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Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik
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Glanz&Elend
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Seitwert


Für eine professionelle tägliche TV-Kritik

Das Internet ist der adäquate Platz dafür.

Ein Plädoyer von Wolfram Schütte

Ich erinnere mich manchmal noch an die Zeit, als -wohl in den Siebziger Jahren- in der »Frankfurter Rundschau« eine tägliche »Fernsehseite« eingeführt wurde & das »Feuilleton« dafür die »Verantwortung« verlangte. Da es damals nur die öffentlich-rechtlichen Programme gab & auch die Chefredaktion in deren Konsumption einen kulturellen Akt sah, bekamen wir den Zuschlag. Vorauskritiken gab es so gut wie keine, die TV-Anstalten verschickten allenfalls schriftliche Informationen, Kassetten oder DVDs gab es ja damals noch nicht, und weil der Redaktionsschluss lange vor Beginn des Abendprogramms lag, erschienen die Kritiken zu den Sendungen erst zwei Tage nach der Ausstrahlung.

Dennoch waren sie hilfreich - vor allem für die Macher und die Anstalten. Es war ein artikulierter kritischer Reflex - wobei man - abgesehen von allem anderen - hinzufügen muss, dass die Kriterien der feuilletonistischen TV-Kritiker rigide & eher an der Hoch- als der (verachteten) Populärkultur sich orientierten. Allerdings hatte man auch in den damaligen Sendern eine anspruchsvollere Vorstellung von der eigenen Profession und (pädagogischen) Aufgabe als heute.

Heute gibt es zumindest in den überregionalen (& wohl erst recht in der Provinzpresse) so gut wie keine TV-Kritik einzelner Sendungen mehr. Wenn überhaupt noch einzelne Programme (oder Programmpunkte) fokussiert werden, dann in Form einer empfehlenden oder abratenden Vorauskritik oder vermehrt durch eine »Personality«-Geschichte zumeist über Schauspieler oder Moderatoren, also (um mit Brecht zu sprechen)  über »jene im Licht« -  und »die Dunkel sieht man nicht« (z.B. Regisseure, Drehbuchautoren, Programmmacher).

Weil es keine regelmäßige, detaillierte, einlässliche TV-Kritik in der Printpresse mehr gibt, hat sich die Beschäftigung der Printpresse mit dem Fernsehen auf  »Skandale« reduziert & die Fernsehanstalten beurteilen ihre Einzelsendungen nur noch unter dem Quotendruck. Speziell Letzteres macht es für qualifizierte Drehbuchautoren & Regisseure schwer, kontinuierlich sich arbeitend fortzuentwickeln. (Ein Dominik Graf genügt nicht.)

Aber auch die Macher von Features, Dokumentationen oder ganzen Programmtypen etc. erhalten von außerhalb keinen artikulierten, fachkundigen »Response«, geschweige denn vielleicht von Fall zu Fall die notwendige (Unter-) Stützung durch eine unabhängige Qualitäts-Instanz, die womöglich auch einmal die negative Quote neutralisieren, zumindest aber in Schach halten könnte.

Dabei wäre eine qualifizierte öffentliche Debatte gerade auch über das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Deutschland noch an der Zeit, damit weder die  neoliberale Ideologie von der »Zwangsabgabe« (= TV-Gebühr) weiterhin ins Kraut schießt, noch de facto »der Übermut der Ämter« (»Hamlet«), sprich: das arrogante Duodezgehabe & -leben der Anstalts-Intendanten an der Tagesordnung bleibt - ganz zu schweigen von den jeweiligen politischen Strippenziehern, die wohl nur darauf warten, dass die öffentlich-rechtlichen Systeme - indem sie ein anspruchvolleres Programm machen & viel massenkompatible Sendestoffe den »Privaten» überlassen wie z.B. Sport & »Traumhochzeiten« - in der Akzeptanz beim Quoten-Publikum  abstürzen.

Es ist verwunderlich, dass der Zeitvorteil, den das Internet gegenüber der Erscheinungsweise der Printmedien noch nicht zu einer aktuellen, zeitnahen TV-(Nacht-) Kritik geführt hat. Das Grimme-Institut, das jährlich seine bundesweit angesehenen und begehrten Preise in vielen Kategorien vergibt, wäre z.B. eine dafür geeignete Institution. Aber auch die Printpresse, wenn sie nur cleverer & aufgeschlossener wäre, könnte ihren Abonnenten resp. ihren Lesern eine solche tägliche, detaillierte TV-Kritik (am Morgen »danach«) auf ihren Online- Seiten anbieten.

Dort wäre auch der richtige Ort, um ebenso kundig wie kritisch sich mit der Programmierung der TV-Anstalten oder ihren Konformitäten auseinander zu setzen. Ich habe ohnehin den Eindruck, dass man bei der ARD (aber auch bei Journalisten, die sich professionell mit dem Fernsehen beschäftigen) noch nicht  darüber nachgedacht hat, dass heute überall alle Dritten Programme empfangen werden können & es folglich sinnvoll wäre - sinnvoll im täglichen Hinblick auf eine breitere Programm-Angebots-Palette -, wenn die Programmschwerpunkte der  Dritten Programme nicht die Woche über weitgehend (zeit-)gleich sondern verschieden wären. Etc.

Kurz: es ist höchste Zeit für eine kontinuierliche, tägliche, kundige & sowohl klein- als auch großteilige Fernsehkritik im Internet! Ob sie sich nur mit den öffentlich-rechtlichen Sendern oder auch ebenso intensiv mit den kommerziellen beschäftigt, hängt von ihren personellen & professionellen Kapazitäten ab - wie ihre journalistische Qualität und akzeptierte Reichweite. Es wäre für das hier vorgeschlagene Projekt förderlich, wenn es von mehreren unabhängig von einander entwickelt würde. Glück auf!
 


 


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