzige Mensch auf der Welt, den ich liebte. Sie war das einzige Verbindungsglied auf der Welt, den ich liebte.«
Ein Martyrium begann: Da er die ersten Lebensjahre in Frankreich aufgewachsen war, konnte er kaum Englisch; außerdem stotterte er und war das Gespött seiner Mitschüler in der King’s School in Canterbury. Nur mühsam erkämpfte er sich Wort für Wort seine Heimatsprache wie auch seine Selbstachtung. Die Lieb- und Freudlosigkeit im Haus des Onkels, dazu dessen pietistische Intoleranz taten ihr übriges, um sich schlecht und elend zu fühlen. »Der Menschen Hörigkeit« legt später literarisches Zeugnis von dieser Zeit ab. 

Die Studienzeit
Um auch seine deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern, verbrachte Maugham auf Vermittlung einer Tante nach Abschluss seiner bedrückenden Schuljahre ein Studienjahr als Philosophiestudent in Heidelberg.
Es sollte so etwas wie eine erste selbstgestaltete Glückserfahrung seines jungen Lebens sein. Immer neugierig auf alles. Immer in großer Angst, etwas zu verpassen. Das Leben zu verpassen, das einige Jahre in einem Zustand der Fremd- und Einsamkeit verharrt hatte.
»Ich bin nie auf der Südseite von Piccadilly entlanggelaufen, ohne erregt daran zu denken, was auf der Nordseite passieren könnte«, ließ er später verlauten. Nur ein Mensch mit solcher überwältigender Neugierde kann in seinen Geschichten diese Weltentführungskraft entwickeln wie es William Somerset Maugham anschließend getan hat.
In die Heidelberger Zeit fallen auch Maughams erste homosexuelle Erfahrungen; zudem verliebte er sich während seines Aufenthalts in mehrere Kommilitoninnen. Überhaupt war sein Liebesleben die meiste Lebenszeit lang eine ständige Achterbahn zwischen Gefühlen und Geschlechtern.
In der Stadt am Neckar entdeckte der Philosophiestudent noch eine weitere Form der Liebe – die zu den Büchern, begleitet vom Verlangen nach literarischen Selbstversuchen.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat beschloss Maugham Medizin zu studieren, was des Onkels Forderung nach einer soliden Berufsausbildung entsprach. Mit großer Disziplin ging Maugham in den folgenden fünf Jahren tagsüber seinem Studium in London – inklusive einer Praxisausbildung in einem Hospital – nach, während er sich heimlich in den Abend- und Nachtstunden zum Schriftsteller ausbildete. Der Roman »Rosie und die Künstler« (1930) gibt Einblick in diese disziplinierte, beinahe methodisch organisierte Lebensphase. 

Onkel Harrys Tod und Shakespeares Zorn
Ein erster Erfolg wurde sogleich das Debüt »Liza von Lambeth« von 1897, ein schmales Bändchen, das den 23jährigen, der zu jener Zeit sein Medizinstudium erfolgreich abschloss, zu einer Lebensentscheidung veranlasste: Nicht Arzt wollte er sein, sondern Schriftsteller!
Onkel Harry starb und somit entfiel auch ein potentieller Widerstand gegen vermeintlich unvernünftige künstlerische Berufspläne.
Maugham beschloss ins Ausland zu gehen, um dort seinen literarischen Weg zu beginnen. Er ging nach Neapel und Capri, wo sich eine Gruppe wahlbeheimateter homosexuell veranlagter Engländer ein Refugium geschaffen hatte – fernab von den Nachstellungen der britischen Justiz gegen Homosexuelle, wie sie gerade durch die Oscar-Wilde-Prozesse im Old Bailey auf abschreckende Weise publik geworden waren.
Hier lebte und arbeitete Maugham für einige Zeit unter Gleichgesinnten. Er fühlte sich wohl in der Rolle des Feingeistes und Lebemannes.
»Ich ließ mir einen Schnauzbart stehen, rauchte Zigarren, lernte Gitarre spielen, kaufte mir einen breitkrempigen Hut, mit denen ich die Sierpes entlangflanierte«, berichtete er später.
Sein Wohnort wechselte häufig zwischen London und Paris.
Romane und Erzählungen entstanden. Sie konnten allerdings den Erfolg des Debütromans nicht wiederholen.

