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Bücher & Themen Artikel online seit 05.11.12 |
Frankfurter
Getümmel |
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Marieke ist sechzehn und, wenn man ihrer Mutter glaubt, »sehr talentiert, belesen, politisch engagiert, neugierig, voller Humor«, also ein Prachtstückchen, mit nur einem Mangel behaftet, sie ist seit mehreren Tagen verschwunden. Die Mutter »eine sportliche Solarium-Blondine, deren Körper aus hellbraunem Hartgummi gegossen zu sein scheint«, wohnt im Frankfurter Diplomatenviertel. Sie hat aber nicht die Polizei informiert, sondern einen Privatdetektiv engagiert. Erstens scheint genug Geld da und zweitens hat Valerie de Chavannes gute Gründe, den Fall diskret zu behandeln. Selbst ihr Künstler-Gatte, der zur Zeit verreist ist, soll nichts von dem Verschwinden seiner Tochter erfahren. Die Mutter vermutet, dass der Türke Akabay dahintersteckt. Sie hatte ihn, Goldkettchen, ölige Haare, in einem Café kennengelernt und gleich zu einer Party eingeladen. Sie hoffte, dieser Exot würde ein bißchen Pep, »was Schlüpfriges, ein bißchen was Orientalisches« ins Haus bringen. Leider hatte aber nicht nur die Mutter, sondern auch die Tochter Gefallen an ihm gefunden. Das ging der Dame entschieden zu weit.
So kommt Kayankaya ins
Spiel. Er hat wenig Mühe, den Fall zu lösen. Nur muß er in Akabays Wohnung, in
der er das Mädchen gleich findet, erst einmal über eine fette Leiche steigen.
Auch Marieke hatte sich sehr pfiffig verhalten und den Finger in den Hals
gesteckt. So war sie, süßlich nach Kotze stinkend, einer drohenden
Vergewaltigung entgangen. Kayankaya befördert Abakay mit gezielten Tritten in
eine tiefe Ohnmacht. Dann informiert er die Polizei. Zur gleichen Zeit erhält
Kayankaya noch einen weiteren, scheinbar unproblematischen Auftrag. Er soll
während der Buchmesse einen Marokkaner als Bodyguard begleiten. Dieser Malik
Rashid hat ein Buch geschrieben, in dem er »das Verhältnis der muslimischen
Gesellschaft zur Homosexualität« behandelt. Das birgt Zündstoff. Der bis dahin
völlig unbekannte Schriftsteller wird plötzlich zum »international renommierten
und gefeierten Bestseller-Autor« hochstilisiert, sein Buch als »äußerst wichtig
und hoch brisant« beworben. In den Romanen von Arjouni geht es weniger um eine äußerliche Ordnung als vielmehr um Gerechtigkeit. Nicht ums (formale) Recht. Oft bleiben die Übeltäter straffrei, während die wahren Schweine gerne echt (ab)geschlachtet werden. Eben wirklich eine coole Geschichte von einem echt coolen Typ. Der Artikel wurde mit freundlicher Erlaubnis übernommen vom Strandgut - Kulturmagazin für das Rhein-Main-Gebiet |
Jakob Arjouni
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