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Glanz
&Elend
Literatur und Zeitkritik


 

Petits riens (27)
    

Von Wolfram Schütte


Foto: © Roderich Reifenrath

Noli me tangere Die heute 105 Jahre alte Witwe des Schriftstellers & Armenarztes Louis Ferdinand Céline hat  nun (an ihrem Lebensende) erlaubt, was sie Kraft ihrer Verfügungsgewalt bislang immer verweigert hatte: die Wiederauflage jener drei antisemitischen Pamphlete, die ihr Mann 1937-1941 publiziert hatte. Mancher, der die Bücher kannte & sie gelesen hatte, hat von ihrer übel erregenden Scheußlichkeit gesprochen. So z.B. Jean Améry.

Der (bislang) angesehene Pariser Verlag Gallimard, in dessen kanonischen »Pléiade«-Reihe das literarische Oeuvre des wegen seiner Nazikollaboration im Nachkriegsfrankreich zeitweise zum Tod verurteilten aggressiven Antisemiten vorliegt, will nun auch diese skandalösen Hassschriften zur Komplettierung seines Oeuvres in der »Pléiade« publizieren.

Will man nicht primär geschäftliche Interessen des Verlags mit den Skandalschriften eines »Klassikers« der modernen französischen Literatur unterstellen, blieben nur philologische & literaturwissenschaftliche Argumente als Begründungen diskussionswert. Einerseits wolle man wissenschaftlich verlässliche, mit einem kritischen Apparat versehene Texte vorlegen, andererseits gehörten diese drei Scheußlichkeiten eben auch zu seinem schriftstellerischen Werk, begründete der französische Verlag sein Vorhaben. Mit den gleichen Argumenten war erst kürzlich (2015) Hitlers »Mein Kampf« vom Münchner »Institut für Zeitgeschichte« vorgelegt & zum Dauerbestseller avanciert. Seine verkaufte Auflage hat bald die 100.000 überschritten. Erstaunlich, wieviel engagierte Interessenten die Editionsphilologie hat!

Selbst wenn man heute die ansteckende, kontaminierende Wirkungsmacht von Célines antisemitischen (historischen) Monstrositäten für minimal hielte, könnte man zu recht  entscheiden, ihnen den nobilitierenden Zugang ins Pantheon der großen literarischen Zeugnisse der Weltliteratur, zu denen sie unter keinem Aspekt gehören, endgültig zu verwehren. Da die drei Bücher sowohl antiquarisch als auch in Bibliotheken vorhanden sind, läge damit auch keine Zensur vor. Es wäre eine ethische Entscheidung der französischen Gesellschaft in Form des literarischen Kanons der Weltliteratur der »Pléiade« – souverän insofern, als diese selbst bestimmt, was sie von den literarischen Hinterlassenschaften Célines für erhaltens- & tradierenswert ansieht & was nicht.

Wenn sich jetzt Gallimard, wohl aufgrund der mittlerweile geschäftsschädigend ausgeuferten (inter)nationalen Proteste gegen das Vorhaben, entschlossen hat, den Coup zu stornieren, ist zu befürchten, dass das nur ein temporärer Rückzieher ist. Denn Gallimard hatte es vor einem Jahrzehnt schon einmal versucht…

Noch ein aktueller Fall zur Frage, wie mit faschistoiden Hinterlassenschaften – z.B. der deutschen Filmgeschichte - bei uns umzugehen sei: Beim  Ansehen eines bereits 2013 produzierten Features über »Verbotene Filme«, das kürzlich »arte« seiner Ausstrahlung von Harlans Durchhaltefilm »Kolberg« vorausschickte, fragte ich mich, warum das fortbestehende Verbot der öffentlichen Aufführung von »Jud Süß«, »Ohm Krüger« oder »Quax, der Bruchpilot« ed. al. denn ein solches Skandalon sein sollte, dass von Nicht-Nazis immer wieder für deren »Freigabe« plädiert wird.

