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Spröde, sperrige, verschlossene Hauptfiguren fühlen sich in allen Romanen Klaus Böldls heimisch, denn der Autor bedrängt sie nicht, er lässt ihnen stets genügend Zeit und Raum zur Entfaltung. Die großartige Natur der meist nordeuropäischen Schauplätze bietet ihnen die Gelegenheit für viele endlose Wanderungen, Spaziergänge und Ausflüge, die Klaus Böldl mit seiner ruhigen, prosaischen Sprache beinahe wie ein Maler begleitet. Aus jedem Satz spricht die Liebe zu diesen Landschaften und den Menschen, die dort leben. Böldls Romane strahlen eine tiefe Ruhe, ja zuweilen eine fast magische Stimmung aus. In seinem jüngsten Roman »Der nächtliche Lehrer« gibt es von all dem jedoch zuviel. Zu oft sind die Wälder anthrazitfarben, das Gras je nach Jahreszeit gelbgrau oder gelbgrün, zu viele Rehe laufen durchs Bild und zu unnahbar bleibt der Protagonist. Endlos viele Vergleiche durchziehen die Sätze und gelegentlich wird man von schiefen oder überladenen Bildern aufgestört, wie man sie von Klaus Böldl nicht gewohnt ist: von schlaftrunkenen Hummeln, die über Halme hinwegstieben oder dem Schatten einer Katze im Laternenlicht, wo die Katze höchstpersönlich Klischee genug gewesen wäre. Die Geschichte ist schnell erzählt: Lennart, 25, tritt Anfang der 1980er Jahre eine Stelle als Kunst- und Religionslehrer in Sandvika an, einem kleinen Städtchen in der Einsamkeit des schwedischen Nordens. Schon bald lernt er die Bibliothekarin Elisabeth kennen, sie werden eher beiläufig ein Paar, Elisabeth wird schwanger, sie heiraten. Kurz vor der Niederkunft stirbt Elisabeth bei einem Verkehrsunfall. Lennart zieht sich weiter und weiter von der Außenwelt zurück und wird immer sonderlicher. Jahrelang trägt er nichts anderes als den schwarzen Hochzeits- und zugleich Beerdigungsanzug. Eines Tages veröffentlicht er ein Buch, über dessen Inhalt man im Unklaren bleibt. Unerklärlich bleibt auch, wieso »Waldgedanken« nach einiger Zeit ein solch großer Erfolg wird, dass Lennart in ganz Europa Lesungen in überfüllten Sälen abhält. Dies lässt ihn jedoch vollkommen kalt. Er nutzt lediglich die Tantiemen dazu, seine Stelle als Lehrer zu kündigen und sich noch weiter zurückzuziehen. Nachts brennt nun manchmal im Schulhaus Licht, wenn Lennart, der den Schlüssel unwidersprochen behalten konnte, durch die Räume streift und sich die Zeichnungen der Kinder anschaut. Aus. Warum werden Lennart und Elisabeth ein Paar, wo ist die Liebe dabei? Treibt die Erschütterung über Elisabeths Tod Lennart in die Isolation oder ist es für ihn vielleicht eher eine willkommene Gelegenheit, der Welt zu entfliehen? Man bekommt keine Anhaltspunkte. Lennarts Innenleben bleibt vollkommen verschlossen, Gefühle zeigt er fast nur in seinem Verhältnis zur Natur, in seiner Sehnsucht nach dem ersten Schnee etwa. Der Autor wahrt stets einen so großen Abstand zum Erzählten, dass man den Eindruck gewinnt, er kenne seine Figur selbst nicht richtig, er protokolliere nur. Dem angemessen lässt er die wenigen Überraschungen der Geschichte in Spaziergängen und Landschaftsbeschreibungen ungenutzt verpuffen. Das ist sogar für eine Leserin zu wenig, die einen ruhigen Erzählfluss schätzt und das neue Buch von Klaus Böldl gespannt erwartet hat. Sie klappt das Buch nach 126 Seiten zu, seufzt bedauernd und zuckt mit den Schultern, unberührt, fremd geblieben, ausgeschlossen. Aber voller Zuversicht: Klaus Böldl wird weiter Bücher schreiben und er kann es viel besser, als er es in »Der nächtliche Lehrer« zeigt. |
Klaus Böldl |
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