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Bücher & Themen Artikel online seit 19.08.13 |
Nostromo,
redigiert
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Im Jahre 1874 geht ein junger Mann nach Marseille, um Seemann zu werden. Er unternimmt Reisen nach Haiti, Australien und auf die Goldene Halbinsel. 1888 wird er Kapitän eines Schiffes namens Otago. Nach einer schweren Fiebererkrankung beginnt er 1890 seine schriftstellerische Laufbahn. 1904 erscheint sein politischer Roman Nostromo. Der Name des Autors: Joseph Conrad. Schauplatz seines Buches die fiktive, auf die Geschichte Kolumbiens anspielende, Republik Costaguana. Motive des Romans sind konfliktreiche Wirtschaftsinteressen verschiedener Länder, die Revolution und die Abspaltung eines Teils des Landes. Themen, die auch für Juan Gabriel Vásquez, einen ausgezeichneten Kenner von Joseph Conrad, zentral sind. In seinem Roman Die geheime Geschichte Costaguanas bettet er sie in die Historie Kolumbiens und Panamas ein. Das Buch beginnt mit einer ausführlichen Familiengeschichte. Erzähler ist José Altamirano, 1855 als unehelicher Sohn in Kolumbien geboren. Er wächst bei seiner Mutter auf. Lange ist ihm die Geschichte seines Vaters Miguel unbekannt. Die Suche nach ihm führt José nach Panama. Dort ist sein Vater in die Planungen des Panamakanals involviert. Der Kanal durchtrennt den Isthmus des Landes und verbindet den Atlantik mit dem Pazifik. Geplant wird der Durchbruch von der Société Civile Internationale du Canal Interocéanique in Paris 1876. Rechtlicher Nachfolger wird drei Jahre später die Panamakanal-Gesellschaft. Erster Präsident der Gesellschaft ist Graf Ferdinand de Lesseps, der bereits für den Bau des Suezkanals verantwortlich zeichnet. Die Panamakanal-Gesellschaft übernimmt auch die von der Société Civile Internationale du Canal Interocéanique erworbene Konzession der kolumbianischen Regierung. Im Jahre 1881 beginnen die mit Hilfe einer Aktiengesellschaft finanzierten Arbeiten. Doch schlechte Planung und mangelhafte organisatorische Maßnahmen, Bestechungsskandale und nicht zuletzt die vielen - vor allem durch die Malaria hervorgerufenen - Todesfälle zwingen die Franzosen 1889 das Projekt zu begraben. Die USA springen ein und führen das Vorhaben fort. In der Zeit des Wechsels der Verantwortlichkeiten spaltet sich Panama mit Unterstützung der Vereinigten Staaten von Kolumbien ab und wird ein eigenständiger Staat. Bau und Geschichte des Kanals bilden den historischen Hintergrund des Romans. Vasquez verbindet die Geschichte des südamerikanischen Landes jedoch nicht nur mit der fiktiven Familiensaga der Altamiranos, sondern auch mit einem wichtigen Abschnitt im Leben von Joseph Conrad, wenngleich er sehr frei von dessen Reisewegen und Gedanken erzählt. Bereits in den Werken von Llosa und Márquez taucht Conrad als Romanfigur auf. In Vasquez Roman fällt ihm jedoch eine unrühmliche Rolle zu. Denn der Erzähler behauptet, Joseph Conrad habe seinen Roman Nostromo nur schreiben können, weil er, José Altamirano, ihm seine Lebensgeschichte erzählt habe. Nostromo jedoch verdrehe die Tatsachen und sei lückenhaft. In seinem eigenen Bericht will er nun die von Conrad verschwiegene, wahre Geschichte seines Landes und die seiner Familie erzählen. Es ist die geheime Geschichte Costaguanas. Vasquez Buch spielt wie schon Die Informanten mit historischen Tatsachen, die er in eine intellektuell mitreißende, sprachlich sehr dichte Erzählung verpackt. Anknüpfend an klassische Abenteuer- und Kolonialromane entfaltet der Autor ein literarisch beeindruckendes Südamerikabild. Ohne jegliche Kenntnis von Conrads Roman und der Ereignisse rund um den Bau des Panamakanals ist Vasquez´ Buch allerdings kaum angemessen zu verstehen. |
Juan Gabriel
Vásquez |
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