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Dieselbe Dame, der nächste Herr

Über Harald Martensteins Roman in 23 Miniaturen


Von Stefan Möller

Der zweite Roman von Harald Martenstein kann als Versuch gelesen werden, eine Kulturgeschichte des deutschen Paarungsverhaltens von der Mitte der Sechziger bis ins 21. Jahrhundert en miniature aufzuzeigen. Von der beginnenden Freizügigkeit der sechziger Jahre über das Aufkommen von AIDS bis hin zur weiblichen Form des Sextourismus reißt Martenstein die unterschiedlichen Facetten an. 

Im Mittelpunkt der 23 Kapitel steht N., deren Lebensweg aus Sicht der 23 Männer geschildert wird, die im Laufe der Jahre eine Beziehung mit N. hatten.
Über N. selber erfährt der Leser relativ wenig, das Gesamtbild, das sich ergibt, setzt sich aus Bruchstücken und bleibt unvollständig. Attraktiv ist sie, sexuell aktiv, unfähig, eine Beziehung zu führen, sie nennt ihre Liebhaber Bärchen und verschenkt selbst zusammengestellte Kassetten, später dann selbst gebrannte CDs, gern mit Barry White. Sie beginnt ihre berufliche Karriere als Musikkritikerin, moderiert später eine Musiksendung im Dritten, arbeitet danach in einer Fernsehredaktion, der ganz große berufliche Erfolg bleibt aus.
Und trotz all der Fakten sind ihre Persönlichkeit und ihre Beweggründe nicht greifbar. Sie scheitert an den Männern und die Männern scheitern an ihr.

Der Bogen ihrer 23 Liebhaber – eigentlich sind es nur 22, einer fährt, kurz nachdem sich die Möglichkeit einer Affäre andeutet, gegen die Berliner Mauer – spannt sich vom Gymnasiallehrer Rühl, der N. auf einer Klassenfahrt entjungfert, bis zum Afrikaner Lamin, dem N. ein Visum für Deutschland beschafft.
So unterschiedlich die Männer, so unterschiedlich ihre Ambitionen. Rühl weiß gar nicht, wie ihm geschieht, er ahnt das Unheil, kann sich der Verführung der Schülerin aber nicht  entziehen.
Ohrlich trennt sich von seiner Ehefrau, doch schon am Umzugstag wird ihm klar, dass seine Beziehung zu N. keine Zukunft hat. Im vorletzten Kapitel wird ein Szene beschrieben, die die Frage nach einer Vergewaltigung aufwirft.

Das Leben von N. ist ein ständiges Wechselspiel von Benutzen und benutzt werden. Mancher überwindet die Trennung von N. nicht, andere verletzen N. Eins ist allen gemeinsam; die Begegnung mit N. bleibt nie ohne Einfluss auf das eigene Leben.
In den Portraits der Liebhaber vermag es Martenstein, auf jeweils wenigen Seiten eine präzise Charakterstudie zu entwerfen. Plastisch erscheinen die Männer, die ihre Beziehung zu N. schildern und Einblick in ihre Persönlichkeit geben. Und dabei trifft der Leser auf komplette Arschlöcher und arme Schweine gleichermaßen. N. ist kompliziert, ihre Männer aber nicht minder.

Als Kolumnist hat Harald Martenstein die Kunst der Verdichtung trainiert und überträgt sie in den Roman.
Bei der Lektüre stört etwas, das zunächst gar nicht auffällt. Die einzelnen Portraits sind durchaus virtuos verfasst, der Roman liest sich wie aus einem Guss. Hier aber hätte man sich ein wenig differenziertere Stimmen gewünscht, so unterschiedlich die Charaktere, so identisch ist der Sprachklang. An dieser Stelle verschenkt „Gefühlte Nähe“ etwas Potential, die dieser Plot bietet.
Es bleibt ein mit Feingefühl konstruierter Roman, klug und unterhaltsam.

 

Harald Martenstein
Gefühlte Nähe
Roman in 23 Paarungen
C. Bertelsmann
Gebundenes Buch
224 Seiten
19,99
ISBN: 978-3-570-10006-6

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