Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik

 

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Das Beste von Joseph Roth

gelesen von Michael Heltau, Mario Adorf,
Peter Matic und Martin Wuttke.

Radetzkymarsch
»So war es damals! Alles, was wuchs, brauchte viel Zeit zum Wachsen; und alles, was unterging, brauchte lange Zeit, um vergessen zu werden. Aber alles, was einmal vorhanden gewesen war, hatte seine Spuren hinterlassen, und man lebte dazumal von den Erinnerungen, wie man heutzutage lebt von der Fähigkeit, schnell und nachdrücklich zu vergessen.«

Wenn mich jemand fragte, was man von Joseph Roth denn lesen solle, würde ich, ohne mit der Wimper zu zucken, antworten: ALLES! Doch zuerst lesen Sie bitte den Radetzkymarsch,
denn mit diesem Roman schuf Joseph Roth sein Meisterwerk.
Der Großvater hatte dem Kaiser in der Schlacht bei Solferino das Leben gerettet. Sein Vater ist noch ein pflichtbewusster Beamter der k.u.k. Monarchie. Carl Joseph von Trotta, der Enkel des »Helden von Solferino«, ist jedoch von einem anderen Schlag. Empfindsam, gemütsbetont und nur wider Willen Offizier geworden, sucht er Ablenkung von seiner vermeintlichen Schwäche im Spiel, Alkohol und bei den Damen. Anhand dreier Generationen der Familie von Trotta schildert Joseph Roth in vollendeter poetischer Schönheit Glanz und Verfall des Habsburgerreichs.

»Ein grausamer Wille der Geschichte hat mein altes Vaterland, die österreichisch-ungarische Monarchie, zertrümmert. Ich habe es geliebt, dieses Vaterland, das mir erlaubte, ein Patriot und ein Weltbürger zugleich zu sein, ein Österreicher und ein Deutscher unter allen österreichischen Völkern. Ich habe die Tugenden und die Vorzüge dieses Vaterlands geliebt, und ich liebe heute, da es verstorben und verloren ist, auch noch seine Fehler und Schwächen. Deren hatte es viele. Es hat sie durch seinen Tod gebüßt. Es ist fast unmittelbar aus der Operettenvorstellung in das schaurige Theater des Weltkriegs gegangen.« Schrieb Roth In seinem Vorwort zum Vorabdruck des Radetzkymarsch in der Frankfurter Zeitung vom 17. April 1932.

Sein Lebensthema war die unwiderrufliche Auflösung der alten europäischen Ordnung des 19. Jahrhunderts und der damit einhergehende Verlust von Heimat, dieses »in die Welt geworfen sein«, ohne recht zu wissen, was man darin noch soll, jene grenzenlose Verlorenheit, die in Roths Romanen ihren vollendeten Ausdruck gefunden hat.
Bevor ich Michael Heltaus Lesestimme gehört habe, hätte ich geschworen, daß man das nicht dürfe, man das Buch selbst lesen müsse, um den Zauber erleben zu können, der sich bei der Lektüre einstellt, und den Leser selbst zu einem derer von Trotta macht. Doch Heltau trifft genau den Ton, seine Stimme entwickelt jenen nicht nennbaren, magischen Klang, der das Buch zu Leben erweckt, und es als Hörbuch zu einem der schönsten macht, die je gelesen wurden.

»Die Kapuzinergruft«
schließt unmittelbar an den ›Radetzkymarsch‹ an: Franz-Ferdinand Trotta gehört zur Wiener ›jeunesse dorée‹, man pflegt die gelangweilte Dekadenz – »In dieser Atmosphäre hatten Gefühle kaum einen Platz, Leidenschaften gar waren verpönt« – bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. In den Kaffeehäusern des Wiens zwischen den Kriegen findet die Saga der von Trottas ihr Ende.



Die Legende vom heiligen Trinker
Andreas ist ein Clochard in Paris. Er schläft unter den Seine-Brücken, statt einer Decke halten ihn alte Zeitungen warm. Und er ist ein Trinker, geradezu ein Säufer. Die Begegnung mit einem Unbekannten, der ihm zweihundert Francs leiht, setzt eine Kette von kleinen Wundern in Gang: ein warmes Essen, eine gründliche Rasur, eine Begegnung mit einer verflossenen Liebe und mit einem alten Freund – und immer wieder der Alkohol. Ein unorthodoxer Heiliger, eine melancholische und versöhnliche Legende, die Joseph Roth als sein Testament bezeichnete.

Stimmen zum Buch:
»Das leidende und erliegende Herz ist Joseph Roths Domäne. Er kann wahrhaftig erzählen, einfach und mit welcher Natürlichkeit!«
Alfred Döblin

»Jede Seite, jede Zeile, ist wie die Strophe eines Gedichts, gehämmert mit dem genauesten Bewußtsein für Rhythmus und Melodik.« Stefan Zweig



Flucht ohne Ende
»Ich habe nichts erfunden, nichts komponiert. Es handelt sich nicht mehr darum, zu ›dichten‹. Das Wichtigste ist das Beobachtete.« So eröffnet Joseph Roth seinen Bericht über die Odyssee des Franz Tunda, eines österreichischen Offiziers im Ersten Weltkrieg, der aus der russischen Kriegsgefangenschaft flieht. Auf seiner abenteuerlichen Reise gerät er in die Wirren des russischen Bürgerkriegs, in die kommunistische Avantgarde und in die Arme einer schönen Georgierin. Doch nirgends kommt Tunda an. Baku, Moskau, Wien, Paris – jeder Ort erweist sich bloß als weitere Etappe seiner Flucht.
Martin Wuttke meistert diesen »Bericht« Roths, der inhaltlich einen Roman von Tolstoischen Ausmaßen auf ein grandioses Textkonzentrat von 160 Seiten eingedampft, und dessen existentieller Wucht und Magie sich keiner, in dessen Brust ein Herz schlägt, je wird entziehen können, in der angemessenen stimmlichen Nüchternheit und Zurückhaltung mit Bravour. HD

Artikel online seit 02.09.20
 

Joseph Roth Radetzkymarsch
14 CD, Ungekürzt gelesen von Michael Heltau
ca. 518 Min.
ISBN 3-257-80159-9
Euro 49.90 / sFr 87.90

Joseph Roth
Die Kapuzinergruft

5 CD, Roman
Ungekürzt gelesen von Peter Matic
ca. 351 Min.
ISBN 3-257-80160-2
Euro 29.90 / sFr 53.90

Joseph Roth
Die Legende vom heiligen Trinker

1 CD, Ungekürzt gelesen von Mario Adorf
ca. 75 Min.
ISBN 3-257-80158-0
Euro 14.90 / sFr 26.90

Joseph Roth
Die Flucht ohne Ende - Ein Bericht
Gelesen
gelesen von
Martin Wuttke
detebe - 160 S. , 7,90 €,
3 CD, 4 Std. 3 Min., ISBN 978-3-257-80283-2, € 24.90

 


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