Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik


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Die menschliche Komödie
als work in progress


Zum 5-jährigen Bestehen ist
ein großformatiger Broschurband
in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren
mit 176 Seiten erschienen, die es in sich haben.

 

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Ulrich Breth über die Metamorphosen des großen Rätselhaften mit 7 Songs aus der Tube

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Zum 5-jährigen Bestehen ist ein großformatiger Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren mit 176 Seiten, die es in sich haben:

Die menschliche Komödie als work in progress

»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des Menschlichen«
Zu diesem Thema haben wir Texte von Honoré de Balzac, Hannah Arendt, Fernando Pessoa, Nicolás Gómez Dávila, Stephane Mallarmé, Gert Neumann, Wassili Grossman, Dieter Leisegang, Peter Brook, Uve Schmidt, Erich Mühsam u.a., gesammelt und mit den besten Essays und Artikeln unserer Internet-Ausgabe ergänzt. Inhalt als PDF-Datei
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Visionär ohne Skrupel

Klaus-Jürgen Bremm zur Biographie über den Vater der Raketen: Wernher von Braun

Zu den etwa 70 hochgestellten Persönlichkeiten, die am Abend des 20. Juli 1969 auf einer besonderen Tribüne im Houstoner Kontrollzentrum der NASA unmittelbare Zeugen der von allen ersehnten Meldung „The Eagle has landed“ wurden, zählte auch die ungewöhnlich markante Erscheinung eines preußischen Adligen, der sich jedoch an diesem Tag wie in den fast 25 Jahren zuvor fast vollkommen in seine amerikanische Umwelt einzufügen verstand.
Etwas mehr als  40 Jahre waren da erst vergangen, seitdem der junge Wernher v. Braun zum ersten Mal als Pennäler von dem schicksalhaften Traum gepackt worden war, in den Weltraum vorzudringen und auf den Mond, ja vielleicht sogar auf dem Mars zu landen. „Die Rakete zu den Planetenräumen“ hieß die Schrift des deutsch-rumänischen Gymnasiallehrers Hermann Oberth, die den jungen v. Braun damals beschäftigt hatte.

Die Schule im alten Schloss Ettersburg nördlich von Weimar, die der zweitälteste Sprössling eines stockkonservativen preußischen Landrates und einer naturwissenschaftlich wie musisch hoch begabten Mutter aus pommerischen Adel damals besuchte, war zufällig auch jener Ort, an dem Goethe einst seinen Faust niedergeschrieben hatte. In vergleichbarer faustischer Manier verschwor sich später der junge Wissenschaftler und Doktor der Physik mit einem modernen Mephistopheles, dem durchaus nicht an einer Mondrakete gelegen war, wohl aber an einer strategischen Waffe, die der Versailler Vertrag dem Deutschen Reich nicht verboten hatte. 

Das faustische Bild bemüht der kanadisch-amerikanische Historiker und renommierte Kenner der internationalen Raumfahrtgeschichte Michael Neufeld mehrfach in seiner jüngst beim Siedler-Verlag erschienen voluminösen Biografie des geistigen Vaters der Mondrakete.
Dem Verfasser kommt es dabei zugute, dass er sich nicht nur für das spätere amerikanische Umfeld seines Protagonisten als Spezialist erweist, sondern auch, für angelsächsische Verhältnisse eher ungewöhnlich, die maßgeblichen Quellen über die deutsche Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beherrscht.

Neufeld schildert zunächst überzeugend, wie der noch nicht einmal 30 jährige Wernher v. Braun schnell zum Spiritus Rector eines geheimen Raketenprogramms aufstieg, das für die Nazis immer mehr an Bedeutung gewann, je ungünstiger sich die Kriegslage entwickelte. Trotz seines romantischen Traumes, einmal der Columbus des Weltraumes zu werden, war v. Braun nach Neufelds Urteil ein begnadeter Technikmanager und charismatischer Menschenführer. Unermüdlich organisierte er in Peenemünde Lösungen für eine nicht enden wollende Flut technischer Probleme. Zugleich erwies sich der auch in Himmlers SS eingetretene v. Braun als geschickter Promoter seiner zur Kriegswaffe degenerierten Weltraumrakete.
Angesichts der sich unter den alliierten Bomberströmen rapide verschlechternden Verkehrs- und Kommunikationsbedingungen im Reich waren seine Resultate durchaus beachtlich. Trotz eines 1943 durch die wachsende Luftbedrohung erzwungenen Umzugs der Produktion von Peenemünde ins thüringische Nordhausen war das Deutsche Reich in der Lage, Anfang September 1944 die ersten serienreifen A4 Raketen, von Goebbels Propaganda V2 genannt, gegen London und später gegen Antwerpen einzusetzen. Pro Monat verließen nun immerhin 600 einsatzfähige Raketen ihre unterirdischen Produktionsstätten in Mittelwerk und Mittelbau Dora. Die von der Naziführung erhoffte Kriegswende bewirkten sie jedoch nicht. Dazu waren sie zu ungenau und auch ihre Sprengkraft zu gering. Bei einer Reichweite von nur 300 Kilometern und einem Zielkreis von immerhin noch 15- 30 Kilometern war die A4/ V2 zwar ein technisches Meisterstück, militärisch gesehen jedoch nicht mehr als eine primitive Terrorwaffe. Dies wirft unweigerlich die Frage auf, wie sich denn die maßgeblichen Figuren des Dritten Reiches überhaupt auf ein derartiges erhebliche Ressourcen verschlingendes Programm einlassen konnten, ohne dass je auch nur ansatzweise ein strategisches Konzept für dieses Waffensystem entwickelt worden wäre.

