Glanz & Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik


Jetzt versandkostenfrei bestellen!


Die menschliche Komödie
als work in progress


Zum 5-jährigen Bestehen ist
ein großformatiger Broschurband
in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren
mit 176 Seiten erschienen, die es in sich haben.

 

Home     Das Beste     Literatur     Blutige Ernte     Sachbuch     Bilderbuch     Zeitkritik     Termine     Preisrätsel    Impressum     Mediadaten     Andere über uns

Bücher & Themen

Links
Bücher-Charts l Verlage A-Z
Medien- & Literatur l Museen im Internet

Rubriken
Belletristik - 50 Rezensionen
Romane, Erzählungen, Novellen & Lyrik
Quellen Biographien, Briefe & Tagebücher
Geschichte Epochen, Menschen, Phänomene
Politik Theorie, Praxis & Debatten
Ideen Philosophie & Religion
Kunst
Ausstellungen, Bild- & Fotobände
Tonträger Hörbücher & O-Töne
SF & Fantasy Elfen, Orcs & fremde Welten
Sprechblasen Comics mit Niveau
Autoren Porträts, Jahrestage & Nachrufe
Verlage Nachrichten, Geschichten & Klatsch
Film
Neu im Kino


Glanz&Elend - Die Zeitschrift
Zum 5-jährigen Bestehen ist ein großformatiger Broschurband in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren mit 176 Seiten, die es in sich haben:

Die menschliche Komödie als work in progress

»Diese mühselige Arbeit an den Zügen des Menschlichen«
Zu diesem Thema haben wir Texte von Honoré de Balzac, Hannah Arendt, Fernando Pessoa, Nicolás Gómez Dávila, Stephane Mallarmé, Gert Neumann, Wassili Grossman, Dieter Leisegang, Peter Brook, Uve Schmidt, Erich Mühsam u.a., gesammelt und mit den besten Essays und Artikeln unserer Internet-Ausgabe ergänzt. Inhalt als PDF-Datei
Dazu erscheint als Erstveröffentlichung das interaktive Schauspiel »Dein Wille geschehe« von Christian Suhr & Herbert Debes
Leseprobe


Anzeige
Edition Glanz & Elend

Martin Brandes

Herr Wu lacht
Chinesische Geschichten
und der Unsinn des Reisens

Leseprobe


Neue Stimmen
Die Preisträger
Die Bandbreite der an die 50 eingegangenen Beiträge
reicht von der flüchtigen Skizze bis zur Magisterarbeit. 
Die prämierten Beiträge

Nachruf
Wie das Schachspiel seine Unschuld verlor
Zum Tod des ehemaligen Schachweltmeisters Bobby Fischer »Ich glaube nicht an Psychologie, ich glaube an gute Züge.«


Seitwert

 

»Ich wollte mich lebendig fühlen!«

Christiane Gut über Gaëlle Guernalec-Levys erotischen Roman & Hörbuch »Eine Nacht im Frühling am Meer«

„Eine Nacht im Frühling am Meer“ ist der Debütroman von Gaëlle Guernalec-Levy. Claire, die Protagonistin, erzählt in der Ich-Form von ihrem ersten Geliebten bzw. Fast-Geliebten D., den sie nicht vergessen kann. Ein Trauma, das sie nie loslässt. Die Erinnerung und Fixierung wird immer stärker und entwickelt sich schließlich zur Obsession. Sie erzählt offen, sehr präzise von ihren Treffen mit D. – von den aktuellen und von denen, als sie sechzehn war. Im Nachwort des 2008 erschienenen Romans schreibt die Autorin, sie wollte einen magischen Ausnahmezustand schaffen. Ursprungsidee war: Das Verlangen einer Frau zu zeigen, weder gequält oder rein geistig, sondern auf der Basis von absoluter Hingabe. Als etwas Natürliches, Lebensfrohes und Unkompliziertes, als weibliche Sexualität, die sich von der des Mannes kaum unterscheidet. Und dafür schuf Guernalec-Levy eine „Heldin, die ihr Verlangen uneingeschränkt akzeptiert“.

