Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik |
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Liebeskummer im Dauerregen |
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Ein kleiner Paukenschlag. Liebeskummer im Dauerregen und dann noch verschwiegen. Überhaupt: die ungewöhnliche Form einer ungewöhnlichen Geschichte. »Zoo oder Briefe nicht über Liebe, oder Die ritte Heloise«. Und, am Ende, die ganz normale Tragik einer unglücklichen Liebe. Nämlich die Geschichte, die Viktor Schklowski, einer der berühmtesten russischen Literaturwissenschaftler, während seines Berliner Exils, Anfang der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts, in einer Folge von Briefen an eine gewisse Alja geschrieben hat. Hinter der fiktiven Heldin steht eine reale Person. Elsa Triolet. Einst nicht nur in Russland und in Frankreich berühmt. Mit Gott und der Welt bekannt. Mit Majakowski befreundet. Und dann mit Louis Aragon verheiratet. Ihr ist das Buch gewidmet. In
der Vorlage, auf die Schklowski schon im Titel anspielt, stirbt die arme Frau
und der unglücklich liebende Mann bleibt als verlassener Geliebter zurück. Auch
Rousseau wusste schon, wie man auf die Tube drückt. Hier, bei Schklowski, bleibt
ebenfalls ein Mann unglücklich, aber eben nicht zurück. Die geliebte Frau hat
ihm nämlich von vorneherein verboten, über Liebe zu schreiben, weil sie ihm
nicht die geringste Hoffnung machen will. Der arme Kerl hockt einsam im Berliner
Exil. Er hat begründet Angst davor, bei einer Rückkehr nach Russland verhaftet
zu werden. Ein Exilrusse in Berlin, davon gab es damals viele Tausende, darunter
zeitweise auch Gorki, und – später weltberühmt – Vladimir Nabokov. Elsa Triolet
dagegen, von Verehrern umschwärmt, sucht und findet in Paris ihr Glück. Seine
Lage hingegen bleibt verzweifelt. »Ich habe noch 200 Mark.« – schreibt er seinem
Freund und Kollegen Gorki – »ich will schreiben. Finden Sie jemand, der mich
kauft. Ich brauche kaum Pflege, wie eine Ziege, ich werde Wolle und Milch geben
und obendrein noch gratis meckern.« |
Viktor
Schklowski |
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