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Panorama der deutschen
Lebensverhältnisse oder rassisches Abbild der Weimarer Gesellschaft?
Unumstritten ist August Sanders fotografisches Werk nicht, dennoch gilt es bis
heute als eines der größten der Fotografiegeschichte. »Das Wesen der gesamten Photographie ist dokumentarischer Art …«, so schlicht und einfach lautete der Anspruch des Fotografen August Sanders an seine Profession. Sander gilt als Wegbereiter der sachlich-konzeptuellen Dokumentarfotografie, sein bahnbrechendes Werk »Menschen des 20. Jahrhunderts« zeigt eindrucksvoll, warum. Es versammelt über 600 Porträts von Personen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten und Berufen. Nach einem von ihm ausgearbeiteten Muster hat er die im Laufe seiner Karriere gefertigten Porträts in sieben Kategorien (Der Bauer, Der Handwerker, Die Frau, Die Stände, Die Künstler, Die Großstadt, Die letzten Menschen) aufgeteilt und diese wiederum in einzelnen Mappen weiteren untergliedert. Eine Sammlung der Mappen gab Zweitausendeins vor einigen Jahren einmal heraus. Bei Schirmer/Mosel sind sie nun in einem Folianten zusammengefasst.
Bauernpaar –
Zucht und Ordnung, 1912,
Tucholsky rühmte Sanders Fotografien als die »fotografierte Kulturgeschichte unseres Landes« und Walter Benjamin entdeckte in diesen Zeugnissen der »unmittelbaren Beobachtung« einen »unerschöpflichen Stoff zur Betrachtung«. Benjamin lobte Sanders Fotokompendium auch in seiner aufklärerischen Wirkung hinsichtlich der drohenden Machtübernahme der Nationalsozialisten, die fünf Jahre nach Erscheinen von »Antlitz der Zeit« die Druckstöcke zerstörten und den Vertrieb des Buches stoppten.
Konditor,
1928
Sekretärin
beim wdr in Köln, 1931 Aus heutiger Sicht ist Sanders Werk nicht unumstritten. Arno Widmann schrieb 2004 anlässlich der Sanderschau im Frankfurter Städel in der Berliner Zeitung: »August Sanders Mammutprojekt liest sich mehr wie ein Stück Riehlscher Volkskunde als eine Dokumentation der Realitäten des 20. Jahrhunderts. Das Werk beginnt mit den Bauern, dann kommen die Handwerker, dann "die Frau", "die Stände", "die Künstler", "die Großstadt" und endet mit "die letzten Menschen: Idioten, Kranke, Irre und die Materie". Die Grundidee ist die, dass man den Menschen ansieht, wer sie sind. Der physiognomische Blick, den wir heute vor allem als den der Rassisten kennen, war damals auch eine Hoffnung der Linken.« Schon Walter Benjamin hatte aufgrund dieses sortierenden Blicks nicht nur lobende Worte für Sanders »Übungsatlas« übrig. Über Nacht könne solchen Werken »eine unerwartete Aktualität zuwachsen. Machtverschiebungen, wie sie bei uns fällig geworden sind, pflegen die Ausbildung, Schärfung der physiognomischen Auffassung zur vitalen Notwendigkeit werden zu lassen.«
Sander
deshalb aber als fotografierenden Wegbereiter der nationalsozialistischen
Rassenlehre zu bezeichnen, geht zu weit. Tatsächlich ist Sanders Werk der
spektakuläre Versuch, ein umfassendes Bild der deutschen Gesellschaft zu
schaffen. Seinen kategorisierenden Blick aber haben die Nationalsozialisten
übernommen. So ist August Sander der Friedrich Nietzsche der Fotografie. |
August Sander
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