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Abenteuerroman
mit psychologischem Tiefgang

Robert Louis Stevensons Geschichte eines Bruderkampfes »Der Master von Ballantrae«
 

Von Jutta Ladwig

Jeder kennt die Abenteuer des jungen Jim Hawkins und dem grimmigen Piratenkapitän Long John Silver oder die unheimliche Verwandlung des ehrenwerten Dr. Jekyll in den dämonischen Mr Hyde. »Der Master von Ballantrae« zählt ebenfalls zu Stevensons Klassikern. Leider fand dieser, wie auch andere Werke des schottischen Autors, in Deutschland wenig Beachtung. Vielleicht lag dies an der veralteten Sprache der Übersetzung, die dem Leser den Text weitgehend verleidete. Nun hat Melanie Walz im mare Verlag eine neue Ausgabe des Romans vorgelegt – übersetzt in zeitgenössischer Sprache, kommentiert und mit einem umfassenden Nachwort versehen. 

Verrat, Hass und ein Kampf bis aufs Blut

Robert Louis Stevenson (1850-1894) begann seine Arbeit an »Der Master von Ballantrae« 1887, während er sich im amerikanischen Saranac von dem Tuberkulosespezialisten Dr. Trudeau behandeln ließ. Zwischen November 1888 und Oktober 1889 erschien der Text als Fortsetzungsroman im New Yorker Scribner's Magazine, im September des selben Jahren dann bereits lag die erste vollständige Buchausgabe vor.
Die Geschichte spielt im 18. Jahrhundert beschreibt den Kampf zweier ungleicher Brüder um Ruhm, Ehre und das Familienerbe der schottischen Familie Durie. Schauplatz neben Schottland sind Amerika und Indien.

Präsentiert wird die Handlung aus verschiedenen Perspektiven. Ein fiktiver Autor gibt vor, lediglich der Herausgeber verschiedener Schreiben zu sein, welche die Ereignisse um die beiden Brüder James und Henry Durie dokumentieren. Einen großen Teil davon machen die Memoiren des ehemaligen Verwalters des Guts Durrisdeer Ephraim Mackellar aus, ergänzt werden sie durch die Berichte Colonel Burkes, einem Weggefährten des Masters.
Die Handlung setzt 1745 ein, die Zeit des zweiten Jakobitenaufstands. James Durie, der älteste Sohn des Laird of Durrisdeer, ist ein tollkühner wie skrupelloser Bursche. Während er auf Seiten von »Bonnie Prince Charlie" in den Krieg zieht, nimmt sein redlicher und zuverlässiger Bruder Henry James' Platz auf Schloss Durrisdeer ein. Im Zuge der politischen Verwirrungen verschwindet James spurlos, er wird für Tod erklärt. Sein Bruder soll nun an James' Stelle das Familienerbe antreten und auch die für James bestimmte Braut zum Traualtar führen, um so das Vermögen der Duries zu arrondieren. Doch eines Tages kehrt der tot geglaubte Master zurück und will Rache dafür, dass man ihm um sein Erbe und seine Frau gebracht hat.
James provoziert seinen Bruder zum Duell, welches Henry für sich gewinnt. Doch der leblosen Körper des Bruders wird von Schmugglern geraubt. Niemand kann mit Bestimmt­heit sagen, ob James lebt oder wirklich tot ist.

Fast zehn Jahre später erscheint der Master in Begleitung seines indischen Dieners erneut auf Schloss Durie. Henry flüchtet bei Nacht und Nebel mit Frau und Kindern nach New York. Mackellar bleibt zurück, um den Master im Auge zu behalten. Doch James findet heraus, wo die Familie sich aufhält und reist mit dem Verwalter nach.
In New York lässt Henry keine Möglichkeit aus, seinem Bruder jeden seiner kleinsten Misserfolge unter die Nase zu reiben. Schließlich macht James ihm ein Angebot: Wenn Henry ihm hilft den Piratenschatz zu heben, den James vor Jahren in der Wildnis um New York vergraben hat, wird er ihn für immer in Ruhe lassen. Henry willigt ein und es kommt zum spannenden Showdown zwischen den Brüdern.   

