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Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik
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Glanz&Elend
Die Zeitschrift kommt als
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mit 176 Seiten, die es in sich haben.

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Seitwert


Allein unter Zombies

Metz & Seeßlen über Posthumane, Zombies, Botox-Monster und andere Über- und Unterlebensformen in Life Science & Pulp Fiction

Von Esperanza Gómez Saldaña

Seit George Romeros Horrorklassiker Dawn of the Dead aus dem Jahre 1978 wissen wir: When there is no more room in hell the Dead will walk the Earth. Und wer will bestreiten, dass die Hölle längst überbevölkert ist? Selbst die alten Nazis kehren, so in der norwegischen Horrorkomödie Dead Snow (2009), als Zombies zurück auf die Erde. Von der Persiflage Shaun oft the Dead bis hin zum konfiszierten Gruselschocker The Evil Dead reicht das Spektrum der wankenden, blutsaugenden Gestalten. Das wird in Marc Forsters Horrorspektakel World War Z, das am 21. Dezember 2012, dem Weltuntergangstag, in die amerikanischen Kinos kommt, nicht anders sein: Brad Pitt als Gary Lane, der durch die Welt reist, um die Überlebenden des Zombiekriegs nach ihren Eindrücken zu befragen, macht Max Brooks Buchvorlage einem Massenpublikum schmackhaft, denn der Tod steht all den Untoten ohne Zweifel gut. Und es verwundert nicht, dass Zombies im Zeitalter eines radikalkapitalistischen Posthumanismus Hochkonjunktur haben. Der Mensch erscheint in diesem System grundsätzlich bloß noch als Zombie und willenloser Mutant. Er ist Junkie, Fließbandarbeiter oder Arbeitssklave, Casting-Opfer oder Produkt der plastischen Chirurgie, willenlos und unfähig, Bedürfnisse zu artikulieren. Im posthumanistischen Zeitalter ist sein Körper ein einziges Experimentierfeld zwischen Beauty-Farm und Fitness-Discount, zwischen Body Suspension und Silikonimplantat.
Porno-Queen und Dopingstar, Designer-Baby, Dauerglotzer und Prothesengott sind die Protagonisten dieser zombifizierten Gesellschaft: „Der Tod hat nicht stattgefunden, dafür aber ist vieles gestorben. Das Leben ist nicht wiedergewonnen, dafür aber gibt es eine Anzahl von Lebenssymptomen. Der Untote besteht aus dynamischen Systemen von toten und von lebenden Elementen. Das kann man von einem RoboCop sagen. Oder von einem selbst an einem langweiligen Nachmittag im Büro … Dass Zombies möglicherweise nichts anderes sind als erschöpfte Hysteriker aus den sexuellen Subkulturen, Vampire nur Straßendealer mit einem besonderen Dreh, diese Ahnungen haben uns schon längst beschlichen: Die Verhältnisse in der Metapher haben sich umgedreht. Die Frage ist nicht mehr so sehr, wofür die Zombies und Vampire stehen … Die Frage ist, für welchen Zombie und für welchen Vampir du stehst … Die Position des Menschen in der postdemokratischen, radikalkapitalistischen Gesellschaft ist es, die eine oder andere Metapher für den Untod abzugeben.“

Dieser um sich greifende Untod ist der Human Trash im total kontrollierten Menschenpark mit seinen Klonen und der Freak-Show, den Medien-Avataren und Botox-Monstern, der Dauersimulation, der Ausbreitung immer neuer Viren, den Lykanthropen im Chefsessel und den Billigfleisch fressenden Couch-Potatoes.
Der Zombie in uns ist das Wesen, das nicht weiß, warum es etwas tut; das Wesen, das nur weiß, dass es etwas macht. Es geht nicht mehr darum zu leben, sondern nur noch um die Frage, wie wir überleben, obwohl wir geistig schon tot sind. Es ist ein Alarmzeichen für alle, die noch nicht vom Untod infiziert und allein unter Zombies sind. Was tun?
Metz und Seeßlen liefern mit ihrer bitterbösen Gesellschaftskritik eine Neufassung des Zombie Survival Guide mit anderen Mitteln, auch wenn am Ende die Vermutung steht:
Es gibt kein wirklich gesundes Leben im toten.
 









Markus Metz, Georg Seeßlen
Wir Untote
Über Posthumane, Zombies, Botox-Monster und andere Über- und Unterlebensformen in Life Science & Pulp Fiction
319 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-88221-563-2
€ 26,90 / CHF 38,50


 


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