Maugham wechselte schließlich, da ihm allmählich auch finanziell das Wasser bis zum Hals stand, das Genre. Er begann mit Theaterstücken; auch diese zunächst mit mäßigem Erfolg. Erst mit dem Stück »Lady Frederick« gelang 1907 der Durchbruch als Bühnenautor. Die folgenden Stücke wurden so erfolgreich, dass die Satirezeitschrift »Punch« schon im folgenden Jahr einen neidisch-wütenden Shakespeare vor den Premierenplakaten der neuesten Maugham-Aufführungen zeigte. Und obwohl Maugham als Dramatiker zum Starautor des Londoner West End avanciert war, fühlte er sich etwa 1912/1913 von den Konventionen der Bühne gelangweilt und eingeengt. Kurzentschlossen machte er Schluss und suchte neue Herausforderungen.
Er begann mit der Arbeit an einem großen Manuskript, aus dem dann sein umfangreichster und wohl auch bekanntester Roman »Der Menschen Hörigkeit« wurde.

Die politischen Ereignisse in Gestalt des Ersten Weltkrieges sorgten für die nächste Herausforderung. Er kam auf Vermittlung seines Freundes Winston Churchill (damals Ester Lord der Admiralität) als Sanitäter des Roten Kreuzes nach Frankreich. Hier begegnete ihm auch Gerald Haxton, der sein Sekretär, Lebensgefährte und für rund dreißig Jahre sein Liebhaber wurde. Während des Krieges, 1915, kam auch Maughams Tochter Liza zur Welt. Das Kind war die Frucht einer parallel ablaufenden Liebesbeziehung zur verheirateten Innenarchitektin Syrie Barnado Wellcome. 

Im Geheimdienst Seiner Majestät
Im Herbst 1915 ließ sich Maugham vom britischen Geheimdienst rekrutieren. Er war damit nicht der erste populäre britische Schriftsteller, der im Nebenberuf als Spion fungierte. Auch sein Landsmann Daniel Defoe (»Robinson Crusoe«) wusste in der Rolle als eine Art 007 Jahrzehnte vor Maugham und erst recht vor James-Bond-Erfinder Ian Fleming – gleichfalls Ex-Agent und Schriftsteller – überzeugend zu agieren.
Der britische Geheimdienst entsandte Maugham in die Schweiz. Er stieg im Genfer »Beau Rivage« ab, nahm unter dem Deckmantel des reisenden Schriftstellers die Berichte britischer Agenten aus Deutschland entgegen und leitete sie nach London weiter. Weil die geheimdienstlichen Botenaufträge ihn nicht ausfüllten, baute er einen eigenen Agentenring auf und sammelte Informationen über die deutschen Heeresbewegungen in Frankreich.  

Mit seinem Geschichtenzyklus »Ashenden oder Der britische Geheimagent« – in der die nachrichtendienstlichen Geschäfte kritisch und illusionslos betrachtet werden – schuf Maugham eine neue Variante in der Tradition der Spionageliteratur, die später von Eric Ambler und John le Carré fortgesetzt wurde. Viele Erfahrungen aus der eigenen Spionagezeit flossen in die Erzählungen ein.

Trotz seiner intimen Beziehung zu Gerald Haxton heiratete der Schriftstellerspion 1917 die inzwischen geschiedene Syrie in New Jersey – ein Lebensbund, der nicht von ewiger Dauer sein konnte.
Das Dreiecksverhältnis erwies sich als äußerst problematisch. »Sex ist nicht das Hauptproblem«, klagte die Ehefrau. »Was die Sache unerträglich macht, ist, daß Gerald falsch ist, ein Lügner und Betrüger.«

Der Geheimdienst entsandte ihn 1917 nach Russland, um ausgestattet mit 20000 Dollar die Machtübernahme der Bolschewiken verhindern zu helfen. Maughams größter Erfolg bei dieser Mission bestand in einer kurzen und leidenschaftlichen Affäre mit einer hübschen Fürstentochter, während Lenins Oktoberrevolution nicht aufzuhalten war.
Dennoch vertraute ihm der Secret Service als Dank für seine Dienste eine noch exotischere Mission an: Im September 1919 brach Maugham zu seiner zweiten Weltreise auf, die ihn über Peking und Schanghai nach New York, San Francisco und Hawaii bis nach Sydney und Singapur führte, um die deutschen Aktivitäten im Pazifik zu observieren.

