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Ein blasses Mädchenbild |
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Hans
Magnus Enzensbergers Tochter Theresia hat ein Buch geschrieben. »Blaupause«
heißt es und ist kürzlich im Hanser Verlag erschienen. Bevor die naive Luise allerdings revoltiert, verliebt sie sich noch unsterblich in den Itten-Jünger Jakob, wird dabei enttäuscht, da der Auserwählte, trotz wiederholter sexueller Kontakte, ihr immer wieder entfleucht, was dann letztendlich zum Ende der Liaison führt. Aber Luise, inzwischen in die Textilwerkstatt verbannt - (»Itten: Keine Sorge Luise, die meisten Frauen haben Defizite im dreidimensionalen Sehen. Ich würde dir empfehlen in die Textilwerkstatt zu gehen.«) - findet bald eine neue Liebe, den Werbetexter Hermann, der quasi genau das Gegenteil von Luises bisherigem Freundeskreis repräsentiert. »Am schlimmsten stelle ich mir diesen Esoterikwahn vor, diese weltvergessenen Spinner, die so hündisch hinter dem großen Herrn Itten hergelaufen sind, verkündet ihr neuer Liebhaber, der aber auch vor Gewalt gegen Frauen nicht zurückschreckt, ja, sie vielmehr als selbstverständlich ansieht, wie es Luise schmerzhaft erfahren muss, woraufhin sie die Beziehung, wenn auch zögerlich, beendet. »Ich fasse mir an die Nase, blicke auf meine nassen, blutigen Finger und begreife sehr langsam, dass die Faust die eben auf mich zugerast ist, mir galt, und dass sie zu Hermann gehört (…) Er scheint wenig berührt von der Verletzung, die er mir zugeführt hat (…) Ich kann nicht glauben, dass Hermann einfach so zur Normalität zurückkehren will. Möglichst sanft sage ich: 'Ich muss mich jetzt erstmal sortieren. Wir reden morgen.' Er nickt ernst (…) Hermann ist der Mann, der mich liebt. Vielleicht ist es alles meine Schuld? Aber egal wessen Schuld es ist: Eine Liebesbeziehung kann so etwas nicht überstehen.«
Im
Klappentext heißt es: Theresia Enzensberger hat einen Campusroman geschrieben,
der mehr ist als nur ein Campusroman. Nun ja, ein Buch, dem ich diese kühne
These zubilligen würde ist Tom Wolfes »Ich bin Charlotte Simmons, aber bei
»Blaupause sind wir davon doch ein ganzes Stück entfernt. Enzensbergers Roman
erinnert vielmehr über weite Strecken an einen solide produzierten ARD
Mittwochsfernsehfilm, mit einem Hauch Anspruch, in dessen Handlung die
architektonischen Ambitionen der Heldin mit zwei Liebesgeschichten und einer
wohldosierten Prise Zeitgeschehen vermengt sind. So sinniert Luise: »Immer
kreisen die Gespräche nur um unsere eigene kleine Welt. Ich glaube, ich bin die
Einzige von uns, die regelmäßig Zeitung liest. Letztes Wochenende ist Walther
Rathenau von Rechten ermordet worden, das ganze Land spricht über einen
möglichen Bürgerkrieg.« Und so
weiter und so weiter ...
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Theresia Enzensberger |
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