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Glanz&Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik

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D-Day  reloaded

Noch einmal Cornelius Ryans längster Tag

Von Klaus-Jürgen Bremm

130.000 Soldaten der ersten alliierten Landungswelle, gegliedert in fünf Divisionen, warteten Anfang Juni 1944 in ihren Schiffen, geplagt von Seekrankheit und wachsender Nervosität auf den Tag der Landung in der Normandie, der zugleich der Tag der Entscheidung im Krieg gegen Hitlerdeutschland sein sollte. 45.000 weitere Soldaten, Briten, Kanadier, Amerikaner und Exilpolen sollten ihnen folgen, sobald die insgesamt fünf geplanten Landungsköpfe gesichert waren. Die Vorbereitungen für das Unternehmen Overlord hatten fast zwei Jahre beansprucht, von den ersten noch recht vagen Vorüberlegungen bis hin zu einem breit angelegten und mit aller Findigkeit durchgeführten fiktiven Funkverkehr, mit dem der Deutschen Wehrmacht – nicht ohne Erfolg - eine zweite Landung nördlich der Seine, am Pas de Calais, vorgetäuscht werden sollte. Doch eine Schlechtwetterfront über dem Atlantik schien allen Anstrengungen der Alliierten, in Europa endlich eine zweite Front gegen Hitler aufzubauen, wie es Stalin seit fast zwei Jahren vehement gefordert hatte, einen Strich durch ihre Rechnung zu machen. Tagelange Stürme und tief hängende Wolken im Kanal würden nicht nur die Versorgung der fragilen Landeköpfe erschweren, sondern auch den Einsatz der eigenen Luftstreitkräfte. Als sich aber doch in der heranziehenden Schlechtwetterfront eine Lücke von knapp zwei Tagen mit mäßigem Wetter abzeichnete, gab General Dwight D. Eisenhower den Befehl zum Start von Overlord. In der Brusttasche seiner Uniformbluse trug der alliierte Oberbefehlshaber und spätere U.S.-Präsident vorsorglich den Text einer Presseverlautbarung, die er jedoch nie verlesen musste. Darin hieß es: „Bei unseren Landungsoperationen im Gebiet von Cherbourg - Le Havre ist es nicht gelungen, einen starken Landekopf zu bilden, und ich habe daher die Truppen zurückgezogen. Mein Entschluss, zu dieser Zeit und in diesem Abschnitt anzugreifen, beruhte auf den bestmöglichen Informationen. Die Land-, See,- und Luftstreitkräfte haben mit großer Tapferkeit und Hingabe ihre Pflicht erfüllt. Wenn das Missglücken der Landungsoperationen auf irgendeinen Fehler zurückzuführen ist, so kann er nur mir zugeschrieben werden.“

Tatsächlich verlief die gigantische Operation jedoch beinahe nach Plan, wenn auch mit erheblicher Verzögerung. Die überraschte Wehrmacht war am 6. Juni nicht in der Lage, in den entscheidenden ersten Stunden der Invasion einen energischen Gegenangriff mit ihren beträchtlichen Panzerkräften zu führen. So gelang es den Alliierten schon bis zum Abend des ersten Tages, einen zusammenhängenden Brückenkopf zu bilden, in den sie stetig mehr Truppen und Material pumpten. In den folgenden Wochen entwickelte sich im Raum von Caen und im benachbarten Bocagegebiet des Departement Calvados ein erbitterter Abnutzungskampf, der schließlich die deutschen Verteidiger zermürbte. Während die Briten unter dem egozentrischen Feldmarschall Bernhard Montgomery die Masse der deutschen Panzerkräfte im Raum Caen frontal banden, versuchten ihre amerikanischen Verbündeten dem Gegner die linke Flanke im Raum von St. Lo abzugewinnen. Der Durchbruch, der den Amerikanern hier Ende Juli gelang, leitete die Entscheidung ein. Innerhalb von nur drei Wochen brach daraufhin die gesamte deutsche Front in der Normandie zusammen. Nur wenigen dezimierten Wehrmachtsverbänden gelang die Flucht über die Seine. Ende August 1944 war das deutsche Westheer zerschlagen und die Westgrenze des Reiches praktisch unverteidigt.