Leben aus dem Koffer
Zwischen 1920 bis 1926 lebte Maugham aus dem Koffer und sah Australien, Borneo, China, Malaya, Siam und Französisch-Indochina. Trotz seines guten Einkommens als Schriftsteller reiste er selten luxuriös. Mit seinem Sekretär und Geliebten Gerald Haxton fuhr er auf altersschwachen Dampfern und halb verrotteten Seglern mit Abenteurern und Eingeborenen. Der Gentleman-Agent verbrachte manche Nacht an Deck auf einem harten Koprasack, weil ihm Hitze und Gestank in den engen Kajüten unerträglich waren.

Von Romantik unter dem Kreuz des Südens findet man in Maughams Büchern nichts – dafür aber einen Ozean von Geschichten, auf denen die Wogen von Leidenschaft und Gewalt hoch gehen.
»Ich habe Bücher nur deswegen aus der Hand gelegt, weil mir bewußt wurde, daß die Zeit verging und daß es meine Aufgabe war zu leben. Ich bin hinaus in die Welt gegangen, weil ich glaubte, nur so die Erfahrungen zu machen, ohne die ich nicht schreiben konnte, aber auch deswegen, weil ich die Erfahrung um ihrer selbst willen machen wollte.«

Kaum ein Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts ist so entschlossen und wissensfreudig hinaus in die Welt gegangen wie William Somerset Maugham. Immer war er unterwegs, sah fast jedes Land der Welt, die Südsee und Malaysia, Russland und Persien, und brachte Geschichte um Geschichte mit zurück nach Hause. Insgesamt zweihundert Stück. Als er sie später in zwei Bänden versammelte, nannte er den ersten »Ost und West« (1934) und den zweiten »Der Rest der Welt« (1953).
Maugham hatte alles gesehen und alles gesagt, und zufrieden konnte er am Ende ausrufen: »Ich habe meine letzte Erzählung geschrieben.«
Er litt darunter, dass Proust und Joyce und andere als literarisch höherwertig galten als er selbst. »Was soll an Unverständlichkeit höherwertig sein?« hat er immer wieder gefragt und weitergeschrieben.

Der Herr der Villa Mauresque
An der französischen Riviera im Küstenort Cap Ferrat erwarb Maugham 1926 eine geräumige Villa – ein geräumiges Gebäude, dass er nach maurischer Manier umgestalten und mit Originalwerken von Picasso, Braque, Renoir und anderen namhaften Künstlern einrichten ließ. Der ruhelose Kosmopolit war angekommen, hatte ein Zuhause gefunden.

Nur wenige Jahre nach dem Kauf der Villa wurde die Ehe mit Syrie geschieden. Als Syrie 1955 starb, jubilierte Maugham: »Tralala, keine Unterhaltszahlungen mehr, tralala.«

Seinem Neffen Robin bekundete der Schriftsteller einmal, dass er sich bis zu seiner Scheidung eingeredet habe, er sei zu drei Viertel »normal« und nur zu einem Viertel homosexuell. In Wirklichkeit sei es andersherum gewesen. In seiner zweiten Lebenshälfte zumindest habe Maugham dann die realistischen drei Viertel gelebt, sei aber kein sonderlich glücklicher Homosexueller geworden.

