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Bücher sind wie Pilze
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Alles ist anders in Tom Rachmans Roman: die Thematik, die Geschichte, die Figuren. Angefangen bei Fogg, einem, seines Erachtens, schwer unterschätzten Mittzwanziger, der sich selbst gerne reden zu hören scheint, über Paul, dem leicht neurotischen Vater der Protagonistin, sowie Venn, Sarah und Humphrey, bis hin zu Tooly, der Hauptfigur in Rachmans Roman. Als Kind eine aufgeweckte, sonderbare kleine Nervensäge, begleitet sie ihren Vater auf dessen Geschäftsreisen, die beide in die verschiedensten Länder verschlägt. Und auch als Erwachsene, gleicht Toolys Leben oft eher einer Hetzjagd: Aus Angst vor ihrer Vergangenheit, die sich erst nach und nach zu einem kohärenten Bild vereint, flüchtet Tooly von einem Land ins nächste, bis sie eines Tages in Wales landet und dort ein kleines, altes und nicht sehr gewinnbringendes Bücher-Antiquariat übernimmt. Zunächst scheint es, als hätte Tooly dort ihre Bestimmung gefunden. Zwar wird sie mit den Dorfbewohnern nicht wirklich warm, dennoch ist sie dort von der einen Sache umgeben, die sie über alles liebt: Bücher. Paradox, bedenkt man, daß Bücher genau jene Dinge sind, die sie im Prinzip am meisten an ihre Vergangenheit binden. So sehr sich Tooly allerdings in ihre Bücher vertieft, so sehr sie, mehr oder weniger erfolgreich, versucht, in Abendkursen diverse Hobbies zu erlernen oder zu vertiefen: Die Gespenster ihrer Vergangenheit holen sie immer wieder ein, so dass sie schließlich beginnt, die Namen derer zu googeln, die sie im Laufe ihres Lebens begleitet haben. Obwohl
sie sich im Internet immer unter Pseudonym auf die Suche nach ihr bekannten
Menschen macht, wird sie eines Tages aufgespürt. Ihr Exfreund Duncan bittet sie
in jene Stadt zurückzukommen, in der ihr Leben einst mehr denn je ins Chaos
gestürzt worden war.
Tooly fliegt
prompt nach New York.
Dort angekommen beginnt sie, sich nicht nur um ihren „Vater“ zu kümmern, sondern
auch mehr über ihre Kindheit und Jugend, und vor allem über den Mann, der einst
ihr großes Vorbild war, herauszufinden: Venn. Am Ende steht eine Aussage Humphreys, die die Leseerfahrung dieses wirklich außergewöhnlichen Romans zusammenfasst: „Bücher […] sind wie Pilze. Sieht man nicht hin, vermehren sie sich. Ihre Zahl wächst nach Regeln von Zinseszins: Ein Interesse führt zu nächstes Interesse, und das verbindet sich mit drittes Interesse. Und schwups, […] hat man mehr Interesse als Platz im Schrank.“ Tom Rachman hat ein solches Kunststück geschafft. Artikel
online seit 21.05.15 |
Tom Rachman |
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