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Glanz
&Elend
Literatur und Zeitkritik


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Glanz&Elend
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Bücher & Themen
Artikel online seit 14.11.12

Wege, offene

Florian Illies Panoramablick auf »1913«,
den »Sommer des Jahrhunderts«.


Von Jürgen Nielsen-Sikora


 

Ein gutes Buch, ein souveräner Stil – ich hätte das Jahr Neunzehn Dreizehn gerne miterlebt.

Ein Traum: In Triest mit Musil, Joyce und Kafka im Kaffeehaus sitzen; mich in Alma Mahler verlieben, oder in Lou-Andreas Salomé oder Coco Chanel (vielleicht in alle drei?); dann mit Duchamp Schach spielen (französische Eröffnung, versteht sich); meine Seele bei Dr. Freud entblößen; Rilke ein Taschentuch reichen, seine Tränen trocknen. Eine schöne Vorstellung.

Wohin treiben wir eigentlich?, hätte ich meine neuen Zeitgenossen gefragt, bloß um stundenlang mit Jünger im Gewächshaus zu sitzen. Ich wäre mit Benjamin auf den Hohen Meißner gewandert, hätte ihn vor den Pyrenäen gewarnt, vergebens. Die Erstausgabe von Prousts Recherche wäre samt Signatur in meinen Besitz übergegangen, bis ich sie bei meiner Rückkehr in die Gegenwart dem Doktor Speck geschenkt hätte. Ich wäre früh schlafen gegangen, durch Paris, Prag, München und Berlin spaziert, um am Jahresende mit Schnitzler auf das schreckliche Neunzehn Vierzehn anzustoßen. Illies´ Buch nähme ich mit auf meiner Reise nach Wien. Im Aufenthaltsraum eines Männerwohnheims läse ich es dem talentlosen jungen Maler vor, der sich dorthin verirrt hat. Wer weiß schon so genau zu sagen, wozu das gut gewesen wäre?

Weil ich aber das Jahr Neunzehn Dreizehn nicht miterlebt habe, werde ich das Buch immer wieder lesen (Samuel Fischer zu Ehren).

 

Florian Illies
1913
Der Sommer des Jahrhunderts
S.Fischer
Hardcover
€ (D) 19,99
|€ (A) 20,60|SFR 28,90
ISBN: 978-3-10-036801-0

Video zu 1913

 

 


Glanz & Elend
- Magazin für Literatur und Zeitkritik

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