Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik

 

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Wie konnte das geschehen?

10 Bücher, die uns helfen nachzuvollziehen, welche Gründe & Abgründe
es zu diesem Krieg kommen ließen und welche Lehren wir daraus ziehen können.

Zusammengestellt von Herbert Debes
 

Was in der Ukraine auf dem Spiel steht

»Ich gehe auf den Maidan. Wer kommt mit?«, schrieb der ukrainische Journalist Mustafa Najem im November 2013 auf Facebook. Aus einer lokalen Demonstration gegen die autokratische Entscheidung des Präsidenten Viktor Janukowytsch, das Assoziierungsabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen, wurde eine landesweite Protestbewegung: der Euromaidan. Mehr als hundert Menschen wurden getötet, als der friedliche Protest in Gewalt umkippte.
Ein halbes Jahr später ist in der Ukraine nichts mehr, wie es war. Nach dem Sturz des korrupten Regimes nutzt der russische Präsident Vladimir Putin die Fragilität der Übergangsregierung aus und lässt seine Armee ins Nachbarland einmarschieren. Während eine reife ukrainische Zivilgesellschaft die Bildung neuer staatlicher Strukturen bewacht, schwört der Kreml die Bürger auf einen nationalistischen imperialen Kurs sein.
»Euromaidan« steht für die Hoffnung auf Erneuerung der ukrainischen Gesellschaft. Für eine nachgeholte Revolution. Für den Alptraum eines neuen Ost-West-Konflikts. Wird es sie geben: eine freie, selbstbestimmte Ukraine an der Seite Russland und Europas? Schriftsteller, viele von ihnen Aktivisten, erzählen von den aufwühlendsten Tagen ihres Lebens. Historiker, Soziologen und Politikwissenschaftler versuchen sich an einer Anatomie des Augenblicks.

Hg.: Juri Andruchowytsch - Euromaidan - Was in der Ukraine auf dem Spiel steht - edition suhrkamp - 207 Seiten - 14,00 € - 978-3-518-06072-8

Lehren aus dem Ukrainekonflikt

Die Deutung des Ukrainekonfliktes ist umkämpft und Teil des globalen Wettbewerbs zwischen autokratischen und offenen Gesellschaften.
Der Euro-Maidan in der Ukraine, die Annexion der Krim und der von Moskau unterstützte Separatismus im Donbass haben die schärfste Krise der Ost-West-Beziehungen seit 1989/90 ausgelöst. Die Deutung des Ukrainekonfliktes ist umkämpft. Was haben die Akteure gelernt? Die Konfrontation mit Russland gründet in fundamentalen Werte- und Interessenkonflikten, welche die Aussicht auf eine Rückkehr zu vertrauensvollen Beziehungen überschatten. Welche Schlussfolgerungen lassen sich für die Sicherheitspolitik, die Konfliktprävention und das Krisenmanagement ziehen?
Russland beansprucht einen Sonderstatus in den internationalen Beziehungen, eine privilegierte Einflusssphäre im post-sowjetischen Raum, es wendet sich Asien zu und von Europa ab. „Der Westen“ möchte die post-sozialistischen Staaten derweil in seinen Orbit ziehen. Die Demokratisierung und Westorientierung von politischen Regimen im post-sowjetischen Raum ist ein Alptraum für die Putinsche Herrschaft. Die EU ist bisher nur begrenzt strategie- und handlungsfähig, die Nato schützt ihre eigenen Mitglieder, aber nicht die Beitrittskandidaten. Mit dem zeitlichen Abstand zur heißen Phase des Krieges gilt es, Schlussfolgerungen für die Sicherheitspolitik, die Konfliktprävention und das Krisenmanagement zu ziehen. International ausgewiesene Experten behandeln Lehren für die Frühwarnung, die Kommunikation mit der russischen Führung, für die EU, die OSZE und die NATO.

Andreas Heinemann-Grüder, Claudia Crawford, Tim Peters - Lehren aus dem Ukrainekonflikt - Krisen vorbeugen, Gewalt verhindern - Verlag Barbara Budrich - 34,90 € - 978-3-8474-2555-7


Ukraine-Konflikt und Rußlandpolitik

Der Ukraine-Krieg der Jahre 2014 und 2015 hat das „Europäische Haus“ und seinen „Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts“ schwer beschädigt. Mehr als 6000 Menschen verloren ihr Leben. Die Rußlandpolitik der Europäischen Union und der deutschen Bundesregierung ist gescheitert. Ein baldiges Ende des Konflikts ist nicht in Sicht. Die Lage droht sich durch beiderseitige militärische Aufrüstung gefährlich zuzuspitzen. Wie kann es weitergehen? Diese kleine Streitschrift stellt Fragen nach Entwicklungszusammenhängen und Konfliktursachen. Und sie stellt vermeintlich eindeutige Rechtspositionen, Schlussfolgerungen sowie Reaktionen darauf in Frage. Außenpolitik als „Strafmaßnahme“ und Ausgrenzungspolitik gegenüber Rußland ist kontraproduktiv und friedensgefährdend. Sie bedarf der umgehenden Korrektur durch Aufhebung des sinnlosen Embargos. Die Ostpolitik von EU und NATO gehört auf den Prüfstand.