Die Alliierten hatten unter der umfangreichen NS-Filmproduktion eine Reihe der ideologisch am stärksten kontaminierten Filme aus »nationalsozialistischem Geiste« (Goebbels) für eine öffentliche Vorführung verboten. Nach der Rückgewinnung der Souveränität Deutschlands hält sich die »Murnau«-Stiftung, in der diese tabuisierten Filmkopien lagern, mehr oder weniger noch immer an diese Verbote. Immer wieder wird aber darüber gestritten, ob von diesen offenen oder camouflierten Propagandafilmen, die zu ihrer Zeit weltweit vertrieben worden waren, noch heute die befürchtete Propagandawirkung ausgehen könnte.

Sicher: alle diese »nationalsozialistisch wertvollen Filme« – wie »Reichspropagandaminister« Goebbels sie feierte (nachdem er sie in Auftrag gegeben, bzw. gefördert hatte) – waren ursprünglich in einem gesellschaftspolitischen Zusammenhang instrumentalisiert worden, der heute über 70 Jahre zurückliegt. Sie sollten z.B. Hass gegen England oder Polen, »Verständnis« für die Vernichtung der Juden oder anderen »unwerten Lebens« bei den Zuschauern wecken. Die nationalsozialistische Kontamination dieser Verbotsfilme besteht fort, weil sich das ihnen inhärente »Gift« sowohl thematisch als auch narrativ erhalten hat, also zwar etwas verblasst, aber doch nicht verschwunden ist, seit der propagandistische nazistische Instrumentalisierungs-Zusammenhang nicht mehr besteht. Aber, ob diese »Verbotsfilme« noch heute Zuschauer  subversiv »vergiften« können, ist für die Frage, ob sie  »frei gegeben« werden sollen (weil die Deutschen ja rezivilisiert wurden) ebenso irrelevant, wie die Behauptung ihrer künstlerischen Qualität.

Der Geschäftsführer der Murnau-Stiftung, meinte in der erwähnten arte-Dokumentation, solange potentielle Nazi-Opfer noch lebten, solle man (wg. der Peinlichkeit)  auf die »Freigabe« verzichten.

Nur dann & deshalb? Und später, bzw. heute & morgen?

Angesichts der gewachsenen Virulenz nazistischer Ressentiments im heutigen Deutschland wäre meines Erachtens die Vorstellung unerträglich, dass sich eine neofaschistische Gruppierung ein Kino mieten & diese »befreiten« Verbotsfilme zum eigenen (johlenden) Vergnügen vorführen könnte! (Und kein Staatsanwalt oder keine Polizei könnte dagegen einschreiten.)                                    

                                               *

Karriere eines Wortes – Erst durch Gysis Autobiographie tauchten Name & Buch aus der offenbar allgemeinen deutschen Vergessenheit auf, obwohl doch beide einmal (sogar weltweit) Aufsehen erregt hatten: Ich rede von Rudolf Bahro (1935-1997) & seinem Buch »Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus« (1977). Meines Wissens hat keiner, der 2013 die Partei »Alternative für Deutschland« (AfD) gründete & auch keiner, der damals darüber berichtete & die Parteigründung kommentierte, noch an das 36 Jahre zuvor erschienene Buch des DDR-Dissidenten gedacht. Mit dem unvorhersehbaren Exitus der DDR waren auch Bahros viel diskutierte Überlegungen zu einer sozialistischen Alternative in ihr ad acta gelegt worden. Die SED-Formel vom »real existierenden Sozialismus« war als Ulbricht-/Honeckersches: »Basta!« gerichtet an alle »weltfremden« landeseigene »Utopisten«, die mit der Spottgeburt DDR als Sozialisten oder Kommunisten nicht zufrieden waren. Das Basta meinte: mehr gib‘s nicht, findet euch damit ab! Zu diesem einzig »realen«, weil einzig existenten Sozialismus gibt es keine Alternative.

Seltsamerweise stammt die Behauptung, zu ihrer Politik für das wieder vereinte Deutschland in der EU gäbe es keine (politische) Alternative, von der in der DDR aufgewachsenen Kanzlerin Angela Merkel. Obwohl es sich natürlich um grundsätzlich verschiedene Gesellschaften & Staaten »auf deutschem Boden« handelt, ist es doch erstaunlich, dass beide von sich behaupteten, so wie sie nun (geworden) seien & politisch-gesellschaftlich existierten, gäbe es »keine Alternative« zu ihnen.

