Wenn »etwa 40 überwiegend
französischsprachige« Soziologen und Philosophen sich anderthalb Jahre
miteinander darüber verständigen, wie diese Welt wohl noch zu retten sein
könnte, darf sich niemand darüber wundern, wenn dabei ein Text herauskommt mit
dem imposanten Titel: »Das konvivialistische Manifest – Für eine neue Kunst des
Zusammenlebens«, das den bescheidenen Anspruch erhebt, gewissermaßen die
Quintessenz darzustellen eines Reflexions- und Erfahrungsprozesses, der 1972
angestoßen wurde vom Bericht des Club of Rome: »Die Grenzen des Wachstums«.
Diese Grenzen, so diagnostizieren die besagten Philosophen und Soziologen, seien
heute offenbar längst überschritten, und ein weiteres Überschreiten müsse
unweigerlich zu üblen Katastrophen führen. Erfreulich, dass diese Erkenntnis
inzwischen auch bei den französischsprachigen Soziologen und Philosophen
angekommen ist.
»Zwei Hauptursachen ... dieser Fehlentwicklungen«, so fasst einer der beiden
deutschen Herausgeber des Manifestes, Frank Adloff, die Analyse der
Manifestanten zusammen, seien erstens »der Primat des ... eigennützigen Denkens
und Handelns« und zweitens »die Verabsolutierung des Glaubens an die
seligmachende Wirkung wirtschaftlichen Wachstums«. Dem werde in diesem Manifest
»eine positive Vision des Guten Lebens entgegengestellt«, die »zuallererst … auf
die Qualität sozialer Beziehungen und der Beziehung zur Natur … achte«.
Für diese Vision habe man sich auf den Begriff des »Konvivialismus« (von
lateinisch con-vivere: zusammenleben) geeinigt, worunter man »eine neue
Philosophie und praktische Formen des friedlichen Miteinanders« verstehe.
Ein überaus positiver Ansatz, der »eine Synthese von Liberalismus, Sozialismus,
Kommunismus und Anarchismus« verspricht. Wer sich an dieser Synthese beteiligen
möchte, kaufe die Broschüre vom [transcript] - Verlag, oder schreibe sich gleich
auf der Website www.lesconvivialistes.fr als Interessent und Mitunterzeichner
des Manifestes ein, und so Rousseau, Marx, Proudhon oder gar Bakunin persönlich
will, wird über kurz oder lang diese unsere Welt endlich gerettet sein.
Artikel
online seit 27.01.15
Wir danken dem
Strandgut - Das Kulturmagazin für Frankfurt & Rhein-Main
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Les
Convivialistes
Das konvivialistische Manifest
Für eine neue Kunst des Zusammenlebens (herausgegeben von
Frank Adloff und Claus Leggewie in Zusammenarbeit mit dem Käte
Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research Duisburg,
übersetzt aus dem Französischen von Eva Moldenhauer)
[transcript] – Verlag, Bielefeld 2014,
80 S., kart.,
7,99 €
www.diekonvivialisten.de
»Les
Convivialistes« ist das gemeinsame Pseudonym von fast 50
Autorinnen und Autoren, die knapp zwei Jahre lang miteinander
diskutierten, um sich auf den vorliegenden Text zu einigen. Zu ihnen
zählen unter anderen:
C. Alphandéry, G. Azam, Y.-M. Boutang, A. Caillé, B. Cassin, Ph.
Chanial, H. Chaygneaud-Dupuy, D. Clerc, Th. Coutrot, J.-P. Dupuy, F.
Flahault, F. Fistetti, A.-M. Fixot, J.-B. De Foucauld, Ch. Fourel,
F. Fourquet, Ph. Fremeaux, V. de Gaulejac, F. Gauthier, R. Gori,
J.-C. Guillebaud, P. Henrique Martins, D. Howard, M. Humbert, É.
Illouz, A. Insel, F. Jany-Catrice, H. Kempf, S. Latouche, J.-L.
Laville, S. Laugier, J. Lecomte, D. Livio, G. Massiah, P.-O. Monteil,
J. Morand, E. Morin, Ch. Mouffe, O. Nishitani, A. Pena-Vega, B.
Perret, E. Pulcini, R. Sue, P. Viveret, Ji Zhe.
Das Manifest als pdf zum download |