Herwig Roggemann - Ukraine-Konflikt und Rußlandpolitik - Ein Diskussionsbeitrag zum Ukraine-Konflikt für eine neue deutsche und europäische Rußlandpolitik - Berliner Wissenschaftsverlag - 25,00 € - 978-3-8305-3554-6


Die Russland-Kontroverse

Das Buch analysiert den polarisierenden Konflikt zwischen Russland-Verstehern und Russland-Kritikern, der die öffentliche Meinung im Westen gegenüber Russland in den letzten Jahren prägte. Erstere betonen die Fehler des Westens, vor allem die Ausdehnung von NATO und EU. Die zweite Gruppe personalisiert den Konflikt auf Putins Machtstreben und verkennt dabei, dass Putin erst nach 2004, als er in der Weltpolitik nicht "in Augenhöhe" behandelt worden war und 2010/11 als er sich durch Protestwellen von innen verunsichert fühlte, seine Position verhärtete. Die differenzierte Analyse berücksichtigt die Einwirkung historischer Konzeptionen und den politischen Wandel in der Ära Putin, der keineswegs nur auf die Ukraine-Krise zurückgeht.

Klaus Von Beyme  - Die Russland-Kontroverse  - Eine Analyse des ideologischen Konflikts zwischen Russland-Verstehern und Russland-Kritikern  - Springer Fachmedien Wiesbaden -127 Seiten - 2., korrigierte Aufl. 2018  - 37,99 € - 978-3-658-18172-7

Europa und seine Werte

Der Krieg in der Ostukraine ist ein Krieg im Zentrum Europas. Das wurde spätestens klar, als über dem Kampfgebiet eine zivile Verkehrsmaschine abgeschossen wurde. Über 300 Menschen, die meisten aus den Niederlanden, kamen ums Leben. Doch nichts geschah, was die Gewalt und den rasanten Zerfall von Zivilität bis hin zum Sterben der Millionenstädte Donezk und Luhansk hätte stoppen können. Die Ereignisse, die der Maidan-Revolution in Kiew folgten, von der Krim-Annexion bis zur Invasion russischer Truppen in Nowoasowsk, haben binnen weniger Monate die Grundlagen der europäische Nachkriegsordnung erschüttert: territoriale Integrität, Souveränität, Sicherheit, Frieden scheinen außer Kraft gesetzt. Russland und der Westen stehen sich wieder feindlich gegenüber. Wie konnte es dazu kommen? Und was bedeutet das für das künftige Zusammenleben in Europa? Schriftsteller und Publizisten suchen nach Antworten.

Hg.: Katharina Raabe, Manfred Sapper - Testfall Ukraine - Europa und seine Werte - Herausgegeben von Katharina Raabe und Manfred Sapper - edition suhrkamp - 256 Seiten, 15,00 € 978-3-518-07123-6

Putins Netz

Als Ende der 1980erJahre die Sowjetunion zusammenbrach, ahnte niemand, dass ein ehemaliger KGB-Agent sich über Jahrzehnte als russischer Präsident behaupten würde. Doch ein Alleinherrscher ist Wladimir Putin nicht. Seine Macht stützt sich vor allem auf ein Netzwerk früherer KGB-Agenten, dessen Einflussnahme weit über Russland hinausreicht.
Catherine Belton, ehemalige Moskaukorrespondentin der Financial Times, hat mit zahlreichen ehemaligen Kreml-Insidern gesprochen. Etwas, das bisher einmalig sein dürfte. Es sind Männer, deren Macht Putin zu groß wurde und die nun selbst vom Kreml »gejagt« werden.
Sie beleuchtet ein mafiöses Geflecht aus Kontrolle, Korruption und Machtbesessenheit, und das gefällt nicht allen Protagonisten. Ihr Buch liest sich in all seiner Komplexität so spannend wie ein Agententhriller, doch vor allem enthüllt es, wie das System Putin uns alle mehr betrifft, als uns lieb ist.

