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Der allzu lebendige Gott

»Das Kapital ist die Gerechtigkeit selbst.«
Jürgen Nielsen-Sikora warnt vor der Lektüre von Paul Lafargues wundervoller Persiflage »Die Religion des Kapitals«

Ein alter Mythos der kapitalistischen Ökonomie, der bis in unser postdemokratisches Zeitalter nichts an Wirkkraft eingebüßt hat, besagt, Arbeit würde nach Leistung bezahlt. Dabei wird einerseits übersehen, dass es vor allem die anstrengenden Arbeiten sind, die schlecht entlohnt werden; andererseits verändern sich Einkommen in Relation zur Teuerungsrate bei gleichem Leistungsniveau negativ. Einer steigenden Produktivität steht gar oftmals ein Absinken des Durchschnittslohns gegenüber. Mehr als die Leistung diktieren folglich Rahmenbedingungen wie gesetzliche Vorgaben, das Verhandlungsgeschick der Gewerkschaften und der allgegenwärtige Lobbyismus das Lohnniveau.

Das kapitalistische System funktioniert darüber hinaus nur, weil Löhne eben keine adäquate Größe zum Wert der Arbeit darstellen, weil es ansonsten keinen Mehrwert gäbe. Ohne Mehrwert aber verlöre der Kapitalismus seine Seele.

Die gegenwärtig geführte Debatte in den deutschen Feuilletons missachtet darüber hinaus zwei wichtige Aspekte. Zum einen ist individuelle Leistung kaum messbar, weil sich Unternehmen zusehends über Methoden wie Projektmanagement und Teamwork aufstellen. Zum anderen gilt zu bedenken, dass im Kapitalismus auch bei gleicher Leistung Hierarchien unvermeidbar scheinen. Entlohnung in einem solchen System ist also per definitionem ungerecht. Ganz zu schweigen von den vielen unbezahlten Tätigkeiten wie Hausarbeit, ohne die unsere Gesellschaft überhaupt nicht überlebensfähig wäre, wohingegen es schwer auszumachen ist, welche Leistung den Millionengewinnen und -verlusten an den Aktienmärkten zugrunde liegt.

Nun hat der deutsche Außenminister (sic!) Guido Westerwelle vor kurzem erneut eine an Populismus kaum zu überbietende quasipolitische Diskussion angestoßen, die unter dem Stichwort „Sozialschmarotzertum“ in den Medien eine Art Möbiusschleifendasein führt. Das Ganze erinnert ein wenig an den Allgäuer Galaxenbauer Hugo Käufl und dessen Idee einer künstlerischen Neuschöpfung des gesamten Universums. Ziel des Galaxenbauers Westerwelle ist jedoch allein eine Stigmatisierung der von Arbeitslosigkeit Betroffenen, um weitere Lohnkürzungen in einer Gesellschaftsschicht durchzuboxen, deren prekäre und äußerst schwierige Existenz in der Überflussgesellschaft mit Vernunft nicht bestritten werden kann.

Die Bundesrepublik gibt Milliarden für marode Banken und Autokonzerne aus, bombt auf Kosten des Steuerzahlers unschuldige Menschen in die Luft, bestellt hohe europäische Funktionäre, die sich nicht wirklich auf internationalem Parkett artikulieren können, entwickelt immer perfidere kryptopolitische Erfassungs- und Ermittlungsmethoden, macht sich über die Regierung durch den Kauf illegal erworbener Daten selbst zum Kriminellen, schenkt wohlhabenden Hoteliers weitere Millionen und zündet über den Vorsitzenden einer Partei, die ohnehin für die Perversion des kapitalistischen Systems steht, immer neue soziale Brandbomben. Doch das ist Deutschland hier! Aber okay: Die Paranoia von heute ist halt, wie Don de Lillo wusste, die Wirklichkeit von morgen.

Nur einmal angenommen, alle Sozialleistungen würden zu Unrecht gezahlt, so ist der Schaden marginal im Gegensatz zu dem, was allein innerhalb des letzten halben Jahres an innen- und außenpolitischen Kollateralschäden zu verzeichnen war. Wir müssen uns wieder bewusst werden, dass Arbeitslosigkeit kein Ausnahmefall mehr ist, sondern inzwischen der Regelfall. Und dass es für diesen Regelfall einer Absicherung bedarf, für die wir alle einstehen müssen, weil sie zu den Grundbedingungen einer starken Demokratie gehört. Wer dies anzweifelt, zerstört die Demokratie selbst. Und die Liberalen in Person des Außenministers sind gewiss auf dem besten Wege dorthin.

