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Glanz&Elend
Literatur und Zeitkritik


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Glanz&Elend
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mit 176 Seiten, die es in sich haben.

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»Denn an sich ist nichts weder gut noch böse,
erst das Denken macht es dazu.« 
(Shakespeare, Hamlet)

Auf dem Weg zur »Kritik der dialogischen Vernunft«

Bettina Stangneths fulminanter Essay »Böses Denken«

Von Wolfram Schütte

 

Je nachdem, wie man den mehrdeutigen Titel betont, könnte gemeint sein, dass es Denken gibt, das böse ist oder dass (auch) das Denken in der Lage oder willens sein kann, Böses zu denken. Man darf ruhig davon ausgehen, dass die sprachbewusste Philosophin Bettina Stangneth diesen sowohl zum Nachdenken provozierenden als auch Neugier weckenden Buchtitel bewusst gewählt hat.

Bereits damit beginnt sie ihre ironische Kontaktaufnahme mit ihren potentiellen Lesern. Sie wird diesen intimen geistigen Verkehr im Laufe der 246 Seiten immer wieder erneuern, indem sie die Leser quasi persönlich anspricht, weil die gewitzte Philosophin den Gestus einer populären Vorlesung im kleinen Kreis wählt, auf Verständlichkeit ihrer Argumentation für Nicht-Philosophen Wert legt & dabei auch den Humor nicht verschmäht.

Das »sokratische« Prinzip macht nicht unwesentlich den sympathischen Charme von Bettina Stangneths  Überlegungen zum »Bösen Denken« aus, das sie – so abstrakt es auch dabei gelegentlich zugehen muss – bis in  die »digital erweiterte Welt« der Gegenwart verfolgt, also z.B. sowohl von »Safer Space« als auch »Shit Storms« handelt.

Die 1966 geborene Bettina Stangneth hat über Immanuel Kant promoviert & ist bislang mit ihrer umfangreichen Recherche & Studie »Eichmann vor Jerusalem« (2011) weltweit bekannt geworden. Sie hat sich in diesem Zusammenhang sowohl mit der deutschen Philosophie im Nationalsozialismus als auch mit Hannah Arendt beschäftigt – was nicht verwunderlich ist, weil die berühmte Kollegin die sprichwörtlich gewordene »Banalität des Bösen« zwar erfunden, aber irrtümlicherweise auf Eichmann projiziert hatte. Er war mitnichten das »unschuldige Rädchen im Betrieb« der Judenvernichtung, als das er sich in seinem Prozess darzustellen versuchte. Und die »deutsche Philosophie« der Nazis war gewissermaßen eine Leverkühnsche  »Rücknahme« (Thomas Mann) alles humanistischen europäischen Philosophierens, indem für die »arteigene Weltanschauung« (Heidegger) sowohl das Gewissen als auch die Vernunft für »jüdisch« (also »undeutsch«) erklärt wurde. In deren noch heutigen Charakterisierung als »blutlos« & »kalt« wirkt die nazistische Diskreditierung der Vernunft immer noch nach. Aus dieser geistes- & sozialgeschichtlichen Beschäftigung ist Bettina Stangneths fünfteiliger Essay »Böses Denken« entstanden.

Es ist höchst zeitgemäß, sich als denkender Mensch heute die Frage nach einer Moral zu stellen, die »für alle oder keinen gilt« (wie Stagneth mehrfach betont). Zum einen, weil die alte Frage nach Gut & Böse im postmodernen neoliberalen Kuddelmuddel von der Tagesordnung des Denkens & Handelns gewischt worden zu sein scheint. Zum anderen weil eine verbindliche kollektive Moralität wünschenswert wäre in einer aufgeklärten freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft, in der religiöse Glaubenswerte & traditionelle kollektive Verhaltensverbindlichkeiten entweder geschwunden oder (wie derzeit vielerorts in Europa) durch die Existenz eines praktizierten Islams innerhalb christlicher oder säkularisierter Gesellschaften zu moralischen Konflikten führen.

