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Glanz&Elend
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Artikel online seit 28.01.14

Fehlerhaft und widersprüchlich

Guido Knopps Bilanz des E
rsten Weltkrieges in Bildern.

Von Klaus-Jürgen Bremm




 

Nun also auch noch Guido Knopp! Mit seiner »Bilanz in Bildern« stürzt sich der bekannte Protagonist der »Oral History« unverdrossen in das anhaltende publizistische Getümmel zum Ersten Weltkrieg. In 72 leicht verdaulichen Kapiteln streift er die wichtigsten Katarakte des Geschehens zwischen dem Tag von Sarajewo und dem Tag von Versailles und vergisst dabei auch nicht einige prominente Figuren (Hitler, Göring) oder auch weniger prominente Akteure (Mata Hari, Kaiser Karl) in sein Panorama einzubeziehen.

Einen wesentlichen Teil der Publikation bilden allerdings die Fotografien, war doch der Erste Weltkrieg, so Knopp, auch der erste Konflikt in der Geschichte des Planeten, »über den es flächendeckend Fotos gibt«.

Der Verfasser scheint vor allem darum bemüht, dem Leser Details und Hintergründe ihrer Entstehung zu liefern. So ist etwa auf der Fotografie, welche die Festnahme Gavrilo Princips am 28. Juni 1914 zeigen soll, nicht der Attentäter selbst, sondern sein Schulfreund Ferdo Behr zu sehen. Auch weist der Name »Trampus« nicht auf den Fotografen hin, sondern auf den geschäftstüchtigen Inhaber einer Pariser Bildagentur. Das und noch weitere Enthüllungen würde man gerne dankbar zur Kenntnis nehmen, wenn nicht die dazu gehörigen zwei- oder vierseitigen Kapitel zum Detail erhebliche Unschärfen, Widersprüche oder gar schlichte Fehler enthielten. Die Julikrise endet bei ihm damit, dass Wien trotz der überraschenden Annahme seines Ultimatums durch Serbien (war es wirklich so?), erst von Moltke ermutigt, am 28. Juli den Krieg an Belgrad erklärte. Bei Manfred Rauchensteiner liest man das dann doch etwas anders.  


Begeisterte die Menschen im August 1914 tatsächlich die Aussicht auf den kommenden Kampf, wie es Knopp schreibt, oder war es vielleicht doch nur die glückhafte Fiktion einer sich so plötzlich einstellenden nationalen Einheit?

Noch am harmlosesten erscheint Knopps längst von der Historiografie widerlegte These von einem »Dreißigjährigen Krieg«, nach der Hitlers Krieg die beinahe unausweichliche Konsequenz dieses ersten Völkerringens gewesen sei. In seinem Schlusskapitel macht er dann jedoch selbst einen Rückzieher, wenn er dort mit Blick auf die Krise von 1929 bemerkt, dass Weimar trotz aller innenpolitischen Frontstellungen nicht zwangsläufig scheitern musste. 

Auch ist man als Leser irritiert, wenn Knopp recht holzschnittartig über das Kriegsende schreibt, dass das »französische Bedürfnis nach Rache und Sicherheit« über den »amerikanischen Idealismus« gesiegt habe. Man fragt sich unweigerlich, ob damit Knopp nicht nach beinahe einem Jahrhundert noch selbst der alliierten Propaganda zum Opfer gefallen ist. Dass die Einsicht über die Niederlage auf deutscher Seite in diesen Tagen (Herbst 1918) durchaus verbreitet war, schreibt der Verfasser mit Blick auf die so genannte Heimatfront, um dann nur zwölf Seiten später einzuräumen, dass sich das Bild eines siegreichen Krieges in der Sichtweise zahlreicher Zeitgenossen erst im Rückblick verschoben hat.

Auch mit der Statistik des Krieges steht Knopp nicht immer auf besten Fuß. So spricht er auf S. 346 von den angeblich mehr als zwei Mio. Toten, die Frankreich zwischen 1914 und 1918 zu beklagen hatte, um etwas später (S. 356) dann doch mit 1,3 Mio. Gefallenen die korrekte Zahl zu liefern. Auch wenn man bei Knopp plakative Formulierungen wie etwa »teuflisches Gas« oder »skrupelloser Stratege« (in Bezug auf General Erich v. Falkenhayn) schon gewohnt ist, hätte doch seine Formulierung, dass Blaukreuz die Atemmasken »unschädlich« mache, einem kundigen Lektorat auffallen müssen. Gemeint war wohl »unbrauchbar«. Diese Bewertung nun auf das gesamte Buch zu münzen, erscheint wohl etwas zu streng, doch ein wirklicher Nutzen dieser Publikation aus der Knoppschen Historikerwerkstatt ist eigentlich nicht zu erkennen.

 

Guido Knopp
Der Erste Weltkrieg
Die Bilanz in Bildern
Verlag Edel Books, Hamburg
384 Seiten
24,95 Euro
978-3-8419-0241-2


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