Mit diesem auftrumpfenden Selbstbewusstsein wird eine Existenznotwendigkeit behauptet, die jede grundsätzliche, radikale Kritik (gerade auch im Namen ihrer jeweiligen idealen Zielvorstellungen) kategorisch abweisen soll. Im berühmt-berüchtigten (preußen-affinen) Hegelschen Sinn soll das, was ist, allein deshalb schon notwendig & wahrhaft sein. Das behaupteten alle jene, die unter diesem Diktum sowohl sichere Zuflucht gesucht hatten, als auch wehrhafte Abweisung gefunden zu haben glaubten. Sie hatten sich zu bloßen Exekutoren dessen erklärt, was der (welthistorische) Fall & damit »einzig möglich« gewesen war.

Will sagen. Das summum bonum des Alternativlosen verdanke sich mithin nicht subjektiver politischer Entscheidung, also menschlicher Weisheit der Handelnden oder deren politischem Genie; sondern die politisch Aktiven hätten nur getan, was getan hätte werden müssen: gemäß aller nur möglichen Imponderabilien. Begreift man wie entlastend bis zu Verantwortungslosigkeit die derart behauptete »Alternativlosigkeit« ist?

Aber auch: wie provozierend für jeden empfindenden & denkenden Zeitgenossen! Ist gar das offenbar einzigartige Phänomen behaupteter Alternativlosigkeit Ausdruck der »German Angst«? Einsehbar ist zwar, dass eine repressive Diktatur wie die DDR sich einredete & behauptete, zu ihr gäbe es keine Alternative – es sei denn der bösartige subversive Angriff »von außen« (wie er derzeit z.B. von Autokratien wie Iran, Rußland, Türkei oder Venezuela zur Selbstrechtfertigung  erfunden wird).

Jedoch, dass die Regierung eines demokratischen Staatswesens von sich ernsthaft behauptet, zu ihrer Politik gäbe es keine Alternative, ist wohl eine deutsche Singularität – wie nun auch die semantische Wiederkehr des dissidenten Widerspruchs.  

                                               *

Kanonische Spekulationen - Die kürzlich im Kölner Wallraf Richartz Museum gezeigte Ausstellung »A star was born« (über den jungen Tintoretto) war in mehrfacher Hinsicht originell & nachdenkenswert. Offenbar sind sich die akademischen Kenner über das Frühwerk des vor rund 500 Jahren geborenen Sohns eines venezianischen Färbers immer noch nicht einig. Welches Bild ist von ihm, welches aus seiner Werkstatt oder doch eher von anderen zeitgenössischen Kollegen? Wie das Geburtsjahr des »Färberchens« bis heute unbekannt ist & bei wem er wie lange als Maler in die Lehre ging, so sind die Datierungen seiner Bilder oft so prekär wie ihre Zuschreibung.

Der Kölner Kurator Roland Krischel, der einige Gemälde, die bislang anderen zugeschrieben worden waren, nun »wieder Tintoretto zurückgibt«, behauptet z.B., dass ein Bild, das bislang als Werk von Tintorettos Sohn galt, eines seiner »beiseite gelegten« Frühwerke gewesen sei, dessen Endfertigung der vielbeschäftigte Meister jedoch »seinem Doppelgänger«, dem Assistenten Giovanni Galizzi, zur Fertigstellung überlassen habe.

Man tut dem Kenner Krischel wohl keinen Tort an, wenn man derlei Entstehungsgeschichte für eine spekulative Behauptung hält. Was wäre übrigens der Gewinn, wenn Krischel Recht hätte, bzw. wer oder was könnte den Befund zweifelsfrei als zutreffend bestimmen? Solange kein schriftliches Zeugnis von vor rund 500 Jahren vorliegt, das den Weg des Bildes bis zu seinem heutigen Zustand beschreibt, hat Krischel noch nicht einmal mit Indizien seine Phantasie unterfüttert. Das von ihm in die Welt gesetzte »Narrativ« macht das Bild »interessanter« als es selbst ist.