Es liegt also nahe, bei dem Philosophen Rat zu suchen, der mit seinen 3 Hauptwerken – den Kritiken der reinen & praktischen Vernunft und der Urteilskraft – am Umfassendsten, Nachhaltigsten für »Aufklärung« gesorgt hat: Immanuel Kant. »Alleszermalmer« hat den Königsberger sein Berliner Kollege, Freund & Bewunderer Moses Mendelssohn genannt, weil Kant mit unerbittlicher logischer Konsequenz über Reichweite & Grenzen menschlichen Erkenntnisvermögens & moralisch begründbares Handeln jenseits jedweden religiösen Glaubens nachgedacht hat. Einzig das »moralische Gesetz in uns und der gestirnten Himmel über uns« erfüllte sein Bewusstsein der (menschlichen) Existenz mit Ehrfurcht & Bewunderung, hat dieser universalistische Aufklärer bekannt.

Der Sinn für Stimmigkeit und Widerspruch als Kompass

Indem er die Grundlagen einer ethisch-moralischen menschlichen Haltung & Gesellschaft qua Bewusstsein & Vernunft offen- & darlegte, bestritt er die bis dato einzige geltende religiöse Zuständigkeit für die sittliche Zivilisierung der (europäischen) Menschheit. Das war selbst im toleranten Preußen des atheistischen Friedrich des Großen nicht ungefährlich für den mutigen Denker in Königsberg. 

Genial sei dessen Idee gewesen, nur auf Formalisierungen dessen zu setzen, was jedem menschlichen Individuum angeboren & deshalb per definitionem eigen sei. »Kants Vorschlag«, schreibt Brigitte Stangneth, »(…) sich auf ein universales Entscheidungsverfahren zu verständigen, nach dem jeder einfach das, was er ohnehin vorhat, auf Verantwortbarkeit prüfen kann, ist ebendeshalb so einzigartig, weil es (…) die Vielseitigkeit, ja, auch Zerrissenheit des Menschen zwischen tausend Plänen und Träumen und auch die Forderung nach einem eindeutigen Maßstab für die Handlungsentscheidungen (respektiert). Auch wenn wir noch nicht einmal in der Lage sind, immer selber zu wissen, was wir denn nun tatsächlich am liebsten erreichen würden und welche Mittel dazu wohl die tauglichsten wären – ob wir es tun dürfen, das kann jeder mit Hilfe seiner Vernunft ganz leicht herausfinden«.

Die Hamburger Philosophin unserer Tage greift nun nicht zum berühmten  »Kantischen Imperativ«, sondern zu »unsrem Sinn für Stimmigkeit und Widerspruch«. Mit beiden orientieren wir uns in unserem Bewusstsein, wenn wir unsere Vernunft zu Rate ziehen bei der Frage, was »moralisch« erlaubt sei. »Der Mensch ist nur eines eindeutig: ein vernunftbegabtes Wesen«. Einzig darauf kann & darf Moral setzen, nur von dorther (laut Kant) begründet werden.

In diesem unhintergehbaren oder nicht verleugnenbaren »Grundgesetz« jeglicher menschlichen Existenz sieht Stangneth auch noch heute das Zentrum ihres moralphilosophischen Nachdenkens. Der kantianische Formalismus geht – um mit Thomas Bernhards Lieblingsvokabel zu sprechen - von einer Vielzahl »naturgegebener« amoralischer Handlungen aus; er hält auch jegliche vorgegebene Wertvorstellungen sozialer oder religiöser Art für ephemer & beliebig im Hinblick auf die einzige Moralität: die der Vernunft. »Wer Tugendterror fürchtet«, wirbt Stagneth für ihren Kantianismus, »sollte also vor allem den Formalismus schätzen lernen und weniger darum besorgt sein, ob das zum eigenen Image als Moralist passt«.