Catherine Belton - Putins Netz - Wie sich der KGB Russland zurückholte und dann den Westen ins Auge fasste - Übersetzt von Elisabeth Schmalen und Johanna Wais
Harper & Collins - 704 Seiten - 26,00 € -
9783749903283


»Kenne deinen Feind«

»Wenn Wladimir Putin wirklich der große Feind der USA ist, dann sollten wir zumindest versuchen, ihn zu verstehen.« (Oliver Stone)
Zwischen dem 2.Juli 2015 und dem 10. Februar 2017 unternahm der US-Regisseur Oliver Stone (Platoon, Geboren am 4.Juli) für seine Arbeit am Projekt »Snowden« 4 Reisen nach Rußland, wo er an insgesamt neun Tagen mit Präsident Putin zusammentraf, um ausführlich mit ihm zu sprechen. Die Transkripte dieser Gespräche z. B. über die Nato-Osterweiterung, den Syrien-Krieg und den Ukraine-Konflikt sind aufschlußreiche Dokumente, die in vielen Hinsichten interpretiert und verstanden werden können. Im Laufe der Treffen scheint Stone bis zu einem gewissen Grad das Vertrauen Putins gewonnen zu haben. Zumindest präsentiert sich Putin als ein gelassener, offener Gesprächspartner, der Stone zu keinem der angesprochenen Themen eine Antwort schuldig bleibt. Aus dem Material der aufgezeichneten Gespräche entstand der umstrittene 4-teilige Dokumentarfilm »Kenne deinen Feind«, den die Süddeutsche Zeitung im Juni 2017 glaubte, als »Autokraten-Porno« wahrnehmen zu müssen.


Oliver Stone - Die Putin-Interviews
- Übersetzt von Peter Hiess - Mit einem Vorwort von Robert Scheer - Kopp Verlag - 368 Seiten - 9,90

Das Regime Putin

Der Russlandexperte Manfred Quiring unterzieht das Regime Putin einer radikalen Kritik. Er untersucht die Strukturen des autokratischen Systems und stellt die bisher kaum behandelte Verquickung der russischen Eliten aus Geheimdienst und Militär mit kriminellen Gruppen dar. Zugleich geht er auf das Konzept der »russischen Welt« ein und beschreibt deren nationalistische Vordenker. Quiring analysiert, wie der Kreml versucht, Europa zu spalten und dabei Mittel der hybriden Kriegsführung einsetzt, bis hin zu verdeckten Cyberattacken. Dabei bezieht er die Urteile deutscher und internationaler Russlandexperten ein.

Manfred Quiring - Putins russische Welt - Wie der Kreml Europa spaltet - Ch. Links Verlag - 264 Seiten - 18, 00 € - 978-3-86153-941-4


Putins Welt

Machtvoll erhebt sich das neue Russland, Putins Russland. Mit der Ukrainekrise hat 25 Jahre nach dem Fall der Mauer ein neuer Ost-West-Konflikt begonnen, womöglich ein neuer Kalter Krieg. Katja Gloger begibt sich auf eine Expedition nach Russland, in ein Land, das sich immer weiter vom Westen zu entfernen scheint, wie zuletzt der Militäreinsatz in Syrien zeigte. Sie erklärt das „System Putin“, das komplizierte Machtgeflecht im Kreml, Ökonomie und geopolitische Ambitionen. Gibt es noch Chancen, neues Vertrauen aufzubauen, gar Gemeinsamkeiten zu finden? Ob dies gelingt, hängt vor allem von Deutschland ab. Es ist eine historische Aufgabe, die Aufgabe einer ganzen Generation.

Katja Gloger - Putins Welt - Das neue Russland und der Westen - Piper Verlag - 400 Seiten, Broschur - 978-3-492-31040-6

 

Putins Macht

Europa steht mitten in einem gefährlichen Spannungsfeld zwischen den USA und Putin – höchste Zeit, sich neu zu orientieren.
Die USA sind ein unberechenbarer Partner geworden, der etwa beim Thema Nord Stream 2 auf schlichte Erpressung setzt. Aber wie wird sich die EU nach dem Attentat auf Nawalny und die Wahlen in Belarus zu Russland verhalten? Mit wem wird sie in die Zukunft gehen?
Kaum jemand kennt Wladimir Putin so gut wie Hubert Seipel, der als einziger westlicher Journalist einen direkten, persönlichen Zugang zu ihm hat. In seinem neuen Buch analysiert er die Politik Russlands der letzten Jahre, das unfruchtbare Kräftemessen der EU mit Russland und ein globales Machtsystem, das sich neu ausrichtet.
Ungewöhnlich fundierte Einblicke in die russische Politik vom einzigen westlichen Journalisten, der einen direkten Zugang zu Putin hat.

Hubert Seipel - Putins Macht - Wie Russland den USA die Führungssrolle in Europa streitig macht - Hoffmann und Campe - 24,00 € - 978-3-455-00286-7

Artikel online seit 28.02.22
 

 

 


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