Es geht um Träume, Tränen und Visionen, um Ideale, Euphorie, Zärtlichkeit, auch um Gelassenheit und Freiheit in diesem kleinen Roman. Die sinnliche, sehr authentisch geschriebene Geschichte ist jetzt als Hörbuch bei steinbach sprechende bücher erschienen. Durchgehend findet Nadja Schulz-Berlinghoff, die Sprecherin, die passende Tonlage für den Mix aus Intensität und Leidenschaft, die sich in dem Jugendfreund bündelt, und dem Wunsch, dem Alltag zu entfliehen und ganz leicht in einer ménage à trois, das zu vollenden, was Claire als Mädchen nicht gelungen ist. Mit dem erotischen Timbre ihrer Stimme trifft Schulz-Berlinghoff die Klangfarbe für die direkten, sehr sicher geschriebenen erotischen Stellen. „Wo du willst, wie du willst und wann du willst!“ beispielsweise klingt bei ihr echt – weder schwülstig noch gekünstelt. Man glaubt, die unbedingte Lust der Claire zu fühlen. Man spürt, dass D. für Claire alles verkörpert, was sie am Sex liebt, man hört ihre Glücksmomente. Aber auch die andere Seite des Romans bringt die Sprecherin überzeugend zu Gehör: die Reflexionen der Ich-Erzählerin über ihre Rolle als verantwortungsbewusste Mutter zweier Kinder und liebende Ehefrau, über das Flucht- und Trostmittel Sex und über die Frage, wie viel Freiheit, Vertrauen und Eifersucht eine Beziehung braucht bzw. verkraften kann.

Die französische Autorin und Journalistin – sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Paris – spricht in einem Interview davon, „dass Hingabe für sie der Schlüssel zu einer erfüllten Sexualität sei“. Ihrer Meinung nach leiden Frauen und Männer in westlich orientierten Gesellschaften unter mangelnder Sehnsucht und Begierde. Die Frage lautet heute nicht: „Habe ich das Recht es zu tun?“, sondern vielmehr „Wie bekomme ich Lust?“. Dass Alltagssorgen wie Arbeitslosigkeit guten Sex oft als puren Luxus erscheinen lassen, versteht sich von selbst. Inwiefern die Wirtschaftskrise unsere Lust beeinflussen wird, bleibt abzuwarten. Sie kann negative Auswirkungen haben oder, wie in repressiven Gesellschaften, die Sinnlichkeit als letzten Freiheitsraum stärken.

Auf der Basis ihrer eigenen Tagebuchaufzeichnungen schrieb Gaëlle Guernalec-Levy einen knappen, sehr sinnlichen Roman voller Leichtigkeit, unterlegt mit vielen melancholischen Momenten. Dabei zeigt sie die unterschiedlichen Facetten der Sexualität, ein „nobles“ Thema, über das sie schon immer gerne schrieb: Hingabe und Leidenschaft sind ein Lebenselixier, ein Antidepressivum, das Leiden vergessen lässt, sie können aber auch zur Obsession werden. Durch den Wechsel aus Rückblicken und der Schilderung der aktuellen Situation mit dem zentralen Wochenende in der Normandie – zusammen mit D. und ihrem Mann – erzeugt sie Spannung. Nie weiß man, was Fiktion, was Realität ist. Im Schlusskapitel wird das Verwirrspiel aufgelöst: Claire hat ihre Jugendliebe D. nie wiedergesehen –  „wenn es ihr schlecht geht, flüchtet sie sich in seine Arme“. Der Autorin gab das Schreiben darüber die Freiheit, das eigene Leben in hundert Variationen zu leben. Die Frage lautet einfach nur: „Genügt es zu phantasieren, um zu leben? Muss man nicht auch leben, um zu phantasieren?“


 

Gaëlle Guernalec-Levy
Eine Nacht im Frühling am Meer
Roman
Aus dem Französischen von Nathalie Mälzer-Semlinger
Aufbau-Verlag
Gebunden, 148 Seiten,
978-3-351-03262-3
16,95 €

Eine Nacht im Frühling am Meer
Gaëlle Guernalec-Levy,
steinbach sprechende bücher
ungekürzte Lesung, 3 CDs,
ISBN 978-3-88698-851-8.


 


Glanz & Elend
- Magazin für Literatur und Zeitkritik

Literatur     Blutige Ernte     Sachbuch     Bilderbuch     Zeitkritik     Termine     Filme     Preisrätsel     Das Beste     Impressum     Mediadaten