Was landläufig als »Moral« bezeichnet oder unter »Moralismus« (zumeist pejorativ) begriffen wird, ist jedoch meilenweit von dem Verständnis beider Begriffe bei der Hamburger Philosophin entfernt. Stagneth liebt die Freiheit & die Differenz der menschlichen Existenz(en) & Lebensweise(n) zu sehr, als dass sie den Menschen in ein umfassendes, ihm vorgegebenes & übergestülptes Moralkorsett gefangen sehen möchte.

Ist der Mensch laut Sartre »zur Freiheit verdammt«, so laut Stangneth zur Vernunft & deren Regulativ von Stimmigkeit & Widerspruch. Mit diesen eingeborenen Mitteln, die jeder Mensch mit jedem anderen Menschen teilt – so sehr jeder auch sonst eigenwillig, bzw. Individuum sein mag -,  besitzen wir alle den Kompass, um uns in der Welt zu orientieren & zu bewegen. Und nur weil wir in diesem einen Punkt alle gleich sind, kann es »Wissenschaft« überhaupt geben & es »funktionieren«, dass wir alle von ihr Gebrauch machen können.

Der stille Mut Kants vor Nietzsches lautstarker Pathetik

Warum aber – wenn es so »leicht« ist, dass jeder aus sich heraus wissen könnte, was moralisch »angesagt«, bzw. »gut« wäre & getan werden sollte – verhalten wir uns nicht danach? Weil wir »radical böse« sind. Kant, der uns so sieht & den Ausdruck geprägt hat, meinte damit nicht die Intensität sondern, dass das »Böse« uns von Grund auf beigegeben, in uns »verwurzelt« sei (ebenso wie unsere Vernunft). Und zwar genau durch das seien wir »böse«, was uns von den Tieren unterscheidet: den freien Willen.

»Eine moralische Anlage zu haben, sich selbst dafür zu bewundern und dennoch eine Distanz zu ihr zu wahren, statt sie an die erste Stelle zu stellen, wenn es im das eigene Handeln geht«, resümiert Stangneth, »das ist das radikal Böse. Kein Ethikentwurf, der den Menschen nicht so akzeptiert, wie er ist, kann je mehr sein als Dichtung.« Sie bewundert die Furcht- & Illusionslosigkeit Kants. Nietzsches bekannte erkenntniskritische Frage: »Wieviel Wahrheit wagt, wieviel Wahrheit erträgt ein Geist?«, hat Kant vor Nietzsche beantwortet, ohne sie pathetisch, wie der sächsische Pfarrerssohn, je gestellt zu haben. Kant hat die Wahrheit über das »krumme Holz, aus dem der Mensch gemacht ist« (Kant) ebenso auszusprechen gewagt, wie die Schlussfolgerung ertragen, dass daraus »kein ganz gerades (Holz) gezimmert« werden könne.

In dem Stangnethschen Loblied auf den »Alleszermalmer« Kant wird Nietzsche, der zuletzt »mit dem Hammer philosophierte«, nur mit seiner Menschen-Züchtungsidee aus den Nachlaß, aber mit keiner seiner publizierten Generalangriffe zur »Genealogie der Moral« zitiert. Dafür aber spielt Hannah Arendt mehrfach die zweite philosophische Geige, weil sie - auf den Schultern Kants stehend - weiter als dieser in unsere Gegenwart hinein gedacht hat. Gezwungenermaßen nach dem Zivilisationsbruch der Shoa, diesem ebenso unvorstellbaren Massenverbrechen wie der schamlosen Unschuldsbehauptung der daran beteiligten Täter.

Der rigide Kant hätte das Böse allein darin gesehen, dass der böse Täter  seinem eigenen moralischen (Ge)wissen zuwider gehandelt habe, während Hannah Arendt davon ausgeht, dass es Menschen gibt (wohl die Mehrzahl), die sich die Frage nach der »Stimmigkeit oder Unstimmigkeit« ihres Handels gar nicht stellen. Diese gedankenlos Oberflächlichen, die sich nie »durch das Vertrautwerden mit der Vernunft ein Rückgrat« angeschafft haben, »das uns jederzeit allein aufrecht stehen lässt« (Stangneth), greifen für ihre Lebenspraxis »an den nächsten Halt, an den man sich lehnen kann«. Z.B. den militärischen Befehl oder »das, was alle tun«.