Diese einleitenden Worte waren vonnöten, um Paul Lafargues Buch in seiner Bedeutung, seiner Originalität und seinem Esprit würdigen zu können. Wer die erstmals 1886 erschienene Schrift in die Hand nimmt, wird staunen, wie aktuell sie ist. Und mit wie viel Witz Marx´ Schwiegersohn hier ans Werk geht, obwohl seine Charakterisierung des Kapitalismus überhaupt nicht zum Lachen ist.

Es beginnt mit einem fiktiven Kongress, an dem allerdings ganz reale Zeitgenossen teilnehmen. Dieser Kongress ist bemüht, im säkularen Zeitalter die Religion zu reanimieren, um das gesellschaftliche Chaos zu überwinden, das überall Einzug gehalten hat. Wie dies auf Kongressen üblich ist, wird lange debattiert und gestritten, bis Robert Giffen das Wort ergreift und feststellt: „Die einzige Religion, die die Bedürfnisse unserer Zeit befriedigen kann, ist die Religion des Kapitals.“
Es ist kein Zufall, das Lafargue Giffen auswählt, um diese Überzeugung kundzutun. Der weltbekannte Ökonom beschrieb einst ein marktwirtschaftliches Paradoxon, das erklärt, warum am Existenzminimum lebende Haushalte auf eine Brotpreiserhöhung mit steigender Nachfrage reagieren. Giffen betonte, steigende Preise für Nahrungsmittel ließen die zur Verfügung stehenden Finanzen für sekundäre Lebensmittel so stark sinken, dass, um eine Ernährungsgrundlage überhaupt sicherstellen zu können, das im Preis gestiegene Grundnahrungsmittel vermehrt gekauft würde. Wenn Giffen nun auf Lafargues Kongress über die Bedürfnisse der Zeit und deren Befriedigung philosophiert, ist leicht zu sehen, wie viel Biss und Satire in dieser Schrift tatsächlich steckt.

Der Kongress endet sodann einvernehmlich mit der Gründung von Gremien, die dieser von Giffen ins Spiel gebrachten neuen Religion einen theoretischen Unterbau beschaffen sollen. Lafargues schmales Buch dokumentiert im Anschluss daran einige Papiere, die in diesen Gremien entstanden sind. Im Groben kommen drei Positionen zu Sprache: Die des Arbeiters im kapitalistischen System, die Kurtisane als Glanz und Elend der kapitalistischen Gesellschaft sowie der Kapitalist in Person der Rothschilds selbst. Altbekannte religiöse Überzeugungen werden nun in die Sprache des Kapitalismus als omnipräsenten, omnipotenten neuen Gott, dem einzigen, der noch auf keinen Atheisten gestoßen ist, übersetzt.