Da ich Vasaris Porträt Tintorettos nicht gelesen habe, weiß ich nicht, ob die auf der Kölner Ausstellung kolportieren Eigenarten des ungemein schnell, vielfältig & phantasiereich arbeitenden Malers von ihm stammen oder aus anderen Quellen geschöpft wurden. Gar aus Sartres Fragment gebliebenen Essay stammen, den ich nach dem Besuch der Ausstellung gelesen hatte. Zu Tintorettos Eigenarten gehörte die Schnelligkeit & Virtuosität seiner Arbeitsweise samt seiner bis zur Unfairness reichenden Gewitzheit im Konkurrenzkampf um Aufträge, was ihn unter Kollegen in Venedig ebenso isolierte wie in Verruf brachte. Während die konkurrierenden Kollegen mit Skizzen des zu gewinnenden Auftrags aufwarteten, präsentierte Tintoretto oft sogleich ein bereits fertiges Gemälde, oder machte sein Gemälde dem potentiellen Auftraggeber zum Geschenk – mit dem kalkulierten Hintersinn, dadurch an Folgeaufträge zu kommen. Auch habe er immer wieder angeboten, Imitate von Konkurrenten (wie z.B. Veronese) zu wesentlich geringerem Preis als diese selbst täuschend »echt« herzustellen: eine besonders schöne Pointe in der Stadt, in der gerade erst Wolfgang Petracci zu Kunstfälscherruhm gelangt & zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt worden war..

Außergewöhnlich an dieser Ausstellung, die nun nach Paris weiter gezogen ist, waren aber auch die vielfältigen Einsichten, die sie dadurch vermittelte, indem sie Tintorettos Bilder gewissermaßen ästhetisch & erzählerisch mit konkurrierenden, gleichzeitig entstandenen Arbeiten (z.B. des wesentlich älteren Tizian) konfrontierte. Da ein Großteil der Bildsujets antiken & christlich/jüdischen Mythen entstammten, kam es für die Maler darauf an, möglichst überraschende Variationen desselben Motivs zu entwerfen. Diese Interpretationen bezogen sich dabei auf  als bekannt vorausgesetzte Darstellungen von Vorläufern. Da es ja keine Photographie gab, erfuhren die Maler nur durch Kopien in der Form von (verkleinerten) Kupferstichen u. dergl. von den Konkurrenten. Dieser Motiv-»Kanon« wurde von Tintoretto durch eine erzählerisch dynamisierte, perspektivisch exzentrische Gestaltung aufs Neuartigste & Überraschendste gestaltet. Jedenfalls rückte der Kölner Krischel ins Zentrum, was nun auch die eben eröffnete Rubens-Schau im Frankfurter Städel pointiert: wie sehr ikonographisch die Maler der Renaissance & des Barock einander ganz selbstverständlich kopierten. Prekär bis problematisch wurde einem als Laien jedenfalls anhand dieser erstaunlichen Tintoretto-Ausstellung das  Verlangen von Kunstbetrachtern nach  der Sinnhaftigkeit von individueller Originalität der Maler.

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Zugebissen Ein Paar erzählte mir ein bemerkenswertes Vorkommnis beim jährlichen Zahnarztbesuch. Er ist Kassenpatient, sie dagegen privat versichert mit einer staatlichen  Beihilfe. Beide bekamen die gleiche erwünschte Zahnreinigung. Sie wurde von einer Zahnarzthelferin ausgeführt, die keine sonstigen Tätigkeiten ausführen oder z.B. Fragen des Patienten  beantworten konnte. Bei dem Kassenpatienten kam nach Ende der Zahnreinigung der Arzt vorbei, begutachtete die Arbeit seiner Assistentin & den allgemeinen Zustand des Gebisses. Bei der Privatpatientin kam niemand – dafür aber eine im Vergleich zu seiner Rechnung  um ca. 25 € erhöhte Rechnung.