Da ihr Nicht-Denken sie vor keine persönliche Alternativen stellt, erscheint ihnen ihr Handeln nur noch als unschuldige Ausführung fremdbestimmter Werkzeuge, als die sie sich ansehen. Das Böse, das sie in die Welt bringen, ist »banal« jedoch einzig durch »das unübersehbare Missverhältnis zwischen Handlungsmotiv und Tat«, will sagen: ihrer bösen Tätigkeit geht keine bewusste individuell-persönliche Entscheidung für das Böse voraus.

Das banale & das akademisch Böse

Die Autorin verdeutlicht diese »Banalität des Bösen« polemisch nicht nur durch die Ironie einer fiktiven Begründung, wonach man das Angebot, KZ-Kommandant zu werden, nicht habe ausschlagen können, weil man sich etwa »in seiner vorherigen Büro-Stellung nicht wohl gefühlt habe« und »die Natur im Osten einfach schöner sei«.

Aber nach dieser Groteske greift Stangneth zur Banalität des Bösen im gegenwärtigen Internet-Zeitalters: Einmal gedankenlos oder aus Eitelkeit auf der Verteilertaste verlinkt & die fremde Perfidie nimmt ihren Lauf durch die »geschäftige Oberflächlichkeit«. Oder sie lokalisiert die »Banalität des Bösen« im gesellschaftlichen Alltag, wenn die »Orientierung an den anderen zunehmend Erfolge mit sich bringt, die man nicht wieder gefährden möchte«. So macht Opportunismus & Wohlbefinden aus uns allen banale Bösewichter.

Die Hamburger Philosophin wendet sich schließlich jenen prekären Momenten der (kantianischen) Aufklärung zu, aufgrund & mittels deren die Aufklärung gewissermaßen an sich selbst irre wird. Es gibt ja nicht nur durch religiöse »Offenbarungen«, die behaupten »höher als alle Vernunft« zu sein, eine generelle Relativierung des universellen allgemein-menschlichen Denkvermögens. Sondern es existieren auch eine Vielzahl von anderen »Denkungsarten« (Stangneth), die per se »vernünftig« zu sein scheinen, aber gewissermaßen »auf höchsten Niveau« uns moralisch in die Irre (sprich zum Bösen) führen können. Wir müssen ja nicht nur unsere Bequemlichkeit & Inkonsequenz als Quellen des banalen Abgangs ins böse Handeln betrachten, sondern auch ein komplexeres Böses erkennen, das »aus dem systematischen Denken selbst« entspringt & deshalb »uns als mündige gebildete Menschen anspricht«, die sich »konsequent« zu verhalten & eben dadurch sich einreden, »moralisch« zu sein.

(Hatte dergleichen nicht die Frankfurter Hegel-Schule zur »Dialektik der Aufklärung« erklärt oder von »Eclipse of reason« gesprochen?)

Stangneth nennt es das »akademisch Böse«. Mit ihm beschäftigt sie sich um dritten Teil ihres fabulatorisch weiträumig ausgreifenden Essays. Als erstes kommt ihr dabei das vor Augen, was sie »die sich selbst verspielende Vernunft« nennt. Ein Zitat von E.A.Poe, das sie dieser Überlegung voranstellt (wie überhaupt jedes Kapitel des Buchs mit einem Zitat seine geistige  Richtung markiert), annonciert das Thema: »Wer hat sich nicht hundertmal über einer gemeinen oder lächerlichen Handlung ertappt«, fragt der amerikanische Autor, »die er aus keinem anderen Grund beging, als weil er wußte, dass er es nicht durfte? Haben wir nicht, bei aller Schärfe unseres Urteils, fortwährend Lust, gegen das zu verstoßen, was Gesetz ist, einzig deshalb, weil wir es als Gesetz erkannt haben?«