Der Arbeiter hat bereits die Dogmen des neuen Glaubens, den Katechismus des Kapitalismus inhaliert und ihn zu seiner eigenen Überzeugung werden lassen. Er weiß, dass Entsagung, Entbehrung und Unterdrückung Teil der neuen Religion sind, und dass er ein wichtiges Element ihrer Funktionalität ist. Der Knecht muss dem Herrn, zu Lafargues Zeiten nicht anders als heute, auch seine Ersparnisse zur Verfügung halten. Auf die Frage, ob dies nicht ungerecht sei, antwortet der Arbeiter: „Das Kapital ist die Gerechtigkeit selbst.“ Wie wahr ist dieser Satz, wie viel Selbstironie, aber auch Zynismus steckt darin! Nicht weniger als in dem Glauben des Arbeiters, der neue Gott gestatte es, den Hunger zu stillen, indem er sich an den Auslagen der Schaufenster weidet, ohne diese jemals erwerben zu können. Die Kälte erträgt er allein durch den Anblick der Pelzwaren in den Kaufhäusern. Die soziale Kälte aber wächst weiter. Und dem Arbeiter wird bewusst, dass die Reichen oftmals gar nicht die eigentlichen Leistungsträger sind, da sie durch bloßes Nichtstun zu ihrem Vermögen gekommen sind. Armut und Reichtum bilden in seinen Augen nur eine Laune Gottes. Doch dieser Gott ist sehr lebendig, anders als alle anderen Götter vor ihm haust er in den Dingen und ergreift auch Besitz von den Menschen und ihren Gedanken. Alles dreht sich nur noch um ihn, jede Kleinigkeit wird auf ihn zurückgeführt. Nichts existiert ohne dass er im Spiel ist. Die Arbeit kann nun, da das Kapital der einzige lebendige Gott ist, als Gebet verstanden werden. Der Arbeiter stellt fest: „Wir müssen uns bei unserem Chef bedanken wenn er die Gehälter kürzt und die Arbeitszeiten verlängert, denn alles, was er macht, ist gerecht und zu unserem Besten. Wir müssen uns geehrt fühlen, wenn der Chef und seine Vorarbeiter unsere Frauen und unsere Töchter verführen, denn unser Gott, das Kapital, hat ihnen das Recht über Leben und Tod der Arbeiter übertragen, ebenso wie das Recht mit jeder Frischvermählten seiner Arbeitnehmer die erste Nacht zu verbringen. Bevor eine Klage unseren Lippen entweicht, bevor unser Blut vor Wut überkocht und bevor wir in Streik treten, bevor wir uns erheben, müssen wir all diese Leiden erdulden, unser Blut mit Speichel bedeckt hinunterwürgen, unser vor Schmutz und Schlamm getrübtes Wasser trinken, denn für den Fall unserer Unduldsamkeit hat das Kapital die Chefs mit Kanonen und Säbeln, mit Gefängnissen und Arbeitslagern, mit Guillotinen und Exekutionskommandos ausgestattet.“

Nachdem der Arbeiter zu dieser Einsicht gelangt ist, betritt die Kurtisane Eliza Crouch, besser bekannt unter dem Pseudonym Cora Pearl, die Bühne. Auch dies kein Zufall, blieb Frauen im 19. Jahrhundert doch in der Hauptsache nur die Möglichkeit, durch enorm geistige Anstrengung oder eben durch den Einsatz ihres Körpers eine nennenswerte Stellung in einer von Männern dominierten Welt zu erklimmen. Kurtisanen waren anders als die Prostituierten der großen Städte äußerlich sehr gepflegt, wussten, sich auf gehobenem Parkett zu bewegen, suchten sich ihre Liebhaber in der Wohlstandsgesellschaft selbst aus und verdienten entsprechend gut. Die Reichen genossen zwar ihre Gegenwart, akzeptierten sie jedoch nicht als Teil ihres Milieus, weshalb die Kurtisanen – vergleichbar den Geishas – demimonde lebten.

Die Kurtisane bildet das Bindeglied der neuen Religion, sie ist die Menschwerdung Gottes, die sowohl Verkäuferin als auch Ware ist.
Doch nicht nur Brot und Körper werden gekauft und so dem neuen Gott zum Opfer gebracht. Die Politik ist von nun an käuflich wie die Liebe und das Wissen. Und was käuflich ist, wird gekauft. Das sehen wir dieser Tage deutlich. Geld ist der Polarstern der Moral, wie Lafargue treffend sagt, und abschließend das Kapital und seinen Vertreter auf Erden, den Kapitalisten, zu Wort kommen lässt.

Das Kapital stellt sich selbst als unendliches Rätsel vor. Denn es ist ewige Substanz und vergängliches Fleisch in einem. Es ist Gewinn und Verlust, da und fort, nicht hier, sondern nur woanders. Die Allmacht des Kapitals ist die Schwäche des Menschen. Der Mensch ist wie die Elster. Er nimmt alles mit, was glänzt und wirft alles andere hinfort. Das Kapital ist lebendig, weil es von allem, von den Toten und den Lebenden Besitz ergriffen hat. Alles hat einen Preis, wenn auch nicht alles einen Wert. Das Kapital ist Alpha und Omega, sein Geist ist der Kredit. Es verwandelt, wie Lafargue schreibt, schweres Metall und auch brüllende Herden in Aktien. Nur das Profane ist dem Tode geweiht. Das Kapital spricht: „Ich gebe mich den Kapitalisten hin und teile mich unter ihnen auf. Ich bereichere den Ruchlosen, obwohl er ruchlos ist, ich stürze den Gerechten in Armut, obwohl er gerecht ist, ich auserwähle, wie es mir gefällt.“
Es ist nicht die Intelligenz, die das Kapital an den Kapitalisten fasziniert, eher schon ihre Dummheit, vor allem aber ihre Laster. Der Kapitalist ist der Missionar des Kapitals, seine Mission: der Profit. Das Kapital handelt und wählt willkürlich. Damit bezeugt es seine Macht und seine fatale Strategie: Die Herrschaft des Objekts über das Subjekt. Die Theodizee darf neu formuliert werden.
Lafargue rekurriert deshalb nicht zuletzt auf Matthäus 22, 14, wo es heißt: „Multi sunt vocati, pauci vero electi.“ Es gibt eben nur ein paar Auserwählte. Doch denen, die haben, denen wird gegeben, dass sie Fülle haben. Ich neige angesichts dieser Wahrheit dazu, mit dem Evangelisten Johannes 15, 19 zu antworten: „Wäret ihr von dieser Welt, würde die Welt ihr Eigenes lieben. Aber ihr seid nicht von dieser Welt, vielmehr habe ich euch von der Welt auserwählt, deshalb hasst euch diese Welt.“