Anstelle einer technisch-militärischen Bilanz der Raketenentwicklung im Dritten Reich interessiert sich Neufeld jedoch mehr für die mögliche Mitverantwortung seines Protagonisten an den zweifelsohne barbarischen Zuständen in den unterirdischen V2- Produktionsstätten. Dass sich jedoch die siegreichen Amerikaner im Juni 1945 selbst moralisch angreifbar machten, als sie nichts Eiligeres zu tun hatten, die unter so grausamen Umständen zustande gekommene technische Hinterlassenschaft des Dritten Reiches aus Nordhausen vor den anrückenden Sowjets in Sicherheit zu bringen, kommt dem Autor offenbar nicht in den Sinn.
Über den Stand der amerikanischen Raketenentwicklung bei Kriegsende erfährt der Leser nur Bruchstückhaftes. Wie weit waren die Deutschen den Alliierten und vor allem den Amerikanern in der Raketentechnik überhaupt voraus? Leider versäumt es der Autor, hierzu eine plausible Einschätzung abzuliefern.

Den nunmehr folgenden amerikanischen Lebensabschnitt v. Brauns überfrachtet Neufeld dagegen mit zahllosen und letztlich ermüdenden Details. V. Brauns propagandistische Auftritte und Botschaften faszinierten zwar rasch die amerikanische Öffentlichkeit, doch Neufeld, offenbar von der nun stark verbesserten Quellenlage verleitet, verliert sich zunehmend in Einzelheiten, in unzählige Namen, Termine, Besprechungen und Reisen. Auf Dutzenden von Seiten schildert er v. Brauns Ambitionen als Schriftsteller und vertieft sich in den kleinlich wirkenden Vertragsgestaltungen oder sonstigen geschäftlichen Beziehungen des Wahlamerikaners. Nur ganz nebenbei erfährt der mittlerweile arg strapazierte Leser, dass gleichzeitig das US-Raketenprogramm im ausufernden bürokratischen Grabenkrieg zwischen Air Force und Army praktisch zum Stillstand gelangte. Erst die propagandistische Demütigung durch die spektakulären Erfolge der sowjetischen Raumfahrt zwischen 1957 und 1961 brachten die Amerikaner und die neue Kennedy-Administration schließlich zur Besinnung.
Den mühsamen Weg bis zur Gründung der NASA und weiter zur Apollo 11 Mission schildert Neufeld wiederum als endlose Kette von organisatorischen Veränderungen und ermüdenden Besprechungen, gespickt mit immer neuen Abkürzungen und verwirrenden Personalien einer nun rasch wuchernden Weltraumbürokratie. Den sich hier unbedingt anbietenden Vergleich eines freiheitlich-demokratischen Systems mit einer Diktatur hinsichtlich ihrer technischen Effizienz und der Fähigkeit Großprojekte zu realisieren bleibt Neufeld schuldig. Unklar ist in seiner Biografie auch, weshalb sich die Sowjets nach ihren spektakulären Anfangserfolgen unerwartet aus dem Rennen im Weltall verabschiedeten und den Amerikanern allein das Feld überließen.
Der längst skeptische Leser kämpft sich durch eine zunehmend eindimensional wirkende Erzählung, die selbst durch den Triumph der gelungenen Mondlandung nicht belebt werden kann und nimmt nur noch zur Kenntnis, dass der Visionär des Weltraumes schließlich im Juni 1977, acht Jahre nach der Mondladung, als sich in den Vereinigten Staaten kaum noch jemand für die bemannte Raumfahrt ernsthaft zu interessieren schien, im Alter von nur 65 Jahren an einem Krebsleiden verstorben ist.

Was bedeutete aber nun der so glanzvoll erfüllte Traum eines Mondssüchtigen für die Raumfahrt insgesamt? War es nur eine beeindruckende Episode in der Geschichte der Menschheit, eines jener wenigen Ereignisse des 20. Jahrhunderts, an die man sich, so Neufeld, auch noch in 500 Jahren erinnern wird, oder war es tatsächlich der erste mutige Schritt in die Weite der Planetenräume? Auch dazu schweigt das Buch, das man als Leser mit dem unguten Gefühl aus der Hand legt, ihm zuviel Zeit gewidmet zu haben. Klaus-Jürgen Bremm

Michael J. Neufeld
Wernher von Braun
Visionär des Weltraums - Ingenieur des Krieges
Aus dem Englischen von Ilse Srasmann
München 2009
Siedler
688 Seiten
ISBN 978-3886809127

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