Erstmals hat sich der renommierte britische Militärhistoriker Anthony Beevor mit seinem jetzt in deutscher Übersetzung vorliegenden Studie einer Operation an der Westfront gewidmet und den Ablauf der rund 80-tägigen Schlacht minutiös in allen Phasen bis hin zur Befreiung von Paris am 25. August 1944 geschildert. Dabei kam es ihm auch darauf an, zu zeigen, dass die Kämpfe in der Normandie an Umfang und Intensität durchaus den mörderischen Schlachten an der Ostfront gleichkamen. Doch Beevor zählt nicht nur die beträchtlichen militärischen Verluste auf beiden Seiten auf – so verloren Deutsche und Alliierte jeweils 240.000 Mann an Toten, Verwundeten und Vermissten, dazu kamen aber noch einmal 200.000 deutsche Gefangene – sondern erwähnt auch die beträchtlichen Opfer unter der französischen Zivilbevölkerung. Auch wenn viele Bilder aus diesen umkämpften Tagen Franzosen an den Straßenrändern zeigen, die ihren vorbeifahrenden Befreiern zujubelten, war doch die Freude im Departement Calvados eher gedämpft. Das ständige alliierte Bombardement durch Luftstreitkräfte und Artillerie hatte nicht nur die Infrastruktur eines ganzen Departments auf Jahrzehnte hinaus zerschlagen, sondern auch rund 70.000 unbeteiligten Zivilpersonen das Leben gekosten. Dies waren mehr Tote, als die Bombardements von Görings Luftwaffe während des gesamten Krieges unter der britischen Zivilbevölkerung gefordert hatten.

Auf rund 552 Textseiten versteht es der Autor in bester angelsächsischer Erzähltradition ein plastisches Panorama einer modernen Schlacht mit all ihren Grausamkeiten und bizarren Erscheinungsformen männlicher Tapferkeit zu präsentieren, wobei er virtuos zwischen den einzelnen Perspektiven wechselt. So werden nicht nur die Entscheidungen von Politikern, Befehlshabern und Frontkommandeuren geschildert – meist in situativen Bildern-, sondern auch zahllose Gefechtsszenen bis hinunter zu den Erlebnissen einzelner Kämpfer. Dass hierbei die alliierte Seite überwiegt, mag nicht unbedingt als Nachteil erscheinen, wohl aber hinterlässt die häufige Schilderung von hungrigen und erschöpften Deutschen, die sich scheinbar wie orientierungslose Zielscheiben auf dem Gefechtsfeld bewegten und von den Amerikanern massenhaft und geradezu mit Wohllust abgeschlachtet wurden, einen faden Beigeschmack. Ein ums andere Mal fühlt man sich als Leser in alte Hollywoodstreifen aus den 1960iger Jahren versetzt, in denen tumbe Deutsche sich an Ungeschick und Feigheit gegenseitig überbieten. Offenbar waren aber die von Hitler und Goebbels so oft verachteten und verunglimpften Amerikaner insgesamt die weitaus entschlosseneren Kämpfer, die gegenüber der arischen Herrenrasse einen vielfach bezeugten Killerinstinkt entwickelten.

Zusammengeschossene Kolonnen aus ehemals stolzen Tiger I – und Pantherpanzern sowie Berge von zerschmetterten und verbrannten deutschen Kadavern schienen den Vormarsch der Alliierten weitaus mehr zu behindern als der rasch dahin schwindende Widerstandswille einer ehemaligen Besatzungsarmee. 
Insgesamt ermüdet Beevors Text jedoch den Leser recht schnell, weil sich einfach vieles wiederholt, und eine unablässige Folge von Ortschaften, Flussläufen und blutgetränkten Höhen den ständigen Blick auf die immerhin reichlich vorhandenen Karten erfordern. Dagegen fehlen operative Analysen und Vergleiche der Führungsleistungen auf beiden Seiten ebenso wie eine Einordnung des Geschehens in die Gesamtkriegführung.
Beevors Schlachtbeschreibung bleibt somit im Wesentlichen eindimensional und streift oft genug das Niveau von Landserheften. Wer dabei als Leser ein Deja-Vu-Gefühl bekommt, liegt durchaus nicht falsch, hat man es doch tatsächlich mit einer Neuauflage des klassischen Werkes von Cornelius-Ryan (Der längste Tag) zu tun, das schon vor nunmehr einem halben Jahrhundert aufwendig verfilmt wurde.

 

Antony Beevor
D-Day
Die Schlacht um die Normandie
Aus dem Englischen übersetzt von Helmut Ettinger
C. Bertelsmann
637 Seiten
28,00 €
ISBN 978 3 570 10007 3


 


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