Ich sortiere
die Cornflakes Packungen ein. Eine nach der anderen. Immer fünf hintereinander,
gerade in vier Reihen.
Können Sie mir sagen, wo die Waschmittel stehen?, fragt mich einer.
Ich drehe mich um. Er grinst, wirkt nicht wie jemand, der oft Waschmittel
einkauft. Ich blicke auf meine Liste, hab schon wieder vergessen, wo das Zeug
steht.
Dritter Gang, links, sage ich.
Er grinst immer noch und schiebt seinen Einkaufswagen weiter.
Ich sortiere weiter die Cornflakes Packungen ein, die so leer sind wie mein
Leben.
Eine Sirene
heult.
WECHSEL,
schrillt eine Stimme aus den Lautsprechern. Ich massiere meine Schläfen. Zu
langes Aufhalten in geschlossenen Räumen verursacht mir immer Kopfschmerzen.
Habe Lust eine zu rauchen, aber ich war bereits vor fünfzehn Minuten.
WECHSEL, wurde ausgerufen, haben Sie das nicht verstanden, ermahnt mich der
Leiter, der mich im Gang erwischt mit einer Cornflakes Packung in der Hand. Als
er verschwunden ist, lasse ich sie auf den Boden fallen und trete noch einmal
drauf, bevor ich zum Eingang zu den Einkaufswagen marschiere.
Die Sirene
heult erneut. Die KUNDEN stürmen los. Natürlich finde ich keinen Wagen.
Brauchen Sie
ne extra Einladung, ermahnt mich der Chef. Wo kommt der denn schon wieder her?
Hat mich schon seit Tagen auf dem Kieker. Ich sollte ihm eins in die Fresse
geben, nur hätte das Folgen. Ein einziger Einkaufswagen ist noch frei. Ich
greife ihn mir und schiebe los. Im Gang für Nudelwaren hole ich meinen Placebo
Einkaufszettel hervor:
Shampoo.
Milch.
Zucker.
Zahnpasta.
Pflaumen.
Mortadella.
Waschmittel. Dritter Gang, links!
Schuhcreme.
Orangenmarmelade.
Tomaten.
Zartbitterschokolade.
Cornflakes.
Was für eine bescheuerte Zusammenstellung. Die Hälfte davon hab ich noch
nie gekauft. Okay, also zuerst zu den Cornflakes. (Ich hasse Cornflakes!) Dann
zu den Waschmitteln, und dann nochmal eine Rauchen. Wenn der Leiter Stress
machen sollte, hau ich ihm eins in die Fresse, ist mir Scheißegal.
Im Waschmittelgang steht der Waschmittelkunde mit einer Packung
Cornflakes in der Hand und grinst mich an.
Was grinst du so dämlich?, belle ich.
Wollen wir eine Rauchen?
Gute Idee.
Ich lasse den Einkaufswagen stehen und er die leere Cornflakes Packung. Wir
gehen vor die Tür. Wir Rauchen. Der Leiter kommt nach draußen.
So, für Sie beide war’s das dann, ich habe Sie oft genug ermahnt. Der Bericht
geht dann an ihre jeweiligen Fallmanager. Einen schönen Tag noch. Er geht wieder
rein und verschließt die Tür.
Ich würd dem am liebsten in die Schnauze hauen, sagt der Waschmittelkunde.
Würde auch nichts ändern sage ich und trete meine Zigarette aus.
Drinnen heult die Sirene.
WECHSEL!, befielt der Lautsprecher.
Wie aufgescheuchte Hühner laufen alle durcheinander und spielen Leben.
Artikel
online seit 24.06.16
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Gegen
den
Schreibschulenstrich gebürstet
»Schachbretttage«
ein
Roman von Jörn Birkholz
Artikel lesen
»Der
Schluss sei dann allen potentiellen Form- wie Plot-Kritikern schon
vorab ins Stammbuch geschrieben: "Alles Wesentliche wurde gesagt,
alles Weitere wäre Geschwafel." Das ist alles ziemlich mutig, weil
sicherlich gegen so manchen Schreibschulstrich gebürstet.« |