Da beide Patienten/Kunden ihre Rechnungen für die gleiche zahnärztliche Tätigkeiten bekamen, ist die Differenz verwunderlich. Denn der »Kassenpatient« hat eine private Rechnung erhalten, die er als Privatkunde aus seinem Portemonnaie begleichen muss. Die Privatkundin kann die Rechnung sowohl bei ihrer Privatkasse einreichen als auch bei ihrer Beihilfe. Damit würde »normalerweise« ihre Behandlung komplett von ihren Versicherungsträgern bezahlt -  wenn nicht der Zahnarzt diesmal einen besonders hohen Berechnungsschlüssel nach eigenem Gusto gewählt hätte, der diese Differenz des Endbetrags zur Folge hatte. Das wiederum führt dazu, dass die Privatkundin, deren Beihilfe nur einen geringeren Berechnungsschlüssel toleriert, auch selbst noch zuzahlen muss. In anderen, früheren Fällen hatte die Privatpatientin vor ihrer Behandlung in der Praxis mitgeteilt, dass nur eine Rechnung akzeptieren kann, bei der der Berechnungsschlüssel eine bestimmte Größe nicht überschreite. Entweder erhielt sie die gewünschte Rechnung, oder wenn sie nicht ihren geäußerten Vorgaben, sprich zu hoch war, wurde ihr eine korrigierte, sprich: reduzierte Rechnung ausgestellt.

Was ist hier eigentlich los? Was läuft hier ab?    

                                               *

StudentInnen- Bei der Berichterstattung über den wahrhaft  ebenso fundamentalistischen wie antipoetischen Irrsinn, der sich um das spanischsprachige Gedicht "avenidas« von Egon Gomringer an der Hauswand der Berliner Alice-Salomon-Hochschule zugetragen hat – bis nun zur Löschung eines Gedichts, das unschuldiger ist als jeder Mensch, der ihm »Sexismus« unterstellt, wurde immer wieder berichtet, dass es der ASTA der »Studenten« gewesen sei, der Gomringers erstem Poem »Konkreter Poesie« von 1951 dergleichen unterstellt & nachgesagt habe. Selbst noch in der Meldung von Staatsministerin Grütters empörter Bemerkung, dass es sich um »einen erschreckenden Akt der Kulturbarbarei« handele, spricht die FAZ vom 24. 1. immer noch von Studenten und Mitarbeitern der Hochschule, diese hätten »argumentiert, damit würden Frauen zu Objekten männlicher Bewunderung degradiert«.  

Obwohl ich mutmaße, dass die Formulierung  auf dem journalistischen Mist der FAZ gewachsen ist, könnte man jedoch auch annehmen, dass für die Berliner Gomringer- & Poesie-Feinde »männliche Bewunderung von Frauen« notwendigerweise deren Degradierung zu sexistischen Objekten beinhalte.

Es gibt offenbar in Berlin außerhalb der Alice-Salomon-Hochschule jedoch so gut wie keinen, der sich zusammen mit deren Senat & Asta blamieren möchte. Allerdings auch niemand, der der Sache & dem inhärenten Fanatismus auf den Grund gegangen wäre. Nirgendwo habe ich einmal in allen Medien, die sich damit beschäftigt haben, reflektiert gelesen, was einem dabei doch hätte auffallen, bzw. was man hätte bedenken müssen, wenn der bizarre Fall nicht bloß oberflächlich zur ebenso berechtigten wie wohlfeilen Empörung dienen soll.

Die Hochschule trägt den Namen einer mutigen Frauenrechtlerin, die heute in der deutschen Öffentlichkeit aber wohl noch weniger bekannt, bzw. genauso unbekannt ist wie etwa Clara Zetkin. Vor diesem Hintergrund könnte ich mir gut vorstellen, dass es von besonders radikal sich dünkenden, »fanatischen« heutigen »emanzipierten« Studentinnen  als beleidigende Schande angesehen wurde, dass ein Gedicht von einem Mann, der Frauen (wie Straßen & Blumen) »bewundert« an dieser feministisch benannten Hochschule steht! Das «interesselose Wohlgefallen« Kants wäre dann jedoch genauso »sexistisch« wie die Bewunderung: dieser proskynesische Akt der Hochachtung, Hingabe & unterwürfigen Zuneigung!

