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Mise en abyme– nicht geglückt

Volker Harry Altwasser mißlingt sein neuestes
literarisches Experiment »Glückliches Sterben«

Von Patrick Wichmann




 

Ein Schriftsteller schreibt über einen Schriftsteller, schreibt über einen Schriftsteller – nein, leicht hat es Volker Harry Altwasser dem Leser mit seinem neuen Roman „Glückliches Sterben“ wirklich nicht gemacht. Denn er schreibt den Roman, den Thomas-Mann-Weggefährte Bruno Frank nicht mehr schreiben konnte, ehe ihn der Tod ereilte: Die Geschichte des Sterbens von Nicolas Chamfort, Schriftsteller während der Französischen Revolution. Zugleich nutzt Altwasser die Gelegenheit und beschreibt die letzten Stunden Franks im Exil in der Villa Aurora, dem Anwesen Lion Feuchtwangers.

Es ist eine doppelbödige Erzählung, eine Mise en abyme, die Altwasser hier präsentiert. Er parallelisiert die Leben Chamforts und Franks: Jeweils liegen sie im Sterben und arbeiten an ihrem letzten Buch; jeweils schreibt ihre Geliebten – hier Franks Ehefrau Elisabeth, dort Chamforts junge Geliebte Denise – die letzten Zeilen nieder; und jeweils werden ihr Streben und ihre Hoffnung nicht belohnt. Denn die Werke bleiben unvollendet, die wenigen erhaltenen Fragmente von Bruno Franks Chamfort-Roman hat Altwasser in den seinigen eingearbeitet.

Das Verdienst, das Altwasser insbesondere zukommt, ist die Vergegenwärtigung zweier nahezu vergessener Autoren: Das wäre zum einen Bruno Frank (1887–1945), der mit seinen Historienromanen „Trenck“ und „Cervantes“ berühmt wurde, und eine enge Freundschaft zu Thomas Mann unterhielt. Und das wäre zum anderen der französische Aufklärungsschriftsteller Nicolas Chamfort, verfolgt während der Terrorherrschaft Robespierres und bekannt für die Parole „Krieg den Palästen, Friede den Hütten“.

Das Experiment als solches ist lobenswert. Schon mit „Ich, dann eine Weile nichts“ hat Altwasser vor zwei Jahren einen ähnlich gewagten Versuch unternommen. Der „Theaterroman“ über den Pommern-Herrscher Bogislaw XIV., der mit ebenso mit Hamlet-Motiven spielt wie mit dramatischen und prosaischen Elementen, war bereits ein kühnes Experiment. Ein geglücktes wohlgemerkt.

Das lässt sich über „Glückliches Sterben“ leider nicht unbedingt sagen. Denn während die eingestreuten Passagen über die letzten Tage Bruno Franks weitestgehend berührend sind, ist die Fortschreibung des Chamfort-Romans gescheitert. Fremd bis zuletzt bleibt der französische Dichter, banal seine letzten Stunden. Dass das Ganze in der gewohnten stilistischen Brillanz Altwassers – und das auf allen drei Ebenen – vorgetragen ist, rettet da letztlich leider auch nur wenig. „Glückliches Sterben“ bleibt Splitterwerk.

Artikel online seit 05.11.14

Volker Harry Altwasser
Glückliches Sterben
Roman.
Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2014
204 Seiten
19,90 EUR
9783882211979

Leseprobe

 


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