Piraten, exotisches Indien und Trapperromantik

»Der Master von Ballantrae« wirkt auf den ersten Blick wie eine spannende Abenteuerge­schichte. Der Roman vereinigt Seereisen, Piratenangriffe und exotische Kulissen. Auch die finale Schatzsuche in der Wildnis North Carolinas erinnert an die »Lederstrumpf«-Reihe von J.F. Cooper.

In den malerischen Landschaftsbeschreibungen zeigt sich deutlich, dass Stevenson selbst viel gereist ist, seine letzten Lebensjahre verbrachte er auf Samoa. Es gelingt ihm meisterhaft den Leser mit auf Hohe See zu nehmen. Er lässt ihm den Wind um die Nase wehen und zeigt ihm exotische Häfen und Strände – ein Hauch dessen, was Stevenson selbst gesehen hat, als er an »Der Master von Ballantrae« gearbeitet hat: »Charakter und Geschick der brüderlichen Feinde, Herrenhaus und Wälder von Durrisdeer, die Schwierigkeit, einen hausbackenen Menschen wie Mackellar zu beleben, .[...] All das leistete ihm [mir] Gesellschaft an Deck in so manchem sternenbeglänzten Hafen.«

Psychologisch feine Figurengestaltung

Doch der Roman hat mehr zu bieten als ein klassisches Abenteuer. Der Bruderzwist hat Ähnlichkeit zum Mythos von Esau und Jakob, in den Grundzügen erinnert die Konstellation zwischen dem teuflischen James und dem rechtschaffenden Henry an »Dr. Jekyll und Mr Hyde«. Doch während da die beiden unterschiedlichen Persönlichkeiten in einem Cha­rakter vereinigt sind, stellt Stevenson in »Der Master von Ballantrae« die psychologischen Doppelgänger einander als Brüder gegenüber. Durch abgrundtiefe Inneneinsichten der Fi­guren macht er die Boshaftigkeit des Masters greifbar und lässt ihn wahrhaft teuflisch erscheinen, so dass man oft an die viktorianischen Schauerromane erinnert wird.
Am Ende des Romans tritt eine Umkehrung des Bösen ein. Nun ist es Henry, der die  zerstörerische Kraft entwickelt seinen Bruder mit allen Mitteln zu vernichten. Doch keiner trägt den Sieg davon, das Böse vernichtet sich selbst und so endet der Bruderzwist für beide mit dem Tod.

Klassiker in edler Ausstattung

Facettenreich und packend beschreibt Stevenson die tragische Geschichte der Familie Durie, so dass der Roman den Leser bis zu letzten Seite fesselt. Als Meister der psychologischen Vertiefung verstrickt er Gut und Böse in einem dichten psychologischen Netz, welches Stevenson über seine Figuren ausbreitet. Die machte ihn zum Vorbild für viele Autoren wie Arthur Conan Doyle oder Jack London.

Melanie Walz fügt ihrer einwandfreien und stimmungsvollen Übersetzung von Stevensons Werk ein fundiertes Nachwort über Doppelgänger und Wechselbälger hinzu, welches dem interessierten Leser weitere Hintergrundinformationen zu Stevenson und seinem Werk bietet. Zahlreiche Anmerkungen mit Erläuterungen zu historischen Personen oder Ereignissen sowie zu Varianten erschienener Übersetzungen machen eine tiefere Lektüre möglich.
In einem preislich angemessen Rahmen erscheint die in grünes Leinen gebundene Ausgabe im Schmuckschuber, so dass auch bibliophil interessierte Sammler ihre Freude an »Der Master von Ballantrae« haben werden.
Ein Klassiker, der in keiner Bibliothek fehlen sollte, und dem es zu wünschen wäre, dass »Der Master von Ballantrae« mit dieser Ausgabe endlich aus dem Schatten der »Schatzinsel« heraustritt.
 

Robert Louis Stevenson
Der Master von Ballantrae
Eine Wintergeschichte
Roman
Herausgegeben und aus dem Englischen übersetzt von Melanie Walz
mare
352 Seiten
ISBN 978-3-86648-120-6
29,90 €

Leseprobe

 


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