Während des Zweiten Weltkrieges musste Maugham Frankreich wegen den anrückenden deutschen Truppen für einige Jahre verlassen. Sein amerikanischer Verleger Doubleday ließ ihm auf einer Plantage in South Carolina ein geräumiges Cottage errichten, wo er ungestört während des Exils seiner schriftstellerischen Arbeit nachgehen konnte.
Sein Intimus Haxton trank sich während des amerikanischen Aufenthalts 1944 zu Tode; ein Verlust, den Maugham recht schnell durch den englischen Sozialarbeiter Alan Searle kompensierte. Searle nahm mehr oder weniger nahtlos die vakante Position eines Sekretärs, Liebhabers und Gefährten an der Seite des Schriftstellers ein.

Notizbuch eines Schriftstellers
Als Maugham mit Searle gemeinsam nach Cap Ferrat zurückkehrte, galt es erst einmal die stark beschädigte Villa Mauresque zu renovieren. Zunächst entstanden hier seine beiden schwächsten Romane »Damals und heute« (1946) und »Catalina« (1948).
Von erheblich größerer literarischer Substanz erwies sich das als literarisches Testament aufzufassende »Notizbuch eines Schriftstellers«. Über fünfzig Jahre – von 1892 bis 1944 – hat Maugham aufgezeichnet, was er sah, dachte und erlebte. Der ausgewählte Zeitraum entspricht dem Geburts- und Todesjahr des verstorbenen Gerald Haxton. Aus diesem Notizmaterial traf er 1949 eine Auswahl, die im Jahr seines fünfundsiebzigsten Geburtstages erschien. Ein buntes, humorvolles, kluges Buch – eine Fundgrube für alle, die sich verführen und in den Kosmos von William Somerset Maugham ziehen lassen wollen.
Es enthält die Sammlung von Ideen und Material für erste literarische Projekte, Meinungen, Kommentare und Erläuterungen zu Büchern sowie Reflexionen über Alter und Vergänglichkeit. Maugham kollektionierte hier fünfzehn umfangreiche Notizbücher. Das Wichtigste schienen dem Schriftsteller dabei offenkundig Reise- und Menschenbeschreibungen zu sein.
Anders als der Titel vermuten lässt, findet sich in dem Buch wenig über das Handwerk des Schreibens. Stattdessen entdeckt der leser hier den detailfreudigen Beobachter Somerste Maugham, der es meisterhaft verstand, hinter die Kulissen der Menschen zu schauen, der Ereignisse und Lebensläufe zu kondensieren verstand.
Verblüffend ist auch, wie wenig Zeitgeschichte sich in den Notizen wiederfinden. Und das bei einem Mann dieser Zeitepoche.

Tod eines Kosmopoliten
Maugham beendete 1959 schließlich seine Tätigkeit als Schriftsteller. Stattdessen bereiste er – außer Schwarzafrika und den arktischen Gebieten – die ganze Welt und empfing Freunde, Verwandte oder berühmte Zeitgenossen in seinem französischen Wohnsitz.
Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL widmete dem 82jährigen Maugham eine Titelstory, die vom Lebensabend des berühmtesten lebenden britischen Schriftstellers in seiner Villa Mauresque berichtete:
»Dort laufen Maughams Arbeitstage in epikureischer Genussfreudigkeit ab. Maugham frühstückt um acht, liest, raucht eine Pfeife, macht einen ausgedehnten Gang durch seinen Garten und arbeitet danach bis Mittag. Dann erfrischt er sich in seinem Schwimmbassin und ißt danach mit seinen Verwandten und Gästen zu Mittag. Am frühen Nachmittag ruht er etwas, geht spazieren, badet im Mittelmeer und verbringt den Rest des Tages mit Patience-Legen, Lektüre und Konservation. Im übrigen aber liebt Maugham häufigen Ortswechsel. ‚Ich kann nirgendwo länger als drei Monate bleiben’, sagt er. Den Herbst und den Winteranfang verbringt er zumeist in Spanien oder Portugal, in Paris oder London und kehrt erst gegen Weihnachten in die Villa Mauresque zurück.« 

Im Alter veränderte sich Maugham auch auf eine für seine Umgebung unangenehme Weise. Er drangsalierte mit seinen Launen und Sarkasmen Freunde und vor allem den ihm sehr ergebenen Alan Searle. Gleichzeitig wollte er seine Tochter Liza enterben und die Vaterschaft annullieren. Letzteres gelang ihm nicht.
Zu den charakterlichen Veränderungen traten zeitweise Verwirrtheitszustände und Absencen, wie auch körperliche Ausfälle (Abnahme des Hör- und Sehvermögens) hinzu. Schließlich konnte er auch seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Lesen, nicht mehr nachgehen.