Der Hass richtet sich insbesondere auf die Drohung, aus dem fahrenden Karussell des Kapitalismus hinausgeschleudert zu werden bei dem gleichzeitigen Versprechen, andere bei voller Fahrt aufzunehmen. Diese Schizophrenie wird nur akzeptiert, weil in allen Religionen das Sakrale einen höheren Stellenwert besitzt als das Profane. So auch in der Religion des Kapitals. Dies bemerkt auch der ebenso lesenswerte Kommentar des Herausgebers Jean-Pierre Baudet.
Es ist der Spott, die Satire, die Ironie, die Aktualität, die Lafargues Buch so gefährlich machen. Die Diagnose, die es stellt, nimmt teils Thesen aus Jean Baudrillards „Der symbolische Tausch und der Tod“ vorweg. Bei Baudrillard ist der Tod die letzte sinnhafte Enklave in einer durch universale Kapitalbewegung sinnentleerten Welt, in der ein Jeder „von den Kommandos einer hypothetischen Maschine“ vorwärts bewegt wird und sich unendlich entfernt „von seinem ursprünglichen Universum“. Politik wird zur obszönen, totalen Halluzination, und die Demokratie bestellt schon einmal den Kranz für ihr eigenes Begräbnis. In diesem System noch an Politik zu glauben, heißt Werbung für die Wirklichkeit zu halten. Denn das Kapital herrscht über die Inhalte und Werte des Politischen. So sind letztlich ein zunehmend in die Katastrophe schreitender Kapitalismus und auch eine von Dogmen verkrustete Religion nur schwer vereinbar mit einer starken Demokratie. Baudrillard empfiehlt deshalb: „Seien wir Stoiker: Wenn die Welt fatal ist, sollten wir noch fataler als sie sein. Ist sie gleichgültig, sollten wir noch gleichgültiger als sie sein. Die Welt muss durch eine Gleichgültigkeit besiegt und verführt werden, die der ihren zumindest ebenbürtig ist.“

Hier unterscheidet sich Lafargue allerdings und wohltuend von Baudrillard und dessen Fatalismus. Auch wenn das Kapital bei beiden ontologischen Stellenwert beansprucht, so keimt bei Lafargue dennoch die Hoffnung auf eine gerechtere Welt. Seine Leser aber können nach der Lektüre die systematische Zerstörung der Demokratie durch die Politik, besser: durch Politiker vom Schlage eines Schäuble oder eines Westerwelle nicht einfach mehr hinnehmen. Wenn wir uns also nicht wie Baudrillard in eine vollkommene politische Gleichgültigkeit zurückziehen wollen, so bleibt uns nur eine Alternative: Dafür Sorge zu tragen, dass ab heute die Gelder anders verteilt werden; dass nur die Parteien in die Parlamente gewählt werden, die ein echtes Interesse am Gemeinwohl haben. Der allzu lebendige Gott Kapital muss gebändigt werden, wenn uns weiterhin an demokratischen Strukturen gelegen ist. Dafür freilich bildet Lafargues Schrift nicht weniger als das entsprechende argumentative Rüstzeug.
 

Paul Lafargue
Die Religion des Kapitals
Aus dem Französischen von Andreas Rötzer
Matthes & Seitz Berlin
180 Seiten, Klappenbroschur
ISBN 978-3-88221-748-3
€ 14,80

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