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Glanz&Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik

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Die menschliche Komödie
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in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren
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Der Unerträgliche

Über das Kriegstagebuch des Paul Léautaud

Von Jürgen Nielsen-Sikora

Zeitlebens ein Tagebuchschreiber, ein Misanthrop und skeptischer Zeitgenosse, zeigt sich Léautaud in seinen Protokollen des Kriegsgeschehens gleichsam als Antidemokrat, hochnäsiger Ignorant und unübertroffener Zyniker. Sein Spott und seine Ironie, sein Ekel, seine Verachtung für das eigene Volk sind so aufdringlich, dass jeder Stil, der ihm nachgesagt wird, nurmehr zum Zierrat seines Hasses auf die Welt wird. Ernst Jünger glaubte, Léautaud serviere seine Gedanken „trocken und ohne Sauce.“ Das stimmt. Einförmig, fad und ideenarm bleibt er auch in diesem Kriegstagebuch ein Angestellter seiner  eigenen Sprache, ein Kollaborateur im Geiste, der die „ewig gleiche Ereignislosigkeit seines Daseins penibel“ festhielt (Martin Brinkmann).

Nach eigener Auskunft ohne Glück bei den Frauen, lebt der von 1895 bis 1941 beim Mercure de France beschäftigte Kritiker während des Krieges mit Hunden und Katzen im besetzten Paris und schwadroniert von „Doktor Rosenberg“ und „Kanzler Hitler“ sowie von seinem Glauben an „die Hierarchie, die Ordnung, die Herrschaft der Elite“. Nicht einmal seine Kriegsgegnerschaft („Der Krieg … ein Schwindel“) lässt ihn sympathisch erscheinen. Die Aufzeichnungen sind aber nicht allein wegen der Rechtslage seines Nachlasses lückenhaft, sondern auch politisch ohne Bedeutung und literarisch anspruchslos. Jenseits der Sorge um das eigene Auskommen kennt Léautaud nur die permanente Phrasendrescherei, die manche für Urteilskraft halten mögen. Sein Tagebuch macht ihn zum Sinnbild eines schreibenden Clochards, der sich für einen Aristokraten des Geistes hält.

Bei allem Respekt für Hanns Grössels Übersetzungsleistung: Léautauds Literatur bleibt unerträglich. Gut möglich, dass man ihn aus genau diesem Grunde einmal lesen muss.
 

Paul Léautaud
Kriegstagebuch 1939–1945
Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort von Hanns Grössel
Berenberg
192 Seiten · Halbleinen · fadengeheftet · 164 x 228 mm
Frühjahr 2011
ISBN 978-3-937834-42-9
EUR 20,00 / sFR 33,50

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