W. Somerset Maugham starb am 16. Dezember 1965 an Tuberkulose in seiner Villa Mauresque. Mit ihm starb ein großer ernsthafter wie unterhaltsamer Erzähler, Gentleman und Kosmopolit, der mit Brillanz das »Menschlich-Allzumenschliche« in seinen Büchern zu literarischem Leben erweckte.
 

William Somerset Maugham 1934
Fotograf:
Carl van Vechten


Bücher von
William Somerset Maugham by Diogenes:

Notizbuch eines Schriftstellers
Leinen
Hrsg. u. mit e. Essay v. Thomas u. Simone Stölzel. Aus d. Engl. v. Irene Muehlon u. Simone Stölzel.  
2004 Diogenes
ISBN 978-3-257-06452-0
24.90 EUR

Denken mit W. Somerset Maugham
Kartoniert
Über Skepsis und humorvolle Resignation, die Natur des Menschen und den Beruf des Schriftstellers.
Hrsg. u. m. Essays v. Thomas u. Simone Stölzel.  detebe Diogenes Taschenbücher Bd. 23910
2009  Diogenes
ISBN 978-3-257-23910-2
9.90 EUR

Der Menschen Hörigkeit
Leinen
Übers.: Mimi Zoff, Susanne Feigl.
Dünndruck. In Schuber  
2010  Diogenes
ISBN 978-3-257-06729-3
26.90 EUR

Ashenden oder Der britische Geheimagent
Kartoniert
Erzählungen. Dtsch. v. Eva Schönfeld u. a.. 
detebe Diogenes Taschenbücher Nr.20337 
ISBN 978-3-257-20337-0
9.90 EUR

Auf Messers Schneide
Kartoniert
Roman. Aus d. Engl. v. N. O. Scarpi. 
detebe Diogenes Taschenbücher Nr.20088 
1973   Diogenes
ISBN 978-3-257-20088-1 / 12.90 EUR

Rosie und die Künstler
Kartoniert
Roman. Aus d. Engl. v. Hans Kauders u. Claudia Schmölders. 
detebe Diogenes Taschenbücher
Nr.20086 
1973  Diogenes
ISBN 978-3-257-20086-7 / 8.90 EUR

Regen
und andere Meistererzählungen.
Kartoniert
Ausgew. v. Daniel Keel u. Daniel Kampa.  
detebe Diogenes Taschenbücher Bd.23586  
2007  Diogenes
ISBN 978-3-257-23586-9 / 9.90 EUR

Damals und heute
Ein Machiavelli-Roman
Kartoniert
Aus d. Engl. v. Hans Flesch u. Ann Mottier.
detebe Diogenes Taschenbücher Nr.20164 
1999  Diogenes
ISBN 978-3-257-20164-2 / 8.90 EUR

Liza von Lambeth
Ein Liebesroman
Kartoniert
Aus d. Engl. v. Irene Muehlon.  
detebe Diogenes Taschenbücher Nr.21307  
1985  Diogenes
ISBN 978-3-257-21307-2 / 8.90 EUR

Zehn Romane und ihre Autoren
Fielding, Austen, Stendhal, Balzac, Dickens, Flaubert, Melville, Bronte, Dostojewskij, Tolstoi.
Kartoniert
detebe Diogenes Taschenbücher Nr.23312 / ISBN 978-3-257-23312-4
12.90 EUR

Entlegene Welten
Erzählungen
Kartoniert
detebe Diogenes Taschenbücher Nr.20338    
Diogenes
ISBN 978-3-257-20338-7
7.90 EUR

Die Macht der Umstände
Erzählungen
Kartoniert
detebe Diogenes Taschenbücher Nr.20334  
Diogenes
ISBN 978-3-257-20334-9 / 8.90 EUR

 

 

 

 

 


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