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Der Staub des Vergessens Plump und doch
poetisch, emotional karg, dennoch von stechender Tiefe,
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»Der mieseste aller Krieger« ist die Stimme eines Toten. Sie erzählt von der Legende in einem kleinen Dorf in der chilenischen Atacamawüste, einem nie gelösten Mord, dessen Relikt – ein alter Revolver – dem jungen Schriftsteller Benito Inspirationsquelle sein soll. Der Tote, dessen Stimme beharrlich, pausenlos und sprunghaft auf Benito einredet, ist einer von vielen, deren kopflose Leichen während der Diktatur Pinochets einst ins Meer geworfen oder im Wüstensand verscharrt wurden. Um die beiden Opfer des Mordes, ein in Hassliebe vereintes Paar, ranken sich die entsetzlich wahren Erzählungen von Repression, Vergewaltigung und Hinrichtung während Chiles dunkelstem Kapitel.
»Der Geist neigt dazu, das Grauen auszulöschen.«
Vielleicht ist das der Grund dafür, dass Cortez sich in seinen Beschreibungen
selten auf das Emotionale einlässt. Die Gefühle der Figuren, muss sich der Leser
selbst erfinden. In ebenso derber wie feinsinniger Sprache beschreibt Samu, der
hüllenlose Erzähler, das körperliche Erleben und Erleiden in der sengenden Hitze
der Atacamawüste. Emotion findet sich vor allem in ihren physischen und mentalen
Folgeerscheinungen – im Wahnsinn, im Schrei. Wut und Zorn bleiben seltsam lange
aus. Zur Rache auf einen grausamen Schicksalsschlag selbst nicht mutig genug,
ist Samus Reaktion auf den schmerzlichen Verlust seiner Geliebten die Eröffnung
eines Freudenhauses. Den einsamen Herzen und ausgehungerten Gestalten, die
zwischen Salpeter und Trockenheit wandeln, ist die »Arche Noah« die einzige
Oase.
Artikel online seit 03.08.15 |
Rodrigo Díaz Cortez
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