Diese Favorisierung des »Unvernünftigen« sei vor allem bei Jugendlichen virulent, meint die Philosophin. Das stimmt, denken wir nur an Wilhelm Buschs »böse Buben« Max & Moritz. Aber hatte nicht der erwachsene Wolf Biermann gegen »die Partei, die immer recht (hat)« noch mit der Volksweisheit gehöhnt: »Was verboten ist, das macht uns gerade erst scharf«? Und wenn einer in den letzten politischen Jahrzehnten der BRD einem sogenannten »Gutmenschen« etwas Rufschädigendes nachsagen wollte, hieß es, dessen Urteil, Haltung & Handlungsweise sei »ausrechenbar«, also weil charakterlich zuverlässig, sprich: »vernünftig« & deshalb »langweilig«. (Wenngleich die Hamburger Alleszermalmerin auch den »Charakter«, auf den Moralisten besonders stolz sind, in Frage stellt!)

Die meines Erachtens wichtigsten Passagen des Stangnethschen Essays sind dort anzutreffen, wo sie sich ebenso einlässlich wie präzise mit einer ganzen Reihe von schillernden Denkweisen höchst amüsant beschäftigt & ihre denkerischen Breschen durch das moralistische Gestrüpp schlägt, um das akademisch & das ästhetisch Böse freizulegen. Sie beginnt »bei der Rebellion gegen rigoristische Moral und der intellektuellen Versuchung, das Böse zu sein« (etwa durch Zynismus), führt dann zur »Selbstüberforderung im Umgang mit der Vernunft und der Selbstüberschätzung des selberdenkenden Menschen, und versinkt planmäßig im Sumpf der gezielten Funktionalisierung des moralischen Interesses für unmoralische Zwecke, die im extremen Fall den Versuch der Zerstörung moralischer Urteilskraft einschließt«.

Zum Schluss fragt die Autorin, warum es uns so schwer fällt, auf »eine einfache Frage« nach der Moral »auch ganz einfach« zu antworten. Und weil ihr Valet an die Leser so schön Tonlage, Stil & Intelligenz Bettina Stangneths  zusammenfast, zitiere ich gerne daraus, quasi als literarischer Appetizer (dem sie noch ein Liste »sehr persönlicher Empfehlungen zum Weiterlesen« anfügt).

»Da Sie mich bis ans Ende dieses Denkweges so treu begleitet haben«, versichert sie ihren Lesern, »können Sie es längst ohne mich. Aber weil es ja immer auch die gibt, die den Schluss gern zuerst lesen«, gibt sie diesen Vorwitzigen Zucker & ihre summa: »Moral ist der Ausdruck der Hoffnung, dass unsere Welt besser werden kann, als sie ist, und der Wille herauszufinden, wie man die Welt verändert, ohne alles noch schlimmer zu machen. Aufklärung ist die Forderung an jeden Einzelnen, bei genau dem anzufangen, was er selber ändern kann, also tatsächlich vernünftig zu handeln, statt vom Paradies zu träumen: in jeder einzelnen Handlung, immer wieder, Tag für Tag, weil es nur darauf ankommt. Und Vernunft ist nichts anderes als das tauglichste Mittel, das wir kennen, um der Unvernunft und all unseren anderen faszinierenden Talenten und Neigungen den größtmöglichen Raum zu eröffnen, in dem sie sich entfalten können, ohne einen Schaden anzurichten, der nicht wiedergutzumachen ist. Das ist alles. (…) Ob das gelingt«, schließt Stangneth ihr minimales wie radicales Programm für eine Jedermanns- &-frau-Moral der Gegenwart, »werden wir nicht herausfinden, wenn wir es nicht weiter versuchen. Andernfalls bleiben wir ein Tier, das von Vernunft nur spricht«.  

Artikel online seit 20.09.16
 

Bettina Stangneth
Böses Denken
Rowohlt Verlag, Reinbeck bei Hamburg 2016
254 Seiten
19.95 €

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