Immer & überall, wo über den Skandal an der Alice-Salomon-Hochschule in der Presse berichtet wurde, war immer nur von dem ASTA und dem »akademischen Senat« die Rede. Ich wette, dass in diesen zwei mit männlichem Genus bezeichneten Foren der weibliche Anteil in der Alice-Salomon-Hochschule zumindest in der Überzahl ist! Nur so ist der bedingungslose & besinnungslose Durchmarsch in den Fanatismus der »Kulturbarbarei« für mich begreiflich. Oder sind an dieser Hochschule ohnehin nur studierende Frauen? (Irgendwann wurde das Hilfsargument gebraucht, dass sich die »Studenten« im runtergekommenen Umfeld der Hochschule bedroht fühlten & deshalb dieses Gedicht besonders zynisch auf sie wirken müsse!)

Wenn meine Vermutung zutrifft, dass sich hier eine fundamentalistische Feministische Fraktion gegen alle Vernunft & Poesie mit dem tabuisierenden Vorwurf durchgesetzt hat, das denkbar interpretationsoffene Gedicht als »sexistisch« zu empfinden (denn daß es das sei, könnte keiner hermeneutisch beweisen), warum hat dann weder Roß noch seine Reiterinnen je einer genannt, der darüber (wie kritisch & empört auch immer) geschrieben hat? Deshalb konnten ausgerechnet jene genderfixierten Sprachsäuberer(Innen), die sonst darauf bestehen, »Studenten« durch das (geschlechtsneutrale) »Studierende« zu ersetzen, in diesem Fall unterm Rubrum »Studenten« so tun, als sei an der Alice-Salomon-Hochschule es ein allgemeiner, geschlechtertranszendierender Wunsch, was doch nur ihr Wahn ist. Der irre Fall steckt voll irrsinniger Merkwürdigkeiten.

                                               *

Kleine Nachtmusik mit Primzahl-Kompositionen
 
- Eins, Drei, Fünf, Sieben, Neun, Elf.
EinsDrei, FünfSieben, NeunElf = Drei Paare
EinsplusDreiplusFünf = 9; SiebenplusNeunplusElf = 27: zwei Dreier
DreimalNeun (3x9) = Siebenundzwanzig (27);
EinsplusElf = Zwölf (12), DreiplusNeun = Zwölf (12), FünfplusSieben = Zwölf (12);
Dreimal Zwölf (3x12) = Sechsunddreißig (36); EinsplusDreiplusFünfplusSiebenplusNeunplusElf (1+3+5+7+9+11) = Sechsunddreißig(36)
!?!

Artikel online seit 15.02.18
 

»Petits riens«,
nach dem Titel eines verloren gegangenen Balletts, zu dem der junge Mozart einige pointierte Orchesterstücke schrieb, hat der Autor seit Jahren kleine Betrachtungen, verstreute Gedankensplitter, kurze Überlegungen zu Aktualitäten des
Augenblicks gesammelt. Es sind Glossen, die sowohl sein Aufmerken bezeugen wollen als auch wünschen, die
»Bonsai-Essays« könnten den Leser selbst zur gedanklichen Beschäftigung mit den Gegenständen dieser flüchtigen Momentaufnahmen anregen.
»
Kleine Nichtse« eben - Knirpse, aus denen vielleicht doch noch etwas werden kann. 

Petits riens (IX)
Horrorfamilien &-feste - Fürsorgliche Belagerung - Wert, Schätzung
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Die Konkurrenz schläft nicht - Kinospekulation - Reisebekanntschaften - Café de France, trocken
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Erhellung - Appell -
Calvinisten-Lehre - Fundamentales hier & dort

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Die kleine Differenz - Literarische Bodenlosigkeit - Sprich, Erinnerung, sprich - Mit Mozart zu Boeing


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Aus zweiter Hand - Alla Calabrese - Noli me tangere - Fanpost

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Eingeweide-Mahnung
- Hase & Igel mit Pedalen - Nachhilfe-Kommentatoren

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Merkel semper triumphans -
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Brecht/Trump - Self fulfilling prophecy - Schadenfreude

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Korrektur - Aus der Geschichte lernen - Vorsicht & Nachsicht

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