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Flucht ohne Wiederkehr
David Vanns Novelle »Im
Schatten des Vaters« Im Schatten des Vaters erzählt keine derartige Geschichte. Der Text handelt von einer Unternehmung, die von Beginn an zum Scheitern verurteilt ist und die langsam, aber zielstrebig auf ihren entsetzlichen Höhepunkt zusteuert.
An dieser Stelle gerät der
Rezensent ins Stocken, denn man kann dieses Buch nicht angemessen würdigen, ohne
zu viel von seinem Inhalt zu erzählen. Deshalb: Wer mag, kann jetzt aufhören zu
lesen und darauf vertrauen, dass es sich bei Im Schatten des Vaters um
ein großes Buch handelt, vielleicht das beste bisher in diesem Jahr.
In der Enge der Hütte wird Roy zudem Zeuge, wie Jim am Funkgerät ebenso verzweifelt wie vergeblich versucht, seine letzte Frau Rhoda, die er wie alle anderen auch betrog, zurückzugewinnen. Beim letzten dieser Versuche, während dem Rhoda unmissverständlich zu verstehen gibt, dass die Beziehung keine Chance mehr hat, hat Jim seine Pistole, eine 44er Magnum, in der Hand. Alles scheint auf einen Selbstmord des Vaters hinauszulaufen, die erschütternde Wendung ist aber eine andere. Jim verlässt die Hütte und drückt Roy die Pistole in die Hand. Roy sah ihm nach, bis er zwischen den Bäumen verschwunden war, und betrachtetet dann die Pistole in seiner Hand. Der Hahn war gespannt, und er konnte die Kupferpatrone sehen. Langsam löste er den Hahn, richtete die Pistole weg vom Körper, dann spannte er ihn wieder, hielt sich den Lauf an den Kopf und drückte ab.
Die Novelle – auch wenn
der Verlag Roman auf den Titel schreibt, es ist eine Novelle, eine nach allen
Regeln des Genres, aber der Begriff Novelle scheint offenbar gleichbedeutend mit
Kassengift – ist im Original das zentrale Stück eines Erzählbandes, der unter
dem Titel Legend of a Suicide erschienen ist und neben dem auf Deutsch
vorliegenden Teil weitere 5 kürzere Storys enthält. In diesen erfährt der Leser
vom autobiographischen Bezug zwischen Autor und Text. David Vanns Vater – ein
Zahnarzt - erschoss sich, als Vann 13 Jahre alt war, während eines Telefonats
mit Vanns Stiefmutter; mit derselben Waffe, mit der sich Roy im Text erschießt.
Nach dem Tod des Sohnes
verpackt er dessen Überreste – der Verwesungsprozess wird durchaus plastisch
geschildert – in einen Schlafsack und will sie nach Hause, zu Roys Mutter
bringen, um den Sohn zu beerdigen. Da das Funkgerät in einem ersten Anfall von
Trauer und Wut zerstört wurde, fehlt jeder Kontakt zur Zivilisation. Den Winter
verbringt Jim am Rande des Wahnsinns in einer fremden Hütte, zerrissen zwischen
Schuldgefühlen, Trauer und Vorwürfen an seinen toten Sohn. In Jims Leiden hat
David Vann all das gepackt, was ihn als 13-Jährigen traumatisierte. Der Vater
wird zur Projektionsfläche der eigenen Gefühle. Im Versuch, seinen eigenen Vater
zu verstehen, schwingt immer wieder die Wut auf ihn mit. So wie sich der Sohn
für den Vater opfert, geht auch der Vater einem bitteren Ende entgegen. |
David Vann |
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