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Zauber der fluiden Erzählung Christopher Nolans »Inception« Von Peter V. Brinkemper Christopher Nolan legt mit »Inception«vor der Produktion des dritten Batman-Teils (voraussichtlich 2012) einen weiteren Independent-Auteur -Film vor. Die Wiederkehr der Kategorie des Auteur im Big-Budget-Format ist ein erfreuliches und zugleich ambivalentes Ereignis für die Filmwelt. Sie bedeutet einen Schuss Intelligenz, vor allem in der nichtlinearen Führung des Plots und in der möglichen Vertiefung der Charaktere und Beziehungen, wie ihn das kommerzielle Kino angesichts des rasanten, aber oft leeren Fortschritts im digitalen Produktionsbereich heute dringend nötig hat.
Inception, Memento, Prestige
Sehen Sie genau hin: »Inception«
Kino-Archäologie
Kreisel und Windrad
Fluidum und Dramatik Die entscheidenden Momente, in denen Nolans Film glückt, streifen das Thema Traum und Territorium: Bodenhaftung und Bodenverlust, Verschanzung in Schwermut und Hingabe an die Schwerelosigkeit scheinen besondere Polaritäten zu sein für einen Film, in dem sich die Welt und Paris wie eine Apfelsinenschale aufrollen, und irgendwann durch den Fall in die Tiefe alles zu schweben beginnt, wie auf Parabelflügen für angehende Astronauten.
Territorialisierung und Deterritorialisierung als Leitfaden. Nicht umsonst
wirbeln Situationen und Architektur , Handlungen und Figuren, aber auch von
Stilistiken und Vorbilder phantasmagorisch durcheinander. Nolan bezieht sich
nicht nur auf der »WonderCon« in San Francisco auf Ridley Scotts »Blade Runner«
(1982) und Stanley Kubricks »2001« (1968), in denen Sets und Dramaturgie noch
fast ausschließlich durch die intensive analoge Kamerarbeit , Montage und
Matte-Paintings inszeniert und verzahnt wurden. Nun fallen einem angesichts
der Schlüssel-Szenen in »Inception« gleich dutzendweise Filmvorbilder aus den
genannten und vielen jüngeren Kinowerken ein: Von »The Fall« (Tarsem Singh,
2006), »Being John Malkovich« (Spike Jonze, 1999) bis zurück zu »The Shining«
(Kubrick, 1980; Hotels, Treppen, Toiletten und wie in »2001«zentrifugierende
Korridore mit schwerelosen Traumwandlern). Wenn die neue Architektin Ariadne
(Ellen Page) mit Dominic Cobb (Leonardo Di Caprio) auf der Bir-Hakeim-Brücke,
dem ehemaligen Pont de Passy, über die Seine in der Fußgängerzone unter der
kathedralenförmigen Metroüberführung die Möglichkeiten der urbanen Simulation in
virtuellen Spiegelansichten ins Kinobild rückt, ist weniger das Test-Programm
aus »The Matrix« gemeint, sondern die Reminiszenz an Bernardo Bertoluccis »Der
letzte Tango in Paris«(1972), die Geschichte einer einsamen und gewaltsam
endenden Amour Fou, dem Abschied des alternden Paul (Marlon Brando) von seiner
verstorbenen Ehefrau während seiner anonymen Affäre mit der jungen Jeanne
(Maria Schneider). Die »Inception«-Messerattacke der überraschend in Paris
auftauchenden Projektion von Ehefrau Mal (Marion Cottillard ) macht deutlich,
dass Dominic Cobb das Traumszenario nicht souverän beherrscht, sondern immer
wieder aus seinen Unterbewusstsein wie einer belastenden realen Vergangenheit
attackiert wird. Die Welt als Weg und Gefängnis, wie Penrose-Treppen in
Escherbildern. Die ungelöste Beziehung zwischen Cobb und Mal ist das
innerpsychische Gravitationszentrum des Films. Fahrplanmäßige Explosionen,
Metro, Züge, Zuggeräusche, gründerzeitliche Fahrstühle und moderne Aufzüge,
vibrierende Gleise und bewegliche Eisenbrücken, semikonstruktives Art Deco
geben durch ihre Motivwiederkehr den Traumsequenzen und Traumebenen des Films
ein vertikales und horizontales Raster von mathematischer Präzision und
musikalischer Monumentalität (Hans Zimmer). Zwischen fixierter Starrheit und
anscheinend fixierter Bewegung, wie auf Schienen und wie auf Skiern - Verbindung
und Ausschluss, Einsperrung und Schutz, Mauern vor dem raubtierhaften
Unbewussten. Der Verweis geht weniger auf Eurydike und den mit Musik
verzaubernden Orpheus in der Unterwelt , sondern auf die Bannung und Verdrängung
des menschenfressenden Minotaurus, auf König Minos, den Architekten Dädalos und
seinen Sohn Ikaros. Für Dominic Cobb ist der Minotaurus die immer noch
übermächtige Todessehnsucht und Weltmüdigkeit, die er mit seiner hysterisch in
den Tod gesprungenen Ehefrau assoziiert. Mit ihr hatte er sich damals von der
Realität abgewendet, um mit ihr die zeitlosen Traumweltarchitekturen zwischen
Größenwahn und Vergänglichkeit am Strand des tiefsten Unterwusstseins, eine Art
unheimliches Zuhause im zerbröckelnden Nirgendwo zu schaffen und zu bewohnen.
Nun ist er zu allem bereit, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, die
keineswegs feststehende Unschuld am Tod seiner Frau zu beweisen, um endlich
seine Kinder und seine Familie (Michael Caine als Miles) wieder zu sehen.
Vielleicht doch ein etwas zu seichter Kern für einen großen Film. Saito (Ken
Watanabe) verspricht, seinen Einfluss als Global Player für die internationale
Entlastung Cobbs einzusetzen, wenn es beiden gelingt, seinen Konzern vor der
drohenden Übernahme retten. Für Saito ist der übermächtige Rivale Maurice
Fischer der Minotaurus, den es, nicht durch Kampf und Ideen-Diebstahl, sondern
Ideeneinpflanzung sanft einzuschläfern gilt: durch eine Inception in das Gehirn
des jungen Erben Robert Fischer (Cillian Murphy), dessen zukünftiges Denken und
Fühlen um seine persönliche Eigenständigkeit kreisen soll, damit nach dem Tod
des Seniors die Schwächung und Aufspaltung des Konzerns vorgenommen werden kann.
Wenn am Ende alle Beteiligten, Partner und Rivalen, auf dem Flug zur Beerdigung
von Maurice Fischer und zur Rückkehr von Cobb in die USA, wieder aufwachen, als
ob nichts gewesen sei, wirken sie wie Fremde und Freunde, eine schweigende
Seilschaft irgendwo am Abhang zwischen Leben und Tod. »Inception« ist ein
großartiger Film geworden, faszinierend in der temporeichen und nuancierten
schauspielerischen und der visionären Inszenierung, wenn er auch stellenweise an
visueller und verbaler Überfrachtung leidet und Nolans ständige
existentialistische Dilemmata zu Sportkommentaren im Traummonopoly
degenerieren. |
Inception
CAST & CREW |
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